Reiselogbuch - 2016 USA - Florida etcetera
13. Juli 2016
Hallo zusammen, da sind schon wieder... endlich... Sommerferien und heute startet das Reiselogbuch für meine diesjährige USA-Reise. Ein bisschen historisch ist das alles schon. Vor zehn Jahren war ich zuletzt in Florida. Damals, im Sommer 2006, während in Deutschland Fußballweltmeisterschaft war, bin ich zum ersten Mal mit Laptop gereist, und es gab das erste Reiselogbuch. Noch sehr sporadisch und im Stile einer Email gehalten, aber auch damals schon mit Bild des Tages. Die Tour von damals werde ich dieses Jahr zwar nicht wiederholen, aber ich werde schon einige Orte von damals, sowie auch welche von meiner allerersten Florida-Reise im Sommer 1999 wieder aufsuchen. Die diesjährige Tour soll einen eindeutigen Naturkundeschwerpunkt haben. Ich habe mir allein für die Everglades vier Tage Zeit genommen und werde auch noch so das eine oder andere National Wildlife Refuge am Wegesrand mitnehmen.
Der heutige Tagebucheintrag entsteht erstmals in Etappen. Ich sitze grade in 32.000 Fuß über dem Atlantik bei 47 Grad Nord, 34 Grad West. Wir kommen nicht gut voran. Der Wind bläst uns mit rund 100km/h auf die Nase. Air France kümmert sich ganz gut um uns, auch wenn es mit dem Essen in meinem Teil der Kabine was länger gedauert hat und das Hauptgericht folglich nur noch warm und nicht mehr heiß war. Das bin ich von Air France sonst eigentlich nicht gewöhnt, dass die so schlecht organisiert sind. Naja, der Cognac nach dem Essen hat mich milde gestimmt...
Tjaaaa... eigentlich wollte ich hier an dieser Stelle gemütlich weiterschreiben, während ich in Atlanta auf den Anschlussflug wartete, aber daraus wurde nix. Wir kamen mit Verspätung in Atlanta an, und bis ich dann Einreise, Gepäckabholen und erneut Einchecken hinter mir hatte musste ich mich schon richtig beeilen, um den Flug nach Fort Lauderdale zu kriegen. Am Gate erwartete mich dafür ein alter Freund um mich nach Fort Lauderdale zu bringen. Die Boeing 757 von Delta Air Lines mit der Registrierung N690DL war genau das Flugzeug mit dem ich vor fast 14 Jahren, am 13. August 2002 meinen ersten Flug mit Delta gemacht habe.
Als Bild des Tages gibt es einen Blick über das Vorfeld des Flughafens von Atlanta. Dem Verkehrsaufkommen nach ist er der größte der Welt. Im Hintergrund sieht man die Skyline der Hauptstadt des Bundesstaates Georgia.
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14. Juli 2016
Wie immer, wenn ich mit Zeitverschiebung zu tun habe, war meine erste Nacht ziemlich durcheinander. Aber zum Glück gab es ja heute kein „richtiges“ Programm. Nach dem Hotel-Frühstück habe ich mich vom Hotel-Shuttle zum Flughafen fahren lassen um meinen fahrbaren Untersatz abzuholen. Ein kleiner blauer Hyundai. Die Zeiten als man hier in USA für kleines Geld in nem Chevy oder Oldsmobile unterwegs war sind vorbei. Das finde ich jetzt aber auch nicht so schlimm. Erstens schont es die Reisekasse, denn der Sprit ist auch hier in Amiland inzwischen deutlich teurer als Wasser. Zweitens schont es die Umwelt, und das kann auch Amerika brauchen.
Bisher habe ich - mit einer einzigen Ausnahme (in Malaysia) - nur gute Erfahrungen mit Hyundais gemacht, und ich geh einfach mal davon aus, dass das auch hier gut laufen wird. Und so riesig sind die Strecken auch nicht, die ich hier vorhabe.
