11. Oktober 2010

Mein erster Tag in Portugal, naja – mein erster ganzer Tag, und ich muss sagen ich bin schon recht angetan. Irgendwie ist es fast genauso wie ich es mir vorgestellt hatte. Nur die Landschaft ist ein bisschen lieblicher. Zumindest hier im Alentejo. Ich war von mehr Hügeln/Bergen ausgegangen. Aber es war dann heute doch hauptsächlich rollendes Farmland, mit Kühen, die unter Korkeichen weiden, und vielen Kuhreihern dazwischen, einem Storchennest auf fast jeder Hochspannungsleitung und ich habe auch schon Störche gesehen.
Los ging's heute morgen nach dem Frühstück in Lissabon. Erstmal über die Ponte Vasco da Gama – sehr eindrucksvoll, aber leider nicht fotografierbar, jedenfalls nicht heute – auf die andere Seite des Rio Tejo und dann zuerst auf der Autobahn Richtung Evora. Ich muss sagen, bei den Gebühren sind die echt nicht zurückhaltend, die Portugiesen. Für knapp 50km habe ich heute 4,50 Euro hingeblättert. Dafür war's aber zumindest ne schöne Autobahn – und zum Glück sind nicht mehr so viele Autobahnkilometer geplant für den Rest der Tour. In Vendas Novas ging's nämlich schon wieder runter von der Autobahn und zum Supermarkt ein bisschen Verpflegung und vor allem Wasser einkaufen. Der Euro ist ja so ein Segen! Da muss man nix umrechnen und sieht direkt was die Dinge kosten (Sprit ist hier übrigens nen Tick teurer als bei uns).
Danach führte die Strecke dann weiter über die Landstraße und zum Schluss über rund 5km Schotterpiste zu den Cromeleque des Almendres. Das ist der größte und am besten erhaltene Steinkreis der iberischen Halbinsel und mit eine der bedeutendsten neolithischen Stätten in Spanien und Portugal. 95 Steine stehen hier in einer etwas unübersichtlichen Anordnung. Die größten sind zwischen zwei und drei Meter hoch und die ganze Anlage ist rund 7.000 Jahre alt. Die Stätte liegt schön oben auf einem Hügel und man hat von hier einen super Blick Richtung Osten auf die Hügel und Ebenen des Alentejo und bis zum rund 8km entfernten Evora. Wie Ihr ja wahrscheinlich schon gesehen habt – das ist auch heute das Bild des Tages, auf die Gefahr hin, vor allem wenn Ihr das Reiselogbuch von Südengland mitverfolgt habt, dass Ihr mich für nen alten Esoteriker haltet. Da war ja - Ihr erinnert Euch vielleicht – der Steinkreis von Avebury das erste Bild der Tages. Ich kann Euch beruhigen, ein Esoteriker bin ich immer noch nicht. Im Gegenteil. Ich habe an solchen Orten immer ein seltsam verunsichertes Gefühl, das Gefühl des Historikers, der weiß, dass man praktisch nix weiß über solche Anlagen, der gerne mehr wissen würde und der auch weiß, dass wir wahrscheinlich nie mehr als ein paar Theorien haben werden. Schön und stimmungsvoll war es aber da heute trotzdem, sonst hätte ich ja auch die Cromeleque des Almendres nicht zum Bild des Tages gemacht.
Anschließend ging's nach Evora, dem Ziel der heutigen Tagesetappe. Evora ist ne Stadt, so wie ich mir Portugal vorgestellt habe. Kleine, verwinkelte Gässchen, weiß gestrichene Häuser, ne Kathedrale, Plätze, wo die Leute draußen sitzen. Richtig schnuckelig. Ich habe also den größeren Teil des Nachmittags damit verbracht, durch die Stadt zu bummeln und die einzelnen Winkel und Gässchen erkunden und unter anderem den römischen Tempel bestaunt, den es hier zu sehen gibt. Dreizehn korinthische Säulen sind erhalten von diesem Bauwerk aus dem zweiten oder frühen dritten Jahrhundert nach Christus. Damit ist es eines der am besten erhaltenen römischen Bauwerke Portugals und wahrscheinlich der gesamten iberischen Halbinsel. Wem der Tempel geweiht war weiß man nicht. Offiziell heißt er Tempel der Diana, aber dafür gibt es keine Belege.
Morgen geht’s weiter durch's Land, nach Mertola - mit mehreren Zwischenstopps, die ich aber recht spontan entscheiden werde. Wie gesagt, bisher hält Portugal, was ich mir davon versprochen habe. Die Stimmung ist durchaus besser als nach anderthalb Tagen Malta... *lach...




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