13. Oktober 2009

Heute abend entsteht das Reiselogbuch mal nicht in der Hotellobby sondern auf meinem Balkon, mit Blick über die Insel im Abendlicht. Schön. :-) Ich muss allerdings gleich trotzdem runter in die Lobby, denn stabiles Internet gibt es hier im Zimmer leider nicht. Macht aber nix, da kann ich mir dann noch ein Glas von dem eher mittelmäßigen maltesischen Bier gönnen.
Heute ging’s nach Valletta, der knuffeligen Hauptstadt von Malta. Gegründet wurde die Stadt 1566 vom damaligen Großmeister des Johanniter-Ordens Jean Parisot de la Valette im Gefolge der Belagerung durch die Türken. Dass die Stadt geplant angelegt wurde sieht man sofort an ihrem schachbrettartigen Grundriss und dazu wurde außerdem noch die besten Festungsbauer Europas angeheuert um das ganze uneinnehmbar zu machen.
Ich habe, wie es mir alle geraten hatten, vor den Toren der Stadt im Parkhaus geparkt und mich dann zu Fuß auf Erkundung gemacht. Die Walking Tour im Lonely Planet stellte sich dabei als eher suboptimal heraus, obwohl man schon an einigen schönen Punkten mit toller Aussicht auf einen der beiden Häfen vorbeikam. Valletta liegt nämlich auf einer Halbinsel mit dem Marsamxett-Harbour auf der westlichen und dem Grand Harbour auf der östlichen Seite. Im Rahmen des Spaziergangs habe ich mir dann auch das National War Museum, das die Geschichte Maltas im Zweiten Weltkrieg dokumentiert angesehen und bin danach in die sogenannte Malta Experience gegangen, eine Multimedia-Show zur Geschichte der Insel. Nett gemacht, und gar nicht schlecht für nen groben Abriss zur maltesischen Geschichte. An die doch sehr sportlichen Eintrittspreise, mit denen man hier auf Schritt und Tritt konfrontiert wird habe ich mich inzwischen gewöhnt. Nicht drüber nachdenken… hehehe… Danach ging’s zum Mittagessen, auch auf Rat meines Reiseführers, und auch hier hatte ich zuerst Zeifel, als ich vor dem kleinen Laden in einer der Seitenstraßen von Valletta stand, aber dann b in ich doch rein und es war ne goldrichtige Entscheidung. Superlecker! Nach der Mittagspause wollte ich in die Kirche, um genauer zu sein in die St. John’s Co-Cathedral („Co-“ weil sie zusammen mit der St. Paul’s-Cathedral in Mdina (der alten Hauptstadt, Ihr erinnert Euch?) die Bischofskirche von Malta ist. Leider war da grade Gottesdienst – Exequien für einen Bischof (oder gar DEN Bischof von Malta) und deshalb kam man nicht rein. Ich werde also wohl morgen noch mal in die Stadt fahren, was sich aber im Anschluss an die Hafenrundfahrt, die ich für morgen geplant habe, sehr gut einrichten lässt.
Und da ich dann noch immer nicht genug Kultur hatte, bin ich auch noch ins archäologische Nationalmuseum gegangen. Hmmmmm, der Museumspädagoge in mir hat einen Anfall nach dem anderen gekriegt. Dafür, dass man hier in Malta auf die Geschichte, vor allem die jungsteinzeitliche, so stolz ist war das echt traurig, was es da zu sehen gab. Die Fundstücke waren lieblos in Vitrinen präsentiert, dazu gab es auf Plakaten kilometerlange Texte, die durchzulesen man echt Geduld brauchte – alles in allem also eher bescheiden. Trotzdem entstand das Bild des Tages genau da. Es zeigt die berühmte Sleeping Lady, die bei den Ausgrabungen im Hypogäum gefunden wurde und mit rund 5000 Jahren eine der ältesten figürlichen Darstellungen eines Menschen überhaupt auf dem Planeten ist. Wer da dargestellt ist, eine Gottheit, eine wirkliche Person oder eine Allegorie des Todes als Schlaf, das weiß keiner. Jeder darf also seiner Lieblingstheorie frönen. Eines ist allerdings sicher: die fülligen Körperformen galten den Bewohner Maltas vor 5000 Jahren als Sinnbild von gutem Leben und Sorgenfreiheit. Etliche Figuren, die von der Statur her sehr an Sumo-Ringer (inklusive Speckrollen) erinnern wurden an verschiedenen Ausgrabungsstätten hier gefunden. Die Figur ist übrigens grade mal so groß, dass sie auf eine Handfläche passt.
So, das war’s für heute. Ich kucke jetzt noch ein bisschen zu wie hier der Himmel dunkel wird –das ist hier grade ein ganz fantastisches Farbenspiel, und dann kriegt Ihr das Logbuch zu gemailt.


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