5. Juli 2023

Der Tag heute war der Erkundung von Prince Edward Island gewidmet, oder PEI, wie man hier sagt. Nach einem sehr schönen Frühstück in meinem Quartier bin ich zur Inseleroberung aufgebrochen. Der erste Programmpunkt war nur ein paar Straßen weiter. Die Kathedralbasilika St. Dunstan ist der Sitz des katholischen Bischofs von PEI. Schön neugotisch, aber für meinen Geschmack innen zu schnörkelig.
Dann ging’s nach Norden. Ihr könnt die Strecke auf der Karte ein bisschen mitverfolgen. Erster Stopp war in Cavendish. Hier atmet alles „Anne of Green Gables“. Das Buch ist eines der erfolgreichsten kanadischen Bücher aller Zeiten und eines der meistverkauften Bücher weltweit, und es gibt hier eine National Historic Site für die Autorin Lucy Maud Montgomery. Ich hab’s nicht gelesen und so sagte mir das alles nicht wirklich was. Aber es wird hier schon ein ziemlicher Hype darum gemacht.
Mein Grund, nach Cavendish zu fahren, war der Prince Edward Island National Park, der sich an der Nordküste der Insel zwischen Cavendish und Greenwich hinzieht und die Küsten- und Dünenlandschaft schützt. An einigen Stellen bin ich ausgestiegen und habe mir die Landschaft angesehen, aber unter dem wolkigen Himmel kam das richtige Strandfotofeeling nicht auf. Immerhin war ich bei der Vogelbeobachtung recht erfolgreich, wie Ihr im ersten Bild des Tages sehen könnt. Fischadler und Weißkopfseeadler sieht man hier auf PEI an allen Ecken. Für die Fischadler sind sogar extra – wie in Florida - Nistmasten aufgestellt, damit sie nicht auf den Hochspannungsleitungen brüten. Auch Weißkopfseeadler sind zum Glück keine Seltenheit mehr. Ich habe schon mehrere auf dieser Reise gesehen, allerdings noch nicht gut vor die Kamera gekriegt. Vor dreißig Jahren war man happy, wenn man auf ner dreiwöchigen Reise einen oder zwei gesehen hat. Der Fischadler auf dem Bild brütete direkt neben der Straße. Dass ich ausstieg um zu fotografieren kümmerte ihn wenig, aber als ein Weißkopfseeadler in der Ferne vorbeiflog, da war es mit der Ruhe aus und es gab nen Alarmstart. Verständlich, denn ein Weißkopfseeadler hätte keine Hemmungen, sich einen Fischadler-Jungvogel aus einem unbewachten Nest zu holen.
Eigentlich hatte ich noch mehr Vogelbeobachtung vorgesehen, aber als ich am östlichsten Punkt des Parks in Greenwich ankam, fing es an zu regnen. Mist. Ich bin also dort nur kurz ausgestiegen und habe dann die Inselrundfahrt fortgesetzt.
Prince Edward Island wird von den hier lebenden Menschen intensiv genutzt. Tourismus spielt eine große Rolle, aber auch die Landwirtschaft und das Meer. Insofern ist das zweite Bild des Tages eine typische Landschaftsaufnahme von der Insel. Eine der Hauptfeldfrüchte hier sind Kartoffeln. Ich glaube PEI ist für Kanada das, was Idaho für die USA ist, nämlich DIE Kartoffelhochburg. Ihr habt also auf dem Foto ein schönes Kartoffelfeld im Vordergrund. Ist allerdings wohl eine spät gedeihende Sorte. Man fährt hier auch an Kartoffelfeldern vorbei, wo die Pflanzen schon so groß sind, dass man den Ackerboden nicht mehr sehen kann.
Was man auf dem Bild leider nicht erkennt, das sind die Muschelzuchten in der Bucht. Der größte Teil der Buchten auf PEI wird für die Austern- und Muschelzucht genutzt. Außerdem ist der Hummerfang und die -vermarktung auf PEI sehr bedeutsam. Dieses intensive bewirtschaftete Land ist schon ein deutlicher Kontrast zu Neufundland. Ich bin gar nicht sicher, ob ich PEI so spannend gefunden hätte, wenn ich direkt aus Europa kommend hier aufgeschlagen wäre und nicht vorher tagelang in der Wildnis von Neufundland unterwegs gewesen wäre. Insofern war die Reisechoreographie bisher genau richtig.
Eine Sache konnte ich natürlich auf keinen Fall auslassen hier auf PEI. Ich war in Charlottetown am Flughafen und habe ein dreiviertel Stündchen gespottet. Das Timing war ziemlich gut, denn es gab drei Flugbewegungen in der Zeit, von Air Canada Rouge und Porter Airlines, und außerdem standen drei Businessjets auf dem Vorfeld.
Morgen geht es weiter nach New Brunswick. Ich habe einen langen, spannenden Tag vor mir. Aber wenn ich es genau betrachte: ein weiterer Tag auf PEI hätte nicht geschadet. Mir gefällt es hier gut.


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