27. Juli 2016

Heute erzähle ich Euch mal Geschichten vom Fliegen. Schon um viertel vor acht ging es heute morgen in Miami Beach los, denn ich musste ja noch nach Fort Lauderdale fahren, wo meine Florida-Tour begonnen hat, und von wo ich natürlich auch wieder weg wollte. Wie das ja immer so ist - wenn man reichlich Zeit eingeplant hat, dann braucht man sie nicht. Zwei Stunden bevor der Flieger starten sollte war ich in Fort Lauderdale Hollywood International Airport und hatte zu dem Zeitpunkt auch schon den Hyundai in die Hände der Autovermietungsfirma zurückgeben. Das Auto war okay. Praktisch und zuverlässig, mehr aber auch nicht.
Meine Reise ging heute von Fort Lauderdale über Tampa nach New Orleans... mit Southwest Airlines. Southwest Airlines  ist die Mutter aller Billigfluggesellschaften. Im Gegensatz zu Ryanair wird man hier aber respektvoll behandelt und Passagiere nicht nur als sich selbst verladende Fracht angesehen. So hat man bei Southwest, mittlerweile als einziger Fluggesellschaft in den USA, immer zwei aufgegebene Gepäckstücke frei. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass so gut wie alle anderen Airlines hier in USA schon für das erste Gepäckstücke, das in den Bauch des Fliegers wandert, 25,00 US$ haben wollen.
Ich bin bisher erst einmal mit Southwest unterwegs gewesen, vor zwei Jahren, als ich von Albuquerque über Houston-Hobby und Orlando nach Memphis geflogen bin. Der positive Eindruck von damals hat sich heute bestätigt. Auch ohne angewiesenen Sitzplatz habe ich genau die Plätze bekommen, die ich haben wollte. Im Prinzip ist es sogar noch besser so, denn wenn man früh im Flugzeug ist, dann kann man nämlich noch kucken, ob die Scheiben auch nicht verkratzt sind und sich gegebenenfalls nen anderen Platz suchen. Wie das geht? Bei Southwest kriegt man in der Reihenfolge des Eincheckens eine Nummer zu gewiesen und in dieser Reihenfolge darf man dann an Bord. Kein Free-for-all-Kampf um die Sitzplätze. Und gegen nen kleinen Aufpreis checkt einen der Server von Southwest auch schon selbstständig ein, so dass ein Platz unter den ersten 50, die ins Flugzeug dürfen, schon fast garantiert ist.
Was es an Bord von Southwest Airlines nicht gibt, dass ist was zu essen. Außer Erdnüssen – die sind sozusagen ein Markenzeichen der Fluggesellschaft. Aber dafür sind Softdrinks frei und alkoholische Getränke kann man für fünf Dollar das Stück kaufen. Ein angemessener Preis über den Wolken. Dass die Amis mir auf der ersten Strecke des heutigen Tages Eis in den Tomatensaft tun würden, das hätte ich kommen sehen können. Auf dem zweiten Flug habe ich dann Dr.Pepper bestellt. Da war das Eis okay. Und wenn ich nochmal Tomatensaft bei Southwest haben will, dann weiß ich, dass ich „No ice“ dazu sagen muss.
Der Start von Fort Lauderdale war ziemlich rasant, und mein mit Bedacht auf der linken Seite des Fliegers gewählter Sitzplatz bot sowohl beim Abflug als auch beim Sinkflug schöne Ansichten zum Fotografieren. Von diesem Flug stammt auch das Bild des Tages, ein Blick auf Downtown Tampa mit der Tampa Bay im Hintergrund. Beim genauen Kucken erkennt man eine der langen Brücken, die auf die andere Seite der Bucht nach St. Petersburg führen.
Der Flug von Fort Lauderdale nach Tampa dauerte nur 52 Minuten, mit einer reinen Flugzeit von um die 40 Minuten. Kurz und knackig. In Tampa hatte ich dann zwei Stunden Aufenthalt, bis es weiter nach New Orleans ging. Die habe ich mit Spotten vom Southwest-Terminal aus verbracht, auch wenn das auf dem Flughafenareal nicht optimal gelegen ist, um am späten Vormittag gute Bilder zu machen.