Nachdem ich motorisiert war, bin ich in Fort Lauderdale Hollywood Airport ins Parkhaus gefahren und habe ein bisschen gespottet. Wie ich vor zehn Jahren, damals grade mit meiner ersten digitalen Spiegelreflex ausgerüstet, festgestellt habe, geht das hier in Fort Lauderdale sehr gut. Und wie das Bild des Tages zeigt, kriegt man mit etwas Glück und Geschick auch sehr spannende Bilder hin. Im Hintergrund sieht man die Skyline von Fort Lauderdale. Jedenfalls war die Zeit am Flughafen heute genau das richtige. Flieger, Sonne, warm - für mich ist das Urlaub... *lach... Überhaupt habe ich mir für diese Tour kein allzu ambitioniertes Programm vorgenommen. Naturbeobachtung und Planespotting. Die ideale Kombination für mich.
Nach ein paar Stunden am Flughafen war ich dann aber auch öm und bin zurück nach Dania Beach gefahren, dem Stadtteil von Fort Lauderdale, wo mein Hotel liegt. Eigentlich wollte ich noch was Proviant einkaufen, aber nen richtigen Supermarkt habe ich hier in der Gegend nicht gefunden. Überhaupt ist die Gegend hier in Dania Beach eher traurig. Flughafenhotels, Fast Food-Restaurants und eine etwas abgehalfterte Shopping Plaza. Das war's. Mag sein, dass es am Strand aufregender ist, aber dafür bin ich ja nicht hergekommen. Und letztendlich ist es auch egal. Morgen breche ich hier meine Zelte ab, und ich war ja auch nur zum Akklimatisieren und Spotten hier in Fort Lauderdale (… und weil ich nicht in Miami International landen wollte, wo ich ja 2006 schon mal war.)
Morgen vormittag wird erst ein bisschen in Miami International gespottet, und dann geht’s zum Tor der Everglades. Dann steht die Naturbeobachtung im Vordergrund. Ich brauche Alligator-Fotos.
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16. Juli 2016
Tag Eins in den Everglades... leider ohne Alligatoren.
Ich habe den Jetlag noch nicht richtig überwunden und war heute morgen schon um kurz nach sechs wach, aber bin dann zum Glück auch noch mal eingeschlafen. Nach einem ultra-kurzen Frühstück im Hotel – es war rappelvoll im Frühstücksraum – bin ich schon gegen zwanzig vor neun hier in Florida City aufgebrochen. Beim Starbuck's noch einen kleinen Pick-me-up gekauft und dann ging's in den Everglades Nationalpark.
Die Everglades sind eine tropische Wildnis (die größte in den USA) und bilden praktisch den kompletten Süden der Halbinsel Florida südlich vom Lake Okechobee. Leider ist vieles von diesem Gebiet inzwischen durch menschliche Besiedelung, besonders den Großraum Miami, und durch landwirtschaftliche Nutzung, zerstört. Der Everglades Nationalpark dient dem Schutz der verbleibenden ca. 6000km² Wildnis, das sind ca. 20% der Original-Fläche von 1492. Wenn man es ganz genau nimmt, dann sind die Everglades eigentlich ein Fluss. Das Wasser, das aus dem Lake Okechobee rausfließt, ergießt sich auf einer Breite von dutzenden von Kilometern südlich in Richtung Meer. Die Fließgeschwindigkeit beträgt nur 400m pro Tag, und wenn man so durch den Park fährt, dann nimmt man das ganze Wasser erst mal überhaupt nicht wahr. Das sieht alles wie eine Prärie-Fläche aus. Erst wenn man aussteigt, dann erkennt man, dass das Gras aus dem Wasser hoch wächst. Kleine Inselchen, Hammocks genannt, ragen oft nur ein bis zwei Fuß über den normalen Wasserspiegel. Hier wachsen dann Bäume und hier leben auch die größeren Tiere, wie Weißwedelhirsche, und auch schon mal ein Puma oder Schwarzbär. Die Everglades sind also kein Dschungel. Das kann man auf dem ersten Bild des Tages schön erkennen. Leider eignet sich die Landschaft hier total schlecht zum Fotografieren. Es ist halt alles flach. Ab und zu steht an der Straße, die hier im Osten in den Park hineinführt, schon mal ein Schild mit ner Höhenangabe. Das höchste, was mir heute begegnet ist, waren 2,4m über dem Meeresspiegel.
