19. Oktober 2016

Nachdem es gestern einen Rekord-Logbucheintrag gab, ist der heutige Tag schnell erzählt. Nach dem Frühstück ging es um neun Uhr los: Bootstour auf dem Lake Bunyonyi. Ganz nett, aber auch nicht spektakulär. Die Landschaft ist schon interessant hier. Der Lake Bunyonyi besteht aus mehreren Kraterseen und die Hänge sind fast komplett für den Ackerbau terrassiert. Kartoffeln, Süßkartoffeln und Bohnen werden hier hauptsächlich angebaut.
Nach anderthalb Stunden waren wir am Ziel der Tour. Wir haben ein Dorf besucht, wo Pygmäen leben. Die wurden vor etlichen Jahren von der Regierung aus dem Bwindi Impenetrable Nationalpark umgesiedelt und fristen jetzt ein eher kümmerliches Dasein. Ich wollte eigentlich an dem Besuch nicht teilnehmen, denn auf Folklore hatte ich wenig Bock, aber dank Danis gutem Zureden habe ich mich dann doch breitschlagen lassen. Sagen wir mal so – es war nicht sehr touristisch. Wir haben ein paar Geschenke mitgebracht, es gab eine Tanzvorführung, danach hatten wir die Gelegenheit, noch ein paar „Kunsthandwerk“-Erzeugnisse zu kaufen, und nach ner guten halben Stunde ging es zurück zum Boot. Wohl habe ich mich nicht gefühlt, aber es hätte deutlich schlimmer sein können. Meine Mitreisenden, vor allem Nikolaus, sahen das übrigens ähnlich.
Mit dem Boot ging es wieder zurück zum Hotel, das direkt am See liegt, und wir waren rechtzeitig zum Mittagessen dort. Nach dem Essen haben wir mit Dani noch ein bisschen über den Besuch bei den Pygmäen und über Entwicklungshilfe im Zusammenhang mit Reisen diskutiert. Ich kann Danis Standpunkt schon nachvollziehen, dass, wenn wir nicht zu den Pygmäen fahren würden, wahrscheinlich niemand mehr sich um diese Menschen kümmern würde. Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass ein Reiseveranstalter oder eine örtliche Reiseagentur sich einen kompetenten Partner suchen sollte, anstatt selber zu versuchen, den Hilfsbedürftigen zu helfen. Ein Patenschaftssystem in Zusammenarbeit mit einer großen Nichtregierungsorganisation wäre da meiner Meinung nach hilfreicher... und würde peinliche Situationen für beide Seiten, Touristen wie Hilfsbedürftige, reduzieren.
Nach dem Mittagessen und unserer Diskussionsrunde gab's Siesta für mich, denn den Rest des Nachmittags hatten wir frei. Ich habe das auch ausgiebig genutzt und ein Ründchen gepennt und danach den Rest des Nachmittags vergammelt. Das ging umso besser da es gegen halb fünf auch noch angefangen hat zu regnen. Ein fauler Nachmittag also. Muss auch mal sein, vor allem wo die vergangenen Tage sehr dicht und auch anstrengend waren. Es kommt mir so vor, als wäre ich schon drei Wochen mindestens hier unterwegs.
Grade eben habe ich noch mein Gepäck gepackt, denn morgen ist um halb neun Abfahrt. Morgen ist auch schon der letzte Abend mit der Gruppe. Wir fahren morgen zum Lake Mburo Nationalpark, wo wir die letzte Gelegenheit zur Tierbeobachtung haben werden. Elefanten und Löwen gibt es dort allerdings nicht. Der Rest der Truppe fliegt schon übermorgen Abend zurück nach Europa, und ich habe ja noch eine Nacht in Entebbe. Ihr seht: meine Zeit in Uganda neigt sich rasant dem Ende zu. Aber bis zum Ende sind es dann doch noch drei Tage, von denen es bestimmt einiges zu erzählen geben wird.
Als Bilder des Tages gibt es heute einen Blick von meinem Zimmer auf den Lake Bunyonyi im Regen, sowie auf einen der Speckled Mousebirds, die sich im Gebüsch vor meinem Zimmerfenster rumtrieben. Über die Pygmäen decke ich das fotografische Mäntelchen des barmherzigen Schweigens ;-)

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