Reiselogbuch - 2019 Baltikum


10. August 2019

Kurze Pause… und schon wieder da. Mein zweiter Sommerurlaub hat begonnen. Die traditionelle jährliche „Eltern-Tour“ führt uns dieses Jahr ins Baltikum.
Ich hatte mir vor ein paar Jahren vorgenommen, jedes Jahr mindestens ein neues Land zu bereisen. Bei dieser Tour sind es drei Stück innerhalb von zehn Tagen. Zugegebenermaßen sind es jetzt nicht die größten Länder, was es ein bisschen einfacher macht. Wir werden wohl allerdings trotzdem nicht alles Wichtige und Schöne zu sehen bekommen, aber ich denke für einen guten Überblick über die drei Länder an der Ostsee wird es reichen.
Heute war Anreisetag. Wir mussten schon um halb sechs in Euskirchen los, denn unser Flieger startete um viertel nach acht in D‘dorf. Leider kann man nicht jeden Tag direkt von D‘dorf ins Baltikum fliegen, deshalb mussten wir heute in Amsterdam umsteigen. Das erste Teilstück war noch mit KLM, und dann ging es weiter mit Air Baltic, der nationalen Fluggesellschaft Lettlands… und zwar in einem Airbus A220-300. Dieser ursprünglich in Kanada von Bombardier als CSeries 300 entworfene Flugzeugtyp ist aktuell das modernste strahlgetriebene Verkehrsflugzeug der Welt. Entsprechend gespannt war ich.
Ich muss sagen, die Kabine ist echt schön. Riesige Fenster, so dass man bequem nach beiden Seiten raussehen kann... eine 2-3 Sitzordnung, die ich für ein gutes Konzept halte… sehr große Gepäckfächer… ein bequemer Sitzabstand, wobei das ja immer in der Entscheidung  der Fluggesellschaft liegt. Der erste Eindruck war ein ehrliches „Wow“. Im Flug war es dann allerdings eher durchschnittlich. Die Kabine war deutlich lauter, als ich erwartet hatte, und auch die Hydraulikgeräusche bei Start und Steigflug fand ich ziemlich nervig. Die können allerdings von Flugzeug zu Flugzeug unterschiedlich sein, insofern bin ich auf den Rückflug gespannt, um den ersten Eindruck, den ich vom A220-300 habe, zu verifizieren oder zu modifizieren. Was ich außerdem subotimal fand, das war dass es bei Air Baltic keinerlei  kostenlosen Service gab, nicht mal ein Glas Wasser. Alles musste man kaufen, aber auch das liegt ja bei der Fluggesellschaft und nicht beim Flugzeugtyp.
Das Flugwetter über Mittel- und Osteuropa war heute nicht das beste. Es hat ziemlich gerappelt auf beiden Strecken. Da konnte auch ein moderner Flugzeugtyp nix dran ändern. Wir waren aber nach nicht einmal zwei Stunden in Riga.
Der Flughafen in Riga ist überschaubar, knuffig und bietet ein gewisses skandinavisches Flair. Ohne große Verzögerungen hatten wir unser Gepäck und unseren Mietwagen. Wir sind mit einem schicken Skoda Octavia Kombi unterwegs, der ein paar Erinnerungen an Schottland 2016 wach werden ließ. Damals sind wir auch sehr gut gefahren und ich wusste danach, wie ein Radwechsel beim Skoda abläuft.
Hier in Riga wohnen wir direkt in der Altstadt. Sehr praktisch. Dementsprechend hat der Skoda auch morgen direkt nen freien Tag.
Nach dem Einchecken im Hotel gab‘s Siesta, die ich sehr gut brauchen konnte, und dann sind wir ein bisschen in die Stadt gegangen. Weit sind wir allerdings nicht gekommen, denn in der Kirche St. Peter konnten wir durch die verschlossene Glastür einen Chor proben sehen. Um 19:00 Uhr war hier heute abend Gratis-Konzert eines Kirchenchores aus Nottingham. Wir sind also in der Nähe der Kirche zum Abendessen gegangen und dann ins Konzert. War sehr schön und stimmungsvoll und typisch englische Chormusik… Allerdings hat der Chorleiter mich ziemlich irritiert. Aber da er ja nicht MEIN Chorleiter ist, war das ja nicht so schlimm. Nach dem Konzert sind wir noch ein paar Schritte weiter bis zum Rathausplatz. Hier findet sich eine der Hauptsehenswürdigkeiten Rigas, das sogenannte Schwarzhäupter-Haus. Das seht Ihr auch im Bild des Tages. Zur Zeit der Hanse diente das Haus für Zusammenkünfte der Kaufleute und deutschen Bürger Rigas, aber auch als Wohnheim für unverheiratete Händler. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zwar völlig  zerstört, aber glücklicherweise waren die Originalbaupläne noch vorhanden, und so konnte man das Haus für die 800-Jahr-Feier der Stadt Riga im Jahr 2001 komplett rekonstruieren.
Morgen werden wir die Stadterkundung von Riga fortsetzen. Ich kann aber jetzt schon sagen: „Ist schön hier.“

