Reiselogbuch - 2018 Fiji - Südkorea


27. Oktober 2018

Während ich dieses Logbuch schreibe, sitze ich in 38000 Fuß Höhe irgendwo über Russland an Bord der Korean Air Boeing 777-200ER mit der Kennzeichnung HL7530... Flug KE925 war nicht ganz pünktlich, als wir Incheon verlassen haben. Auf dem Weg bis hierher gab's einige Begegungen mit Jetstream-Turbulenzen. Im Moment haben wir Kurs auf St. Petersburg und alles ist ruhig... Ich habe ein bisschen geschlafen und ein bisschen gelesen und ein bisschen Bilder sortiert und insgesamt ist der Flug ganz angenehm, weil der Mittelplatz meiner Dreier-Sitzreihe frei ist. Ich habe einen schönen Blick raus auf den Flügel der HL7530 und unter uns liegt Russland in der Dämmerung. Es dämmert schon seit Stunden auf diesem Flug, denn wir versuchen mit der Sonne Schritt zu halten. Natürlich vergeblich, denn wir haben kräftigen Gegenwind und die HL7530 schafft deshalb grade nur ne Geschwindigkeit von um die 830km pro Stunde gegenüber dem Erdboden.
Heute morgen ging alles irgendwie sehr flott. Da mein Quartier keine Rezeption hat, sollte ich einfach die Karte mit dem Zugangscode zur Tür auf dem Tisch liegenlassen. Per Shuttlebus bin ich zuerst zum nahegelegenen Terminal 1 des Flughafens von Incheon gefahren, und dann mit dem nächsten Shuttlebus weiter zum Terminal 2, wo seit diesem Jahr die Korean Air in einem flammneuen Palast aus Stahl und Glas und steinernen Fußböden residiert... gespickt mit Edelboutiquen, Duty Free-Shops, Restaurants und Kaffeebuden... Genau... es gab für mich erstmal nen Besuch bei Starbucks, um ein Frühstück zu besorgen, und dann habe ich mir ein schönes Fenster gesucht und Flieger gekuckt und fotografiert. Ein paar Highlights sind auf der Speicherkarte gelandet, und ein paar andere Highlights sind mir leider durch die Lappen gegangen... Aber so ist das beim Spotten... ein bisschen wie auf Safari...
Jaaaa... Rückblick auf die Tour... Ich muss sagen: es war klasse. Der lange Flug hat mir nicht leid getan, denn es ist immer toll die Eichhorns zu besuchen und irgendwo in der Ferne Familienanschluss zu haben. Auf dieser Reise ist mir das besonders klar geworden. Wir hatten sehr viel Spaß – wie immer. Die Zeit in Suva und auf Taveuni, zusammen mit Arndt und Silke, war echt schön und entspannend. Das Wetter war zwar nicht so dolle, doch darauf hatten Georg und Madelene mich ja vorbereitet. Aber schon komisch: ich fahre nach Fiji und habe die Sonnenbrille dort nicht gebraucht. Fiji an sich – zumindest der Teil, den ich gesehen habe – war ganz okay. Wenn man "Fiji" hört, dann denken die meisten Leute an Südsee-Paradies, Traumstrände und Drinks mit Schirmchen drin. Klar gibt es das hier auch... aber man muss ehrlicherweise sagen, dass Fiji, wie so viele "Südsee-Paradiese", ein Entwicklungsland ist. (Das gilt übrigens auch für die Karibik.) Natürlich hungert hier keiner, aber die Menschen leben zu großen Teilen in Hütten und Häusern mit Wellblechdach. Paradiesisch fand ich Fiji jedenfalls nicht. Was nicht heißt, dass es mir nicht gefallen hat. Die Natur ist schön, die Vogelwelt interessant (und vielfach endemisch), das Bier war gut und das Essen war lecker. Aber ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass ich nicht nochmal hinfahren würde, wenn die Eichhorns nicht mehr da sind. Wie so oft beim Reisen war es auch dieses Mal eine Frage von Erwartungen und von der Konfrontation dieser Erwartungen mit der Realität. Fiji hat mich nicht enttäuscht... aber auch nicht überrascht.
