22. Oktober 2016

Ich sitze am Flughafen von Entebbe, schreibe Logbuch und trinke Stoney, ugandische Ingwer-Limonade (aus dem Hause Coca-Cola)... Ich neige ja dazu, mir in meinen Gastländern eklige Sachen anzugewöhnen.. *lach... Immerhin vertreibt's einem das Warten, denn wie es halt immer so geht: man soll drei Stunden früher da sein und dann dauert das ganze Prozedere nur 20 Minuten. Aber wehe, man ist mal mit der Zeit knapp dran... Immerhin kann ich hier auf das Vorfeld und eine der beiden Pisten kucken, zwar mit Gegenlicht, aber besser als nix. Und mit ein bisschen Glück und Geschick kommen auch noch ein paar anständige Fliegerbilder dabei rum.
Mein letzter Tag in Uganda begann mit einem frühen Aufstehen. Um sechs hat der Wecker geklingelt, denn ich wollte ja zum Mabamba Swamp, um meine letzte Chance auf einen Schuhschnabel zu nutzen. Der Schuhschnabel ist weder ein Storch noch ein Reiher, und wahrscheinlich am nächsten mit den Pelikanen verwandt. Ihn gibt es nur in Ostafrika und er ist auch hier ziemlich selten. Im Mabamba Swamp, einem Sumpfgebiet am Rande des Victoriasees südwestlich von Entebbe, hat man aber ganz gute Chancen, einen Schuhschnabel zu sehen.
Um sieben bin ich mit Joe, dem Fahrer des Lake Victoria View Guesthouse, aufgebrochen. Bis zum Mabamba Swamp sind es auf der Straße gute anderthalb Stunden Fahrt, fast alles Piste. An der Anlegestelle ging es sehr afrikanisch zu, was die Infrastruktur betraf. Aber immerhin musste ich nicht zum Boot waten sondern konnte trockenen Fußes einsteigen. Und dann sind wir zwei Stunden unter der sachkundigen Leitung von Joseph durch die Kanäle der Sümpfe gecruist. Also, „Wir“ ist übertrieben. Ich war alleine an Bord, und wir waren auch die ersten, die heute morgen losgefahren sind. Unser Skipper hat uns souverän gesteuert, und Joseph hatte von Vögeln echt Ahnung... Dabei waren die beiden nach meiner Schätzung noch nicht mal 25 Jahre alt... Schon nach relativ kurzer Zeit, so ner knappen haben Stunde, hatten wir einen Schuhschnabel gesichtet. Aber der befand sich in der Luft und sehr weit weg. Zum Abhaken im Vogelbestimmungsbuch hätte es gereicht, aber das war natürlich nicht das, weshalb ich nach Mabamba gekommen war. Außer dem Schuhschnabel gab es aber auch noch sehr viele andere Vögel. Malachite Kingfisher, Pied Kingfisher, Kormorane, verschiedene Reiher, Bienenfresser, Enten, Blatthühnchen, Kiebitze, Seeschwalben... und oben drüber kreisten die Schwarzen Milane und die Afrikanischen Rohrweihen. Ein wahres Ornithologen-Paradies. Und dann zeigte Joseph zum Himmel, wo sich der Schuhschnabel grade im Sinkflug befand. Der Skipper wendete das Boot und wenige Minuten später hatte ich den prähistorisch wirkenden Vogel im Sucher, und das ist das erste Bild des Tages. Wir haben uns ziemlich Zeit gelassen bei der Beobachtung des Schuhschnabels, aber viel gemacht hat er nicht. Ab und zu mal den Hals gereckt und ansonsten die reptilienähnlichen Augen über den Sumpf gleiten lassen, in der Hoffnung, einen Fisch oder Frosch unglücklich machen zu können.
Als wir schon etliche Minuten mit dem Schuhschnabel verbracht hatten, tauchte dann das nächste Touri-Boot auf. Jeder, der schon mal auf Safari war, weiß, dass es tausend mal besser ist, ein Tier selbst zu finden oder der erste zu sein, der es entdeckt hat, als wenn man nen Tipp bekommt, oder irgendwo hinfährt, wo schon andere Leute ein Tier beobachten. Joseph sah das ähnlich, und strahlte als ich meinte, „We were the first. This is our shoebill.“
Nachdem ich mich an dem Schuhschnabel satt gesehen und satt fotografiert hatte, sind wir noch ein  bisschen weiter auf Pirsch gefahren und ich hätte heute etliche Vogel-Fotos im Angebot für das zweite Bild des Tages gehabt. Ich habe mich für ein Jacana, auch Blatthühnchen genannt, entschieden. Man beachte die riesigen Füße, die dem Vogel erlauben, problemlos über Seerosenblätter zu laufen und nach Nahrung zu suchen. Deshalb hat er im Englischen auch den Spitznamen „Lily Trotter“.
Auf der Rückfahrt hat Joe es dann gemacht, wie die Heiligen Drei Könige. Wir kehrten auf einem anderen Weg zurück... nämlich mit der Fähre über den Victoriasee. Das war sehr lustig und ich bin mit zwei Einheimischen nett ins Gespräch gekommen, über das Wetter in Deutschland, und das Leben in Deutschland... und ich bekam auch eine der afrikanischsten aller Fragen gestellt: „Is there corruption in your country?“... *schmunzel...
Wieder im Lake Victoria View Guest House gab es ein schönes Mittagessen und dann habe ich noch ein bisschen relaxt und anschließend meine Taschen gepackt und nochmal unter die Dusche gesprungen. Ich bin schon heilfroh, dass ich bei Ethiopian zwei Gepäckstücke à 23kg aufgeben konnte.
So, jetzt gleich bringe ich das Reiselogbuch auf den Weg. Bin mal gespannt, ob das WLAN hier im Flughafen ausreichend Power hat. Morgen gibt es, sofern mit Ethiopian Airlines alles glatt läuft, noch einen letzten abschließenden Logbucheintrag... und dann sind die Herbstferien rum. Ich muss sagen, die letzten beiden Wochen waren extrem intensiv, und es ist jetzt auch Zeit nach Hause zu kommen.


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