3. April 2010

Okay – solltet Ihr diesen Logbucheintrag vor dem vom 2. April öffnen, dann macht ihn erst mal wieder zu und lest den Eintrag von gestern :-) Und kuckt auch hier das Bild noch nicht an.

 

Nach dem Essen und dem Sonnenuntergang hatte ich mich gestern Abend dann erst mal was hingelegt. Adam war noch am Wasser abkochen und zu sehen gab's auch nix. Jackie hatte schon gesagt, dass die Tiere vor Mitternacht sowieso nicht rauskommen.
Was dieser Dschungel nachts für Geräusche macht, das kann man sich kaum vorstellen. Ich habe zum Beispiel keine intensiven Erinnerungen daran, dass es am Amazonas nachts so laut war. Jedenfalls hier in Taman Negara ist die Hölle los. Die einzigen Wirbeltiere, die meines Wissens nicht dazu beitragen sind die Fische, aber auch da bin ich mir nicht so ganz so sicher. Man hört Vögel, Geckos, Frösche, in der Ferne immer wieder mal Gibbons (deren Chor ein bisschen was von Brüllaffen hat und auch ähnlich weit über Kilometer durch den Dschungel halt, aber dann doch melodischer ist). Und dann noch die Insekten! Hier gibt es eine Zikadenart, die klingen haargenau wie dieses künstliche, auf altertümlich getrimmt Handy-Klingeln, das an ne richtige Telefonklingel erinnert aber eben auch nur dran erinnert. Wenn hier diese Zikaden loslegen, dann ist der erste reflexartige Gedanke, „Kann mal jemand an das Handy gehen?“ Ein tolles Konzert, jedenfalls, das sich auch noch beständig veränderte.
So richtig Ruhe hatte ich dann doch nicht. Der Kaffee, den Jackie mir nach dem Abendessen gemacht hatte, und die gefühlten 2,5mm Iso-Matte taten ihr Übriges und ich bin so, naja, ich denke mal gegen 12 wieder runter vom Bett und habe mich ans Fenster gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt waren noch die Insekten, die Geckos und die Frösche zu Gange, aber zu sehen gab's nichts außer den Hochgeschwindigkeitsglühwürmchen, die sehr zielstrebig über die Lichtung schossen. Nicht so verträumtes Hin- und Herschweben wie in Europa. Nach ner Stunde ohne Tierbeobachtung habe ich es dann noch mal mit Schlafen versucht und Jackie hatte auch gesagt, dass man die Tiere hören würde, wenn sie kämen und er würde davon wach und uns auch wecken.
Gegen zwei bin ich dann wieder aufgestanden. Der tolle Sternenhimmel war mittlerweile vor dem Mond verblasst, der so hell schien, dass man eigentlich gar keine Taschenlampe brauchte um zu sehen, ob sich was bewegte. Das Mondlicht machte aus den Büschen auf der Lichtung fantastische Formen und so wie der Mond sich weiter bewegte veränderten sich natürlich auch die Schatten, so dass man manchmal echt dachte, „Oh – da steht was.“ Aber im Schein der Taschenlampe waren's dann doch wieder keine Wildschweine, Sambar-Hirsche, Tapire, Gaure, Elefanten oder Nashörner, sondern nur die bekannten Büsche. Rund anderthalb Stunden habe ich Wache gehalten und wurde nur einmal fast zu Tode erschreckt, als direkt neben mir ne fette gelbbraune Maus zum Fenster reinkam. Dann habe ich mich wieder hingelegt und bin auch ziemlich fest eingeschlafen und als ich wieder wach wurde graute der Morgen über Kumbang Hide. Sehr malerisch hing der Nebel in den Bäumen und es war was frisch. Aber die Lichtung war immer noch leer. Keine Tiere. Jeff erzählte, dass er so ab vier auf der Lauer gesessen hatte, aber bei ihm hatte sich ebenfalls nix getan. Tja – insofern kann ich leider heute kein spektakuläres Bild des Tages bieten sondern zeige Euch nur unser Nachtquartier. Vor ein paar Jahren war das übrigens noch aus Holz bis sich dann eines Nachts ein paar Elefanten gegen die Pfähle gelehnt und die Touristen im Hide ziemlich erschreckt haben. Danach hat man den neuen Kumbang Hide auf Betonpfeiler gebaut. ...ich musste grade übrigens das Schreiben mal kurz unterbrechen, denn im Dschungel habe ich zwar keine wilden Tiere gesehen, aber hier in der Lodge laufen die Wildschweine einfach so zwischen den Hütten rum...
Jackie hat dann gegen halb acht Frühstück gekocht, Adam, John und Jeff haben sich ziemlich schnell auf die Socken gemacht und wir haben dann auch zusammen gepackt sind zur Bootsanlegestelle marschiert. Zum Glück mussten wir nicht die 12km von gestern zurück, sondern grade mal ne gute dreiviertel Stunde durch den Dschungel. Auf dem Rückweg über den Tembeling (so heißt er) River haben wir noch nen kurzen Stopp an einem Dorf der Orang Asli, der hier noch als Nomaden lebenden Urbevölkerung gemacht. Solchen Veranstaltungen stehe ich ja sowieso immer recht skeptisch gegenüber und so war ich froh, als wir nach 20 Minuten die Vorführung des traditionellen Feuermachens und des traditionellen Blasrohrpfeilherstellens hinter uns hatten und ich darüber hinaus mit dem Blasrohr auch im vierten Versuch die Zielscheibe getroffen hatte. Ich wollte nur noch ne Dusche :-)
Heute nachmittag gab's dann ne weitere Böötchenstour, die war allerdings eher unspektakulär. Ein paar schöne Fotos sind zwar schon dabei rumgekommen und auch etliche Vögel zur Liste dazugekommen, aber für's Bild des Tages fand ich den Kumbang Hide dann doch passender. Morgen wird’s nicht mehr so anstrengend, wir gehen zum Canopy Walkway und nachmittags zu den Fledermaushöhlen. Für morgen früh hat Jackie erst mal „Short pants, good shoes and a big bottle of water“ befohlen. Mach ich natürlich – und werde Euch morgen Abend berichten.

 

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