21. März 2016

Reisen bildet ja bekanntlich, und der heutige Tag spielte in der Bildungsreise-Liga ganz oben mit. Zuerst aber gab es mal ein schönes Frühstück hier im Hotel und danach habe ich Saeng kennengelernt, meinen örtlichen Guide. Der erwartete mich um Punkt 9 an der Rezeption... ja, von wegen mal gemütlich ausschlafen... die Bildung will auch auf Reisen erarbeitet sein.
Die erste Station war das Nationalmuseum in Luang Prabang, wo unter anderem in einem besonderen Schrein (mit Fotografierverbot) eine historisch und religiös bedeutende Buddha-Statue aufbewahrt wird, die einmal im Jahr zum Wasserfest rausgeholt wird. Außerdem befindet sich im ehemaligen Königspalast eine Ausstellung mit Gegenständen aus der Herrschaft des letzten Königs von Laos. Den Palast haben die Franzosen Anfang des 20. Jahrhunderts dem damaligen König spendiert. Das sieht man auch an der Architektur und an der Einrichtung, die eher europäisch ist.
Saeng wusste zu all dem sehr viel zu erzählen, aber leider war mein immer noch gejetlaggtes Gehirn zu dieser recht frühen Stunde, so gegen halb zehn, noch nicht aufnahmefähig. Ich habe aber zumindest soviel behalten, dass mit dem kommunistischen Umsturz in Laos im Jahre 1975 die Monarchie endete und der König (den die Laoten gar nicht als König ansehen, weil er nicht wirklich inthronisiert wurde) und seine Familie spurlos verschwanden. Mein Guide Saeng ist sich allerdings ziemlich sicher, dass der Kronprinz und seine Familie inkognito in den USA leben. Wikipedia behauptet zwar was anderes, aber dass die CIA auch andere ehemalige Helfer bei gewaltsamen Regierungswechseln in Sicherheit brachte ist ja ein Fakt. Es besteht also zumindest die Möglichkeit.
Unsere nächste Station war der Wat Mai, was soviel heißt wie „neuer Tempel“ oder „neues Kloster“. 'Neu' deshalb, weil der Tempel erst 1821 gebaut wurde um einen älteren Tempel zu ersetzen und der Name ist irgendwie hängengeblieben. Zu einem Wat gehören fünf Dinge, der eigentliche Tempel, wo die Buddha-Statuten aufbewahrt werden, ein Stupa (vereinfacht gesagt ein Grablegebauwerk), eine Unterkunft für die Mönche, ein Speisesaal und eine Bibliothek. Im Buddhismus kann man auch problemlos auf Zeit ein Mönch sein, und Saeng hat mit erklärt, dass das in Laos ein beliebter Weg ist, um das staatliche Schulgeld zu umgehen. Die Klosterschulen der über zweihundert Klöster von Luang Prabang sind folglich rappelvoll... und der Lehrplan ist der gleiche wie an staatlichen Schulen. Es lebe die kommunistische Diktatur.
Genau – hier in Lao (LaoS sagen nur Ausländer, hat mir Saeng erklärt) herrscht ein Einparteiensystem. Merken tut man davon nicht viel. Das offensichtlichste Zeichen sind die roten Flaggen mit Hammer und Sichel drauf, die hier an vielen Häusern zusammen mit der laotischen Nationalflagge hängen. Für einen Europäer ein niedliche Verschrobenheit.
Nach dem Wat Mai haben wir noch mehrere andere Tempel angekuckt. Die Bauweise folgt immer dem gleichen Muster, wenn auch in unterschiedlichen Variationen. Ich musste irgendwie an die romanischen Kirchen im Hillije Kölle denken. Luang Prabang mag vielleicht nicht mehr die Königsstadt von Lao sein, aber es ist auf jeden Fall noch ein religiöses Zentrum und zu den verschiedenen Festivals kommen hier viele Pilger hin.