An dem Gate, wo mein Weiterflug starten sollte, wurde eine weitere Besonderheit von Southwest Airlines offensichtlich. Im Gegensatz zu den meisten anderen großen Fluggesellschaften betreibt Southwest ein eher dezentrales Netz mit vielen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, anstatt auf ein paar Knotenpunkte zu setzen, wo man die Leute hinkarrt, umsteigen lässt und dann an das endgültige Ziel ihrer Reise bringt. Das führt dann dazu, dass am Gate angeschlagen ist: Southwest Airlines Flight #1559 to New Orleans, Los Angeles, Oakland. Ich habe mir dann mal den Spaß gemacht und einen der Mitarbeiter gefragt, ob wirklich heute jemand in der Maschine wäre, der bis nach Oakland mitfliegt. Ich hatte nicht wirklich mit einer positiven Antwort gerechnet, aber zu unserer beider Überraschung gingen in Tampa insgesamt vier Leute an Bord, die mit Zwischenlandungen in New Orleans und Los Angeles auf dem Weg nach Oakland waren. Und das nur mit Peanuts als Verpflegung. Okay... man kann sich ja auch selber noch was mitbringen. Der Chef des Kabinenpersonals hat dann über's Mikro erzählt, dass der Flug von Oakland noch nach Seattle und Denver weiterging – alles unter einer Flugnummer. Insgesamt hat die Maschine dann heute unter einer einzigen Flugnummer die Strecke Atlanta – Tampa – New Orleans – Los Angeles – Oakland – Seattle – Denver gemacht. Hab grade mal bei Flightradar24 nachgekuckt. In Seattle gibt’s im Moment ne Verspätung – die Ankunft in Denver wird sich also verzögern. Oh -  und heute morgen ist der Flieger auch schon unter einer anderen Flugnummer von Hartford/Windsor Locks in Connecticut nach Tampa und von dort nach Atlanta geflogen. Ganz schöne Tour.
Der Flug nach New Orleans war ein bisschen unbequemer als der nach Tampa. Ich saß rechts am Fenster – wieder mit Bedacht gewählt und weitgehend richtig entschieden. Auf dem Mittelsitz saß ein echter Schrank von Amerikaner. Wir haben ein bisschen erzählt und er hat mir berichtet, dass er auf einem Schleppschiff arbeitet und Fracht entlang der Küste befördert, grade an seinem Kapitänspatent arbeitet, um dann auf Hochseeschiffen fahren zu können, und dann hab ich noch Fotos von seinen Töchtern und von ihm mit diversen Angeltrophäen zu sehen bekommen. Was wir früher ohne Handys gemacht haben weiß ich echt nicht mehr. Heutzutage kann man sein Fotoalbum mit tausenden Bildern immer dabei haben.
New Orleans... ich war zuletzt sechs Wochen vor dem Hurrikan Katrina in der Stadt. Das ist jetzt elf Jahre her. Am Ende der Reise werde ich hier noch einen ganzen Tag verbringen. Heute bin ich aber erst mal in Metairie, einem der westlichen Vororte, ganz in der Nähe des Flughafens. Der Flughafen von New Orleans hat es mir echt angetan. Er ist umgeben einerseits von den westlichen Stadtteilen des Großraums New Orleans im Osten. Im Süden sind es nur ein paar hundert Meter bis zum Mississippi, im Norden zwei Meilen bis zum Lake Pontchartrain und im Westen grenzt der Flughafen an die Bayous von Süd-Louisiana. Der Anflug ist hier also immer spannend. Nicht umsonst hatte ich in New Orleans meinen virtuellen Heimatflughafen, als ich noch Flugsimulation am Computer gemacht habe.
Heute habe ich mich aber fliegen lassen und nach der Ankunft auch noch ein paar Stunden am Zaun verbracht. So sehr ich diesen Flughafen auch mag, bisher hatte ich hier noch nicht ernsthaft gespottet. Das wurde heute geändert, und es sind etliche schöne Aufnahmen entstanden. Zum Ausklang des Tages habe ich noch eine gute alte Tradition auf meinen USA-Touren fortgeführt: es gab ne Liefer-Pizza von „Papa John's“, der meiner Meinung nach besten Pizzaservice-Kette hier in Amiland.
Ups – jetzt sind's fast zwei Seiten geworden. So lange ist das Logbuch ja sehr selten. Aber da es an den letzten beiden Tagen nur kurze Einträge gab hoffe ich, dass ein etwas längerer heute auch okay ist, und dass Ihr Euch nicht gelangweilt habt.

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