2. August 2018

Heute sind wir mit dem Zug gefahren. Auf der Straße hätte die Fahrt von Solo nach Jombang mindestens sieben Stunden gedauert, aber mit dem Zug waren wir in knapp drei Stunden da. Schon praktisch. Und ich musste noch nicht mal irgendwas selber organisieren, denn Nanang war mit dabei. Als ich das finale Programm von Exo Travel gemailt bekam, fand ich es ein bisschen seltsam, dass der Guide mit im Zug fährt, aber das ist hier in Indonesien nicht so ungewöhnlich.
Der Bahnhof Solo-Balapan macht nen sehr ordentlichen Eindruck. Kein Wunder... es sind auch genügend Leute da, die über den polierten Boden wischen. Sechs Gleise gibt's insgesamt, aber so richtig viel Betrieb war nicht. Nanang hatte mich um sieben mit dem Taxi vom Hotel abgeholt, und da der Innenstadt-Verkehr von Solo um diese Zeit noch sehr gnädig war, hatte ich am Bahnhof ne halbe Stunde, um mir alles anzusehen und Fotos zu machen. Mit Gepäck mussten wir uns – im Gegensatz zur Mehrzahl der europäischen Touris – auch nicht abplagen, denn das war ja gestern abend schon mit Juwang nach Jombang aufgebrochen und wir hatten nur unsere Rucksäcke dabei.
Im schönsten Morgenlicht ragten im Westen von Solo heute der Merapi und der Merbabu auf... wolkenfrei und nicht besonders bedrohlich wirkend... aber das täuscht natürlich. Und dann kam der Zug – wie man im ersten Bild deutlich sieht... *lach... Wir waren mit dem Schnellzug Jogja - Surabaya unterwegs, der unterwegs nur drei Mal anhielt. Mein Reiseveranstalter hatte für mich 1. Klasse gebucht. Ob das ein wirklicher Vorteil war kann ich nicht beurteilen. Die Beinfreiheit war jedenfalls für Europäer meines Formats angemessen. Der Großraumwaggon war voll mit Europäern und bevor wir uns auf unsere reservierten Plätze setzten, grüßte Nanang mit den Worten "Guten Morgen" in die Runde. Ich hab ihn natürlich gefragt, woher er weiß, dass die Leute Deutsch sprechen, und er sagte, "Ich kenne die Guides. Die führen auf Deutsch"... auch in Indonesien sind die Tour-Guides also eine große Familie. Jeder scheint jeden zu kennen.
Genau wie bei der Deutschen Bahn gibt es bei der indonesischen Eisenbahn in der 1. Klasse nen Am-Platz-Service. Zwei in knackig-blaue Uniformen gekleidete Mitarbeiter kamen mit nem Wägelchen durch den Zug und verkauften, Kaffee, Tee, Snacks und Lunchboxen. (Kleiner Exkurs für Eisenbahninteressierte: die indonesische Eisenbahn fährt weitgehend - inklusive der Strecke, auf der ich ehute unterwegs war - auf Kapspur, also Gleisen mit einer Spurweite von 1067mm. Im Vergleich dazu hat die Normalspur genannte Spurweite, auf der die Deutsche Bahn unterwegs ist 1435mm Spurweite.)
Besonders schnell ist der Zug nicht, und so hat man während der Fahrt nen schönen Blick auf die Landschaft im Grenzgebiet zwischen Zentral- und Ostjava. Im Zug sitzt man halt höher als im Auto, und darüber hinaus ist der Bahndamm ja auch noch mal erhöht. Deshalb habe ich Euch eine Landschaftsaufnahme von unterwegs als zweites Bild des Tages ausgesucht. Reisfelder samt Bauer und "motorisiertem Wasserbüffel" im Vordergrund, ein Dorf in der Bildmitte, und der Lawu, an dessen Hängen ich gestern noch Sightseeing gemacht habe, als Hintergrund.
Nach unserer Ankunft in Jombang wartete Juwang schon vor dem Bahnhof und es gab noch ein bisschen Besichtigungsprogramm. Nanang hat mir ein Museum und zwei Bauwerke aus der Zeit von Majapahit gezeigt, dem letzten großen hinduistischen Reich im Gebiet der südostasiatischen Inselwelt. Dieses Reich existierte vom 13. bis zum 16. Jahrhundert und kontrollierte große Gebiete dessen, was heute Indonesien ist. Die Ruinen – eine Toranlage und ein großer Swimmingpool – waren recht eindrucksvoll, vor allem weil sie nicht aus schwerem dunklem Vulkangestein errichtet wurden, sondern aus gebrannten, roten Ziegeln. Ich muss allerdings gestehen, dass die geschichtlichen Zusammenhänge hier unten in der Gegend beginnen in meinem Kopf zu verschwimmen. Das war in den letzten Tagen einfach ein bisschen viel Input.
Nach dem Sightseeing gab es heute ein wieder sehr schönes indonesisches Mittagessen, und dann hatten wir drei Stunden Fahrt vor uns bis nach Tosari, dem Ausgangspunkt für unsere morgige frühmrgendliche Exkursion zum Sonnenaufgang am Bromo, einem weitere Vulkan. Um halb vier ist Abfahrt. Das Quartier hier in Tosari liegt in 1800m Höhe spektakulär auf einem Felssporn und bietet einen fantastischen Blick in Richtung Westen auf die Berge und das Tiefland von Java. Hier habe ich auch das erste Bier seit sechs Tagen bekommen. In Borobudur, Jogja und Solo war ich ja trocken untergebracht, denn die Quartiere hatten alle keine Schanklizenz.
So, und jetzt mache ich mich – um viertel nach neun – auf ins Bett. Morgen wird es SEHR früh. Ich hoffe, es lohnt sich.

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