Nach der Einfahrt in den Park bin ich zuerst zum Royal Palm Visitor Center gefahren. Hier hatte ich vor zehn Jahren ziemliches Glück mit Alligatoren, aber leider war der Boardwalk, der sich hier durch die Sümpfe windet, wegen Reparatur-Arbeiten bis auf weiteres geschlossen. Ornithologisch war das Glück auch nicht wirklich auf meiner Seite, denn es war heute morgen ziemlich windig, und das ist immer schlecht zur Vogelbeobachtung. Am Ende bin ich aber doch auf meine Kosten gekommen: weiße Pelikane, braune Pelikane, Truthahn- und Rabengeier, Fischadler und andere Greifvögel, Spechte, Tyrannen, Schlangenhalsvögel, Ibisse und Reiher... alles in allem schon nicht schlecht.
Gegen Mittag war ich am Flamingo Point (wo es interessanterweise trotz des Namens keine Flamingos gibt). Dort habe ich für zwei Uhr eine Bootstour durch die Mangroven gebucht. Der Süden der Everglades ist nämlich ein ausgedehntes Mangrovengebiet, der größte zusammenhängende Mangrovenwald der westlichen Hemisphäre. Aber natürlich ist auch dieser durch natürliche (und auch einige künstliche) Kanäle und Seen zergliedert, und genau da fährt man dann mit dem Touri-Boot her.
Die Zeit bis zum Beginn der Bootstour habe ich an der Bootsanlegestelle, wo es auch einen kleinen Laden gibt, mit Mittagspicknick verbracht. Es kam natürlich auch der hier in Südflorida übliche Regenschauer vorbei und siehe da, im Wasser des Bootshafens erschien die Hauptattraktion des südlichen Teils der Everglades: Spitzkrokodile. Spitzkrokodile gibt es im gesamten karibischen Raum und im Norden von Südamerika. Sie sind mir schon in Costa Rica, Panama und vor zehn Jahren auch (in Form eines einzelnen, recht schlecht zu fotografierenden Exemplars) in Florida begegnet. Die Everglades markieren die nördliche Grenze des Verbreitungsgebiets des Spitz- oder auch Amerikanischen Krokodils, so, wie die Everglades die südliche Grenze des Lebensraums des Mississippi-Alligators sind. Sowohl Alligatoren als auch Krokodile gehören zu den Panzerechsen, aber es gibt da doch ein paar wichtige Unterschiede. Besonders bedeutsam ist in den Everglades, dass Alligatoren Salz- oder Brackwasser nicht gut vertragen. Im Gegensatz zu den Krokodilen können die Nieren von Alligatoren das Salz nicht selbstständig ausscheiden und deshalb müssen Alligatoren nach 10 bis 14 Tagen im Salz- oder Brackwasser in ein Süßgewässer wandern. Deshalb sieht man Alligatoren im Süden der Everglades auch eher sporadisch. Krokodilen, inklusive dem Spitzkrokodil, macht Salzwasser dagegen nix aus. Tja, Ihr seht's auf dem zweiten Bild des Tages: ein kapitales Spitzkrokodil. Und ich bin jetzt nicht traurig, dass es heute noch keine Alligatoren gab. Zu einer Begegnung mit einem Alligator werde ich im Laufe der Tour bestimmt noch Gelegenheit haben. Für Spitzkrokodile war das aber heute die beste Gelegenheit.
