28. Juni 2023

Ich bin am Ende der Welt angekommen… naja, fast zumindest. Auf der Karte könnt Ihr die heutige Strecke sehen. Im Moment sitze ich im Restaurant ‚The Norseman‘ in L'Anse aux Meadows und warte auf eine Premiere. Ich habe nen Hummer bestellt. Wenn nicht in Neufundland, wo denn dann? *lach… Zum ersten Mal in meinem Leben gibt es das Krustentier ganz und nicht in Stückchen in der Suppe oder der Nudelsoße.
Aber jetzt zum Tag: Nach dem Frühstück in meinem B&B in Norris Point ging's wieder mit dem Corolla auf Strecke. Ich bin echt zufrieden mit dem Auto. Fährt sich bequem, hat genug Power an Steigungen und beim Überholen und vor allem genug Platz im Kofferraum für den Sammy, die Union Bay-Tasche und das ein oder andere Gedöns wie Vorräte, Wasser etc.. Es muss also nix auf dem Rücksitz transportiert werden.
Zu Beginn des Tages habe ich noch ein bisschen Programm im Gros Morne-Nationalpark gemacht. Ein paar Fotostopps, ein kleiner Spaziergang und ein bisschen Rentierpirsch. Leider war die Safari ohne Erfolg. "Wie?" denkt sich jetzt bestimmt der eine oder die andere, die auf die Bilder des Tages gespinkst oder die heutigen Social Media-Posts verfolgt haben. Ja, es gab doch noch Karibus, aber nicht so wie ich sie mir vorgestellt habe. Vom Gros Morne-Nationalpark führt die Straße immer weiter nach Norden, zuerst an der Westküste des... ich nenn das jetzt mal den Zeigefinger von Neufundland.

So, der Hummer ist gegessen. Sehr lecker. Ich hatte bisher ja nur Erfahrung mit Shrimps, Gambas, Krabben, Garnelen oder amerikanischen Flusskrebsschwänzen, und ich muss sagen, der Hummer schmeckt richtig fein. Und war deutlich weniger Arbeit und Mühe als ich erwartet hatte.

Und damit zurück zum Logbuch: Mein zweiter Stopp war in Port au Choix. Dieser kleine Hafenort beherbergt eine der reichhaltigsten archäologischen Fundstätten aus der präkolumbianischen Zeit. Deshalb ist der Ort auch eine National Historic Site of Canada. In Port au Choix könnte man sich problemlos nen ganzen Tag aufhalten aber leider war die Zeit heute knapp. Deshalb hatte ich auch nicht so richtig Ruhe.
Ich bin zuerst zum Visitor Center gefahren. Dort hat mir einer der Ranger erzählt, dass es auf dem Gelände eine Karibu-Herde gibt. „Na, das wär doch was“, dachte ich mir, als auch schon eine Rangerin an uns vorbeiging mit den Worten, „There’s a caribou in the parking lot.“ Da stand er also draußen vor dem Fenster, der Karibu-Junge. „Der kommt öfter und stellt sich da in die Ecke“ erzählten die Mitarbeiter des Visitor Centers. Ziemlich clever, muss ich sagen. Windgeschützt und bei Regen hilft das Vordach, dass man nicht nass wird. Da kann man es sich als Karibu doch gut gehen lassen. Im Gegensatz zu den europäischen Rentieren sind die nordamerikanischen nie domestiziert worden. Das ist also ein richtig wildes Tier, das da im ersten Bild des Tages durch das Fenster kuckt. Nicht unbedingt das beste Bild, aber zu lustig, um es hier nicht zu präsentieren.
Aber nicht nur Präkolumbianisches hat man in Port au Choix ausgegraben. Im frühen 18. Jahrhundert war der Ort ein Stützpunkt für Fischer aus dem französischen Baskenland. Auch diese Siedlung wurde archäologisch untersucht. Hier in Kanada hält man ja bekanntlich auch das französische Erbe bewusst hoch. So hat man unter anderem einen der hier gefunden Steinbacköfen nachgebaut und täglich um 14:00 Uhr backen einige Mitarbeiterinnen der Gemeinde darin auf traditionelle Weise Brötchen. Die kann man sich dann mit Marmelade und Tee oder Kaffee servieren lassen. Das war heute mein spätes Mittagessen. Es gab vier Sorten Marmelade. Waldbeeren und Cranberries kennen wir ja auch, aber die beiden anderen Sorten sind typisch neufundländisch… die Namen habe ich aber schon wieder vergessen. Spannend fand ich auch die Zuckerrohr-Melasse, die man auf die Brötchen tun konnte. Obwohl das Prinzip – und auch die Konsistenz – die gleiche ist wie bei Röövekrok (Rübenkraut, Zuckerrübensirup, Grafschafter Goldsaft), ist der Geschmack doch deutlich anders.
Von Port au Choix bis zu meinem Quartier waren es noch über 200km. Neufundland ist echt groß. Zwischendurch hat es zwar immer wieder geregnet, aber es kam auch immer wieder die Sonne raus. Den ersten Teil der Strecke war die Landschaft noch durch Berge, ähnlich der Gegend von Gros Morne geprägt. Die zweite Hälfte der Strecke von Port au Choix bis hierher war die Landschaft dann deutlich flacher. Krüppelige Nadelwälder wechseln sich hier ab mit Tundra und Moor. Sehr eindrucksvoll.
An der Nordspitze des „Zeigefingers“ dreht sich alles um die Wikinger. Das zeigt sich in Namen von Geschäften, Dekoration, Werbung usw. usw. Ich wohne zum Beispiel hier im Valhalla B&B. Sehr schön übrigens.
Morgen steht die National Historic Site in L’Anse aux Meadows auf dem Programm, der Grund, warum ich mir die lange Fahrt an die Nordspitze Neufundlands überhaupt angetan habe. In L’Anse aux Meadows entstand auch das zweite Bild des Tages, vom Parkplatz der Restaurants, wo ich den Hummer gegessen habe. Schön hier, oder?


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