7. Juli 2023

Heute war Safaritag. Ich habe eine Whalewatching-Tour durch die Fundy Islands gemacht. Die Fundy Islands liegen kurz hinter dem Eingang zur Bucht und gehören größtenteils zu New Brunswick. Die Route, die wir heute ungefähr gefahren sind, habe ich Euch auf der Karte eingezeichnet.
Pünktlich um halb zehn war ich bei Quoddy Link Marine. So heißt die Whalewatching-Tour-Gesellschaft, bei der ich den heutigen Ausflug gebucht hatte. Das Boot war dieses Mal etwas größer, so dass wir nicht in Überlebensanzüge mussten. Was weniger günstig war, das war der Nebel, der noch über den Inseln und dem Hafen von St. Andrew’s lag. Ausgefahren wurde trotzdem, was auch gut so war, denn nach zwanzig Minuten hatte sich der Nebel, von einigen Schwaden abgesehen, aufgelöst. Da hatten wir allerdings schon etliche Kegelrobben und Seehunde im Dunst auf ein paar Felsen gesehen. Mal kucken, ob und was ich davon per Photoshop für die Webseite brauchbar machen kann.
Das Safariglück war die ganze Fahrt über auf unserer Seite. Wir haben mehrere Zwergwale gesehen, die zum Teil echt nah ans Boot kamen. Zwergwale sind mit die kleinsten Furchenwale. Sie werden acht bis neun Meter lang und sieben bis acht Tonnen schwer. Ich bin schon zwei Mal Zwergwalen begegnet, jedes Mal in Tadoussaq im St.-Lorenz-Strom. Mit der Fotoausbeute heute war ich auf jeden Fall sehr zufrieden. Dabei half natürlich das ruhige Wasser. Sieht man in dem ersten Bild des Tages.
Apropos ruhiges Wasser. Ich hatte ja gestern schon was zu den Gezeiten hier in der Bay of Fundy erzählt. Das „ruhige“ Wasser ist hier nämlich nur scheinbar ruhig, da es – zumindest heute – nicht durch Wind in Bewegung gesetzt wurde. Aber so als Flüssigkeit muss ich sagen geht das hier schon maximal turbulent zu. Als wir an Bord unseres Katamarans gingen hatte die Flut gerade eingesetzt. Ich schwöre, bei der Ausfahrt hatte man das Gefühl, dass das Boot bergauf fährt. Zwischen den Inseln bilden sich Strömungen und Strudel, die die Wasseroberfläche mächtig aufwirbeln. Das Meer wirkt hier geradezu lebendig. Und auch wenn es keine großen Wellen schlägt, können die Strömungen so einem Tourboot immer wieder mal einen ziemlichen Schubs geben. Während der Fahrt muss man sich also festhalten oder zumindest sicher anlehnen. Schon alleine die Fahrt war also eine sehr eindrucksvolle Begegnung mit der Bay of Fundy.
Neben den Zwergwalen und dem Erlebnis der Fahrt auf den wilden Wassern der Bay of Fundy gab es aber auch noch andere Höhepunkte. Wir haben mehrere Schweinswale gesehen und ich habe sogar ganz brauchbare Fotos bekommen. Bei Schweinswalen ist das nämlich richtig schwierig, da sie sehr klein sind und außerdem flott. Da ist es sogar noch einfacher, Delphine zu fotografieren und das ist auch schon ne ziemliche Herausforderung.
Vogelleben gab es auch reichlich, inklusive einem Weißkopfseeadlernest mit zwei Jungvögeln drin und einem der Altvögel, der maximal fotogen war. Das zweite Bild des Tages habe ich aber nicht dem Adler, sondern einem meiner liebsten Meeresvögel gewidmet, und es erzählt auch noch eine Geschichte. Der Tordalk, auf Englisch „razorbill“, gehört zusammen mit den Papageitauchern, Krabbentauchern, Gryllteisten und Trottellummen zu den Alken. Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere an meine Tour zu den Orkney- und Shetland-Inseln. Da hatte ich etliche Begegnungen mit Tordalken. Bei Tordalken (wie auch bei den Trottellummen) teilen sich die Altvögel die Brutpflege nach einem sehr interessanten Konzept. Ungefähr 17 bis 18 Tage nach dem Schlüpfen sind die Jungvögel bereit, das Nest zu verlassen. Bis dahin sind sie von beiden Eltern, die übrigens monogam sind und sich lebenslang verpartnern, versorgt worden. Dann stürzen sich die noch flugunfähigen Jungvögel vom Brutfelsen und werden dabei vom Vater begleitet. Für die weiblichen Tordalken ist die Arbeit bei der Jungenaufzucht damit beendet, aber der Vater betreut das Kind noch mehrere Wochen auf dem Meer, bis es fliegen und sich selber versorgen kann. So ein Tordalken-Vater-Kind-Team seht Ihr im zweiten Bild des Tages.
Gut drei Stunden hat die Whalewatching-Tour gedauert, und ich bin wirklich voll auf meine Kosten gekommen. Den Rest des Tages habe ich es mir gemütlich gemacht. Nach der Tour habe ich im Supermarkt hier an der Hauptstraße nen Snack für die Mittagspause gekauft und im Laufe des Nachmittags bin ich noch kurz mit dem Corolla zum Tanken gefahren. Aber ansonsten habe ich auf dem Deck vor meinem Zimmer gesessen, auf die Bucht gekuckt und den lieben Gott nen guten Mann sein lassen.
Morgen muss ich früh raus und habe nen langen anstrengenden Tag. Aber das ist dann auch vorerst das letzte Mal auf dieser Reise, dass es ne Mammuttour gibt. Ab morgen bin ich drei Nächte in Halifax und danach drei Nächte in Sydney. Da werde ich es ein bisschen ruhiger angehen lassen. Überhaupt ist die zweite Hälfte der Reise nicht mehr so stramm getaktet wie die erste. Richtig. Heute ist Halbzeit.


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