5. August 2018

Also, direkt vorweg: ich bin auch heute, während des zweiten schweren Erdbebens auf Lombok innerhalb weniger Tage, weit genug weg vom Ort des Geschehens und die Tsunami-Warnung, von der in den Medien die Rede ist, spricht von einer Wellenhöhe von 50 Zentimetern.
Der heutige Tag war bei der Planung der Reise als Puffer vorgesehen, für den Fall, dass die zweitägige Bootstour nicht die Mindestteilnehmerzahl erreicht. Als dann klar war, dass es ab morgen für zwei Nächte auf's Boot gehen würde, war die Frage, was ich mit dem einen Tag auf Flores machen sollte. Mt Sightseeing ist hier nicht viel. Ich habe stattdessen eine Email an das Tourismusbüro von Flores über deren Webseite geschickt, mit der Bitte um Informationen zu den Möglichkeiten von Vogelbeobachtung. Die haben das wohl brav weitergeleitet, denn wenig später hatte ich eine Email von "Flores Birdwatching" im Posteingang. So kam der erste Kontakt zu Yovie zustande, der sich – womit ich nicht gerechnet hatte – heute morgen um sechs als mein Guide entpuppte. Für's Hotelfrühstück war sechs Uhr etwas zu früh, aber dankenswerter Weise haben die mir vom Hotel aus ein Frühstückspaket gepackt. Mit Faris als Fahrer waren wir insgesamt zu dritt und es ging auch sofort los, auf den sogenannten Flores Highway. Diese 700km lange Straße verbindet die West- mit der Ostküste der Insel. Wer sich da jetzt aber ne schöne indonesische Autobahn wie auf Java vorstellt, der liegt massiv falsch. Die Straße erinnert eher an die Landstraße zwischen Schönau und Vollmert. Bergauf, bergab – für uns heute morgen weitgehend bergauf - in Serpentinen. Trotzdem ist relativ viel Verkehr, denn so viel mehr Straße gibt es hier auch nicht, sobald man die Stadt hinter sich gelassen hat. Zuerst liegen links und rechts noch Dörfer und Reisfelder. Am Sonntag verschönern spielende Kinder, Hühner, Wasserbüffel und domestizierte Bantengs das Bild... und Hunde. Auf Flores hält man Hunde. In einer Woche Java habe ich insgesamt drei Hunde gesehen. Diese Zahl hatte ich heute morgen hier auf Flores schon nach weniger als zehn Minuten erreicht.
Nach einstündiger Fahrt hatten wir den Ausgangspunkt der vormittäglichen Exkursion erreicht, auf 800m Höhe in den Bergen von West-Flores. Tiefe Wolken hingen in den Berggipfeln, aber das hat Yovie und mich nicht davon abgehalten, loszuziehen.... so wie man es sich vorstellt. Er mit Fernglas und Rucksack vorne weg, ich mit Fernglas, Kamera, Vogelbestimmungsbuch (und heute morgen auch noch mit Rucksack wegen der möglichen Regengefahr) hinterdrein. Es war heute nicht das erste Mal, dass ich eine fachkundig geführte Vogelbeobachtungsexkursion gemacht habe. Der große Vorteil ist, dass man jemanden dabei hat, der sich mit der örtlichen Vogelwelt auskennt. Gerade in Gegenden, die mir ornithologisch fremd sind, und da würde ich die Kleinen Sunda-Inseln auf jeden Fall dazuzählen... *lach..., hilft das sehr. Erschwerend kam heute hinzu, das Birdwatching im Dschungel immer einen erhöhten Schwierigkeitsgrad hat. Man sieht halt nicht so viel und so weit.
Yovie jedenfalls wusste was er tat. Die ersten paar Minuten flitschte er immer noch mit seinem Handy rum und ich dachte schon, "Was liegt an? Stress mit der Liebsten?" Aber dann stellte sich heraus, dass er auf dem Handy verschiedenste Vogelstimmen als Audiodatei abgespeichert hatte, die er dann entweder direkt vom Handy oder über die Bluetooth-Box in seinem Rucksack abspielte, um Vögel anzulocken. Hightech Birdwatching... *lach...