Das sah bei Seoul dann schon anders aus... Ich habe den Zwischenstopp in Seoul eingelegt, weil es sowieso am Weg lag. Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit ostasiatischer Kultur in China, genauer gesagt in Shanghai und Beijing, hatte ich mir allerdings nicht besonders viel von Seoul versprochen -  und bin im Gegenzug sehr angenehm überrascht worden. Diese Stadt hat wirklich viel zu bieten. Ich hätte locker noch zwei, drei Tage brauchen können für weitere Paläste und Parks, oder um mir überhaupt erstmal die Tempel und Museen anzusehen, oder den mehrere Kilometer langen Wanderweg an der nördlichen Stadtmauer entlang auszuprobieren. Der Herbst ist  eine super schöne Zeit in Seoul. Obwohl eine Zehn-Millionen-Metropole, gibt's doch genügend Bäume für ein richtiges Indian-Summer-Erlebnis.
Es ist jetzt nicht so, als würde ich sofort wieder nach Seoul fahren wollen, aber ich kann die Stadt auf jeden Fall empfehlen. Überhaupt hat mich Korea schon ziemlich beeindruckt. Allerdings bin ich mit der koreanischen Küche nicht so wirklich warm geworden. Vielleicht müsste man da einfach jemanden haben, der sich damit auskennt und ein bisschen Anleitung geben kann.
Ein Rekordreisejahr geht zu Ende... Jetzt ist erst mal Zeit, das ganze zu verarbeiten... Bilder zu sortieren... die Webseite auf Vordermann zu bringen... Fliegerfotos zu bearbeiten und hochzuladen... nachzudenken... und das nächste Reisejahr zu planen. So viele und so weite Touren wie dieses Jahr werden es nächstes Jahr mit Sicherheit nicht werden, aber ich habe schon so einiges Spannende im Kopf und werde Euch natürlich auf dem Laufenden halten. Ich hoffe Ihr hattet Spaß, virtuell mit dabei zu sein. Zum Abschluss des Reiselogbuchs Fiji – Südkorea 2018 gibt es noch mal ein Bild aus dem Flugzeug, so wie beim ersten Logbucheintrag.

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26. Oktober 2018

Als ich heute morgen die Vorhänge aufgemacht hab, war's bedeckt über Seoul und wenig später fing's an zu regnen... Mist... keine idealen Voraussetzungen für nen Tag am Flughafen, eigentlich eher im Gegenteil. Heute wäre der perfekte Tag für eines der vielen Museen in Seoul gewesen. Aber es war halt mein letzter Tag und ich musste auf jeden Fall zum Flughafen, weil ich die letzte Nacht ja hier Quartier habe. So spare ich morgen den Weg zum Flughafen, denn Incheon ist schon weit draußen vor den Toren von Seoul. Der einzige kleine Trost, den ich heute morgen hatte, war, dass wetter.com für heute nachmittag wieder Sonne vorausgesagt hat.
Ich habe mir also Zeit gelassen mit dem Packen und habe letztendlich erst um zwanzig nach zehn aus meinem Hotel ausgecheckt. Eigentlich hatte ich vorgehabt, mit dem Zug nach Incheon rauszufahren, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich ja mein ganzes Gepäck dabei hatte, war mir das doch was stressig. Ich bin also wieder mit dem Korean Air Shuttle Bus gefahren, was heute eine kleine Stadtrundfahrt durch Seoul beinhaltete, denn mein Hotel war eines der ersten auf der Route. So bin ich noch mal bei Tageslicht und im Regen über den Namsan-Berg und am Seouler Hauptbahnhof vorbei chauffiert worden. Bei meiner Ankunft am Montag war es ja schon dunkel.
