19. Oktober 2010

Der letzte Tag geht zur Neige, ich drück mich grade um's Kofferpacken und blicke zurück. Erst mal nur auf heute – die Gesamtrückschau gibt’s natürlich morgen.
Gegen 5 heute nachmittag schien mir der heutige Tag ein krasser Planungsfehler gewesen zu sein. Irgendwie hatte ich sehr viel vorgehabt und dabei die Zeitplanung etwas zu sehr auf Kante genäht.
Der Start war noch ganz entspannt, wenn auch mit etwas Verspätung, denn Sandro stand auf dem Weg von sich zu Hause zu meinem Hotel im Stau und so waren wir erst gegen Viertel nach zehn am Flughafenzaun. Kurze Zeit später kam auch Paul vorbei, der in seiner Flugschule, die direkt um die Ecke liegt, noch ein paar Dinge erledigen musste. Um 11:16h war's soweit. Der Grund weshalb ich heute unbedingt noch mal zum Flughafen wollte donnerte vor meiner Nase vorbei. Ich weiß, die Ästhetik von Flugzeugen erschließt sich nicht jedem, aber ich versuche es trotzdem und habe Euch ein Bild von diesem Augenblick, zusätzlich zu dem regulären Bild des Tages, mal mit an diesen Logbucheintrag drangehängt. Wenn ich malen sollte, was mich an der Luftfahrt fasziniert, dann wäre dieses Bild eines der möglichen Werke, die dann entstünden... wenn ich malen könnte... *lach...
Um kurz vor halb zwölf war Paul dann mit allem fertig und wir sind nach Sintra aufgebrochen, mit einem kurzen Zwischenstopp am Flughafen in Cascais, wo Paul in drei Wochen seine praktische Ausbildung beginnt. Da gab es zwar nur kleinere Flugzuge zu sehen, aber es war nicht minder interessant. Nach ner Viertelstunde ging's dann weiter zum Museu do Ar, das sich auf der dortigen Basis der portugiesischen Luftwaffe befindet. Das Museum ist noch ganz neu und hat, wie ich finde eine echt schöne Ausstellung und der Hangar ist auch nicht zu vollgestopft. Sogar draußen auf dem Vorfeld sind wir rumgelaufen, was uns von einem der Mitarbeiter ausdrücklich erlaubt worden war ...und die Tür war offen. Nach ner Viertelstunde kam dann jemand anderes angerannt und sagte uns, dass wir das doch nicht durften. Tja, Pech. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich die wichtigsten Flugzeuge zum Glück schon fotografiert, die da draußen standen und sich teilweise in recht schlechtem Zustand befanden, wie ich leider sagen muss. Um halb drei waren wir dann wieder auf dem Weg zurück in die Stadt und ne knappe Stunde später hat mich Sandro vorm Hotel wieder abgesetzt. Soweit war alles nach Plan gelaufen, das Zeitmanagement stimmte und ich war mit dem Tag noch super zufrieden.
Dann habe ich mich in die U-Bahn geschwungen um nach Belém zu fahren. Das ist zwar ein Stadtteil von Lissabon, aber liegt doch 6km westlich des Zentrums am Tejo-Ufer. Mit der U-Bahn zum Praca de Comercio war's auch alles kein Problem, aber dann begann der feine Plan auseinander zu fallen.
In Belém gibt es reichlich zu sehen. Zwei der Hauptwahrzeichen Lissabons stehen da – der Torre de Belém, der im frühen 16. Jahrhundert im sogenannten manuelinischen Stil gebaut wurde um die Hafeneinfahrt zu beschützen, und das Padrao dos Decobrimentos, das Denkmal der Entdeckungen. Außerdem findet man in Belém das Mosteiro dos Jerónimos, Das Kloster der Hieronymiten, das König Manuel I. in dem nach ihm benannten manuelinischen Stil, einer besonders fein gestalteten und verzierten Form der Spätgotik bauen ließ – als Dank für die Entdeckung des Seewegs nach Indien. Passender Weise liegt denn auch Vasco da Gama hier begraben, in nem schicken Marmorsarg mit seiner lebensgroßen, liegenden Statue drauf, mit fromm gefalteten Händen. Beten hat der auch bitter nötig, denn was ich über ihn bisher so gelesen habe war da Gama vielleicht ein begnadeter Seefahrer, Navigator und Kapitän, aber kein netter Mensch, sondern neigte ziemlich zu Brutalität. Außerdem gibt’s in Belém noch ein Seefahrtsmuseum, mit dem ich aber schon vor Beginn des heutigen Tages aus Zeitgründen abgeschlossen hatte.
Jedenfalls... ich stand am Praca de Comercio und die Straßenbahn, die mich nach Belém bringen sollte kam und kam nicht, und als ich dann endlich am Hieronymus-Kloster aus der Bahn aussteigen konnte war es kurz nach halb fünf und um fünf sind dort im Winter, wie an jedem anderen Besichtigungspunkt in Belém, die Schotten dicht. Ich habe dann ein bisschen Power-Sightseeing gemacht und mir vom Kloster zumindest den Kreuzgang und die Kirche halbwegs ausführlich angekuckt .
Tja, und dann stand ich in Belém und konnte nur noch von außen kucken. Aber wie das halt so ist, weniger ist manchmal doch mehr. Ich bin gemütlich den Tejo entlang vorbei am Entdecker-Denkmal zum Torre de Belém spaziert. Und da habe ich mich einfach auf die Hafenmauer gesetzt und zugekuckt, wie die Sonne im Atlantik versank. Absolut genial. Dann ging's per Straßenbahn zurück ins Zentrum und ich bin noch in einem empfohlenen Restaurant in der Nähe des Praca dos Restauradores essen gewesen. Unterm Strich war es vielleicht sogar schöner so. Ich muss sowieso noch mal nach Lissabon. Hier ist vieles unerledigt geblieben.
Heute hätte ich zehn Bilder des Tages schicken können. Das Bild, das die Endauswahl gewonnen hat, zeigt den Torre de Belém nach Sonnenuntergang im Dämmerlicht. Das ist mit Sicherheit eines der bekanntesten Wahrzeichen Lissabons.
So – und jetzt muss ich wohl oder übel Koffer packen.

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