Die Voglpirsch heute morgen startete zwar langsam, aber dann haben wir kurz vor der Frühstückspause doch noch einiges gesehen. Zum Frühstück gab es in einem kleinen Warung - so nennt man hier die Imbissbuden, die an der Straße entlang stehen – indonesischen Kaffee und frittierte Bananen. Dann kam die zweite Runde Birdwatching, im gleichen Gebiet aber auf anderen Wegen. Wir sind ganz schön über Stock und Stein durch den Wald hier gekreucht und waren auch wieder recht erfolgreich. Auf einer kleinen Lichtung haben wir unter anderem ein Papageiennest in einer ehemaligen Spechthöhle entdeckt, und danach wusste ich auch, was Yovie in seinem Rucksack mitschleppte: Eine große Canon-Spiegelreflex mit einem wahren Mammutobjektiv.
Zur Mittagspause sind wir wieder in dem Warung eingekehrt, wobei uns wie schon zum Frühtück unser Fahrer Faris Gesellschaft leistete. Faris schien auch ein ganz guter Birdwatcher zu sein, denn er kannte ich auch mit dem Federvieh ziemlich passabel aus.
Nach dem Mittagessen snd wir zu einer anderen Stelle gefahren, wo Yovie und ich die nächste Waldwanderung, diesmal die ganze Zeit bergab, bis zu einem Wasserfall gemacht haben. Dabei kamn wir zum Schluss auch durch einige Reisfelder, was natürlich noch mal andere Vogelwelt mit sich brachte... und natürlich mussten wir nachher den ganzen Weg auch wieder zurück bergauf. Aber es hat sich gelohnt. Auf dem Weg zurück nach oben gelang es Yovie nämlich, mit Hilfe seiner Audiodateien eine Schmuckpitta anzulocken. Stellvertretend für die anderen heute gesichteten Vögel, die vegetationsbedingt weitestgehend unfotografiert blieben, präsentiere ich diesen Vogel als erstes Bild des Tages.Pittas sind ungefähr amselgroß und gehören zu den Sperlingsvögeln. Obwohl sie im tropischen Afrika, Asien und Australien in vielen verschiedenen Arten recht häufig anzutreffen sind, sieht man sie kaum, weil sie sehr versteckt leben, und normalerweise nur durch ihre Rufe und ihren Gesang auf sich aufmerksam machen. Leider ist hier die Bildqualität recht begrenzt, aber es ist halt düster so im Unterholz, und der Autofokus hat es schwer, wenn so viel Geäst vor dem Objekt ist.
Auf 31 Vogelarten (von denen ich vier allerdings schon auf dieser Tour gesichtet hatte) sind wir heute gekommen. Das ist eine gute Ausbeute und wir haben Yovies bisherigen Tagesrekord eingestellt. Leider ist uns der 32ste Vogel, der eigentlich von Yovie und Faris noch fest eingeplant war, durch die Lappen gegangen. Die Molukken-Zwergohreule hat sich leider rar gemacht. Yovie war ein bisschen enttäuscht, weil der Platz, wo wir hingefahren sind, bisher immer eine Sichtung garantiert hatte. Ich bin zumindet in den Genuss eines Sternenhimmels mit nur wenig Lichtverschmutzung gekommen.
Um kurz nch sieben heute Abend haben mich Yovie und Faris am Hotel abgliefert. Es war ein toller, intensiver Tag, mit spannendem Birdwatching in sehr interessanter Landschaft. Das sieht so ander aus hier auf Flores, im Vergleich zu Java. Als zweites Bild des Tages gibt es deshalb ne Landschaftsaufnahme. Irgendwo da oben in den Bergen waren wir heute unterwegs.
Morgen geht es auf's Boot... Zwei Nächte... so lange war ich zuletzt vor 31 Jahren am Stück auf einem Schiff. Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, dass ich dort kein Internet habe. Die entsprechenden Logbücher reiche ich, genau wie von Ujung Kulon, nach, sobald ich wieder festen Boden unter den Füßen habe.

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