Gut zwei Stunden hat die Fahrt raus nach Incheon heute gedauert, mehr als die Hälfte davon allerdings im Innenstadtverkehr von Seoul beim Abklappern der anderen Hotels und Haltepunkte. Einmal auf der Autobahn fährt man dann noch ne gute dreiviertel Stunde bis zum Flughafen.
Am Flughafen habe ich erst mal ins Quartier eingecheckt und meine Sachen auf's Zimmer gebracht. Ich muss sagen, von der Qualität her ist es so grade noch akzeptabel hier. Kein eigentliches Hotel, sondern ein Ein-Zimmer-Apartment in einem der Büroblocks die hier am Flughafen liegen. Allerdings schnurrt das Internet wie ein Kätzchen... *lach...
Als ich am Quartier ankam, hatte es aufgehört zu regnen, und als ich wenig später aus meinem Fenster im 10. Stock sah, erschienen im Westen schon die ersten blauen Flecken am Himmel. Es konnte also doch noch gespottet werden. Das Gute an meinem Quartier – neben dem Internet – ist die günstige Lage. Zwei der einschlägigen Spotter-Punkte hier in Incheon sind problemlos zu Fuß zu erreichen. Ich habe also meine Sachen gepackt, Kameras, Fernglas, Vogelbestimmungsbuch (für alle Fälle), und etwas Proviant, und bin losmarschiert.
Es wurde also doch noch ein ganz guter Tag am Flughafen, auch wenn er nicht so lang und ausgiebig war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ein paar schöne Flieger habe ich vor die Linse bekommen, und natürlich vor allem auch Bilder von Korean Air A330-200 und Boeing 777-200ER machen können, in denen ich ja bei dieser Tour auch gesessen habe bzw. noch sitzen werde.
Die Ausbeute an gefiederten Fliegern war dagegen heute leider nicht ganz so groß, denn die Enten, die vorbeiflogen, sowie die Möwen in der Ferne konnte ich nicht bestimmen. Allerdings hat sich eine der Japan-Meisen schön in Positur gebracht für das heutige Bild des Tages.
Tja... meine Herbstferien 2018 neigen sich dem Ende zu... morgen gibt es nicht viel außer Flug. Ich hoffe, dass ich am Flughafen noch ein paar Fotogelegenheiten haben werde. Einen abschließenden Logbucheintrag zu dieser Tour gibt es aber morgen bestimmt. Ist ja ein Tagflug, da habe ich reichlich Zeit zum Schreiben und Rückbesinnen. Das Logbuch kann ich dann voraussichtlich während meines Zwischenstopps in Amsterdam auf den Weg zu Euch bringen.

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24. Oktober 2018

Heute morgen lachte die Sonne über Seoul. Ein herrlicher Oktober-Tag... ich konnte sogar die Jacke zu Hause lassen und nur mit dem Jööpchen bewaffnet auf Sightseeing-Tour gehen. Zuerst gab es allerdings ein Starbucks-Frühstück und dann bin ich mit der U-Bahn nach Yongsan im südlichen Teil von Seoul gefahren, um schon mal zu kucken, wo ich morgen früh für meine DMZ-Tour hin muss. Da soll ich mich nämlich schon um 7:45h einfinden, und dann wäre es doof, auch noch suchen zu müssen. War ne gute Entscheidung den Weg auszukundschaften, denn heute – mit reichlich Zeit versehen – habe ich echt ein bisschen grbarucht um mich zu orientieren. Letztendlich ist das Büro von Koridoor, so heißt der Tourveranstalter, aber nur fünf Minuten zu Fuß von der U-Bahn-Station und ich muss von meinem Quartier aus noch nicht mal umsteigen, sondern kann direkt mit der Linie 4 durchfahren.
