21. Oktober 2025
Wie gestern angekündigt, war heute ein Fahrtag. Okay, beim Blick auf die Karte sieht man, dass es kein Vergleich mit Fahrtagen bei anderen Reisen war, wo schnell schon mal ein paar hundert Kilometer unter die Räder genommen werden.
Nach dem Frühstück habe ich meine Siebensachen in den Yaris Cross verladen und mich von meinem Vermieter Franck verabschiedet. Ich war sehr gespannt, wie die Straßenverhältnisse sein würden. Auf Mauritius und Rodrigues war das ja eher solala. Aber hier sind wir ja in Frankreich. Bis Saint-Benoît ist die N2 ne schöne vierspurige Schnellstraße/Autobahn und danach war es bis kurz vor Saint-Pierre einer guten deutschen Landstraße vergleichbar. Allerdings im Gelände. Bergauf, bergab, Rechtskurve, Linkskurve, Rechtskurve… langweilig war das Fahren heute jedenfalls nicht. Kurz vor Saint-Pierre wurde es dann wieder vierspurig.
Mein erster Stopp am Wegesrand war die Kirche Notre Dame des Laves in dem kleinen Ort Sainte-Rose. Beim Ausbruch des Piton de la Fournaise im April 1977 floss Lava bis in den Ort hinein. Ausgerechnet am Osterwochenende kam der Lavastrom aber an der Kirche zum Stehen. Es gab zwar ein paar Schäden am Gebäude, aber die Kirche ist weiterhin in Betrieb und beherbergt auch die Statue der Maria mit dem Sonnenschirm, die früher an den Hängen des Vulkans aufgestellt war und vor den Ausbrüchen schützen sollte. Schutz brauchte die Statue allerdings selber und so hat man sie nach mehreren Vandalismusfällen vor ein paar Jahren in die Kirche gestellt.
Es war zwar ziemlich viel los, aber ich habe mir die Kirche mitten in dem Lavafeld trotzdem in Ruhe angesehen. Ich muss leider sagen, die Kirchen hier sind mir deutlich zu kitschig, genau wie auf Mauritius und Rodrigues. Architektonisch ist meist auch nicht viel zu holen, mit Blechdächern hinter ein bis zwei Türmen. Im Mittelschiff kuckt man von unten gegen das Wellblech. So richtig sehenswert war bisher keine Kirche.
Als nächstes wollte ich zur Anse des Casades fahren. Bei der Anfahrt kam ich aber an einem leeren Parking No. 3, einem fast vollen Parking No. 2 und einem überfüllten Parking No. 1 und so habe ich mir Anse des Cascades gespart.
Nicht gespart habe ich mir dagegen die Gegend des Grand Brule. Obwohl regelmäßig aktiv, ist der Piton de la Fournaise eigentlich ein gutmütiger Vulkan. Manchmal gibt es aber doch größere Ausbrüche mit gewaltigen Lavaflüssen, die dann sogar bis in den Indischen Ozean fließen können und die Landmasse der Insel vergrößern. Die N2 führt mitten durch die Lavaflüsse und es gibt einige schöne Aussichtspunkte, wo man sehen kann, wie die Lava vom Berg runter und bis zum Meer geflossen ist. Das seht Ihr auch im Bild des Tages. Man erkennt auch gut, dass es hier kein schützendes Riff vor der Küste gibt. Hinterm Horizont ist irgendwo Australien.
Ich bin ein bisschen über einen der Lavaflüsse spaziert (Ihr hab vielleicht das Video des Tages gesehen), und dabei fällt auf, wie schnell die Natur so blankes Lavagestein erobert. Selbst im Bild des Tages erkennt man, was da schon alles aus den Ritzen wächst, und bei näherem Herangehen könnte man sehen, dass die Lava schon großflächig mit Flechten bedeckt ist.
Auf der weiteren Fahrt musste ich immer wieder mal an Euskirchen um diese Jahreszeit denken. Trecker und LKWs mit Zuckerrohr sind hier auf den Straßen unterwegs. Anstatt Knollen (wobei, das passiert ja kaum noch) liegen hier immer wieder mal heruntergefallene Zuckerrohr-Abschnitte auf der Straße. Kann man aber leichter drüberfahren als über ne Knolle. Und auch hier sind die modernen Trecker so flott, dass die auf einer Straße, wo man über weite Strecken sowieso nur 50 fahren darf, kein Hindernis sind.
Zum Mittagessen habe ich in der Gegend von Saint-Philippe so gegen eins ne kurze Pause eingelegt, aber dann bin ich den Rest der Strecke zum Quartier durchgefahren. Anderthalb Stunden habe ich für die rund 40km von Saint-Philippe nach Le Tampon gebraucht. Das hat La Réunion mit den beiden anderen Maskarenen-Inseln gemeinsam. Man kommt nicht gut aus den Füßen. Ich wohne hier in Le Tampon wieder in einer kleinen Ferienwohnung. Bei weitem nicht so schick wie in Saint-André, aber absolut ausreichend. Wie ich es schon mehrfach erlebt habe, kriegt man die Vermieter gar nicht zu sehen. Der Schlüssel hängt in nem Schlüsselkasten und man kriegt vor der Ankunft den Zugangscode zugeschickt. Da unterscheidet sich booking.com nicht von Airbnb (wo ich übermorgen zum vierten Mal in meiner Reisekarriere eine Wohnung haben werde).
Den Rest des Nachmittags war ich einfach nur faul. Hier in Le Tampon gibt’s nix zu sehen und ich wollte mich nicht nochmal mit dem Yaris Cross in den Spätnachmittags- oder gar Feierabendverkehr hier stürzen.
Morgen geht der Wecker früh, denn ich habe gelesen, dass das Wetter auf dem Vulkan morgens am besten sein soll. Genau: morgen wird der Piton de la Fournaise erkundet.
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