Der eigentliche Hammer heute war aber meine erste Begegnung mit einem wilden Hai, also einem nicht in einem Aquarium ausgestellten. Das ganze dauerte nur eine Sekunde und für ein Foto blieb keinerlei Zeit. Der Captain des Tourbootes hatte schon ein bisschen was zu Haien im Mangroven-Gebiet der südlichen Everglades erzählt, und dann haben wir wirklich einen jungen Blacktip Shark (Carcharhinus limbatus) in einem der Kanäle gesehen. Groß war er nicht, vielleicht nen knappen halben Meter. Aber der Captain berichtete, dass er vor ein paar Tagen auf einer der Touren einen anderthalb Meter langen Grundhai (Carcharhinus leucas) getroffen hat. Da will man dann wirklich nicht mehr die Hände ins Wasser halten.
Auf dem Nachhauseweg habe ich noch an der einen oder anderen Stelle im Park angehalten und bin ein bisschen auf den Trails unterwegs gewesen, aber der Höhepunkt waren eindeutig die Krokodile... und die grade flügge werdenden Fischadler direkt neben dem Parkplatz am Bootsanleger. Ihr seht - an Bildern des Tages hatte ich heute echt Auswahl.
Morgen früh gibt es einen kurzen Abstecher zurück in die Zivilisation. In South Miami, wo ich gestern schon vorbeigekommen bin, gibt’s ne Mall, wo ich ein bisschen meine Einkaufsliste abarbeiten werde. Aber danach geht es wieder zurück in die Wildnis.
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15. Juli 2016
Ein weiterer Tag mit Flieger-Schwerpunkt. Ich habe heute vier Stunden am Zaun vom Miami International Airport gestanden und gespottet. Sehr schön. So geballt wie hier kriegt man die Fluggesellschaften Südamerikas sonst nur in Südamerika zu sehen. Ich habe richtig Spaß gehabt, und nebenbei auch noch etwas an meiner Urlaubsbräune arbeiten können... *lach... Interessanterweise sieht der Spotterplatz, wo ich heute war, noch genauso aus wie vor zehn Jahren. Wie gesagt, ein sehr guter Tag am Zaun.
Gegen drei habe ich mich dann auf den Weg in den Süden von Südflorida gemacht. Unterwegs wollte ich aber noch eine Straßenkarte von Florida kaufen. Das hatte ich nämlich zu Hause vergessen. Wenn Ihr jetzt denkt, dass das ja nicht so schwer sein kann, schließlich gibt’s auch in Amerika Tankstellen, dann kann ich Euch nur entgegenhalten: „Doch, das ist schwer“. In Tankstellen bzw. Tankstellen-Shops gibt’s hier keine Straßenkarten mehr. GPS und Google Maps lassen grüßen. Ich hatte deshalb heute morgen noch kurz gegoogelt, wo sich eine Filiale von Barnes&Noble, eine der größten Buchhandelsketten der USA, am Wegrand befinden würde. Es gibt eine in South Miami und da bin ich auch wirklich fündig geworden und jetzt stolzer Besitzer einer auf Papier gedruckten Straßenkarte von Florida. Ich weiß... sehr 'old school'...
Dann ging's auf dem Highway 1 nach Süden. So richtig gut voran kam ich nicht, weil ich einerseits in den Freitagsfeierabendverkehr geraten war, und andererseits das Konzept der grünen Welle hier, zumindest in den südlichen Vororten von Miami, nur sehr halbherzig umgesetzt worden ist. Besser lief es dann, als ich auf's platte Land kam. Platt ist dabei wörtlich zu nehmen. Die Gegend hier ist echt flach. Ein bisschen eingekauft habe ich unterwegs auch noch, vor allem Wasser, sowie Müsli-Riegel und Plätzchen für die Mittagspicknicks der kommenden Tage. Während ich durch den Walmart Neighborhood Market von Homestead spazierte prasselte draußen ein subtropisches Gewitter nieder.