Nachdem ich das Kundschaften für morgen erledigt hatte, ging's ans Sightseeing. Erster Programmpunkt heute war der Gyeongbokgung, der größte unter den fünf kaiserlichen Palästen in Seoul. Das ist schon ne wirklich eindrucksvolle Anlage, allerdings nicht so schön besinnlich wie der Changdeokgung-Palast, den ich gestern besucht habe. Viele Leute waren hier, Schulklassen und Touristen, und auch hier wieder Koreaner, die sich für den Palastbesuch traditionelle Kostüme geliehen hatten. Da gibt's hier extra Kostümverleihe, damit man stilvoll durch die Paläste spazieren und Selfies machen kann... nur die Sneaker passen in der Regel nicht so ganz zur Kostümierung... *lach...
Ich habe mir in aller Ruhe den Gyeongbokgung angesehen, und wenn man etwas weiter reingeht und durch die verschiedenen Höfe wandert, dann wird es auch schnell ruhiger, und ab und zu hat man sogar ein paar schöne Stellen für sich.
Am Gyeongbokgung gibt es auch eine koreanische Version von "Changing of the Guard", mit historisch nachempfundenen Kostümen und Waffen, extrem schräger Musik und den "Soldaten" hatte man niedliche Bärte angeklebt. Die Trommler hatten es allerdings echt drauf. Ein ähnliches Ritual wird am Deoksugung-Palast gezeigt, wo ich eigentlich um halb vier pünktlich zur Wachablösung sein wollte, aber da ich es am Gyeongbokgung schon gesehen hatte, musste ich mir ja keinen Stress machen.
Vom Gyeongbokgung bin ich zuerst noch ein bisschen die Prachtstraße Sejong-daero, die auf den Palast zu läuft, runter spaziert und dann mit der U-Bahn zum Rathausplatz gefahren (um dann dort festzustellen, dass ich genauso gut hätte laufen können, denn der Rathausplatz, genannt Seoul Plaza liegt genau in der Verlängerung der Sejong-daero... so langsam nimmt Seoul in meinem Kopf Gestalt an...) Das Rathaus von Seoul ist ne kühne Konstruktion aus Stahl und Glas und sieht ein bisschen wie ne riesige Welle aus. Direkt auf der anderen Straßenseite befindet sich der Deoksugung. Dieser Palast ist von der Größe her kein Vergleich mit dem Gyeongbokgung oder dem Changdeokgung. Da er aber direkt in der Stadt und nicht am Stadtrand liegt, findet man drinnen einige schöne Fotoperspektiven und das sieht man auch im Bild des Tages. Die Kombination aus Tradition und Moderne ist typisch für Seoul... und das spätnachmittägliche Licht war echt toll. Und vom Stil und der Bauart her ist er mit den anderen Palästen, die ich gesehen habe, absolut vergleichbar.
Eigentlich wollte ich heute nachmittag noch auf den Namsan, einen der vier Hausberge von Seoul, aber ich habe nach der Besichtigung des Deoksugung die Segel gestrichen , denn ich war echt platt. Wie immer in großen Städten muss man auch in Seoul viel laufen, über- wie unterirdisich, denn beim Betreten, Umsteigen und Verlassen der Seouler U-Bahn legt man auch so manche Strecke zurück. Die U-Bahnhöfe sind im wahrsten Sinne des Wortes weitläufig.
Morgen gibt es erst mal die schon oben erwähnte Tour ins Umland von Seoul. Ich bin ja gespannt. Leider ist es nur noch ne Halbtagestour ohne Besuch in Panmunjeom, weil diese Woche alle Touren dorthin von Seiten der United Nations Command Military Armistice Commission abgesagt wurden. Ein bisschen Zeit für Sightseeing in Seoul wird also wohl morgen nachmittag auch noch sein.

