2. August 2010

Montag abend in Brighton... so langsam kommt das Ende der Tour in Sicht. Noch zwei Quartierwechsel und dann war's das für den Sommerurlaub 2010. Wenn ich schon mal ein vorzeitiges Zwischenfazit ziehen darf: diese Südengland-Tour war eine goldrichtige Entscheidung :-) Aber zum heutigen Tag...
Es gab natürlich mal wieder ein umfangreiches Besichtigungsprogramm, wie Ihr das ja inzwischen wahrscheinlich schon erwartet. Los ging's in Chichester. Chichester? Da war doch mal was. Genau. Dort hatte ich meine dritte Theater-Begegnung mit Sir Patrick Stewart als Macbeth. Das war 2007. Woran ich mich allerdings nicht mehr erinnern konnte war die Kathedrale. Ich weiß gar nicht, ob wir da überhaupt drin waren. Wenn nicht, dann haben wir damals was verpasst. Die ist nämlich echt schön und teilweise sogar noch romanisch. Sehr gut haben mir auch die modernen Türen und die moderne Kanzel gefallen. Die passen super zu dem alten Gebäude.
Als nächstes und ziemliches Kontrastprogramm ging's zum Tangmere Military Aviation Museum. Auch sehr lohnend – es gab einiges an Material für die Webseite und gelernt hab ich auch noch was, über bekannte und auch mir noch unbekannte Flugzeugtypen. Überhaupt muss ich sagen, dass diese Tour über alle Maßen bildend war. Und Dank WLAN kann man ja wirklich die Infos, die man gerne hätte, fast sofort oder zumindest zeitnah abrufen. Zum Beispiel gestern die Informationen zu den Schiffen. Und auch gleich kommt noch ein Abschnitt, wo das Internet extrem nützlich war.
Der nächste Stopp war in Arundel. Der Name sagte mir was, weil er bei Shakespeare in verschiedenen Historienstücken vorkommt. Ich habe mal nachgefragt wie man ihn denn richtig ausspricht: „ærəndəl“, nach dem River Arun. In Arundel, obwohl in der Grafschaft West Sussex gelegen, befindet sich der Familienstammsitz der Herzöge von Norfolk, die unter anderem eben auch Grafen von Arundel sind. Der Herzog von Norfolk ist außerhalb der königlichen Familie der höchstrangige Adlige in England und, man höre und staune, katholisch. Dafür gibt’s verschiedene Gründe und auch zu den Ämtern und Titeln des Herzogs von Norfolk bitte ich, Wikipedia zu bemühen. Man lernt ne ganze Menge. Der erste Herzog von Norfolk war jedenfalls Thomas Mowbray, und der kommt in einem von meinen Lieblingsshakespearestücken, „Richard II.“, vor. Wie gesagt, Familienstammsitz der Herzöge von Norfolk ist Arundel Castle. Ursprünglich mal eine klassische normannische Anlage wurden im Laufe der Jahrhunderte etliche Teile zu der Burg hinzugefügt, und im 18. und 19. Jahrhundert haben es sich die Herzöge von Norfolk nicht nehmen lassen, die Burg um ein romantisches Schloss zu erweitern, wo die Familie Fitzalan-Howard, Herzöge von Norfolk, immer noch wohnt. Natürlich kann man das alles auch besichtigen, aber ich habe mich dann doch für die Sparvariante der Eintrittskarte entschieden, die sich auf die mittelalterlichen Teile der Anlage beschränkte und die Gemächer aus dem 19. Jahrhundert aussparte. Ich glaube das war die richtige Entscheidung. Der alte Teil der Burg ist auch ne wirklich schöne Anlage, eine klassische normannische Motte.
