12. Oktober 2012
Heute war mal wieder so ein Tag, wo es um Erwartungen und deren Begegnung mit der Realität ging. Das führt ja manchmal bei mir zu einer gewissen Unzufriedenheit und die betraf auch den heutigen Tag. Aber von vorne.
Gegen neun Uhr heute morgen hieß es Abschied nehmen von Táranto und auf dem Weg aus der Stadt raus wurde mir auch klar, dass ich vorgestern genau die richtige Anreise gewählt hatte. Nach Norden ging's erst mal kilometerweit an Stahlwerken und Raffinerien vorbei. Aber danach wurde es schnell besser und es gab sogar ein bisschen landschaftliche Abwechslung. Apulien ist nämlich nicht NUR flach. Ein paar Hügel hat es schon zu bieten.
Heute war ja wieder ein Fahrtag und das erste Ziel war Locorotondo. Ich glaube außerhalb von Italien wird es schwierig, so viele 'O's in einem Ortsnamen unterzubringen. Nach meiner gestrigen Begegnung mit Táranto war Locorotondo ein ziemliches Kontrastprogramm. Sauber, klein und schnuckelig, mit weiß gekalkten Häusern und Blumenkübeln in den Gässchen und Winkeln. Allerdings war heute Markt – was zu einigem Verkehrschaos und Umwegen führte. Ich habe aber schließlich doch nen verkehrstechnisch günstigen Parkplatz gefunden und mich dann in das übliche apulische Gassengewirr gestürzt. Ihr könnt mir glauben, mit Labyrinthen erschreckt man mich so schnell nicht mehr.
Was allerdings meinem Spaß in Locorotondo etwas abträglich war das war das Wetter. Regen zog auf. Ich hatte eigentlich geplant, in Locorotondo auch Mittagspause zu machen, aber da die Trattorien alle erst gegen eins auf machten und man sich bei Regen ja nicht mal irgendwo hinsetzen und mit Aussicht ankucken die Zeit vertreiben kann hat die Gastronomie in Locorotondo heute leider kein Geschäft mit mir machen können. Stattdessen habe ich die Mittagspause in den nächsten Ort verschoben, nach Alberobello. Alberobello ist eine der Haupttouristenattraktionen Apuliens und UNESCO-Weltkulturerbe. Und zwar wegen den Trulli. Ein Trullo ist ein... hmmmm – wie erklär' ich das jetzt? Also, stellt Euch ein niedriges Häuschen vor, das statt nem Dach eine Zipfelmütze aus säuberlich ohne Spies/Mörtel aufgeschichteten Steinen aufhat. Ach was, kuckt einfach auf das Bild des Tages, da seht Ihr Trulli.
Alberobello ist jedenfalls das Zentrum der Trulli in Apulien, auch wenn man hier an vielen Stellen solche Gebäude, meist als Lagerschuppen oder Scheunen genutzt, in der Landschaft stehen sieht. In Alberobello sind Trulli aber Wohnhäuser und vor allem Souvenirläden – mit einem in der Regel geschmacklich höchst fragwürdigen Angebot. Da zur Zeit nicht grade Hochsaison hier in Apulien ist, und in Alberobello das Wetter ebenfalls eher mäßig war, auch wenn der Regen mal ne Auszeit genommen hatte, hielten sich die Touri-Scharen in Grenzen. Zum Glück. Ich finde die Sache mit den Trulli etwas überbewertet – siehe oben, Stichwort Erwartungen und Realität. Klar, wenn man schon mal hier ist, dann kann man sich den Ort ne halbe Stunde ankucken (und das Essen, das ich hier bekommen habe, war super lecker...) aber das reicht dann meiner Meinung nach auch. Und wenn ich noch mal nach Apulien komme, dann werde ich mir Alberobello sparen.
Was ich mir allerdings nicht sparen werde, das ist die Tropfstein-Höhle von Castellana. Im Gegenteil. Da werde ich beim nächsten Besuch die lange Führung nehmen und nicht die kurze wie heute. Immerhin bin ich unter der Erde dem Regen entgangen. Dafür hatte man mich zu einer Gruppe fränkischer Rentner auf Apulien-Tour gesteckt, und die haben total genervt. Wussten alles besser und haben nur rumgenölt. Ich hätte besser ne italienisch-sprachige Führung genommen. Aber die Tropfsteinhöhlen waren schon sehr beeindruckend und ich wäre wahrscheinlich mit einem positiveren Gefühl da wieder rausgekommen, wenn ich nettere Begleitung gehabt hätte. Es hätten ja wenigstens Rheinländer sein können. Aber, wie eingangs erwähnt: Erwartungen und Realität.
Jetzt bin ich in Bari. Die größte Stadt und Hauptstadt der Region Apulien. Morgen ist also wieder Stadtbesichtigung angesagt und ich habe vor, hier in Bari ausführlich das Pflaster platt zu treten. Wie's war erfahrt Ihr dann morgen abend. Hmmmmm – und heute ist Halbzeit. Grummel...
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