30. September 2023

Tag eins in Tokio. Die Nacht war komplett durcheinander nach dem langen Flug und den sieben Stunden Zeitunterschied. So habe ich es heute morgen ruhig angehen lassen und nach dem Frühstück noch mal ein Päuschen eingelegt. Um viertel vor elf habe ich mich erst auf den Weg gemacht.
Mein Hotel liegt nur fünf Minuten zu Fuß von der U-Bahn-Station Onarimon. Ich habe Euch beides mal auf der Karte eingezeichnet, damit Ihr eine kleine Vorstellung von den Entfernungen bekommt und was wo liegt. Für heute hatte ich mir kein strammes Programm vorgenommen sondern es ging mir darum, erst mal ein Gefühl für die Stadt zu bekommen. Ich muss sagen: mir gefällt es hier. Die Sprachbarriere ist nicht so groß wie ich vermutet hatte. Tokio ist ziemlich sauber, wenn auch nicht ganz so perfekt gestylt wie Singapore. Das liegt auch daran, dass einiges hier in die Jahre gekommen ist. Zum Beispiel die U-Bahnhöfe. Es ist alles tipptopp sauber, aber könnte teilweise schon mal ne Renovierung vertragen. Finde ich jetzt aber nicht schlimm.
Am Eingang der meisten U-Bahnhöfe zeigt ein Schild, wie hoch man über dem Meer ist. Nur wenige Meter. Wenn man also in die U-Bahn hinabsteigt dann ist man zwangsläufig unter dem Meeresspiegel.
Heute ist Samstag und am Wochenende geht es hier gemütlich zu. Die U-Bahnen waren nicht voll und in manchen U-Bahn-Stationen war kein Mensch zu sehen. Gar nicht so schlecht also, um sich hier zu orientieren. Leider hatte ich es heute morgen im Tran offensichtlich nicht gebacken bekommen, die japanische Pre-Paid-Daten-Karte richtig zu aktivieren. Deswegen war ich zuerst mal ohne Apps unterwegs. Hat zwar genervt, ging aber auch… *lach… Was dagegen einwandfrei funktioniert, das ist meine Suica-Karte. Das ist die Pendlerkarte mit der man die öffentlichen Verkehrsmittel hier benutzen kann, ähnlich wie die Oyster Card in London.
Drei Stationen mit einmal Umsteigen, dann war ich in Sakuradamon, dem südlichen Tor zum Gelände des kaiserlichen Palastes. Die brutale Sommerhitze, die für Tokio typisch ist, gab es heute zwar nicht, aber es war trotzdem warm und schwül. Zum Glück macht mir so ein Wetter nicht viel aus.
Ich bin gemütlich am östlichen Wassergraben vorbei spaziert und habe mir die Anlagen angekuckt. Es war so richtig klassisch wie ich mir alte Festungen in Japan vorgestellt habe. Man sieht es auch im Bild des Tages. Schwere Steinmauern, geschwungene Dächer, Wasser und viel Grün. Und das mitten in einer Abermillionenstadt. Okay, der Samstag hat bestimmt zur entspannten Atmosphäre beigetragen. Sehr interessant finde ich auch den Kontrast zwischen dem Alten und dem Neuen, denn nur ein paar hundert Meter östlich vom Kaiserpalast befindet sich der Hauptbahnhof von Tokio mit dem darum herum liegenden Geschäftsviertel.
In den Kaiserpalast selbst kommt man nicht rein. Nur einige Außenbereiche der inneren Anlage sind im Rahmen einer Führung zugänglich. Das habe ich mir aber gespart und stattdessen bin ich weiter zu den östlichen Gärten des Kaiserpalastes spaziert. Dieser Bereich gehört auch zu den kaiserlichen Palastanlagen aber er ist komplett für die Öffentlichkeit zugänglich. Hier finden sich auch noch die Reste des alten Festungsturms der Burg Edo, die während der Herrschaft der Tokugawa-Shogune (vom 16. bis ins 19. Jahrhundert) der Herrschaftssitz war. Das ganze Gelände ist heute als Park angelegt. Japanische Gärten außerhalb Japans haben mich immer ein bisschen befremdet, aber hier in Tokio ist ein japanischer Garten, noch dazu im Schatten der alten Festungsmauern, was ganz natürliches… *lach… Ich hatte in weiser Voraussicht die dicke Kamera mit und habe doch wirklich und wahrhaftig noch ne kleine Vogelpirsch einlegen können.
Gegen zwei bin ich von den kaiserlichen Gärten aufgebrochen in Richtung Bahnhof, für ein spätes Mittagessen. Ich wollte zum Auftakt der Reise was typisch Japanisches essen   und bin, dem Rat meines Lonely Planet folgend, zur Tokyo Ramen Street marschiert. Das ist keine wirkliche Straße sondern eine Ecke in der Mall unter dem Hauptbahnhof von Tokyo, wo sich mehrere Ramen-Restaurants befinden. Nach dem, was ich gelesen habe, ist Ramen essen ein großes Thema in Tokio. Es soll über 3000 Ramen-Läden in der Stadt geben. Ramen besteht aus Brühe mit Nudeln aus Weizenmehl und Ei und irgendwas drauf, Schweinebratenscheiben, weichgekochte Eier, Sojasprossen, Frühlingszwiebeln…
Der Weg zur Tokyo Ramen Street führt durch die Passagen unter dem Hauptbahnhof von Tokio. Auch hier alles sehr ordentlich und sauber. Allerdings habe ich den Trick noch nicht raus, wann man wo gehen muss. In manchen Passagen herrscht Linksverkehr in anderen Rechtsverkehr. Das System habe ich heute aber nicht rausgefunden.
In der Tokyo Ramen Street kann man sich mit Hilfe von Bildern der Gerichte für einen Laden entscheiden. Man muss dann an einem Automaten bestellen und bezahlen und kriegt anschließend einen freiwerdenden Platz zugewiesen. Auch wenn schon Ende der Mittagszeit war steppte hier der Bär. Im ersten Anlauf bin ich zwar an dem Automaten gescheitert (war nur auf Japanisch beschriftet), aber dann habe ich anderen Kunden zugekuckt, wie die das machen und konnte mir so auch ein Essen bestellen. Lange musste ich nicht warten, dann wurde mir ein Hocker zugewiesen und ich bekam mein Essen. Sehr lecker.
Nach dem Essen habe ich mich so langsam auf den Rückweg zum Quartier gemacht. Dabei bin ich unter anderem an der Vorderseite von Tokios Hauptbahnhof vorbeigekommen und konnte hier den schönen Kontrast zwischen dem alten Ziegelsteingebäude vom Anfang des letzten Jahrhunderts und den dahinter liegenden Wolkenkratzern bewundern.
Per U-Bahn ging’s zurück zum Hotel und da war es dann auch schon nach vier. Fünf Stunden Stadteroberung am ersten Tag, das musste reichen.
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