Die Stadt ist nicht so besonders groß und hat nur rund 50.000 Einwohner. Überhaupt ist Lao ein eher kleines Land, zwei Drittel so groß wie Deutschland mit grade mal sieben Millionen Einwohnern.
Um kurz vor zwölf war Mittagspause, die ich in einem sehr schönen laotischen Restaurant verbracht habe, und eine tolle erste Begegnung mit der laotischen Küche hatte. Danach ging's nahtlos weiter. Wir sind auf den Phousi-Hügel geklettert, 328 Stufen hoch. Obendrauf steht auch ein kleiner Tempel, aber zu diesem Zeitpunkt war ich von Tempeln schon sehr reizüberflutet. Was man allerdings von oben hat ist ein schöner Blick auf die Stadt und den Fluss. DEN Fluss. Der Mekong. Einer der Hauptgründe für meine Reise nach Laos. Luang Prabang liegt auf einer Halbinsel, die auf der nordwestlichen Seite durch den Mekong begrenzt wird, und auf der südöstlichen durch den Nam Khan River, der hier in den Mekong mündet. Leider war es sehr diesig oben, denn jetzt zum Ende der Trockenzeit werden hier in Laos viele Feuer angezündet, und der Rauch und Staub hängen in der Luft. Trotzdem ist der Blick von oben auf die Stadt und den Fluss
sehr beeindruckend. Hier geht der Vergleich zwischen Luang Prabang und Köln weiter. Saeng hat mir erzählt, dass man in Luang Prabang das gegenüberliegende, rechte Ufer des Mekong „Thailand“ nennt. Natürlich liegt da nicht Thailand, aber bis zum rechten Mekong-Ufer sind die Siamesen auf ihren Eroberungszügen vorgedrungen. Die Leute aus Luang Prabang blicken etwas abschätzig auf das rechte Ufer. Also, auch Luang Prabang hat seine schääl Sick.
Nachdem wir vom Phousi wieder runtergeklettert sind hat der Fahrer - nach seinem Namen muss ich morgen noch mal fragen – uns zur Fähranlegestelle gefahren, denn Saeng wollte mit mir noch nach „Thailand“ rüber und einen letzten Wat ankucken. Ich hatte also heute schon meine erste direkte Begegnung mit dem Fluss. Wir sind allerdings nicht mit der Fähre rüber sondern mit einem gecharterten Boot. Eine Fährfahrt wäre allerdings eine Option für meinen freien Tag in Luang Prabang übermorgen.
Was ich noch nicht erwähnt habe bisher, das sind die Temperaturen. 30 Grad plus x haben wir hier, und Saeng hat mich schon gewarnt, dass es wärmer wird, je weiter ich mich nach Süden vorarbeiten werde. Unter diesen Umständen war ich dann auch nicht böse, dass um kurz vor drei das Programm schon beendet war und ich am Hotel abgeladen wurde. Eine kleine Siesta wäre beinahe in tiefen Schlaf ausgeartet, wenn mich mein Handy nicht rechtzeitig um viertel nach vier geweckt hätte. Ich bin dann in die Stadt spaziert. Von meinem Quartier sind das knapp zehn Minuten zu Fuß. Erstes Ziel war einer der zahlreichen Geldautomaten, um mir etwas lokale Währung – Lao Kip - zu besorgen. Das hatte ich heute mittag zwar schon zweimal erfolglos versucht, aber mir zu diesem Zeitpunkt noch nix dabei gedacht. Leider war ich aber auch heute nachmittag nicht erfolgreicher. Ich werde also morgen wohl mal in einer der vielen Wechselstuben Geld auf meine VISA-Karte abheben.
Morgen geht’s auf's Land. Saeng kommt mich wieder um neun abholen. Das Ausschlafen wird also bis übermorgen warten müssen.
Als Bild des Tages gibt’s eine typische Postkartenansicht aus Luang Prabang: der Wat Xieng Thong, die nach dem Nationalmuseum meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Stadt und der einzige Wat, der während der Ho-Kriege unzerstört blieb als im Jahr 1887  paramilitärische Banden aus Südchina die Stadt plünderten.

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