16. Juli 2008

Tag zwei auf dem Amazonas. Hmmmmmm – also zuerst die gute Nachricht vorne weg: nachdem Ihr ja das Akkuladegerät-Drama zum Teil live mitverfolgen konntet hier das kurze Ende der langen Geschichte. Der Akkulader funktioniert, nur der Akku ist hin... *seufz... besser als umgekehrt. Rausgefunden hat’s übrigens Jaime, unser Kapitän, der sich offensichtlich auch mit Mikroelektronik auskennt und das Ladegerät fachmännisch auseinander geschraubt hat. Und wenn Ihr Euch jetzt fragt, warum ich das nicht selber rausfinden konnte, dann liegt das daran, dass alle anderen Akkus voll waren und ich daher keine Möglichkeit hatte, etwas zu testen. Egal, der Urlaub ist gerettet. Und nun zum Tagesbericht.
Heute morgen sind wir zum Treffpunkt des Rio Solimoes mit dem Rio Negro gefahren. Ab hier heißt der Bach offiziell Rio Amazonas. Ist schon recht eindrucksvoll, zu sehen wie das hellbraune und das fast schwarze Wasser aufeinander treffen, nebeneinander herfließen und Strudel bilden (denn der Solimoes ist mehr als doppelt so schnell wie der Negro.
Danach ging’s nach Manaus, wo wir zuerst den Markt besichtigt haben und dann einen Stadtrundgang unternommen haben. Mein persönliches Highlight (das sich leider nicht im Bild zeigen lässt) war dabei übrigens die Atmosphäre der Stadt. Was hatte man nicht vorher alles über die Gefahren und Unwägbarkeiten brasilianischer Großstädte gelesen. Zumindest für Manaus trifft davon nichts zu. Die Leute sind entspannt, der Verkehr langsam und sogar recht zivilisiert. Die Leute kucken einen nicht mal an und versuchen erst recht nicht, einem etwas zu verkaufen. Im Gegenteil, die Händler und Arbeiter auf dem Markt zum Beispiel lächeln noch mit erhobenem Daumen in die Kamera wenn man die toten Fische fotografiert. Alles in allem sehr angenehm für Touris und kein Vergleich etwa mit Indien oder dem Nahen Osten.
Dann ging’s zur Oper. Auch nicht schlecht, am Ende des 19. Jahrhunderts hier in der Wildnis schon ein riesiges Opernhaus zu bauen. Der Kautschuk hatte die Leute reich gemacht. Marmor aus Carrara, feinste Holzintarsienarbeiten auf dem Boden – meine Herren, die hatten echt Geld.
Heutzutage hat Manaus trotz seiner runden Million Einwohner eher kleinstädtisches Flair. Die Fassaden bröckeln, die Hochhäuser strahlen nicht – alles in allem eher etwas heruntergekommen und von Verfall geprägt. Aber genau das finde ich echt spannend. Genauso hatte ich mir die Stadt vorgestellt. Hier am Amazonas glitzernde Wolkenkratzer aus Glas und Stahl, das würde nicht passen. Aber so ist Manaus echt ne Stadt am Rande der Zivilisation und strahlt das auch aus. Die Leute hier wirken jedoch sehr lebendig.
Gegen Mittag waren wir alle wieder auf dem Schiff. Ich bin nicht der einzige, der das Boot mittlerweile schon als Zuhause empfindet – und ob Ihr’s glaubt oder nicht, wir haben schon Seemannsbeine. Als wir in Manaus auf dem Pier standen musste der Gleichgewichtssinn echt umschalten, und das dauert schon ein paar Minuten, in denen man doch besser vorsichtig geht.
Das Bild des Tages kommt vom Fischmarkt in Manaus. Tigerwelsstücke, schon küchenfertig zu kaufen – und ich kann Euch sagen, der schmeckt ECHT lecker. Wir hatten ihn vorgestern zum Abendessen (allerdings zum Glück als Filet).

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