9. Juli 2020

Ich bin in Funchal, der Hauptstadt von Madeira. Für die nächsten elf Tage wird das hier mein Standort sein. Das Hotel ist sehr schön, was ich bisher sagen kann. Das Zimmer ist groß, und vor allem mit einem breiten Bett ausgestattet.
Der Tag begann aber heute in Lissabon, mit einem ausgiebigen Frühstück in meinem Flughafenhotel. Nein… eigentlich begann der Tag mit einem stirnrunzelnden Blick auf den bedeckten Morgenhimmel über der portugiesischen Hauptstadt. Das sah erstmal nicht nach Spotterwetter aus. Ich habe also das Frühstück gemütlich angehen lassen und mir überlegt, dann eben statt zum Flughafenzaun in die Stadt zu fahren. Google Maps hatte schon vor dem Start bei der Parkhaussuche geholfen und so war ich nach einem entspannten Auschecken und einer entspannten zwanzigminütigen Autofahrt um kurz vor zwölf am Praça do Comércio. Ihr habt richtig gelesen. Die Fahrt war entspannt… Dabei fahren die Portugiesen eher sportlich-forsch. Aber es war halt wenig Verkehr und ich vermute, das hatte nicht zuletzt mit Corona und der jüngst wieder verschärften Shutdown-Situation hier in Lissabon zu tun. Die Praça do Comércio befindet sich an der Stelle, wo bis zum großen Erdbeben von Lissabon der königliche Uferpalast stand. Bei der Neugestaltung durch den Marquis de Pombal wurden in den Gebäuden an den Seiten des Platzes die Zoll- und Hafenverwaltung untergebracht. In der Mitte steht die Monumentalstatue von Pombals Arbeitgeber, König José I. Der Platz öffnet sich zum Meer, oder besser gesagt zur Tejo-Mündung, hin. Obwohl die Praça do Comércio sehr weitläufig ist, war sie bei meinem letzten Besuch vor zehn Jahren schon sehr belebt. Heute war es dagegen fast gespenstisch ruhig. Das sieht man auch auf dem Bild des Tages. Eine Handvoll Touris war unterwegs, inklusive meiner einer… und ein paar Sonnenbrillenverkäufer versuchten ein Geschäft zu machen. Mich haben sie in Ruhe gelassen. Ich hatte ja schon ne Brille.
Größere Besichtigungen im Zentrum von Lissabon hatte ich mir nicht vorgenommen. Es ging mir nur um das Flair und darum, einfach nach zehn Jahren nochmal dort zu stehen. Und es hat mir wieder gut gefallen… Lissabon ist einfach ne tolle Stadt, selbst in diesem kleinen Ausschnitt. Nach einem kleinen Spaziergang bin ich wieder zurück zum Auto und – Ihr habt ja den blauen Himmel auf dem Bild gesehen – bin zum Flughafen zurück. Viel Zeit hatte ich allerdings nicht mehr, denn um 14:30Uhr musste ich den Mietwagen zurückgeben. Ein Mietwagentag hat immer 24 Stunden, und für zwei Stunden länger unterwegs zu sein hätte ich nen vollen zusätzlichen Tag bezahlen müssen. Insgesamt war das aber auch nicht so schlimm, denn viel Verkehr war während des frühen Nachmittags sowieso nicht.
Nachdem ich den Mietwagen zurückgegeben hatte, habe ich noch ein bisschen Flieger vom Flughafenterminal aus gekuckt. Der Flughafen von Lissabon ist jetzt nicht riesig, aber die Male, wo ich bisher hier war (2010 und 2012) war er doch sehr belebt. Davon war heute keine Spur. Es gingen zwar schon einige Flieger, aber geschäftig war‘s nicht.
Ich habe mir dann gegen fünf noch was zu essen gekauft, weil ich auch nicht wusste, wie lange die Einreise nach Madeira heute dauern würde.
Der Flug war ruhig und auch die Landung in Madeira war eher unspektakulär. Dazu muss man sagen, dass der Flughafen hier zu den schwierigsten in Europa gehörte. Seit dem Umbau im Jahr 2000 mit Verlängerung und Neuausrichtung der Landebahn hat er aber einiges von seiner Gefährlichkeit verloren. Trotzdem kann er bei bestimmten Windlagen immer noch sehr anspruchsvoll sein. Es gibt keinen Instrumentenanflug und nur Flugkapitäne mit einer bestimmten Anzahl von Stunden dürfen hier landen.
Während ich auf den Samsonite gewartet habe, habe ich mich auf der eigens eingerichteten COVID-19-Webseite der Region Madeira registriert. Das ist Pflicht, wenn man auf die Insel kommt… genauso wie ein Corona-Test. Entweder man bringt einen mit (der nicht älter als 72 Stunden ist) oder man wird hier kostenlos getestet.
Eine Gruppe junger Freiwilliger nimmt einen dafür nach der Gepäckausgabe direkt in Empfang. Mich haben sie aber direkt weiter zur Mietwagenstation geschickt, damit ich das alles schon mal erledigen konnte. Als ich diese Prozedur hinter mir hatte ging‘s zum Corona-Test. Die Personalien wurden aufgenommen und überprüft, genauso wie Handynummer und E-Mail-Adresse. Als ich zum Testcenter kam, das in Containern vor dem Ausgang der Ankunftsebene des Flughafens aufgebaut ist, waren alle anderen Passagiere schon durch, ich war der letzte. Im Container wurde ich von Roberto begrüßt.  Ich weiß nicht, ob er Arzt oder Krankenpfleger oder Sanitäter war, und gesehen habe ich von ihm auch nur die Augen hinter der Schutzbrille. Aber immerhin hatte er eine super Art, mit mir als Patienten umzugehen. Ein bisschen beruhigender, entspannender Smalltalk, dann musste ich mich auf den Stuhl setzen, Kopf hinten gegen die Wand, durch den Mund atmen und dann kam Roberto mit dem Teststäbchen und dem Hinweis „If you don‘t move, I won‘t hurt you.“  Hmmmmm… hat er dann auch nicht, aber vergnügungssteuerpflichtig ist ein Corona-Test auf keinen Fall. Ich hatte das Gefühl, dass das Teststäbchen bis gegen meine hintere Schädelwand geschoben worden war. Und das auch noch in beiden Nasenlöchern. Wie gesagt: kein Spaß. Der Rachenabstrich war dagegen easy. Das Ergebnis wird mir innerhalb von 12 Stunden mitgeteilt. Bis dahin soll ich im Hotel bleiben.
Auf dem Parkplatz der Mietwagenfirmen musste ich noch ein bisschen nach meinem Peugeot 208 suchen, und dann ging‘s in der Dämmerung über die Autobahn nach Funchal und zum Hotel.
Morgen habe ich erst für 10 das Frühstück bestellt. Ich denke mal, dass ich bis dahin das Testergebnis habe. Und dann geht‘s hier in Funchal in die Stadt.

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