4. April 2023

Wenn Ihr die Bilder des Tages gesehen habt, bevor Ihr den Logbucheintrag hier lest, dann wisst Ihr schon, dass ich heute einen perfekten Tag hatte. Den Hauptgrund für meine Nepalreise seht Ihr im ersten Bild des Tages. Ein Panzernashorn. Wer sich noch an meine Logbucheinträge aus Namibia im letzten Herbst erinnert (oder mich ganz gut kennt), der weiß ja dass ich eine Schwäche für Nashörner habe. (Wer sich an den entsprechenden Logbucheintrag aus Namibia nicht erinnert, kann gerne hier nachlesen… *lach…)
Der Chitwan-Nationalpark in Nepal ist eines der wichtigsten Schutzgebiete für Panzernashörner. Diese Nashornart gibt es nur noch in Nordostindien und in Nepal. Da die Safaris hier der Schwerpunkt meiner Nepalreise sein sollten, habe ich insgesamt 4 Nächte hier eingeplant, um auch wirklich auf Nummer Sicher zu gehen. Kann man ja nicht ahnen, dass man schon vor der ersten Nacht in der Gegend hier das gesamte Pflichtprogramm erledigt hat. Breites Grinsen…
Der Tag heute startete um 8 Uhr am Rokpa Guest House im Nordosten von Kathmandu. Pünktlich auf die Minute stand Surat auf der Matte. Ich hatte noch vor dem Frühstück ausgecheckt, im Wissen, dass ich nächste Woche noch mal eine Nacht dort sein werde.
Surat ist ein super Fahrer, und sein Englisch ist echt nicht schlecht. Ich glaube ich finde es beruflich bedingt sowieso leichter, gebrochenes Englisch zu verstehen als gebrochenes Deutsch. Wir hatten auf jeden Fall schon das ein oder andere zu erzählen, Surat und ich. Und wir haben ja auch noch ein paar Kilometer vor uns.
Um zum Chitwan-Nationalpark zu kommen mussten wir einmal quer durch Kathmandu durch und dann über die Berge, die das Kathmandu-Tal umgeben. So richtig viele Straßen gibt es in den Bergen nicht. Wir reden zwar auf dieser Strecke nicht über das höchste Hochgebirge, aber in Deutschland gibt es außerhalb der Alpen nichts vergleichbares. Ich habe mich landschaftlich ein bisschen an die Küstengebirge von British Columbia erinnert gefühlt. Da gibt’s aber keine Bananen und terrassierte Reisfelder.
Wenn Dante Alighieri für die Hölle in seiner „Göttlichen Komödie“ Verkehr hätte beschreiben sollen, dann hätte Nepal ihm problemlos Material geliefert. Auf den Straßen hier ist schlicht und ergreifend die Hölle los. In Kathmandu geht es drunter und drüber – da kann die Stadt sogar Jakarta das Wasser reichen – und auf den Landstraßen ist es nicht besser. LKW an LKW, Bus an Bus, Kleinbus an Kleinbus, und dazu noch private PKWs, alle möglichen Versionen von Ribbeln und (fast) alle Nepalesen fahren wie die Henker. Immerhin sieht man keine Pferde- oder Wasserbüffelgespanne im Verkehr. Die Straßen sind schlecht und steil und nie mehrspurig. Dabei führt über die Strecke, die wir heute gefahren sind, die Hauptverbindung von Kathmandu nach Indien. Das macht die Sache nur noch schlimmer, denn die Inder fahren hier noch wilder als die Nepalesen. Überhaupt sind Inder hier nicht so besonders gut angesehen, habe ich den Eindruck. Wie auch immer, Surat ist ein super Fahrer und nicht aus der Ruhe zu bringen.
Um halb zwei fuhren wir hier vor meinem neuen Quartier in Sauraha vor, vor den Toren des Chitwan-Nationalparks. Alles ziemlich rustikal, aber die Leute sind – wie für Nepal üblich – super freundlich. Der Chef ist gleichzeitig der Leiter der örtlichen Schule und spricht, dem Goethe-Institut und einigen Jahren Selbst-Studium sei Dank, ganz passables Deutsch. Es gab den üblichen Willkommensdrink, einen Mittagsimbiss, und dann ging es um kurz nach drei auf die erste Safari. Eingeplant im Programm war das für heute eigentlich nicht, aber ich sage natürlich nicht nein, wenn ich die Chance auf ne Safari bekomme. Es war, Ihr wisst es schon, ein voller Erfolg.
Die Tour ließ sich allerdings zuerst recht langsam an. Ein paar Rhesus-Affen (genau, die mit dem Faktor) und Vögel waren alles, was wir in der ersten halben Stunde zu Gesicht bekommen haben. Wobei ich nicht unbescheiden sein will. Der Rotlappenkiebitz im zweiten Bild des Tages gehört auch zur Ausbeute dieser ersten halben Stunde. Mein persönliches ornithologisches Highlight des Tages waren allerdings die Bankivahühner. Das Bankivahuhn ist die Stammform aller Haushuhnrassen. Und wenn der Hahn im Dschungel kräht, dann klingt das wie eine Tenorversion des sonoren Kikeriki von Henry, dem Sperberhahn, der dem Hühnervolk meines kleinen Bruders vorsteht. Leider waren die Bilder nur mäßig, sonst hättet Ihr heute einen Bankivahahn als zweites Bild des Tages bekommen. Aber ich hoffe da auf die nächsten Tage.
Das erste Nashorn war dann sehr antiklimaktisch, tief in nem Tümpel drin und hinter Gebüsch ragten nur die Schnauze, das Horn und die Ohren aus dem Wasser. Hätte zur Not für ein Bild des Tages, sozusagen als Beweis für den ersten Kontakt mit einem Panzernashorn, gereicht. Nötig war das dann aber nicht, denn wir haben zwanzig Minuten später die nächsten beiden Exemplare gesichtet und ungefähr ne Viertelstunde lang beim gemütlichen Fressen beobachtet. Dabei entstand dann auch, kurz bevor die beiden sich ins Gestrüpp trollten, das erste Bild des Tages.
Aber auch ohne die Panzernashörner wäre die Tour ein schöner Erfolg gewesen. Nach knapp drei Stunden hatten wir unzählige Chitals, auch Axishirsche genannt, Sumpfkrokodile, einen Gavial (eine Krokodilart), noch mehr Rhesus-Affen, zwei Sambars (eine andere Hirschart) und etliche Vögel gesehen. Der aktuelle Stand für diese Tour ist 41 Vogelarten, und ich würde mal schätzen, dass davon 30 heute auf der Safari dazugekommen sind.
Morgen gibt es eine ganztägige Jeepsafari. Ich freu mich schon. Nachdem die Pflicht – sprich, das Panzernashorn - heute schon erledigt wurde, ist alles, was ab morgen folgt Kür..


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