5. April 2023

Den Tag gestern fand ich zwar eigentlich schwer zu toppen, aber was soll ich sagen? Er wurde getoppt. Als ich eben hier in der „Lounge“ meinem Gastgeber die Fotoausbeute gezeigt habe, meinte er, dass er in 20 Jahren im Dschungel sowas noch nicht gesehen hätte. Es war jedenfalls ein echtes National Geographic-Erlebnis. Da werde ich gleich drauf zurückkommen.
Der Tag begann mit dem Klingeln meines Handyweckers um halb sechs heute morgen, denn es gab schon um sechs Frühstück. Heute stand eine ganztägige Jeepsafari im Chitwan-Nationalpark auf dem Programm. Ich würde Euch ja gerne zeigen, wo wir überall rumgefahren sind, aber ich würde die Strecke – selbst wenn es eine Straßenkarte des Parks gäbe – nicht zusammenbekommen. Das Wegenetz hat was labyrinthartiges. Ist auch nicht wirklich wichtig, denn selber fahren darf man hier sowieso nicht.
Nach dem Frühstück hat mich der Herbergsvater zum Fluss gefahren, wo mein Guide schon auf uns wartete. Khagendra. Ich habe eben extra nochmal nachgefragt, denn die nepalesischen Namen sind ein Alptraum. Kaum hör ich die, schon vergess ich die wieder. Vom Hotel gab es das Mittagessen in mehreren Plastiktüten mit auf den Weg und dann wurden Khagendra und ich im Kanu über den Rapti River gestakt.Von da ging es dann im Jeep weiter. Nur Khagendra und ich, und unser Fahrer (fragt mich bitte nicht nach dem Namen, aber er kannte nicht nur die Pirschwege durch den Dschungel in- und auswendig und fuhr souverän, sondern er hatte auch super Augen).
Alleine mit dem Guide sein hat für nen ernsthaften Birdwatcher wie mich große Vorteile. Die Mehrzahl der Touristen hat halt nur begrenzt Verständnis, wenn alle Nase lang für nen Vogel gebremst wird. (Meine eigenen Safaris stehen dagegen unter dem Motto „We also stop for birds.“ Wer schon mal mit mir auf Safari war, der kennt das… *lach…)
Khagendra hatte es echt drauf. Er wusste super über die Vogelwelt hierBescheid und konnte auch über die anderen Tiere viel erzählen.
Die Vogelwelt hier im Chitwan-Nationalpark ist der echte Hammer. Ich bin mal gespannt, was da alles noch zusammen kommt. Das erste Bild des Tages gibt nen kleinen Eindruck von den heutigen ornithologischen Erlebnissen. Ich hätte bestimmt 10 verschiedene Vogelfotos zu Auswahl gehabt. Entschieden habe ich mich aber ganz bewusst für den Pfau. Der Pfau ist für mich DER südasiatische Vogel schlechthin. Bei meinem Indien-Besuch 2004 habe ich Pfauen gesehen, aber digitale Fotos gibt es davon keine, und es waren auch nur ein paar. Hier in Chitwan wimmelt es von Pfauen. Man hört die Rufe überall – der typische Sound des südasiatischen Waldes – und natürlich sieht man sie auch. Auf den Wegen stehen die Pfauen und schlagen ihr Rad auf, und wenn der Jeep zu nahe kommt, dann fliegen sie auf den nächsten Baum. Ein fliegender Pfau ist ein echt krasser Anblick. Und ungelogen: die können trotz Schleppe ziemlich gut fliegen.
Wir sind also den ganzen Tag über gemütlich durch den Park gecruist und haben Tiere beobachtet. Mit durchschlagendem Erfolg. Alle vier im Park lebenden Hirscharten (Chital, Schweinshirsch, Sambar und Nordindischer Muntjak) und beide hier lebenden Affenarten (Rhesusaffe und Tarai-Hanuman-Langur) habe ich heute vor die Kamera gekriegt. Außerdem haben wir etliche Wildschweine gesehen, sowie eine Herde Gaure, die größte Art der Wildrinder.
Und Nashörner gab es. Die ersten drei sind uns schon nach ner Stunde Safari begegnet und ich hatte sogar schon ein schönes Portrait als Bild des Tages im Blick. Anderthalb Stunden später bog unser Fahrer um eine Biegung des Pirschweges und wir sahen sofort etwas großes graues in ein paar hundert Metern Entfernung. Ich dachte zuerst, es wäre ein Elefant. Es gibt hier nämlich auch vereinzelt wilde Elefanten. Als wir näher kamen stellte sich aber heraus, dass es zwei sich paarende Panzernashörner waren. Khagendras Kommentar „They are mating. Wow!“ sagte alles. Auch ein Safariguide kriegt nicht so oft Nashornpaarungen zu sehen und er erzählte mir, dass er bisher nur auf größere Entfernung und im hohen Gras sich paarende Nashörner beobachtet hatte.
Nashornpaarungen sind ne langwierige Angelegenheit und dauern zwei bis drei Stunden. Daher kommt auch der Aberglaube, dass einen zerriebenes Nashornhorn im Tee potenter machen würde. Die ganze Zeit über muss die Kuh das Gewicht des Bullen auf dem Rücken tragen. So richtig viel passiert da eigentlich nicht, zumindest nicht, dass es für menschliche Beobachter erkennbar wäre. Wir wollten gerade aufbrechen und die Safari fortsetzen als Khagendra zu zwei Nashörnern deutete, die schon die ganze Zeit in einiger Entfernung im Wald gestanden hatten. „He’s coming here.“ Einer der beiden Kolosse hatte sich auf den Weg zu dem Pärchen gemacht, mit hochgehobenem Kopf und nach vorne gestellten Ohren, der typischen Imponiergebärde der Panzernashörner. Jetzt wurde es spannend. Mit einer Schnelligkeit, die man einem Nashorn gar nicht zutraut, sprang der Bulle von der Kuh ab und ging auf den Nebenbuhler los. Und der gab auch direkt Fersengeld, wie man im zweiten Bild das Tages sieht. Panzernashörner sind erstaunlich flink und nutzen als Waffe vor allem ihre Zähne. Da war nun Stimmung in der Bude. Schlechte Stimmung. Nachdem der Bulle seine beiden Nebenbuhler auf Distanz geschickt hatte ohne das Blut floss, gab es auch noch einen Angriff auf das vor uns stehende Auto. Dank der schnellen Reaktion des Fahrers zwar ohne Blechschaden, aber Frust lag deutlich spürbar in der Luft. Wir haben dann auch diskret die Weiterfahrt angetreten.
Khagendra und ich waren den Rest des Tages ziemlich geflasht. Sowas sieht man halt sonst nur in Dokus. Da machte es auch nichts aus, dass wir keinen Tiger gesehen haben. Im Laufe der Safari haben wir dann auch noch etliche weitere Nashörner gesichtet. Ich habe bei zehn aufgehört zu zählen.
Morgen ist das Programm etwas gemütlicher. Frühstück ist um sieben Uhr und anschließend gibt es Safari vom Kanu aus auf dem Rapti River. Für morgen nachmittag ist Elefantensafari angesagt. Damit habe ich schon mal gute Erfahrungen gemacht… *lach… Ich werde berichten.
.


Inhaltsverzeichnis nächster Tag


 

 

 

Inhaltsverzeichnis nächster Tag