Um kurz nach fünf hatte ich Florida City, mein Etappenziel für heute erreicht... und zu diesem Zeitpunkt noch kein einziges brauchbares Foto gemacht, auf dem kein Flieger drauf war. Obwohl es sich zeitlich eigentlich nicht mehr lohnte, bin ich noch zum Eingang des Everglades National Parks gefahren. Zum einen hatte ich so die Gelegenheit, die Strecke für morgen schon mal auszukundschaften, und zum anderen kann ich Euch heute auch noch ein flugzeugfreies Bild des Tages anbieten.
Eine Sache hat mich allerdings echt überrascht. Obwohl ich vor zehn Jahren ja schon mal hier in der Gegend war hatte ich keine Erinnerungen mehr. Nicht an die Strecke von Miami hier nach Florida City, noch an die Gegend. Nur an die Szenerie, die Ihr auf dem Bild des Tages seht und die Gegend da drum herum konnte ich mich noch problemlos erinnern. Wenn ich wieder zu Hause bin muss ich mal nachkucken, wo ich damals vor meinem Besuch in den Everglades übernachtet habe.
Morgen kommt dann Teil 1 meiner diesjährigen Everglades-Erkundung. Es wird bestimmt spannend, nicht nur wegen den Alligatoren.
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17. Juli 2016
Tag Zwei in den Everglades... heute mit Alligator... genau EINEM Alligator.
Es gibt ja Tage, da läuft einiges nicht so, wie man es sich vorgestellt hat. Heute hatte ich so einen Tag.
Auf das Hotelfrühstück habe ich heute morgen direkt verzichtet und habe ganz auf die Starbuck's-Karte gesetzt. Auf dem Highway 1 ging es dann zurück in Richtung Miami, wo ich in South Miami in der Dadeland Mall ein bisschen shoppen wollte. Aber wie das so ist - heute ist Sonntag und der Laden macht erst um 12 Uhr auf. Da hätte ich noch anderthalb Stunden warten müssen. Diese Zeit wollte ich aber besser nutzen und bin wieder aufgebrochen zu meinem nächsten Ziel in den Everglades. Eigentlich alles easy. Von South Miami über den Highway 826 bis zum Highway 41, der 8 Street... auch Calle Ocho genannt. Schon mal CSI:Miami gekuckt? ;-)
Das Problem, dass sich mir aber langsam auftat war das Tanken. Heute morgen hätte ich in Florida City für 2,14 US$ pro Gallone tanken können, aber da war der Tank noch zu nem Achtel voll. Im Großraum Miami lagen die Preise deutlich höher, und so habe ich bis zuletzt auf zumindest 2,19 gehofft, als es wieder aus der Stadt rausging. Was ich dabei allerdings nicht im Blick hatte war, dass der Highway 41 eine der Hauptstraßen auf dem Weg zum Golf von Mexico ist, und von vielen Touristen frequentiert wird. So habe ich dann notgedrungen und zähneknirschend für 2,39 getankt. Ziemlich ärgerlich. Und ich hab's auch bei ner Tankfüllung von 15,00 US$ belassen... womit der Hyundai allerdings auch wieder zu Dreivierteln voll war.
Mein nächster Stopp war das Shark Valley Visitor Center im Everglades Nationalpark. Das liegt ein paar hundert Meter südlich des Highway 41, der die nördliche Grenze des eigentlichen Nationalparks, allerdings nicht der Everglades an sich, markiert. Auf dem Weg dahin bin ich an etlichen Anbietern für Airboat-Touren vorbeigekommen. Das haben die meisten von Euch bestimmt schon mal im Fernsehen gesehen, diese propellergetriebenen Boote, mit denen man durch die Everglades fährt. Im Nationalpark selber sind diese Dinger – meiner Meinung nach sowieso ein ziemlicher Touri-Quatsch – verboten, weil sie die Vegetation zerstören und die Tierwelt durch ihren Lärm stark beeinträchtigen. Richtig was sehen kann man von so einem Airboat also nix, abgesehen von den angefütterten Alligatoren. Da bleibe ich doch lieber bei weniger kontroversen Möglichkeiten, die Everglades zu erleben, und zwar im Nationalpark selbst und nicht irgendwo außerhalb.
