25. Juli 2014

Der wilde Westen... Tja, das waren echt keine einfachen Zeiten damals. Das hab ich schon in Tombstone gesehen und die Erkenntnis hat sich heute in einer kleinen Stadt namens Lincoln noch mal deutlich vertieft. Mir ist heute eines so richtig bewusst geworden: viele der Personen, die wir in Deutschland aus Filmen kennen, Wyatt Earp, John Chisum, Pat Garrett oder Billy the Kid sind keine fiktiven Charaktere sondern echte Menschen mit einer echten Geschichte. Das heißt jetzt nicht, dass die ganzen Hollywood-Streifen in denen diese Leute vorkommen, Doku-Dramen sind. Aber jemand aus Deutschland, dessen Erstbegegnung mit dem wilden Westen in Karl May-Büchern stattfand, muss sich schon ab und zu mal bewusst machen, dass nicht alles, was man zum Thema „Wilder Westen“ liest, so frei erfunden ist wie die Geschichten, die der Mann aus Radebeul zu Papier gebracht hat.
Von Carlsbad ging die Fahrt heute morgen erst grade nach Norden bis Roswell, New Mexico... ja... DAS Roswell... das mit dem „UFO“. Im Sommer 1947 soll hier ja angeblich eine fliegende Untertasse abgestürzt sein. Wer's glaubt... *lach...  Ich empfehle in diesem Zusammenhang einfach mal 'Roswell-Zwischenfall' bei Wikipedia einzugeben. Das dazugehörige Museum habe ich mir natürlich gespart und auch sonst mich damit heute nicht weiter beschäftigt. Abgesehen von ein paar Plastik-Aliens vor Autohäusern oder Alien-Bildern auf Reklametafeln ist Roswell aber eine ganz normale Kleinstadt.
Von Roswell aus ging's dann nach Westen auf dem Highway 380 nach Lincoln. Hier hat sich im Jahr 1878 der sogenannte Lincoln County War abgespielt. Kein wirklicher Krieg, sondern eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen zwei rivalisierenden Geschäftsleuten und Ranchern... klassisches Hollywood-Material. Wobei sich die Realität nicht so leicht in Gut und Böse unterteilen lässt, wie Hollywood das gerne macht. Einer der Protagonisten im Lincoln County War war William H. Bonney, eigentlich William Henry McCarty jr. und bekanntgeworden unter dem Namen Billy the Kid. Viele Geschichten ranken sich um diesen Jungen, der im Lincoln County War für eine der beiden Seiten kämpfte. Ich will hier nicht zu sehr ins Detail gehen, denn um ehrlich zu sein weiß ich zu dem Thema noch nicht besonders viel. Aber ich habe heute in ein bisschen Literatur investiert und werde mich hoffentlich bald etwas schlauer machen können.
Lincoln ist eigentlich nur eine Straße. Viele der Handvoll von Häusern stammen noch aus den 1870er- und 1880er-Jahren. Es gibt ein schönes Museum und darüber hinaus auch noch den Laden, der einem der beiden Geschäftsmänner gehörte, auf deren Kappe der Lincoln County War geht. Auch das Gerichtsgebäude kann man besichtigen, aus dem Billy the Kid 1881 zwei Wochen vor seiner geplanten Hinrichtung floh und dabei zwei Hilfssheriffs tötete. Lincoln hat übrigens nichts von dem dick aufgetragenen Wild West-Flair von Tombstone. Keine nachgestellten Schießereien, keine kostümierten Cowboys und gefakte Postkutschen... aber umso mehr hat es mich beeindruckt, und sich damit auch das Bild des Tages verdient.
Von Lincoln ging die Fahrt weiter durch die Berge des zentralen südlichen New Mexico bis nach Alamogordo. Dabei bin ich unter anderem auch durch die Reservation der Mescalero-Apachen gekommen, womit sich der Kreis zu Karl May, und wie wenig er über die Gegend hier wusste, schließt. Einerseits eine typische Reservation, inklusive Spielcasinos, aber es scheint den Mescalero-Apachen, und den Chiricahua- und Lipan- Apachen, die die Reservation mit ihnen teilen, recht gut zu gehen. Immerhin ist es auch keine so öde Gegend, wie in der Four Corners-Region, sondern schöner Wald mit schönen Hügeln und Bergen.
Alamogordo liegt dagegen wieder in der Wüste. Es ist Heimat der Holloman Air Force Base, wo unter anderem die Bundesluftwaffe trainiert. Außerdem befindet sich hier die White Sands Missile Range, wo die amerikanischen Streitkräfte und die NASA viele ihrer Raketenprojekte getestet haben, und wo am 16. Juli 1945 an der sogenannten Trinity Site die erste Atomexplosion der Geschichte stattfand. Außerdem gibt es hier das New Mexico Museum of Space History mit der International Space Hall of Fame. Als ich da auf der Matte stand verblieben nur noch 45 Minuten Öffnungszeit. Grade genug für nen schnellen Durchgang, aber so dolle ist das Museum auch nicht, wenn man schon mal in Houston, Cape Canaveral oder im Smithsonian war. Zum Glück habe ich dank meiner Mitgliedschaft bei Air&Space Smithsonian die sechs Dollar Eintritt gespart.
Heute abend gab's mexikanisches Essen, schon zum wiederholten Male auf dieser Tour. Ich beginne, mich mit der (nord-)mexikanischen Küche anzufreunden.
Für morgen steht zuerst ein Besuch im White Sands National Monument an, und dann geht’s weiter nach Socorro.
 

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27. März 2010

Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.
Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.