18. Juli 2008

So langsam werde ich am Amazonas heimisch. Heute gab’s schon wieder Dschungelwanderungen und die haben mir recht wenig ausgemacht. Okay – es gab auch keine Wespenattacken und die Stiche von gestern haben auch keine negativen Spuren hinterlassen. Die zweite Dschungelwanderung, nach dem Frühstück war die beste der vier, die wir bisher gemacht haben. Wir sind mit Fernando, einem der Flusssiedler losgezogen. Zuerst haben wir seine kleine Farm bzw. Maniokplantage gesehen und dann ging’s ab in den Urwald. Der Mann hatte echt Ahnung von dem was er tat, inklusive Blasrohrschießen, Speere gegen Jaguare basteln und riesige schwarze Killerameisen aus ihrem Bau locken. Es hat jedenfalls super Spaß gemacht und ich habe auch keine neuen Stiche bekommen, nicht zuletzt Dank DEET, dem absoluten Antimückenteufelszeug.
Angefangen hatte der Tag auch mit ner Wanderung, aber die hat mir ehrlich gesagt weniger Spaß gemacht. Ich hatte nämlich dann doch etwas mit den Folgen der Grillparty, bzw. eher den dazugehörigen Bier und Caipirinha, zu tun und mir war’s vor dem Frühstück etwas fläu im Magen.
Nach dem Mittagessen sind wir dann wieder den Rio Cuieiras, einen Nebenfluss des Rio Negro, in dem wir die letzten anderthalb Tage verbracht haben, abwärts in Richtung Rio Negro gefahren. Am Zusammentreffen der beiden Flüsse tummelten sich etliche Delphine. Einerseits die grauen, Tucuxi genannten, Flussdelphine, Aber auch die rosafarbenen echten Flussdelphine gab es zu sehen. Die sind allerdings extrem schwer zu beobachten, weil sie kaum auftauchen und auch nicht aus dem Wasser springen. Tucuxis dagegen lassen sich leichter beobachten. Sie sind allerdings keine echten Flussdelphine sondern kommen auch im Salzwasser entlang der brasilianischen Küste vor. Jedenfalls waren die Delphine mein persönliches Highlight heute und sind folglich auch auf dem Bild des Tages zu sehen. Leider wohl etwas unscharf, aber die Delphine sind immer nur für Sekundenbruchteile an der Oberfläche. Bei dem Tier auf dem Bild handelt es sich jedenfalls um einen rosafarbenen Flussdelphin. Jaja – ich weiß – der ist auch nur grau, aber er hat keine sichelförmige Rückenflosse und den charakteristischen abgesetzten Kopf der Flussdelphine.
Danach sind wir wieder den Rio Negro aufwärts gefahren, in die verworrene Inselwelt des Arquipélago de Anavilhanas. Hier verengt sich der Strom in eine Vielzahl von Kanälen und Flussläufen und vom Sonnendeck der Amazonas Clipper lässt sich das Leben am Ufer super beobachten. Allerdings ist es hier bei weitem nicht so belebt, wie man meinen möchte. Das schwarze saure Wasser des Rio Negro ist verantwortlich für einen geringen Fischbestand und so gibt es weder Reiher noch Riesenkingfisher. Aber wir hatten heute dann doch einiges an Vogelsafariglück und ich konnte die Liste der gesehenen Vögel ausbauen.
Ich muss ja sagen – auf dem Amazonas mit dem Boot unterwegs zu sein ist schon was besonderes. Wie dieser Fluss auf den Betrachter wirkt ist kaum zu beschreiben. Riesiggroß, majestätisch, teilweise mit absolut glatter, spiegelnder Oberfläche. Das Wasser schwarz, der Himmel darüber blau mit eindrucksvollen Wolken, die sich in der Oberfläche spiegeln – und am Ufer Urwald, immer wieder unterbrochen durch kleine Dörfer oder einzelne Häuser. Ist nämlich fast alles hier weder Nationalpark noch Schutzgebiet.
Am Abend haben wir dann noch eine Nachtsafari im Beiboot durch die Kanäle und Wälder des Arquipélago de Anavilhanas gemacht. Tiere haben wir allerdings keine gesehen – die waren alle schon in Deckung, denn heute Abend gab’s hier ein fettes tropisches Gewitter.
Morgen ist schon Samtag – noch zweimal schlafen und dann geht es schon weiter. Ich weiß jetzt schon, dass ich den Amazonas vermissen werde.

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