19. Oktober 2025

Ich bin in Frankreich… das merkt man sehr deutlich, wenn man hier auf La Réunion über die Autobahn fährt. Französische Beschilderung. Man sitzt als Fahrer hier auch wieder auf der linken Seite. Es sind nur rund 200km Indischen Ozeans zwischen den beiden Inseln, aber der Kontrast zwischen Mauritius und La Réunion ist schon deutlich. 
Pünktlich um viertel nach fünf heute Nachmittag ist meine Boeing 777-300ER der Air Austral – wieder eine neue Fluggesellschaft – in Mauritius gestartet. Nach rund 40 Minuten sind wir in Saint-Denis, der Hauptstadt von La Réunion gelandet. Es dämmerte schon und der Anflug ging spektakulär zuerst parallel zur Küste und dann in einer Linkskurve hinunter zur Landebahn 14 des Aéroport Roland Garros. Die meisten verbinden mit diesem Namen das French Open-Tennisturnier. Aber mit dem Sport hatte Garros nichts zu tun. Er war ein französischer Luftfahrtpionier und Kampfpilot, der 1888 hier auf La Réunion in Saint-Denis das Licht der Welt erblickte und im Oktober 1918 über den Ardennen von einem deutschen Flieger abgeschossen wurde. Im Jahr 1927 wurden die French Open ihm zu Ehren „Roland Garros“ genannt.
Im Anflug auf Saint-Denis fällt direkt der Unterschied zu Mauritius auf. Kein Riff und keine Lagune. Der Indische Ozean brandet direkt gegen die Küste der Insel. Wie ein großer dunkler Brocken liegt La Réunion da und die Gipfel der Berge sind in den Wolken. Während der höchste Berg von Mauritius gerade mal 828m hoch ist (nur 82m höher als die Hohe Acht), kommt der höchste Berg von La Réunion, der Piton des Neiges, bei 3070m aus und ist damit der höchste Berg des Indischen Ozeans. Ich musste beim Blick auf La Réunion durch das Flugzeugfenster an die Azoren denken. Okay, da sind die Berge nicht ganz so hoch, aber die Landschaft erinnerte mich daran.
Die Einreise nach La Réunion hat ein bisschen gedauert. Nicht weil das Prozedere so kompliziert wäre, sondern weil insgesamt 435 Leute in unserem Flieger gesessen haben. Das ist hier ein bisschen wie ein riesiger fliegender Shuttlebus. Mehrmals täglich fliegen Air Austral unter anderem mit 777-300ER und Air Mauritius mit A350 und A330 zwischen den beiden Inseln hin und her. Die Passkontrolle war übrigens der erste Moment wo ich gedacht habe, „Ich bin in Frankreich“. Nicht so sehr, weil es auch groß dran stand, sondern weil die französischen Grenzer am Aéroport Roland Garros das gleiche Gehabe haben wie ihre Kollegen am Aéroport Paris-Charles de Gaulle… *lach… 
Den größten Teil des heutigen Tages habe ich allerdings noch in Mauritius verbracht. Nach dem Frühstück bin ich ins Zentrum von Mahébourg gefahren immer schön auf der Uferstraße entlang. Dabei entstand auch das Bild des Tages. Nochmal ein bisschen Südsee-Idyll. Man erkennt gut die klassische schroffe Form der Berge auf Mauritius. Gespottet habe ich auch ein bisschen, allerdings gab es nur mäßig viel Verkehr heute am Sonntag. Mittagspause habe ich im Food Court der Bo’Valon-Mall am Rande von Mahébourg gemacht. Da war heute am Sonntag richtig viel los. Aber Touristen außer mir? Vielleicht ne Handvoll.
Der Flug mit Air Austral war nix besonderes, außer dass es mit Abstand der kürzeste Flug mit einer 777-300ER war, den ich je gemacht habe und wahrscheinlich machen werde. Immerhin hat jeder Passagier nen Becher Wasser bekommen. Ich weiß, dass ich in diesem Flieger, der auch auf der Strecke nach Paris eingesetzt wird, nicht elf Stunden sitzen möchte. Viel zu eng.
Es war schon dunkel, als ich aus dem Flughafen raus war. Der junge Mann bei Europcar hat aber flott gearbeitet und so war ich schon um kurz nach sieben mit einem schicken Toyota Yaris in der SUV-Variante auf dem Weg nach Saint-André, wo für die nächsten beiden Nächte mein Quartier ist. Ich weiß auch nicht, wie es kam, aber irgendwie habe ich hier auf La Réunion nur Ferienwohnungen gebucht, während ich auf Mauritius und Rodrigues in Gästehäusern oder kleinen Hotels gewohnt habe. Morgen gibt es also kein Frühstück. Dafür ist die Ferienwohnung aber sehr schön und groß. Ich wurde von meinem Gastvater Franck freundlich empfangen und ausführlich durch die fast neue Wohnung geführt. Und er hat mir auch nen Waschmittel-Tab spendiert, damit ich ein bisschen waschen konnte. Ein paar Reserve-T-Shirts zu haben kann nicht schaden, und meine Trekkinghose musste richtig dringend in die Wäsche, nicht nur aber vor allem wegen der Salzwasserränder seit vorgestern. Salzwasser klebt, finde ich, und salzige Klamotten ebenso.
Morgen startet die Inselerkundung von La Réunion. Ich bin schon sehr gespannt, auch auf den Vergleich mit den anderen Maskarenen-Inseln.


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