8. August 2019

Ich sitze bei Starbucks in Paris Charles de Gaulle im Terminal 2 G, wo die Regionalflüge nach Europa abgehen, die von Hop oder Luxair oder CityJet durchgeführt werden… Eine kleine Insel der Ruhe und Gelassenheit auf diesem Moloch von Flughafen. Der Cappuccino ist ein kleiner Pick-me-up nach einem ziemlich kurzen Flug von Toronto nach Paris. Ein bisschen über sieben Stunden hat‘s gedauert, und ein kräftiger Rückenwind hat bei der zügigen Atlantik-Überquerung geholfen. Ein bisschen schlafen konnte ich auch, aber insgesamt finde ich Flüge aus dem Dreieck Toronto – Boston – New York in Richtung Europa zu kurz, um es sich richtig gemütlich zu machen. Jetzt warte ich noch auf den Weiterflug nach Düsseldorf. Dieser Logbucheintrag wird also wahrscheinlich in Etappen entstehen…
Ich habe ja ein bisschen Milieustudien auf dieser Reise betrieben und das mache ich jetzt im Moment auch hier. Eine ganz eigenartig entspannte Stimmung herrscht in diesem Wartebereich. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die Leute alle müde und vom Jetlag verkatert sind, so wie ich. Nur gedämpfte Gespräche sind zu hören, die Passagiere schluffen über den gefliesten Fußboden vor dem Starbucks und die einzigen Menschen, die hier schon so richtig Herr ihrer Sinne zu sein scheinen, sind die drei gut gelaunten afrikanischstämmigen Starbucks-Mitarbeiter hinter dem Tresen, die mit viel Verständnis auf das mäßige Französisch der Kunden (inklusive meines) reagieren.
Dreieinhalb Wochen Sommerabenteuer liegen hinter mir. Meine Herren (und Damen)… das war wieder eine intensive Zeit. Ich hatte ja eigentlich letztes Jahr gedacht, dass die Indonesien-Tour nix toppen kann. Aber ich muss gestehen, dass die diesjährige Kanada-Reise zwar vielleicht nicht dran kommt, aber doch sehr gut mithalten kann, was Spannung, Exotik, Erlebnisse, Naturbeobachtung, Flugerfahrungen, Plane Spotting, Whale Watching, Land und Leute… halt alles, was für mich ne Reise zu ner guten Reise macht, angeht.
Wobei, jetzt so im Nachhinein, und damit bin ich auch beim Fazit der Tour, die Reise für mich ganz klar in zwei Teile zerfällt… Pflicht und Kür. Vielleicht hat der eine oder die andere aufmerksame Beobachter oder Beobachterin das beim Lesen meines Logbuchs gemerkt. Der erste Teil der Tour ab/bis Vancouver war die Pflicht. Im Prinzip habe ich da (fast) nichts gemacht, was ich nicht schon mal gemacht hätte. Safari (und da zähle ich Whale Watching ganz klar dazu) ist natürlich immer neu und spannend und man kann ein Safari-Erlebnis nur schlecht mit früheren Erfahrungen vergleichen. Aber was die Choreographie der Tour anging, war das ja alles bekannt für mich. Wobei ich festgestellt habe, dass 16 Jahr ne lange Zeit sind, und man dann durchaus nochmal irgendwo hin fahren kann, um Eindrücke aufzufrischen. Die eindeutigen Highlights des ersten Teils waren aber dann doch die ‚neuen‘ Dinge… vor allem die Gletscherwanderung, und meine  (wenn auch kurzen Erkundungen) im Glacier-Nationalpark. Naja, und Safari in jeder Form geht für mich ja auch immer.
Der zweite Teil in den Northwest Territories war dann die Kür. Also, da ist man echt am A*** der Welt, und auch wenn es nicht der klassischen Vorstellung von Exotik, die man so gemeinhin hat, entspricht, war dieser Teil doch eine der abgefahrensten Reiseerfahrugnen, die ich je gemacht habe. Ich bin zwar kein Freund von kühlem Wetter im Sommer, aber nach den sechs Tagen in den Northwest Territories und in der kanadischen Arktis habe ich echt Lust, mich mit dieser Gegend noch weiter zu beschäftigen. Mal kucken, was die nächsten Jahre da an Reiseideen und -möglichkeiten bringen. Für den ersten Kontakt war es auf jeden Fall fantastisch.

Wie vermutet, hier kommt der zweite Teil… Ich bin gut in Düsseldorf gelandet, nach einem sehr angenehmen Flug dank eines kostenlosen Business Class-Upgrades seitens der Air France. Es gab ein dickes Frühstück und Schampus dazu. Topp!

Also, wo war ich stehen geblieben? Bei den Northwest Territories. Wie gesagt: es war fantastisch. Weitgehend unberührte und zumindest einsame Landschaft und Wildnis. Mein persönlicher Höhepunkt war dabei das Erlebnis des Mackenzie River. Ich hab‘s ja mit großen Flüssen, und der Mackenzie reiht sich für mich ein in die Champions League der Flusserlebnisse, zusammen mit Nil, Amazonas, Mississippi und Mekong.
Ein weiteres absolutes Highlight in den Northwest Territories waren die Menschen. Dadurch, dass es davon nur so wenige gibt und - zumindest scheinbar – jeder jeden kennt, hat der Umgang etwas sehr kameradschaftlich-familiäres. Selbst den Fremden wie mir gegenüber. So habe ich es zumindest erlebt. Egal ob die Leute von Canadian North in der Luft und am Boden, die Mitarbeiter in den Hotels, die Tourguides… die Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit und der Stolz auf das, was man da tut war, überall zu spüren. Jetzt sind das natürlich Leute, die vom Fremdenverkehr, d.h. dem Umgang mit Fremden, leben. Aber selbst die Leute, denen man so nebenher begegnet, weil sie im Flugzeug neben einem sitzen (und das ist in den Northwest Terirtories vergleichbar mit der Erfttalbahn oder der 801 bei uns), oder weil sie an der Ladenkasse hinter einem stehen, sind offen und umgänglich.
Das Fliegen war für mich als alten Fliegerfreak natürlich ein unvergleichliches, einmaliges Erlebnis. Es ist was anderes, ob man mit ner kleinen Cessna auf der Schotterpiste landet, wie ich es in Afrika schon erlebt hatte, oder mit einer 737-200 wie in Kugluktuk und Cambridge Bay. Das würde ich sofort wieder machen wollen, und ich glaube wenn meine Pilotenkarriere jemals in die Gänge gekommen wäre, dann wäre ich jetzt auch professionell in solchen Gegenden unterwegs und nicht am Steuer eines Airbus zwischen Köln und London.
Ihr merkt schon – die Kür der Reise war wirklich eine Kür. Und das alles vor der Kulisse der arktischen Landschaft.
Edmonton und die gestrige Safari waren dann ein schöner Abschluss und ich muss sagen, dass mein diesjähriges Sommerabenteuer ein voller Erfolg war. Ich hoffe es hat Euch Spaß gemacht, wieder virtuell mit dabei zu sein. Ne lange Pause gönne ich Euch allerdings nicht. Übermorgen geht‘s schon wieder los. Dann mit meinen Eltern… *lach… Nur op jöck, der Jung…
Als letztes Bild des Tages für das Reiselogbuch West-Kanada 2019 gibt‘s heute mal einen Sonnenuntergang… aus dem Flieger… irgendwo kurz vor Neufundland...

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