Ostersonntag - 4. April 2010

Frohe Ostern aus Taman Negara. Mein letzter Tag hier im Dschungel. Morgen geht es zurück in die Zivilisation. Im Moment gewittert es wieder. Hat's gestern auch schon getan um diese Zeit.
Also – zum Tag heute. Um 9 war ich mit Jackie zum Dschungelspaziergang verabredet. Mit richtigem Namen heißt er Suhaimi. Sein Spitzname „Jackie“ ist übrigens nicht irgendwas Selbstgewähltes, damit die Touristen es sich besser merken können. Den hat er schon aus seiner Schulzeit, und er kommt von Jackie Chan (ich weiß nicht ob man den besser als karatekämpfenden Schauspieler oder als schauspielernden Karatekämpfer bezeichnen sollte). Warum er allerdings seinen Spitznamen von Jackie Chan hat wollte ich ihn dann doch nicht fragen.
Wir sind also losgezogen, heute mit leichtem Gepäck und erst auf den Bukit Teresek geklettert. Bukit ist Malai und heißt Hügel und Teresek heißt gar nichts. Den Namen haben die Engländer dem Hügel recht wahllos gegeben. Der Hügel hat übrigens an der Spitze 340m über NN und rund 200m über Kuala Tahan und der Lodge. Ne gute halbe Stunde dauert's bis oben. Gefühlte zwei Liter Schweiß später hatte man dann einen wunderbaren Blick auf Taman Negara. Das Bild des Tages wäre zu diesem Zeitpunkt schon gesichert gewesen. Danach ging's zum Canopy Walkway wo man in einiger Höhe auf einer Länge von 300m Stege in die Bäume gespannt hat. Gibt mal ne ganz andere Perspektive vom Wald hier. Es schwankt zwar ein bisschen, aber man kann nicht abstürzen. Alles sehr gut gesichert. Leider war's da sehr voll. Ist halt auch nur zwanzig Minuten zu Fuß durch den Wald von der Lodge aus. Es gab also außer Bäumen nix zu sehen. Wenn man hier mal alleine morgens unterwegs wäre gäbe es bestimmt etliche Neuzugänge auf meiner Vogel-Checkliste.
Man muss allerdings sowieso sagen, dass der Dschungel hier für die Ohren noch viel spannender ist als für die Augen. Ein paar Tierstimmen erkennen habe ich inzwischen gelernt. Argus-Fasan, Indischer Kuckuck, Helm-Nashornvogel, Gibbon... gesehen haben wir zwar keines dieser Tiere (doch – nen Argus-Fasan am Beginn des Trekkings), aber gehört haben wir sie reichlich. Heute sogar etwas wovon Jackie sagte, dass es wie ein Wolf klang. Ich werde mal noch ein bisschen nachforschen, aber vorstellen könnte ich mir schon, dass es hier auch Wölfe gibt. Ist halt ein richtiger Dschungelbuch-Dschungel.
Heute nachmittag stand dann die Fledermaushöhle auf dem Programm. Da hatte ich ja doch einige Vorbehalte, vor allem, weil Jackie mir gesagt hat, dass man ziemlich dreckig wird und dass es eng ist. Schon im Vorfeld, als ich in Deutschland das Programm von der Lodge bekommen hatte, hatte ich überlegt, eventuell diesen Punkt gegen ne Vogelpirsch oder noch mal ne Bootstour auf dem Fluss zu tauschen. Gut, dass ich es nicht getan habe :-)
Nach fünf Minuten im Boot und fünfzehn Minuten zu Fuß durch den Dschungel standen wir vor der Höhle, die eigentlich gar keine so richtige tiefe Höhle ist (es gibt hier in Taman Negara auch richtige Tropfsteinhöhlen, aber das sind Mehrtagestouren, um da hin zu kommen). Die Fledermaushöhle hier hat immer wieder Luftschächte nach oben, wo die Decke der Höhle eingestürzt ist. Die Strecke, die wir unter der Erde zurück gelegt haben war so 50 bis 100 Meter, mehr nicht. Man musste auch nicht auf dem Bauch kriechen. Sich mal irgendwo durchzwängen und ein paar Meter in tiefer Hocke, das war das Maximum.
Man wurde schon ganz schön dreckig – überall Fledermausguano. Den Geruch hatte ich mir jedoch viel schlimmer vorgestellt, nach dem was ich über andere Fledermaushöhlen gehört und gesehen hatte. Die Fledermäuse – vorläufig bezeichne ich sie mal nur mit diesem Namen, das Bestimmungsbuch für die Säugetiere Südostasiens liegt gewichtsbedingt zu Hause – hingen zum größten Teil einfach schön fotogen an der Decke. Meine Kamera kam hier allerdings dann doch teilweise an ihre Limits, und in der kühlen Luft da unten beschlugen auch schon mal die Glasflächen. Genau – es war echt kühl da unten. Die Fledermäuse haben sich echt nen super Platz zum Wohnen gesucht. Ganz unbeeindruckt fliegen die auch um einen rum und man wird nicht mal angestoßen. Maximal ein Luftzug, wenn mal eine ganz dicht an einem vorbeifliegt. Eine ist mir oben durch die Haare gestrichen, aber das war echt alles. Die Fledermäuse sind ungefähr so groß wie meine Handfläche und nahmen vom Kamerablitz keinerlei Notiz.
Wir sind also ein bisschen da rum gekrochen, und ich habe versucht, Fotos zu machen. Ein paar sind sogar was geworden. Naja – und nach ein paar weiteren Metern kam das zweite Highlight der Höhle – eine Schlange. Diese Art nennt man hier Cave Racer und die ernähren sich … natürlich von Fledermäusen. Man sieht sie allerdings echt
selten, sagt Jackie, und meinte wir hätten heute richtiges Glück gehabt. Das Glück teile ich dann auch heute mit Euch und schicke zwei Fotos des Tages – weil Ostern ist und weil ich mich nicht entscheiden kann :-) Was die Fledermaus und was die Schlange ist, ist, glaub' ich, offensichtlich.
Wie gesagt – gut dass ich diese Tour gemacht hab. Wieder an der Lodge angekommen hieß es dann Abschied von Jackie nehmen. Er war echt ein toller Guide und geduldiger Führer. Wenn mal jemand von Euch hierher kommt, dann kann ich ihn echt weiterempfehlen. Würde wahrscheinlich am ehesten die Eichhorns in Phnom Penh betreffen... *lach...
Morgen geht’s erst mit dem Boot zurück über den Tembeling River und dann mit dem Bus nach Kuala Lumpur. Und ich bin sicher, auch morgen wird es was zu erzählen geben.

P.S. Übrigens, Imperator, ich habe Jackie nach Relikt-Hominiden gefragt. Was er erzählt hat ist aber zu lang um das hier auch noch zu tippen oder in ne Extra-Email zu packen, aber ich denke mal ich brauche Dich nicht dran zu erinnern, dass Du mich danach fragst ;-)

 

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