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25. Oktober 2018

Heute ging's raus auf's Land, um genauer zu sein in die Entmilitarisierte Zone... also zur Grenze nach Nordkorea. Nach dem Korea-Krieg, der 1950 mit dem Überfall des Nordens auf den Süden begonnen hatte, wurde 1953 beiderseits der Waffenstillstandslinie (einen Friedensvertrag gibt es bis heute nicht) eine vier Kilometer breite Entmilitarisierte Zone (auf Englisch: Demilitarized Zone – DMZ) geschaffen. Die Ränder dieser DMZ sind heute eine der am schärfsten bewachten Grenzen der Welt. Über den Konflikt zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt muss ich hier ja nicht viel erzählen. Die Nachrichten der letzten Jahre waren ja voll davon. Heute hatte ich die Chance, selber mal über den Zaun zu kucken.
Eigentlich hätte die Tour auch die sogenannte Joint Security Area in Panmunjeom, wo 1953 der Waffenstillstand unterzeichnet wurde und auch heutzutage noch diplomatische Treffen zwischen Nord- und Südkorea stattfinden, einschließen sollen. Leider wurde dieser Teil der Tour aber vor ein paar Tagen durch die United Nations Command Military Armistice Commission abgesagt. (Im Korea-Krieg standen die Kräfte, die den Süden unterstützten, unter dem nominellen Kommando der UNO, daher United Nations Command Military Armistice Commission.)
Pünktlich um viertel vor acht heute morgen war ich am Büro von Koridoor, einem der Touranbieter für Besuche in der DMZ. An die Adresse war ich über meinen Lonely Planet gekommen. Das interessante an Koridoor ist, dass sie hier in Korea für die USO (United Service Organizations) arbeiten. Die USO ist eine gemeinnützige amerikanische Organisation, die weltweit für die Truppenbetreuung zuständig ist. Das hat man auch heute gemerkt. Ich musste mich im Büro in die Teilnehmerliste eintragen, auf der 15 andere Namen standen. Holländer, Franzosen, Kanadier, US-Amerikaner und auch ich. "Nur 16 Leute", dachte ich, "das wird ja gemütlich." Und dann ging die Tür auf... ein Trupp junger Amerikaner in zivil kam rein... irgendwie alles Jüngelchen, aber wie sich herausstellte waren diese Jüngelchen alle Angehörige des U.S. Marine Corps, die auch auf die Tour gehen wollten. Hmmmm... würde der Bus wohl doch voll werden, dachte ich, während ich im Büro auf dem Sofa saß, drauf wartete, dass es los ging, und beobachtete, wie die Jungs sich in die Teilnehmerliste eintrugen. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann hätte es auch der Klassenausflug eines deutschen Berufskollegs sein können. So wirkte es zumindest auf den ersten Blick. Aber die Bizeps-Stärke, die Haarschnitte, und die Tattoos (echt wie man's aus Filmen kennt) zeigten doch, mit wem man es zu tun hatte. Das Verhalten allerdings hatte wieder mehr was von ner Berufskolleg-Klasse... *lach... Jungs sind halt Jungs... Was ich auch auffällig fand: die waren alle recht kurz gewachsen. In dem ganzen Platoon von rund 35 Mann hatte vielleicht ne Handvoll meine Körperlänge. Der Rest war zum Teil deutlich kleiner. Hätte ich nicht gedacht. Bei Marines denkt man ja eigentlich eher an Schränke. Gemütlich war die Fahrt dann aber doch, denn es gab zwei Busse, einen für die Marines und einen für uns Zivilisten.
Ne gute Stunde braucht man auf der Autobahn vom Zentrum von Seoul bis zur DMZ, vorbei an Farmen und Dörfern und abgeernteten Reisfeldern und am schwerbefestigten Südufer des Grenzflusses entlang, in dessen Schwemmland und Uferzonen sich zehntausende von Blässgänsen tummelten.