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11. August 2019

Wir hatten heute ein Geburtstagskind… Der Pap ist 79 geworden. Zur Feier des Tages (und natürlich auch, weil Sonntag ist) sind wir nach dem Frühstück in der katholischen St. Jakobs-Kathedrale von Riga in die Messe gegangen. Mir ist der Sinn von lateinischer Liturgie bei uns Katholiken selten so klar geworden wie heute… Die Messe war nämlich auf Lettisch und außer „Lukas“ (vor dem Evangelium), „Jesus Christus“ und „Amen“ habe ich eigentlich kein Wort verstanden. Latein wäre mir heute ne echte Hilfe gewesen… Trotzdem war‘s ein interessanter Gottesdienst.
Nach der Messe sind wir durch das Straßengewirr der Rigaer Altstadt zum Domplatz spaziert. Den sieht man auch im heutigen Bild des Tages. Von dort aus haben wir eine Rundfahrt im Elektro-Bähnchen durch die Altstadt von Riga gemacht. Die Stadt hat sehr viele schöne Ecken, alte Häuser und schöne Sträßchen. Vor allem aber ist die Altstadt von Riga überhaupt nicht weitläufig. Alles ist klein und gemütlich und nah beieinander. Ich bin echt angenehm überrascht, denn ich war im Vorfeld der Tour davon ausgegangen, dass Riga, als größte Stadt des Baltikums, weitläufiger und weniger gemächlich wäre. Die Stadt ist zwar schon sehr auf Touris eingestellt, aber die Letten sind nicht aufdringlich und die Reisegruppen verteilen sich ganz gut im Gewirr der Gassen, Straßen und Plätze.
Nach der Altstadtrundfahrt sind wir zum Mittagessen eingekehrt. Im Herzen von Riga gibt es keinerlei Mangel an Gaststätten, und praktisch alle bewerben sehr selbstbewusst die Spezialitäten der lettischen Küche. ‚Deftig‘ ist das Wort, das die große Mehrzahl der lettischen Gerichte am besten beschreibt. Aber echt lecker. Auch das lettische Bier schmeckt und ist außerdem in vielen Sorten und von verschiedensten Brauereien zu haben. Ich habe daher leider beschlossen, mich beim Bierexport nach Deutschland auf jeweils ein Sorte pro Land zu beschränken.
Als nächstes stand die  Besichtigung des Doms auf dem Programm. Der Dom ist die größte Kirche der drei baltischen Länder und heute eine evangelisch-lutherische Kirche (das Baltikum hat religionsgeschichtlich einen wahren Überfluss an Hin und Her erlebt). Wie im Ostsee-Raum ja weithin üblich, ist der Rigaer Dom in Backstein-Romanik und -Gotik erbaut. Ich finde das ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Klar, bei uns gibt es auch viele (dann allerdings neugotische) Kirchen, die aus Ziegelsteinen gebaut wurden, aber so ein großer imposanter und vor allen Dingen 800 Jahre alter Dom und dann aus Ziegeln? Wie gesagt… Gewöhnungsbedürftig. Zum Dom gehört auch ein schöner Kreuzgang, und eine richtig dicke Orgel, die bei ihrer Einweihung 1884 sogar die größte Orgel der Welt war. Eines kann man auf jeden Fall bei einer Stadterkundung in Riga sehen: arm waren die Leute hier nicht!
Nach der Dombesichtigung sind wir zur Siesta ins Hotel gegangen, nicht ohne noch ein Eis als Nachtisch mitzunehmen. Es gab ne schöne, leicht verspätete Mittagspause (die ich auch gut brauchen konnte nach den letzten Tagen) und um sechs waren wir zum Abendessen in einem schönen lettischen Restaurant am Rathausplatz, mit Blick auf das Rathaus.
Morgen beginnt die Rundreise und wir fahren rüber nach Litauen. Nach Riga kommen wir erst ganz zum Schluss für die letzte Nacht vor unserem Heimflug wieder. Dann werden wir allerdings nicht mehr in der Altstadt wohnen sondern im neuen Teil der Stadt am linken Ufer der Düna, wie der Fluss heißt an dem Riga liegt. Auf jeden Fall gefällt mir Riga richtig gut… eigentlich sogar besser, als ich erwartet hatte.
Damit Ihr unsere Tour in bisschen besser einordnen könnt, schicke ich Euch heute auch eine Karte vom nördlichen Mittel- und Osteuropa mit. In den nächsten Tagen werden dann Detailkarten folgen, damit man sehen kann, wo wir gerade sind.