In Shark Valley kann man auf drei Weisen die Everglades erkunden: zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit einer Tram. Endpunkt des Wegs ist ein Aussichtsturm mitten in den Everglades, der vom Visitor Center 12km entfernt ist. Zu Fuß schied also schon mal aus, wegen der Länge der Strecke und der zur Verfügung stehenden Zeit. Gegen das Fahrrad habe ich mich entschieden, weil es a) windig und b) brutal heiß war. Blieb also die Tram - keine wirkliche Straßenbahn auf Schienen, sondern ein biodieselbetriebenes Gefährt mit Sitzbänken und einem Anhänger, ebenfalls mit Sitzbänken. Zwei Stunden dauerte die Fahrt und unser Guide hat schön über die Everglades, die Alligatoren, die Vögel und die Gefahren, die dem Park drohen, erzählt. Es gab ein paar Reiher zu sehen und sehr viel Everglades-Landschaft, der aber, wie schon in den vergangenen Tagen erwähnt (und von unserem Guide auf der Tram-Tour noch mal bestätigt) so ein bisschen der Wow-Faktor fehlt. Was es nicht gab, das waren Alligatoren. Wobei ich dann heute erfahren habe, dass jetzt im Juli, auf dem Höhepunkt der Regenzeit, die Alligatoren sowieso weit verstreut und entsprechend seltener zu sehen sind. Ich sah mich also auch heute schon ohne 'gator nach Hause kommen, und da mir zu allem Überfluss noch ein Riemen meiner fast neuen Hiking-Sandale gerissen ist (da werde ich mit North Face mal ein Wörtchen reden müssen), war meine Laune begrenzt gut, als ich gegen viertel vor drei heute nachmittag von Shark Valley aufbrach.
Aber was soll ich sagen? Unverhofft kommt eben dann doch oft und neben dem einleitenden Satz dieses Logbucheintrages hat das Bild des Tages Euch ja bestimmt schon verraten, dass es heute endlich einen Alligator für mich gab... ganz profan im Kanal, der vor dem Visitor Center des Big Cypress National Preserve vorbeiläuft. Das Big Cypress National Preserve schließt sich im Nordwesten an den Everglades Nationalpark an. Hier habe ich auch noch eine kleine Fußtour auf einem schönen Boardwalk durch die Sümpfe unternommen.
Jetzt sitze ich grade in meinem Motel in Everglades City, dem westlichen Tor zu den Everglades. Die „Stadt“ hier kann man kaum beschreiben. Der Kontrast zu den Hochhäusern, Schnellstraßen und Bentleys von South Miami könnte kaum größer sein. Rund 400 Menschen leben hier und das ganze strahlt eine fast karibische Ruhe aus. Heute Abend war ich im Oyster House essen. Die Preise waren zwar recht sportlich, aber dafür gab es auch lokal gefangenen Grouper (eine Fischart), der sehr gut geschmeckt hat... und das ganze zur Begleitung von Country Music aus der Stereoanlage des Restaurants. Spätestens da war mir klar, dass ich wieder in den Südstaaten angekommen bin. Wozu ich mich allerdings nicht entschließen konnte, das waren die lokalen Spezialitäten, die auf der Speisekarte angeboten wurden: Alligator und Froschschenkel. Beides sehr typisch für Süd-Florida, aber da hat mich der Mut verlassen.
Morgen werde ich mich im Visitor Center des Nationalparks mal beraten lassen, wie ich mir hier im Westen die Everglades am besten erschließe.
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