Nach der Schlossbesichtigung bin ich noch in den Ort Arundel marschiert, denn da gibt's auch ne Kathedrale. Als ich dann davorstand war ich echt platt. Der Bau hatte ein Apsis. Das hat mich dann ein bisschen vorsichtig gemacht und als ich las, dass es eine katholische Kirche und Sitz des Bischofs von Brighton und Arundel ist schwante es mir schon. Der Bau stammt aus der zweiten Hälfte der 19. Jahrhunderts. Also immer noch keine Kirche mit Apsis. Zumindest keine alte. Dann wollte ich mir noch den Wildfowl and Wetlands Trust, Sektion Arundel, ankucken und mal sehen ob es ein paar neue Vögel für meine persönlichen Liste gibt. Da habe ich dann allerdings in Anbetracht von fast 9 Pfund Eintritt für ein bisschen Schilf und ein paar Stege gestreikt. Überhaupt muss man sagen, dass sie es hier beim Eintritt echt von den Lebendigen nehmen. Da sind an einem Tag mal schnell 20 Pfund nur für Eintrittsgelder weg. *uff... Dafür muss ich schon einige Rechnungen für meinen zweiten Chef schreiben.
Nach dem Stopp in Arundel ging's weiter nach Brighton, dem Etappenziel des Tages. Die Stadt hat mich schon ziemlich genervt. Brighton hat sich komplett dem Tourismus in die Arme geworfen und meistens ist das keine gute Idee. Ich habe mir dann noch ne halbe Stunde den Royal Pavillion angekuckt, das Party-Wochenendhaus von George IV., als er noch Prince of Wales und dann Prinzregent war. Einerseits schon interessant. Alles mit sehr viel Aufwand im fernöstlichen Stil gebaut und eingerichtet. Andererseits als Besucherattraktion meiner Meinung nach überbewertet. Aber ich bin ja auch nicht wegen Brighton und seinem angeblich so tollen Nachtleben hier. Morgen gibt’s nen Spottertag. Ich werde nach Crawley fahren und in London Gatwick, dem zweitgrößten von Londons fünf Flughäfen, spotten. Ich habe auch schon Kontakt mit einem der örtlichen Spotter aufgenommen und denke mal, dass wir schon ein bisschen zum fachsimpeln kommen werden. Morgen abend wisst Ihr mehr. Und ich habe morgen den ganzen Tag Zeit, mir zu überlegen, ob ich Euch ein Spotterfoto oder einfach nen Blick von der Strandpromenade hier in Brighton (oder vielmehr in Hove, einem der westlichen Vororte, wo mein Hotel ist) anbieten soll. Lasst Euch also überraschen.
Ach ja, da ist noch das Foto des heutigen Tages... Ich hätte ein Foto von ner Kirche, oder vom Schloss, oder vom Royal Pavillion zeigen können. Aber stattdessen gibt’s ne Szene vom Bowlen. Das ist so ur-englisch wie Cricket oder Tee oder Spiegeleier und Speck zum Frühstück. Direkt neben dem Parkplatz in Arundel war ein Bowl-Spielfeld und als ich dort auf dem Rückweg von der Fehlanzeige mit dem Schilf und den Stegen vorbeikam, habe ich mal angehalten und ein bisschen fotografiert. Es waren noch keine 30 Sekunden vergangen und ich war schon von einer älteren Dame angesprochen worden, die auf dem Trottoir vorbeikam und mit den Bowl spielenden älteren Herren eigentlich nix zu tun hatte. Sie lachte, als sie mich fotografieren sah und eh ich mich's versah waren wir im Gespräch. Sie hat mir das Spiel erklärt und ein paar von den Besonderheiten verraten, zum Beispiel, dass man in Teams von vier Leuten spielt und dass die Kugeln eine Unwucht haben und deshalb auf einer gebogenen Bahn rollen und dass die kleine Kugel, an die man die großen möglichst nah ranrollen muss, „Jack“ heißt.
Jedenfalls war das heute mein Highlight des Tages und deswegen gibt es keine alten Gemäuer, Flugzeuge oder sonstige Sehenswürdigkeiten als Foto des Tages sondern einen Ausschnitt aus dem Bowls-Spiel.

Nachtrag:
Okay... das mit der Lautschrift muss ich dem Computer noch beibringen... Die Aussprache von Arundel ist natürlich nicht "'ærəndəl" sondern " 'ärendel "... wobei die beiden 'e's gemurmelt sind... Ganz offensichtlich hat der Computer mit dem 'schwa' ein Problem.
Apropos 'schwa'. Klickt mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Schwa Auch das ist sehr lehrreich.

Inhaltsverzeichnis nächster Tag


Inhaltsverzeichnis nächster Tag