11. April 2017

Die Zivilisation hat mich wieder... naja... wenn man das Vorhandensein einer funktionierenden Internet-Verbindung als „Zivilisation“ bezeichnen möchte. Wobei auch hier in Nicaragua das Internet eine große Rolle spielt. Smartphones haben hier alle, und auch wenn ich auf Macarrón im Hotel keinen Anschluss hatte, so waren die Nicaraguaner doch alle mit ihren Handys online.
Heute morgen hieß es Abschied nehmen von den Islas Solentiname... schade irgendwie. Das hatte schon etwas sehr idyllisches und hat mir echt geholfen, aus dem Alltagsstress und aus der Zeit rauszufallen.
Der Capitan hat mich um acht zum Dock von Macarrón gefahren. Auf dem Weg haben wir noch ein bisschen Safari gemacht und eine Familie Brüllaffen getroffen. Da hätte ich schon das Bild des Tages gehabt, aber ich habe mich dann doch anders entschieden.
Am Anleger hatte ich noch ein bisschen Zeit, bis mein Boot zurück nach San Carlos ablegen sollte, und so habe ich einfach den Blick auf den See genossen. Außerdem habe ich festgestellt, dass der Betreiber meines Hotels auch ein Hostal auf der Insel betreibt. War auch sehr hübsch und vor allem nicht so abgelegen wie mein Quartier. Also sollte ich nochmal auf die Islas Solentiname fahren, oder jemand von Euch dort hinwollen, ich habe da nen Tipp.
Um kurz vor neun legte dann mein Boot ab. Heute war ich allerdings mit dem Schnellboot unterwegs, das nach einem kurzen Stopp in San Fernando Kurs auf San Carlos nahm. Die Rückfahrt dauerte deshalb auch nur halb so lang wie die Hinfahrt. In San Carlos haben wir, weil alle Reisenden weiter den Rio San Juan runter wollten, direkt an der Anlegestelle für Boote in diese Richtung angehalten. Das führte für mich allerdings zu ein paar Verwirrungen, denn mein Kontakt von Nicaragua Adventures wartete dort, wo die Boote von den Islas Solentiname ankommen, und folglich fanden wir uns nicht. Nach zwei kurzen Telefonaten mit der Zentrale war das aber auch geklärt, und es hatte den Vorteil, dass ich meine Wartezeit nicht in der überfüllten Wartehalle am Hafen verbringen musste, sondern am Anleger gewartet habe und das Treiben rund um den - okay, „Hafen“ kann man es eigentlich nicht nennen – beobachten konnte.
Gegen zwölf ging's ans Beladen, und das Boot war RAPPELvoll... ziemlich doof, weil es echt eng wurde. Nach dem Ablegen haben die übrigen Mitreisenden auch noch die Planen an der Seite des Boots runtergelassen, um sich vor dem Spritzwasser des Boots zu schützen, das je nach Windrichtung mehr oder weniger stark herein geweht wurde. Suboptimal, würde ich sagen, denn von meinem Platz ziemlich in der Mitte des Boots hatte ich so einzig einen sehr schmalen Blick nach draußen, nämlich nach Steuerbord querab. Das wurde aber dann im Laufe der Zeit besser, denn nach der ersten Stunde Fahrt begann sich das Boot langsam zu leeren, denn wir legten immer wieder am Ufer des Rio San Juan um Leute aussteigen zu lassen, aber nur noch wenige wollte weiter mit fahren. Irgendwann waren dann auch die Planen oben und ich hatte einen guten Blick auf die Landschaft drumherum. Für die Rückfahrt bin ich aber jetzt vorgewarnt und werde versuchen, mir einen Platz hinten im Fahrzeug zu sichern.
Die Fahrt ging meistens durch Farmland, am Ufer kleine Farmen und weidende Rinder, und auch immer wieder dichter tropischer Wald. Nach rund zwei Drittel der Strecke erreichten wir den Ort Boca de Sabalo, wo Mehrheit der Leute ausstieg. Hier war am Hafen richtig was los, aber ich wollte ja weiter nach El Castillo und hatte folglich nur die Dauer des Be- und Entladestopps, um mir das Treiben anzusehen. Noch mal eine gute Stunde später, so gegen drei hatten wir dann unser Ziel erreicht. El Castillo ist eine kleine Stadt mit ca. 1000 Einwohnern und hat seinen Namen von dem stattlichen spanischen Kastell, das hoch auf einem Hügel über der Stadt die Stromschnellen des Rio San Juan und damit den Weg vom Atlantik ins Innere von Nicaragua bewacht. Im 17. und 18. Jahrhundert haben sich die Engländer, sowohl in Form von Piraten als auch der Royal Navy, hier die Zähne ausgebissen. Heutzutage ist El Castillo ein kleiner, lebhafter Ort mit deutlich karibischem Flair, auch wenn es bis zur Karibik noch etliche zig Kilometer flussabwärts sind... Die Leute hier sind freundlich und obwohl etliche Touris den Ort besuchen, wird man von den Nicaraguanern, die hier leben, einfach so auf der Straße gegrüßt. Es gibt auch, wie auf den Islas Solentiname, keinen Autoverkehr. Alles sehr beschaulich und echt besuchenswert. Ich hab mich jedenfalls auf Anhieb hier wohlgefühlt. Allerdings... ich bin froh um jeden Brocken Spanisch, den ich mal an der VHS und im Studium universale gelernt habe, und auch der Langenscheidt, den ich am Flughafen in Düsseldorf noch gekauft habe, hilft. Denn mit Englisch kommt man in Nicaragua echt nicht weit bzw. weiter.
Morgen früh geht’s hier auf Dschungelexkursion. Ich bin schon gespannt. Für heute war aber dann doch eher Menschensafari angesagt, und ich konnte mich auch nicht entscheiden, welches Bild ich nehmen sollte. Entsprechend gibt es heute auch zwei Bilder des Tages. Da ist zum einen die Dorfjugend, die an einer Anlegestelle wenige Minuten vor Boca de Sabalo Spaß im Fluss hatte. Und da sind die beiden nicaraguanischen Soldaten, die am Hafen von Boca del Sabalo ihren Dienst taten... naja, der eine schrieb Listen, der andere telefonierte mit dem Handy rum. Militär zu fotografieren ist hier zwar eigentlich verboten, aber ich fand die Szene mit den beiden Jungs in Flecktarn und der groß auf die Wand gemalten Pepsi-Reklame einfach zu schön, um es nicht zumindest zu versuchen.

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