23. Juli 2008

Tja, wie die meisten von Euch ja wissen ist der 23. Juli nicht irgendein Tag für mich. Ich versuche ja in der Regel den Geburtstag runterzukochen und nach Möglichkeit gar nicht zu Hause zu sein. Ein paar Mal ist es mir schon gelungen, ihn fast zu vergessen. Andererseits finde ich es auch albern, ihn geheim zu halten und deshalb hab ich vorgestern, als Reginaldo mich fragte, wie ich es gerne halten möchte mit meinem Geburtstag, gesagt, „ Och, ist mir egal, tu was Du meinst.“
Naja, und das tat er dann auch. Es fing heute morgen mit nem Kuchen, der in der Lodge-Küche für mich gebacken worden war, an. Ich hab die beiden Kerzen ausgepustet und alle haben mir gratuliert und ich dachte schon, „Okay, das war’s. Gut so.“
Nach dem Frühstück sind wir zuerst auf Autosafari gegangen – zwölf Kilometer in den Pantanal hinein. Ende der Tour war an nem Picknickplatz, der der Lodge gehört und direkt an einem der vielen Flüsse liegt. Dort ging’s dann mit dem Boot weiter. Man konnte entweder gefahren werden, oder im Zweierkanu selber fahren. Und genau das habe ich dann auch gemacht – mit Helfried zusammen. Jetzt bin ich ja bekanntlich nicht so die Wasserratte und hab auch vorher noch nie in nem Kanu gesessen. Helfried dagegen ist ein alter Seebär, der schon etliche Törns als Skipper beim Hochseesegeln in seinem Logbuch hat, von der Ägäis bis zur Südsee. Der Kontrast hätte kaum größer sein können, aber wir waren echt ein gutes Team und sind natürlich nicht ins Wasser gefallen und haben sogar noch den einen oder anderen Vogel nebenher beobachten können. (Apropos Vögel – mein aktueller Stand ist 116 Arten – von ca. 1600, die es hier in Brasilien gibt.)
Danach ging es zum Mittagessen in einer benachbarten Lodge, die aber viel kleiner ist als unsere und auch deutlich primitiver ausgestattet. Das Essen war aber gut – vor allem der Wasserbüffel vom Grill ließ sich gut essen. Indische Wasserbüffel werden hier im Pantanal halbwild als Haustiere gehalten.
Danach gab es eine „Lasso“-Vorführung. Das muss ich ein bisschen erklären. In den Teilen des Pantanal, die nicht Nationalpark sind, wird extensive Viehzucht betrieben. Meistens mit indischem Brahmanvieh – besser bekannt als Zebu-Rinder. Und diese Kühe werden natürlich betreut – von „Cowboys“. Jetzt wissen natürlich viele Leute, dass südamerikanische Comboys ‚Gauchos’ heißen. Aber nicht hier im Pantanal. Die berittenen Viehhirten hier nennen sich selber stolz Pantaneiros. Pantaneiros können wie selbstverständlich mit Pferden, Vieh und Lasso umgehen und ein „Lasso“ ist eine Vorführung dieses Könnens, bei dem eben Kühe, die in einem beschränkten Gebiet freigelassen werden, mit dem Lasso eingefangen werden müssen. Die Lodge, in der wir wohnen ist Teil eines der hier im Pantanal ansässigen Farmbetriebe und natürlich arbeiten auch hier Pantaneiros. Die haben uns dann heute eine Kostprobe ihres Tuns gegeben. Je nachdem, wie gut man ist kriegt man Punkte und wer die Kuh entkommen lässt wird traditionell mit Pferdeäpfeln beworfen. Okay – das letzte haben wir nicht sooooo genau genommen. Jedenfalls dürft Ihr drei mal raten wer nachher bei der Siegerehrung die Trophäe – einen Wasserbüffelschädel – überreichen durfte. Richtig – das Geburtstagskind. Reginaldo hatte extra noch nen Zettel mit „Mr. Peter Kesternich“ auf den Schädel geklebt... hihihi... Damit Ihr’s glaubt habe ich ein Beweisfoto angehängt.
Nach dem Lasso gab’s dann noch ne kurze Wanderung durch den Busch. Dabei entstand dann auch das zweite Bild des Tages, denn wir sind einem Waldfuchs begegnet, den wir rüde aus seiner Siesta aufgeschreckt haben, und der zu verschlafen war, um laufen zu gehen. Ich will Euch ja nicht überstrapazieren, was die Bilder angeht, aber heute war einfach ein besonderer Tag und ich denke, dass da zwei Bilder in Ordnung sind. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden.
Heute Abend habe ich dann nach dem Abendessen den Kuchen durch 16 geteilt und den gab’s dann für die Truppe hier als Nachtisch. Danach klang der Abend aus mit Volksmusik aus dem Pantanal und brasilianischen Liedern zur Gitarre - und dabei lehnte der Büffelschädel (s.o.) an der Feuerstelle und es gab noch mal Happy Birthday, einmal mit Gitarre und einmal auf nem Kuhhorn geblasen, dass die Pantaneiros benutzen, um die Kühe zu rufen. Und dazu hat Ikarus Tours ne Runde Caipirinhas für uns springen lassen. Über allem ein fantastischer Sternenhimmel mit Superblick auf die Milchstraße – ich denke mal, meinen 39sten Geburtstag werde ich nicht so schnell vergessen. Morgen gibt es wieder Aktivitäten hier im Pantanal – unter anderem vom Pferderücken aus. Ich werde berichten.

Inhaltsverzeichnis nächster Tag

 


Inhaltsverzeichnis nächster Tag