31. Juli 2011


Mein zweiter und leider auch letzter Tag in Pittsburgh. Ich muss echt sagen, dass ich mit Michi und Steffi Riesenspaß hatte und dass die beiden echt ganz tolle Gastgeber sind. Aber leider geht’s halt morgen schon wieder weiter.
Heute war aber noch mal ein gemütlicher Familientag angesagt. Es ging mit einem schönen Frühstück los. Steffi hatte Pancakes gemacht. Michi meinte, dass er nicht auf Ahornsirup steht, aber ich tu das schon. Jeden Tag möchte ich zwar jetzt nicht Pancakes mit Ahornsirup haben, aber mal ist es schon echt schön. Wir haben dann noch relativ lange auf dem Deck gesessen und sind auch erst so gegen Mittag aufgebrochen. Wir hatten gestern und heute morgen ziemlich hin und her überlegt, was das Programm des heutigen Tages sein sollte und uns dann endlich für eine Tour in die Umgebung entschieden. Eine Entscheidungshilfe war dabei unser gestriger Besuch im John Heinz History Center, wo es eine Ausstellung zum Englisch-Französisch-Indianischen Krieg gab, der letztendlich in den Siebenjährigen Krieg mündete und die weltweite Machtverteilung von den Franzosen zu Gunsten der Engländer verlagerte.
Gegen halb eins heute Mittag sind wir also im Mazda der Eichhorns aufgebrochen und hatten uns als Programm für heute das Fort Necessity National Battlefield, den Ohiopyle State Park und Fallingwater ausgesucht. Damit sollten wir den Tag über ziemlich beschäftigt sein.
Von Pittsburgh nach Fort Necessity fährt man ne gute Stunde und es lag zum Glück sowieso in der Nähe der beiden anderen Sehenswürdigkeiten. Zum Glück sage ich deshalb, weil ja nicht jeder mein Interesse an solchen Lokalitäten teilt und ich auch nicht wusste, was Michi und Steffi sagen würden, als ich meinte: „Och, lasst uns noch da vorbeifahren.“ Ich war selber sehr gespannt, was uns dort erwarten würde, denn ich habe zwar schon einige Schlachtfelder in den USA besucht, aber es gab halt von 'sehr viel' bis 'praktisch gar nix' schon alles zu sehen und die pädagogische Aufbereitung war auch nicht immer, wie man es sich wünscht.
Wir hatten so gut zwei Drittel der Strecke zurückgelegt, als sich bei Michi, der auf dem Rücksitz saß, das Blackberry meldete. Tante Anne war am Telefon. Nach dem üblichen Austausch von Grüßen erzählte Michi dann, was wir grade machten und dass wir auf dem Weg zum Fort Necessity National Battlefield waren. Dann lachte er und sagte, „Meine Mutter meinte grade 'Naja, der Militärhistoriker ist zu Besuch bei Euch.'“ Hehehe... stimmte. Und der Militärhistoriker dachte sich in dem Moment:  'Hoffentlich, lohnt sich der erste Punkt des Tages. Nicht dass Steffi und Michi das nur mir zum Gefallen tun und sich hinter vorgehaltener Hand langweilen.' Zur Not war man ja aber auch schnell wieder im Auto nach nem kurzen Rundgang vor Ort und auf dem Weg zum nächsten Besichtigungspunkt des Tages.
Was soll ich sagen? Aus den 20 Minuten, die ich im Kopf für Fort Necessity veranschlagt hatte, wurden fast zwei Stunden, es war überaus kurzweilig und ich glaube auch Michi und Steffi hatten ihren Spaß.
Kurz zum historischen Hintergrund: Fort Necessity wurde im Juli 1754 von den Engländern errichtet, nachdem es ein paar Wochen zuvor in den Wäldern West-Pennsylvanias ein ungeplantes Scharmützel mit den Franzosen und ihren indianischen Verbündeten gegeben hatte. Kommandeur der britischen Truppen war damals ein 22-jähriger, noch unbekannter Oberst namens George Washington, der hier das einzige Mal in seiner Karriere vor einem überlegenen Feind kapitulieren musste. Auch wenn es bis zum globalen Ausbruch des Siebenjährigen Krieges noch zwei Jahre hin waren, so gelten die Schüsse, die damals hier in der Gegend fielen als Auftakt und Vorspiel dieses großen Konfliktes, der von manchen Historikern als der erste Welt-Krieg bezeichnet wird, und über den ich ganz dringend mal ein Buch lesen muss.
Heutzutage gibt es in Fort Necessity eine Rekonstruktion der englischen Befestigungsanlagen, und heute gab es darüber hinaus einige Ranger und Praktikanten in historischen Gewändern, die eine Demonstration mit einem nachgebauten Mörser aus der damaligen Zeit abhielten – inklusiver heftigem Bumm und viel Schwarzpulverdampf-  und vor allem viel über die Ereignisse von damals zu erzählen wussten. Auch das Visitor Center hatte es wirklich in sich mit schöner Ausstellung und informativem Film. Als wir endlich wieder draußen vor der Tür standen waren fast zwei Stunden rum und wir wussten nicht, wo die Zeit geblieben war.
Als nächstes ging es zu den Cucumber Falls im Ohiopyle State Park, aber im Gegensatz zu Michis und Steffis erstem Besuch hier vor ein paar Monaten war aus dem reißenden Strom und dem tosenden Wasserfall durch die sommerliche Trockenheit ein dünnes Rinnsal und ein sanftes Plätschern geworden. Der dritte Punkt des Tages, Fallingwater, eines der Meisterwerke des Architekten Frank Lloyd Wright, war dann leider schon geschlossen, als wir endlich vor der Tür standen, wobei ich glaube, dass wir wahrscheinlich auch sonst nicht reingegangen wären, denn 20,00US$ Eintritt fanden wir doch schon extrem sportlich.
Da der Tag schon vorgerückt war, sind wir nach Pittsburgh zurückgefahren und haben uns an die Vorbereitung des Abendessens gemacht. Es sollte gegrillt werden. Pünktlich zum Essen sind dann noch Jürgen und Conny, zwei Freunde von Michi und Steffi aus Deutschland, die die nächsten Tage hier verbringen werden, hier aufgeschlagen und so klang der Tag bei Steaks vom Grill, Süßkartoffeln aus dem Ofen und schottischem Schnaps von der Insel Islay aus.
Morgen heißt es dann Abschied nehmen und ich hoffe, Euch morgen Abend aus Toronto den nächsten Bericht schicken zu können. Bin schon gespannt, was ich dann zu erzählen habe.
Als Bild des Tages gibt es heute Michi und Steffi, die in der Rekonstruktion des Forts stehen. Wäre ja auch schade, wenn meine beiden Gastgeber hier nicht im Reiselogbuch vorkämen.


 

Inhaltsverzeichnis nächster Tag


Inhaltsverzeichnis nächster Tag