11. April 2009

Tja, ich bin sicher, der eine oder andere von Euch hat sich schon sehr gefragt, was denn der gestern angekündigte, fragwürdige Programmpunkt war. Georg und ich sind heute Mittag zum Schießen gefahren. Die Friedenserziehung unserer Mütter hat sich heute mal wieder komplett als Schuss in den Ofen entpuppt. Aber der Reihe nach...
Eigentlich hatten Georg und ich schon letztes Jahr vor, zur Schießbahn zu fahren. Es gibt in der Umgebung von Phnom Penh mehrere solche Anlagen, die von Einheiten der kambodschanischen Armee betrieben werden und wo man als Tourist gegen Geld mit verschiedenen Waffen schießen kann. Irgendwie hatte Georg es aber seit meinem letzten Besuch auch nicht geschafft das auszuprobieren und so sind wir heute, nachdem gestern umfangreiche Erkundungen zu den Lokalitäten der Schießbahnen eingezogen wurden, zur Shooting Range der Royal Cambodian Special Forces in der Nähe des Flughafens aufgebrochen. Wir mussten nicht mal lange suchen, dann waren wir vor Ort. Ich muss gestehen – ein bisschen ein komisches Gefühl war es zuerst schon. Man kriegt quasi ne „Speisekarte“ vorgelegt, wo drauf steht wie viel Schuss mit welcher Waffe wie viel kosten. Dann sucht man was aus, setzt die Micky Mäuse auf die Ohren – ich glaube Knalltraumata sind schlecht für’s Geschäft und deswegen sind die Cambodis auf der Schießbahn auch entsprechend gut ausgerüstet – und dann wird geschossen, auf eine Entfernung von ca. 100m auf Papierscheiben – die man natürlich als Trophäe nachher mit nach Hause nehmen darf. Wir haben uns jeder 30 Schuss mit einer AK-47 – auch als Kalashnikov bekannt – und 30 Schuss mit einer amerikanischen M-16 gegönnt. Hmmmmm – was soll ich sagen? Nach den ersten Schüssen mit der AK-47 war das mulmige Gefühl verflogen. Beim Mittagessen später hatten wir zwar keine Chance, es Madelene und ihrer Freundin Karin zu erklären, aber Schießen macht Spaß. Im März dieses Jahr war es genau 20 Jahren her, dass ich zuletzt geschossen habe – damals noch bei der Bundeswehr. Interessanterweise klappt es aber immer noch ganz gut. Ich war selber überrascht davon, wie gut ich getroffen habe. Vor allem mit der M-16. Die AK-47 ist halt doch eine deutlich primitivere Waffe. Dafür hatte ich – Ironie der Ironien – schon nach zwei Schuss mit der M-16 ne Ladehemmung. Das klassische Problem dieses Gewehrs, könnte man sagen. Okay – ich will jetzt hier nicht zu technisch werden. Wer möchte, kann mich bei Gelegenheit gerne nach Details fragen. Jetzt im Rückblick, ein paar Stunden nach dem Erlebnis, habe ich ein vergleichbares Gefühl wie nach meinem ersten Stierkampf. Es tut mir nicht leid. Sorry. Ich würde jetzt nicht jeden Samstag auf der Schießbahn verbringen, wenn ich in Phnom Penh wohnen würde, aber ich würde es bei Gelegenheit wieder tun.
Zum Mittagessen haben wir dann Madelene, Simon und Karin (Madelenes Freundin aus Bangkok, die auch gestern Abend mit zum Seafood Buffet im Raffles war), getroffen und danach noch ein bisschen für’s Osterabendessen eingekauft. Heute schreibe ich das Reiselogbuch schon am Nachmittag, denn ich weiß noch nicht wie spät es nachher wird. Gleich gehe ich rüber zu den Eichhorns und dann wird die Lammkeule in den Ofen geschoben. Das wird bestimmt ein schöner Abend.
Als Foto des Tages erspare ich Euch mal die Poser-Fotos von Vetter Schorsch und mir mit dem Wummen in der Hand. Es gibt aber doch was martialisches zu kucken. Oh – und liebe Familie und Freunde, macht Euch bitte keine Sorgen. Auch wenn ich gestern von hemingwayesken Neigungen sprach, werde ich nicht als nächstes einen Trip nach Pamplona buchen um mein Machogehabe zu perfektionieren :-)

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