Erster Stopp war am 3. Infiltrationstunnel. Insgesamt haben die Südkoreaner bisher vier Tunnel gefunden, die die Nordkoreaner in kilometerweit unter der DMZ hindurch gebuddelt haben, um einen Überraschungsangriff auf den Süden starten zu können. Wieviele noch unentdeckte Tunnel es sonst gibt weiß man im Süden natürlich nicht. Leider durfte man im Tunnel nicht fotografieren, und überhaupt war das ne eher spaßfreie Veranstaltung, weil man im Tunnel selbst nur gebückt gehen kann. Ich war echt dankbar für den Baustellenhelm, den wir alle bekamen, denn ich hab mich mehrmals geknuzzt.
Zweiter Besichtigungspunkt war der Dorasan-Bahnhof, die letzte Haltestelle der südkoreanischen Eisenbahn vor der Grenze. Heutzutage fährt nur gelegentlich ein Zug von Seoul hierher, um Touristen in die DMZ zu bringen. Bis 2016 gab es aber Durchgangsverkehr in die Gaesong Industrieregion, wo ab 2003 südkoreanische Firmen Fabriken und Industrieanlagen errichteten, in denen dann hauptsächlich billige nordkoreanische Arbeitskräfte arbeiteten. Für die Südkoreaner, die hierhin zur Arbeit fuhren, gab's nen Zug und auch eine Straße mit Grenzübergang. Als Reaktion auf die nordkoreanischen Raketentests 2016 wurde aber der Betrieb in der Gaesong Industrieregion sietnes Südkoreas eingestellt, und die Grenze ist seit dem sowohl für Züge als auch für den Straßenverkehr gesperrt. Dadurch wirkt hier alles etwas gespenstisch und verlassen... leere Parkplätze und Fracht-Abfertigungsanlagen und ein leerer aber betriebsbereiter Bahnhof, der topp in Schuss gehalten wird.
Als nächstes wurden wir zum Beobachtungsposten auf dem Mount Dora, einem der Hügel entlang der DMZ gefahren. Von hier hat man eine der besten Aussichten nach Nordkorea hinein und hier entstand auch mein heutiges Bild des Tages. Im Vordergund sieht man die Befestigungsanlagen auf südkoreanischer Seite. Rund um das dunkle Hochhaus links von der Bildmitte befindet sich die Gaesong Industrieregion, und in der Ferne erkennt man Gaesong selbst, die drittgrößte Stadt von Nordkorea.
In der Mittagspause gab es in der Nähe des Dorasan-Bahnhofs ein zwar umfangreiches koreanisches Mittagessen, aber leider nur in Kantinenqualität. So richtig habe ich noch nicht zur koreanischen Küche gefunden und ich fürchte, dass das auf dieser Reise auch nicht mehr passieren wird.
Der letzte Stopp der Tour war am Imjingak Park, wo es am Südufer des Imjin-Flusses und somit außerhalb des militärischen Sperrbezirks, der sich vor der eigentlichen DMZ befindet, einen Unterhaltungskomplex gibt. Die Zäune, die man hier sieht, sind eigentlich nur dazu da, um den militärischen Sperrbezirk vor der DMZ zu schützen. Trotzdem ist hier einiges an Trubel und es fahren von Seoul aus Linienbusse hierher. Es gibt Souvenirshops und Mini-Supermärkte und Fahrgeschäfte für Kinder und eine weitere Beobachtungsplattform mit Fernrohren, von der man aber nur die andere Seite des Imjin-Flusses sehen kann, und hier in Imjingak ist am anderen Ufer des Flusses auch einfach nur Südkorea.
Eine knappe Stunde hat die Rückfahrt nach Seoul gedauert und um zwanzig nach zwei hielt der Bus wieder vor dem Büro von Koridoor. Ich bin von dort zu Fuß die Straße runter zum War Memorial of Korea, wo ich mir allerdings nur die Außenanlagen, mit den ausgestellten Panzern, Schiffen, Raketen und Flugzeugen angekuckt habe. Das Innere des Museums hab ich mir gespart.