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13. August 2019

Auf unserem Programm stand heute ein Tagesausflug auf die Kurische Nehrung. Wenn Ihr auf die Karte seht, dann ist die Kurische Nehrung der schmale Landstreifen, der von Klaipeda nach Süden zu führen scheint. Im Norden ist die Nehrung allerdings nicht mit dem Festland verbunden sondern lässt einen mehrere hundert Meter breiten Kanal offen, der den Hafen von Klaipeda und das dahinter liegende Kurische Haff mit der Ostsee verbindet. Im Süden ist die Nehrung zwar mit dem Festland verbunden, aber da kommt man nur unter extrem erschwerten Bedingungen hin, denn mitten über die Nehrung läuft die Grenze zu Russland, um genauer zu sein zur russischen Exklave Kaliningrad. Hauptort im litauischen Teil der Kurischen Nehrung ist Nida, das früher auf Deutsch Nidden hieß und auf meiner Karte, keine Ahnung warum, noch immer so bezeichnet ist. Von dort sind es nach Kaliningrad, das frühere Königsberg in Ostpreußen, ungefähr 100km.
Die Kurische Nehrung ist eigentlich nur eine große, langgezogene, bewaldete Düne. Die Lagune zwischen der Nehrung und dem Festland ist das Kurische Haff, in das die Memel fließt. Die Strecke vom Fähranleger nach Nida beträgt ungefähr 50km.
Nach dem Frühstück sind wir zum Fähranleger gefahren. Die Überfahrt dauert nur zwischen fünf und zehn Minuten und die Fähren verkehren alle 20 Minuten. Auf der Nehrung angekommen sind wir zuerst soweit es ging in Richtung Norden gefahren. Man hat einen schönen Blick auf den am anderen Ufer gelegenen Hafen von Klaipeda, der mit Abstand größte Hafen Litauens und einer der wenigen eisfreien Häfen in der nördlichen Ostsee. Bis ganz ans Nordende kommt man allerdings mit dem Auto nicht, sondern nur zu Fuß.
Als nächstes haben wir uns auf den Weg nach Nida gemacht. Man fährt durch dichte Wälder mit Kiefern, Pappeln und Eichen. Ab und zu geht es bergauf und bergab, denn die Dünen sind zum Teil über 50m hoch. Dass man auf einer Düne unterwegs ist merkt man aber durch die Vegetation meist nicht. Nur an einigen Stellen geben der Wald und das Buschland den Blick frei auf die Dünen direkt an der Küste, und hin und wieder kriegt man auch einen Blick auf die Ostsee. Ja, wir haben sie jetzt gesehen… *lach… allerdings waren wir noch nicht bis dran, denn dazu muss man zum Teil einige hundert Meter durch die Dünen wandern, und das haben wir uns gespart. Dafür gab es unterwegs nen Stopp an der Kormoran-Kolonie, eine der größten an der Küste des Baltikums. Um diese Jahreszeit war hier nur noch begrenzt Betrieb, denn die Jungvögel sind schon ausgeflogen, aber es gab doch genug Gelegenheit für ein paar gute Fotos. Überhaupt war heute ein recht erfolgreicher Safari-Tag, der ein paar neue Kandidaten für Frantis Safari auf meine Speicherkarte gebracht hat.
In Nida haben wir uns einen gemütlichen Tag gemacht. Nicht schwer Sightseeing, aber dafür schön ein bisschen am Ufer des Haffs gesessen, erzählt, auf‘s Wasser gekuckt und den Lachmöwen, Haubentauchern, Kormoranen und Nebelkrähen zugesehen. Ein spätes Mittagessen in einem vom Lonely Planet empfohlenen Restaurant rundete den Besuch in Nida ab. Es gab Zander… natürlich aus dem Haff… Bevor wir wieder zurück in Richtung Klaipeda gefahren sind, haben wir im Supermarkt in Nida noch etwas für unsere Abendverpflegung gekauft. Anschließend ging es zurück auf die 50km bis zum Fähranleger.
Mir gefällt die Gegend hier wirklich gut, auch wenn die Kurische Nehrung und besonders Nida ziemlich touristisch sind und jetzt während der Sommerferien natürlich voller Leute. Trotzdem hat sich der Betrieb ganz gut verteilt und wurde mir erst am Schluss noch mal so richtig bewusst, als wir am Fähranleger einige Zeit warten mussten um zurück nach Klaipeda überzusetzen. Ein Abendimbiss im Quartier einschlie0lich litauischem Bier beschloss den Tag.
Morgen fahren wir in die litauische Hauptstadt Vilnius, mit einigen Stationen auf dem Weg dorthin… Ich werde berichten.

