14. August 2016

Heute stand die Insel Islay (sprich AI-lah) auf dem Programm, Whisky-Freunden auf der ganzen Welt bekannt für ihre speziellen, besonders rauchigen Single Malts. Von allen Inseln, die wir besucht haben ist Islay diejenige mit der lieblichsten Landschaft. Die höchsten Berge gehen ein bisschen über 400 Meter, die Täler sind weit, die Buchten und Lochs sind breit. Ich habe mich heute mehrfach an Mainland Orkney erinnert. Auch wird hier auf Islay, im Gegensatz zu den meisten anderen Gegenden, die wir auf dieser Tour gesehen haben, nicht nur Viehzucht betrieben, sondern es werden auch Felder bestellt. Hauptsächlich Gerste, was natürlich bei der Whisky-Industrie hier nahe liegt. Zum Islay-Whisky werde ich gleich noch kommen.
Nach dem Frühstück sind wir zuerst zu einer kleinen Inselerkundung aufgebrochen. Schon nach wenigen Meilen war aus der Inselerkundung eine Safari geworden, nicht unerfolgreich möchte ich sagen. Ziel der Fahrt sollte das Loch Gruinart Vogelschutzgebiet sein, wo es auch einen Hide, also ein Beobachtungsversteck, gibt, aber schon die Fahrt dahin hat neben Panorama einiges an Vogelbeobachtung ergeben... plus drei Rehe. Am Visitor Center vom RSPB Loch Gruinart sind wir dann allerdings gewahr geworden, dass der Hide geschlossen ist. Was uns zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr besonders gestört hat, denn nach über einer Woche hatten wir heute das erste Erlebnis mit 'midges'. Mit 'midge' bezeichnet man in Schottland kleine stechende Insekten, die auf Deutsch Gnitzen genannt werden. Ziemlich lästig, die Biester, obwohl sie nur so 2mm groß sind. Der Mitarbeiter von der Royal Society for the Protection of Birds hatte uns schon gewarnt, und da wir geschickterweise den Insektenschutz im Hotel gelassen hatten, haben wir auf Spaziergänge, ja sogar weitestgehend auf's aussteigen verzichtet. Trotzdem hatten wir ne schöne Spazierfahrt, regenfrei und teilweise mit Sonnenschein. Ich hab heute zum ersten Mal seit einer Woche die Sonnenbrille zum Autofahren gebraucht.
Für's Mittagessen hatten wir im Lochside Hotel, wo wir hier in Bowmore logieren, nen Tisch mit Loch-Blick reserviert und dann gab's erst mal eine kleine Mittagspause, die ich genutzt habe, schon mal zur Bowmore-Destillerie rüber zu spazieren und uns für die Führung um 14 Uhr anzumelden. Schon vor Jahren hatte ich verschiedene Whiskies aus diesem Haus für mich entdeckt, und so war's irgendwie klar, dass wir hier und nicht in einer der anderen Brennereien auf Islay die Besichtigung machen würden. Pünktlich um zwei standen wir da auf der Matte und unsere Führerin Pamela ist mit uns (und ner guten Handvoll anderer Touris) durch die Destillerie gezogen und hat uns (fast) alles gezeigt, was man über die Herstellung von Schottenschnaps bei der Firma Bowmore wissen muss.
Islay-Whisky ist in mehrere Hinsicht speziell, und Bowmore ist unter den Islay-Whiskies nochmal speziell. Auf Islay gibt es insgesamt acht Destillerien, aber trotzdem ist die Insel eine eigenständige Whisky-Region in Schottland. Bowmore ist die älteste Destillerie auf Islay, 1779 gegründet. Islay-Whisky hat einen sehr deutlichen Geschmack und Geruch nach Rauch und Torf, und obwohl das einen bei der ersten Begegnung mit diesem Stoff schon ziemlich irritieren kann, so kann man doch auch sehr auf diesen Geschmack kommen. Im wahrsten Sinne des Wortes das, was die Engländer „acquired taste“ nennen.
Ich will hier nicht zu sehr ins Detail gehen, was Whisky angeht. Wer dazu mehr wissen möchte, der kann sich gerne melden. Jedenfalls gab's im Anschluss an die gut einstündige Führung noch eine kleine Verkostung von Bowmore, die mir zwar Spaß gemacht hat, allerdings kamen zwei Sorten auf den Tisch, die ich schon kannte. Spannend war allerdings, den Whisky mit den auf dem Tisch stehenden Geruchsbeispielen zu vergleichen, wie mit der Vanille-Schote, oder einem Glas mit Zitrusfrüchten, oder mit braunem Zucker. Meine Mutter hat tapfer mitprobiert, und auch mein Vater, der Whisky oft mit „Schmeckt nach alten Matratzen“ kommentiert, war ganz angetan. Die Probiergläser durften wir zum Schluss sogar behalten. Schönes Souvenir, und ich habe im Souvenirshop der Destillerie dann auch noch mal in ne Flasche Bowmore 15 Darkest investiert. Interessanterweise war bei Bowmore das Fotografieren – anders als bei meiner Destillerie-Besichtigung bei Scapa vor nem guten Jahr – erlaubt. Das Bild des Tages kommt also heute natürlich von unserem Rundgang. Ein Blick in den Lagerraum, der unterhalb des Meerespiegels liegt.
Den Rest des Tages haben wir gemütlich in Bowmore, also dem Dorf Bowmore, ausklingen lassen. Wir haben am kleinen Hafen gesessen und der Dorfjugend beim ins Wasser springen zugesehen... und später noch Karten gespielt und erzählt, und nen kleinen Abendimbiss eingenommen.
Morgen geht um viertel vor eins unsere Fähre zurück nach Kennacraig. Vorher haben wir aber ein bisschen Zeit um uns hier in Islay noch etwas umzusehen.
Tja, morgen ist schon der letzte Tour-Tag. Übermorgen abend sind wir wenn alles glatt läuft schon wieder zu Hause. Geht jetzt alles sehr schnell, wie das ja immer so ist, wenn man sehr viel erlebt.

P.S. Koffer... ach ja, das hat sich ja erledigt... *lach...

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