Was ich allerdings heute auch noch getan habe, das war Bier für den Export kaufen. War nicht ganz so einfach, denn die ganzen 7-Elevens und vergleichbare Läden führen nur Dosenbier. Ich musste also ein bisschen suchen und das Internet zur Hilfe nehmen um nen richtigen Supermarkt zu finden. Das hatte allerding den Vorteil, dass ich direkt auch  Proviant für den morgigen Spotter-Tag einkaufen konnte. Außerdem habe ich mir noch nen Starbucks-Kaffee und ein Scone gegönnt und den Nachmittag gemütlich ausklingen lassen. Nachdem ich heute morgen um halb sieben aufgestanden und den ganzen Tag unterwegs gewesen war, hatte ich auf Sightseeing keine Lust mehr.
Tja, morgen geht's zum Fliegerkucken raus nach Incheon, wo ich morgen abend auch die letzte Nacht der Tour im Flughafen-Hotel verbringen werde. Schade, dass die Zeit hier in Seoul schon rum ist. Ich musste leider etliches, was die Stadt zu bieten hat, auslassen.

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23. Oktober 2018

Seoul... Ich habe bisher schon eine ganze Reihe asiatischer Großstädte alleine erobert, aber keine hat es mir so leicht gemacht und so wenig fremd auf mich gewirkt wie Seoul. Kein Vergleich mit Jakarta oder Singapur oder Kuala Lumpur oder Beijing oder Shanghai... Was heute ein bisschen zum heimeligen Eindruck hier beigetragen haben wird, das war das Wetter. Es ist Herbst in Korea, genau wie bei uns in Mitteleuropa. Ein brutaler Sommertag hätte die Stadt wahrscheinlich exotischer erscheinen lassen.
Als ich heute morgen wach wurde, war der Himmel dunkelgrau und kurz drauf fing es an zu gewittern. Ich habe den Tag also gemütlich angehen lassen und bin im Laufe des Vormittags erstmal zum nächsten Geldautomaten um koreanische Won zu besorgen. Anschließend bin ich beim Starbucks gegenüber von meinem Hotel zum Frühstück eingekehrt. Kaffeeläden – nicht nur die aus Seattle - gibt es in Seoul wie Sand am Meer. Alle möglichen Ketten und unabhängige Cafés säumen die Straßen und wechseln sich im Straßenbild mit Restaurants und den allgegenwärtigen kleinen 24-Stunden-Supermärkten der Kategorie "7-Eleven" ab. Und natürlich ist 7-Eleven auch selbst sehr prominent hier im koreanischen Markt vertreten.
Gegen Mittag rissen die Wolken auf, und ich habe mich zu Fuß auf den Weg gemacht, um die Stadt, genauer gesagt den Stadtteil Dongdaemun, wo sich mein Hotel befindet, zu erkunden. Ich bin erst mal einfach nur die Straße runtermarschiert, zwischen Hochhäusern und Shoppingmalls, Kaffeeläden (siehe oben) und Imbissbuden durch, und hatte schon bald das Heunginjimun, das große östliche Stadttor erreicht. Seoul war mal von einer über 18km langen Stadtmauer umgeben, von der noch immer rund 70% inklusive mehrerer Stadttore erhalten sind. Da hatte ich schon den ersten Kandidaten für ein Bild des Tages, auch wenn der Himmel noch grau war und das Heunginjimun heutzutage zwar schön restauriert ist, aber ein eher trauriges Dasein mitten auf einer Verkehrsinsel fristet. Für einen besseren Blick bin ich noch ein bisschen an der Stadtmauer entlang in Richtung Naksan-Hügel weiterspaziert. Seoul liegt auf mehreren Hügeln, so dass man immer wieder an Steigungen kommt. Das wird mich wohl in den nächsten Tagen noch begleiten.
Als nächstes habe ich mir eine T-Money Card gekauft, mit der man unter anderem die U-Bahn, aber auch den Bus, das Taxi oder den Zug bezahlen kann. So ausgestattet bin ich in die U-Bahn um zum heutigen Besichtigungsschwerpunkt zu fahren, dem Changdeokgung-Palast.