P.S. Das Bild des Tages zeigt den Blick, oder vielmehr EINEN Blick, auf das Kurische Haff in Nida.

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12. August 2019

Wir sind in Klaipeda, früher Memel, gelegen am Mündungsgebiet des Flusses Nemunas, der früher ebenfalls Memel hieß… bekannt aus dem Deutschlandlied und dem Versailler Vertrag. Heute war ein Fahrtag und wir sind auch nicht mehr in Lettland sondern in Litauen. In mancher Hinsicht macht das schon nen spürbaren Unterschied, in mancher eher nicht.
Nach dem Frühstück sind wir heute morgen im Zentrum von Riga aufgebrochen. Ich war ein bisschen überrascht von der eher mediterranen Fahrweise der Letten, aber hab mich dann einfach angepasst. An die Geschwindigkeitsbegrenzungen habe ich mich aber den ganzen Tag brav gehalten und werde mich auch weiter dran halten, egal von wievielen Leuten ich überholt werde. Die Polizei soll in keinem der drei Länder Spaß verstehen, wenn man zu schnell ist und Blitzekisten gibt es an allen Ecken.
Wenn man einmal die „Groß“stadt Riga hinter sich hat, ist das Autofahren hier ziemlich entspannt. Man fährt recht langsam, 90 auf der Landstraße, maximal 110 auf Straßen mit geteilten Fahrspuren. Oft geht es etliche Kilometer ohne eine einzige Kurve. Noch dazu ist die Gegend in Lettland richtig flach. Erst ab der litauischen Grenze beginnt das Terrain ein paar Wellen zu werfen und wird etwas hügeliger.
Unser erstes Ziel heute war der Berg der Kreuze. Dieser Wallfahrtsort gilt als das Nationalheiligtum Litauens. Nachdem Litauen im 19. Jahrhundert unter russische Herrschaft gekommen war, begannen die Litauer, an dieser Stelle Kreuze für gefallene Freiheitskämpfer aufzustellen. Später wurden die Kreuze vor allem als Bitte oder Dank gestiftet. Während der sowjetischen Herrschaft haben die Russen mehrfach versucht, das Aufstellen der Kreuze zu unterbinden, in dem sie in großangelegten Aktionen die Kreuze entfernen oder zerstören ließen… nur um teilweise schon am nächsten Tag neue Kreuze auf dem Hügel wiederzufinden. Dadurch wurde der Hügel auch ein Berg für die nationale Unabhängigkeit. Heutzutage kommen immer noch viele Pilger aus der ganzen Welt hierher. Wenn man will, dann kann man bei den Devotionalienhändlern neben dem Informationszentrum Kreuze zum selber beschriften kaufen.
Ungefähr zwei Stunden hat die Fahrt von Riga zum Berg der Kreuze gedauert. Hier war viel los, der Parkplatz war voll, inklusive mehrerer Reisebusse. Wir sind gemütlich zu dem mit Kreuzen bedeckten Hügel spaziert und ich bin auch die paar Meter über die Holztreppe bis oben auf den Hügel gestiegen und zwischen den Kreuzen spazieren gegangen. Ist schon ein bisschen eigenartig. Von winzig klein bis richtig dick und groß findet man alle möglichen Formen und Variationen von Kreuzen, zum Teil auch noch mit Rosenkränzen behängt. Das Bild des Tages gibt nen kleinen Eindruck, aber der gesamte Hügel ist mit Kreuzen bedeckt, die noch etliche Meter weit rund um den Fuß des Hügels in die Landschaft hinein zu wachsen scheinen. Meine Schätzung: es sind hunderttausende. Das Bild des Tages ist übrigens mit der Handy-Kamera gemacht. Der Akku meiner Panasonic wurde nämlich direkt zu Beginn unseres Besuches am Berg der Kreuze leer und der Reserve-Akku hat den Dienst nicht angetreten. Mist. Aber ich finde das Bild ist trotzdem okay.
