26. März 2008

Der Tag heute begann mal wieder entspannt und locker. Ich hab um 12h Georg zum Mittagessen (okay – für mich war’s das Frühstück) im Café Fresco getroffen und danach dort noch ne Stunde im Internet verbracht. Ich werde langsam faul – ich hab mich dann nämlich vom Tucktuck nach Hause bringen lassen. Dort wurde kurz der Läppi gegen die Kamera getauscht und dann ging’s (wieder per Moped-Rikscha) nach Tuol Sleng. In dieser ehemaligen Schule befindet sich heute Dokumentationszentrum für die Greueltaten der Roten Khmer. Während deren Herrschaft, von 1975 bis 1979, war hier das politische Sicherheitsgefängnis S-21 untergebracht, in dem Tausende vermeintliche Gegner der radikal-kommunistischen Revolution der Roten Khmer inhaftiert und gefoltert wurden um letztendlich auf den Killing Fields, die sich rund 15km vor den Toren Phnom Penhs befinden, ermordet zu werden.
Um es vorwegzunehmen: jeder, der schon einmal eine der deutlicheren Holocaust-Dokumentationen gesehen hat, kann mit dem was man in Tuol Sleng zu sehen kriegt, zurecht kommen. Trotzdem – für schwache Nerven ist das nix. Gerade die Szenerie der Schulgebäude und des mit Mangobäumen bepflanzten Schulhofs, die Beton-Treppenhäuser und gefliesten Klassenzimmer machen das Ganze grade zu absurd und surreal. Einer der Gebäudetrakte ist komplett mit Stacheldraht verkleidet, damit die Gefangenen sich nicht von der Galerie der oberen Geschosse in den Hof stürzen und umbringen konnten. Und gleichzeitig stehen in diesem Hof noch die festmontierten Sportgeräte der Schüler. Die Roten Khmer haben alle Gefangenen genau dokumentiert und im Erdgeschoss von Gebäude B geht man durch Raum um Raum an Stellwand nach Stellwand mit den Fotos für die Akten vorbei. Das ist schon ziemlich gruselig – vor allem, weil diese Leute genauso aussehen wie die netten, freundlichen, umgänglichen Kambodis, denen man vor den Toren von Tuol Sleng auf der Straße begegnet... und man weiß, dass die Täter ganz genauso ausgesehen haben und aussehen, auch wenn sie inzwischen alle so um die 50 sind...
In Tuol Sleng wurden während der vier-jährigen Herrschaft der Roten Khmer ca. 17.000 Menschen inhaftiert und ganze SIEBEN davon haben überlebt. Die letzten vierzehn wurden noch in ihren Zellen zu Tode gefoltert, als die vietnamesische Invasionsarmee schon auf das Zentrum von Phnom Penh anrückte. Die Gräber dieser vierzehn findet man jetzt auf dem ehemaligen Schulhof – die Mörder haben sich aus dem Staub gemacht und Kambodscha wartet noch immer auf ernsthafte Bemühungen um Gerechtigkeit. Dieser Teil der kambodschanischen Geschichte ist noch lange nicht aufgearbeitet.
Morgen Nachmittag werde ich dann raus zu den Killing Fields fahren und mir auch noch den zweiten Teil der sichtbar gemachten Rote-Khmer-Story ansehen. Auch das ist schließlich Teil von Kambodscha und sollte nicht außer Acht gelassen werden, jetzt, wo ich mich echt für dieses Land erwärmt habe.
Der Abschluss des Tages war dann wieder schön und friedlich – wir waren im Khmer-Restaurant. Die Khmer-Küche sagt mir echt immer mehr zu. Ich hoffe ich finde was, das sich problemlos in meinen normalen Speiseplan aufnehmen lässt - zu Jambalaya und Gallo Pinto, meinen beiden beliebtesten ausländischen Mitbringseln auf meinem Mittagstisch.
Morgen Abend werde ich übrigens auch den Online-Checkin der KLM hier ausprobieren. Denn übermorgen geht es schon wieder nach Hause.

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