U-Bahn fahren hier in Seoul ist simpel. Alles geht sehr gesittet zu, kein Schubsen, kein Drängeln. Auf den Bahnsteigen ertönt eine kleine Fanfare, wenn ein Zug einfährt und die Ansagen in den Waggons sind – genau wie die Ausschilderung – nicht nur auf Koreanisch, sondern auch auf Englisch und Mandarin. Sehr praktisch. Überhaupt scheint Seoul ne sehr zivilisierte Stadt zu sein. Es gibt zum Beispiel an fast jeder Ecke öffentliche Toiletten. An den Zebrastreifen der großen Straßen wird von offiziellen der Verkehr geregelt, und ich bin doch heute während meines Streifzugs von zwei jungen uniformierten Mitarbeitern der Tourismusinformation angesprochen worden, ob ich Hilfe bräuchte.
Der Palast, natürlich Weltkulturerbe, hat mich im ersten Moment ein bisschen an die Verbotene Stadt in Beijing erinnert, mit den geschwungenen Dächern und den vielen Höfen. Aber hier in Seoul ist das alles viel anheimelnder, kleiner, gemütlicher, weniger überlaufen (obwohl auch hier reichlich Touris, hauptsächlich Asiaten, einschließlich  mehrerer Schulklassen, unterwegs waren)... Es hat mir jedenfalls sehr gut gefallen. Ich hatte eine Zusatztour durch den Huwon, den Geheimen Garten, gebucht. Eigentlich sollte man da nur mit Führung reindürfen, aber es gab zum Glück die Möglichkeit einer Self-Guided Tour. So habe ich mir in aller Ruhe und in meinem eigenen Tempo den Palastgarten ansehen können. Die Anlage ist wirklich sehr schön und bietet inmitten einer 10-Millionen-Metropole sogar ausgedehnte Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung. Ich hab mich ein bisschen geärgert, dass ich das Fernglas und die Sony nicht dabei hatte. Mal abgesehen von den ornithologischen Möglichkeiten – ich war bisher ja meist im tropischen Teil Ostasiens, und in China ist es mit Vögeln ja sehr mau – ist der Park aber auch ein echtes landsschaftsgestalterisches Highlight und jetzt im Oktober in den schönsten Farben zu bewundern. Das Bild des Tages gibt nen kleinen Eindruck... und zeigt außerdem, dass heute nachmittag die Sonne rauskam.
Nach dem Spaziergang durch den Palastgarten bin ich noch durch Bukchon, eines der typischen Seouler Altstadtvietel, mit kleinen ziegelgedeckten traditionellen koreanischen Häusern spaziert. Enge Gassen, Geschäfte, Boutiquen und immer wieder schöne Ausblicke locken einiges an Touristen hier her. Ich war also nicht alleine, und auch die Zahl der europäischen Touris war hier recht hoch. Man erkennt sie allerdings hier nicht ganz so schnell wie in Jakarta, denn die Koreaner sind etwas größer als die Indonesier, so dass man als Europäer nicht ganz so heraussticht.
Seoul ist übrigens eine ziemlich grüne Stadt. Abgesehen von den ganzen Parks und Grünflächen, die mir heute schon begegnet sind, findet man sogar Platanenalleen. Was es auch gibt, dass sind Fußgängerzonen und verkehrsberuhigte Bereiche, besonders in den engeren Straßen der Altstadtviertel.
Zum Ausklang des Tages gab es ein koreanisches Abendessen in einem vom Lonely Planet empfohlenen Restaurant. War ganz okay, aber die viel gepriesene, und mir auch angekündigte Brillanz der koreanischen Küche habe ich heute noch nicht erlebt.
Morgen geht das Sightseeing-Programm geschmeidig weiter. Ich hoffe das Wetter spielt mit.

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