26. Oktober 2017

Heute war ein Fahrtag. Schon um halb sechs war Wecken, um sechs sollten die Koffer vor die Tür und es gab auch schon Frühstück, und um halb sieben sind wir von Gizeh aufgebrochen.
Die Fahrt führte mehr oder weniger stetig nach Süden, durch die Libysche Wüste. Stellenweise ziemlich klassisch, so wie man sich Wüste vorstellt, mit Felsen und gelben Sanddünen. Aber es gibt auch immer wieder Siedlungen und Felder, die mit Nilwasser, das teilweise über etliche Kilometer gepumpt wird, bewässert werden. Die Straße in Richtung Assiut ist eine vierspurige Schnellstraße, aber an einigen Stellen doch etwas holperig. Immer wieder gab es Polizeikontrollen, aber Mostafa und Atif haben alles super geregelt.
An einer Polizeistation hat es ein bisschen länger gedauert, denn wir mussten auf das Eskortenfahrzeug warten. In Mittelägypten werden Touristenbusse nämlich von einer bewaffneten Polizeieskorte begleitet. Mostafa meinte allerdings, dass das unnötig sei. Die Sicherheitslage hier sei gut, und es ginge mehr darum, die Touris zu beeindrucken und weniger, die tatsächliche Sicherheit zu erhöhen. Wenn eine bewaffnete Eskorte mitfahren würde, dann hätte das eher die gegenteilige Wirkung, und verhindern könnten die im Ernstfall sowieso nix. Irgendwie bin ich geneigt, ihm da recht zu geben, aber die Uniformierten samt ihren Kalaschnikows mit den mit Klebeband oder Kabelbinder befestigten Wechselmagazinen gaben sich zumindest Mühe, martialisch zu wirken.
Besichtigungen haben wir natürlich heute auch gemacht. Zuerst waren wir in Tuna al Gabal, wo es Grabanlagen aus ptolemäischer Zeit zu sehen gibt... von Touristen weit und breit keine Spur, was nach den Tagen in Kairo mal eine willkommene Abwechslung war. Nur ein Bus mit ägyptischen Studentinnen und Studenten war dort.  Die Ausgrabungen waren jetzt nicht so super spektakulär, aber doch interessant. Es gab ein Serapeum zu sehen, eine Katakombe, wo die Mumien von heiligen Tieren in kleinen Sarkophagen in unterirdischen Wandnischen beigesetzt worden waren. In Tuna al Gabal handelt es sich um Ibisse und Paviane, die heiligen Tiere des ibisköpfigen Gottes Thot, des Gottes der Schreiber. Außerdem gab es das Grabmal des Petosiris zu sehen. Petosiris war Hoherpriester des Thot und als entsprechend wichtige Persönlichkeit hatte er sich ein schickes Familienmausoleum zugelegt. Er lebte um das Jahr 300 v.Chr., also schon in der ptolemäischen Zeit, und so zeigten die Reliefs im Grab interessante Mischungen aus altägyptischen und griechischen Einflüssen.
Von Tuna al Gabal sind wir weiter nach Eschmunen gefahren, dem einstigen Hauptverehrungsort des Thot. Leider gibt es dort außer zwei Kollosalstatuen in Paviangestalt (noch) nicht viel zu sehen. Man müsste hier mal gezielt ausgraben. Für uns tat's heute aber ein kurzer Fotostopp, und dann ging es nach Minya, unserem Etappenziel und Quartier für die nächsten beiden Nächte. Die Fahrt durch das Niltal, mit seinen Kanälen, Feldern, Palmenhainen und Dörfern war echt spannend. Man fühlte sich irgendwie in die Seiten eines Erdkundebuches versetzt, mit idealtypischen Ansichten zum Thema "Nil" und "Flussoase".
Hier in Minya liegt unser Hotel direkt am Nil und ich habe den Nachmttag gemütlich mit Blick auf den Strom im Licht der sinkenden Sonne ausklingen lassen. Um 18:30 haben wir uns alle auf der Terrasse des Hotels getroffen, und Mostafa hat eine Flasche ägyptischen Whisky (der Stoff heißt auch noch "Auld Stag"... *lach...) als Aperitif spendiert. Der war zwar jetzt nicht grade ein feiner Single Malt, aber er ließ sich überraschend gut und geschmeidig trinken. Zum Abschluss der Tages gab es noch ein feudales Abendessen im Restaurant des Hotels.
Morgen dürfen wir ausschlafen. Es geht erst um 8:30h los. Auf dem Programm steht vor allem Tell el Amarna, die ehemalige Hauptstadt des "Ketzer-Pharaos" Echnaton... Details dazu morgen. Ich freu mich jedenfalls schon richtig, denn auch morgen wird alles neu sein für mich. Die Gegend hier in Mittelägypten stand nämlich bei meinem ersten Besuch im Februar 1992 nicht auf dem Reiseplan.
Als Bilder des Tages zeige ich heute mal nichts Archäologisches (davon wird es in den nächsten Tagen noch genug geben). Stattdessen seht Ihr einmal eine Ansicht aus der Libyschen Wüste, und eine Ansicht der Flussoase aus dem Niltal in der Nähe von Minya.

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