9. August 2014

Heute morgen war es soweit. Der Hauptgrund für unsere Norwegen-Tour stand auf dem Programm. Eine Moschusochsen-Safari. Wir hatten keine Kosten und Mühen gescheut und einen Guide nur für uns engagiert. Terje war pünktlich um 9 Uhr bei uns am Quartier und nach einer kurzen Einführung sind wir losgefahren.
Zuerst mal ein paar Hintergrundinformationen. Moschusochsen gab es in Europa während und nach der letzten Eiszeit in vielen Gebieten, aber sie sind mit der Klimaveränderung auf dem europäischen Festland überall ausgestorben, ähnlich wie die Mammuts. In den 1930er Jahren kam eine Gruppe von norwegischen Jägern auf die Idee, einige Moschusochsen aus Grönland im Dovrefjell-Gebiet anzusiedeln. Leider überstand diese Gruppe den Zweiten Weltkrieg nicht, aber in den 1950er Jahren hat man einen zweiten Versuch unternommen und dieses Mal war man erfolgreich. Rund 300 Moschusochsen leben heute auf den ca. 2.000qkm, die im Fjell hier unter Schutz stehen, als Dovrefjell- und Rondane-Nationalpark. Diese Moschusochsen kann man unter fachkundiger Führung besuchen.
Wir hatten uns im Vorfeld unserer Tour entschieden, einen Guide nur für uns drei anzuheuern, anstatt uns einer der regulären geführten Touren anzuschließen. Eine goldrichtige Entscheidung. Die Alternative wäre nämlich heute morgen eine Gruppe von 25 Leuten gewesen. Terje betreibt in Dombas (ca. 20km von Furuhaugli) ein Low-Budget-Motel und eine Agentur für Führungen zu den Naturwundern der Gegend, allen voran den Moschusochsen. Wir wurden also vom Chef persönlich geführt. Bei der Planung unserer Tour hatte ich ja ein paar Mal mit Terje gemailt, und ich muss sagen, er sah genauso aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, nur ein bisschen kürzer gewachsen. Da ein Teil seiner Familie aus Itzehoe stammt spricht er ziemlich gut Deutsch,und er ist absolut vernarrt in Moschusochsen. Er verbringt jedes Jahr ungefähr 250 Tage draußen im Fjell, um die Tiere zu beobachten und Touris hinzuführen, entweder individuell wie uns, oder in der Gruppe.
Nach einer kurzen Fahrt wurden die Autos geparkt und dann ging's zu Fuß in den Dovrefjell-Nationalpark. Das erste Tier, dem wir begegnet sind, war kein Moschusochse, sondern ein Lemming. Diese übellaunigen Wühlmausverwandten treten normalerweise als Einzelgänger auf, und so war's auch heute bei uns. Drei Lemminge, zwei lebendige und einen toten haben wir gesehen, aber jeden für sich.
Ungefähr ne Stunde Fußmarsch durch das Fjell haben wir gebraucht, dann hatte Terje eine Herde Moschusochsen für uns aufgespürt. Moschusochsen sind keine Rinder, sondern mit den Schafen verwandt. Schafe, die im günstigsten Fall über 500kg auf die Waage bringen. Da die Überlebensstrategie der Moschusochsen darin besteht, sich einer Gefahr zu stellen, anstatt vor ihr wegzulaufen, ist es nicht schwer, sie zu beobachten (vorausgesetzt, man findet sie). Allerdings hassen Moschusochsen Überraschungen, und deshalb spricht man beim Anmarsch auch ganz normal und achtet drauf, dass sie gut erkennen können, dass da jemand kommt. Dann kucken sie einen ein bisschen an, und verlieren recht schnell das Interesse an den Menschen. Vorausgesetzt, man hält den Sicherheitsabstand von 200m ein.
Wie das Safari-Glück es wollte stießen wir auf dem Weg zu der gesichteten Herde noch auf eine zweite Familie Moschusochsen, so dass wir auf einen Knall 16 Moschusochsen in Kamerareichweite hatten. Oder waren es 17? Moschusochsen zu zählen ist ähnlich schwierig, wie eine Gruppe Schüler zu zählen. Selbst wenn sie nicht besonders flott sind, laufen sie ständig rum oder es verschwindet mal einer. Darüber hinaus legen sich die Moschusochsen auch immer wieder mal hin und so bin ich nicht sicher, wieviele es jetzt wirklich waren.
Eine ganze Zeit lang haben wir das Treiben der beiden Herden beobachtet, das hauptsächlich aus Fressen, Dösen und auch schon mal die Kleinen säugen bestand. Ich muss sagen, es war absolut genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Hammer! Zusätzlich zu den Moschusochsen hatten wir dann auch noch das große Glück, einen kleinen Trupp Rentiere zu sichten. Im Dovrefjell leben die einzigen wirklich wilden Rentiere Europas, und als Terje erzählte, dass er von 250 Tagen im Jahr im Fjell an vielleicht zehn Rentiere sieht war uns klar, dass wir richtig großes Safari-Glück hatten. Die Rentiere hier sind nämlich sehr scheu.
Um die Geduld der Moschusochsen nicht über Gebühr zu strapazieren haben wir uns nach ner gefühlten halben Stunde Beobachtung auf den Rückweg gemacht...  und sind dabei nochmal zwei Moschusochsen begegnet, in diesem Fall Bullen ohne Familie, die ähnlich wie Elefantenbullen zu zweit oder in kleinen Trupps unterwegs sind. Den beiden sind wir unter Terjes sachkundiger Führung richtig nahe gekommen und die beiden haben sich das auch gefallen lassen. Der kleinere der beiden war dabei allerdings nicht so wirklich entspannt. Wenn man bedenkt, dass Moschusochsen trotz ihres  behäbigen Aussehens sehr behende sind und Geschwindigkeiten von 60km/h erreichen, dann ist klar, warum man ihnen besser nicht auf die Nerven geht.
Die beiden Bilder des Tages erklären sich von selber. Ihr könnt Euch denken, wer demnächst auf meiner Webseite im Safari-Bereich „Europa“ Einzug hält.
Am frühen Nachmittag war unsere Moschusochsen-Pirsch vorbei und wir haben Terje bezahlt und verabschiedet. Den Rest des Tages haben wir noch eine kurze Wanderung unternommen und sind dann nach Dombas, der nächste größere Ort von Furuhaugli aus, gefahren, und haben ein bisschen eingekauft. Heute abend wurde nämlich gegrillt.
Da das Pflichtprogramm dieser Tour nun schon erledigt ist, können wir in der verbleibenden Zeit ein bisschen Kür betreiben. Wie genau die aussehen wird, das hängt allerdings vor allem vom Wetter ab. Ich werde morgen berichten. Eines steht aber schon fest: morgen abend gibt es eine professionelle Elchsafari.

 

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27. März 2010

Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.
Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.