Vom Berg der Kreuze ging es weiter nach Westen. Wir haben einen Abstecher in den Žemaitija-Nationalpark gemacht. Fragt mich nicht nach der Aussprache. Mit den Sprachen ist das hier ein echtes Kreuz. Zum Teil kann man die langen komplizierten Wörter auf Hinweis-Schildern gar nicht so schnell erfassen, wie es dauert, dran vorbei zu fahren. Und Ihr müsstet erst mal hören, wie das Google Maps auf meinem Handy versucht, die Straßennamen hier auszusprechen.
Das Spannende an dem kleinen Exkurs heute nachmittag war, dass wir so auch ein bisschen mehr vom ländlichen Litauen zu sehen bekommen haben. Auf der Autobahn oder Schnellstraße hat man ja doch einen klaren inneren Abstand zu der Landschaft, die vorbeizieht. Es ist echt ne schöne Gegend hier, vor allem da es nicht mehr so flach ist. Etliche Häuser in den kleinen Dörfern sind zwar renovierungsbedürftig, aber grundsätzlich ist alles ziemlich proper. Der Hauptort am Nationalpark ist Plateliai. Ausgestiegen sind wir im Nationalpark aber nicht, und außer Landschaft haben wir auch nix zu sehen bekommen. Okay, Störche. Litauen ist das Land mit dem dichtesten Bestand an Weißstörchen in Europa. Man sieht sie echt überall.
Nach dem Schlenker über Land ging es weiter in Richtung Ostsee. In Kretinga waren wir kurz im Supermarkt und dann sind wir nach Klaipeda gefahren. Klaipeda ist mit gut 150.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Litauens. Ähnlich wie in Riga ist das Stadtzentrum klein und kompakt. Wir sind vom Quartier in die Altstadt gegangen und ein bisschen am Fluss Dane entlang spaziert.  Dann gab es Abendessen in einem litauischen Restaurant… wo uns die Speisekarte schon vertraut war, denn allen Bekräftigungen nationaler Eigenständig- und Eigenartigkeit zum Trotz scheinen lettische und litauische Küche einer SEHR große Schnittmenge zu haben. Gut schmecken tut‘s natürlich trotzdem.
Zum Schluss des Tages haben wir noch dem Simon Dach-Brunnen auf dem Theaterplatz einen Besuch abgestattet. Der Brunnen, mit der Bronzefigur des „Ännchen von Tharau“ oben drauf, erinnert an den Dichter dieses bekannten deutschen Liedes, der 1605 in Memel geboren wurde.
Morgen fahren wir auf die Kurische Nehrung. Ich denke, dann werden wir endlich die Ostsee zu sehen kriegen.

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14. August 2019

Nach dem Frühstück heute morgen hieß es Abschied nehmen von Klaipeda. Das Ziel des Tages war Vilnius und wir hatten unterwegs zwei Programm-Stationen. Wobei… der erste Stopp war kein Programmpunkt im touristischen Sinne. Wir haben Bekannte besucht, die auch hier in Litauen sind. Die Kessels aus Kreuzweingarten sind zur Zeit in der Nähe von Alytus, weil ihr Sohn (übrigens ein ehemaliger Schüler meiner Schule) am Samstag hier in Litauen heiratet. Da wir schon mal hier in der Gegend waren, war es für uns kein wirklich großer Umweg, dort vorbeizuschauen. Wir sind mit den beiden ein bisschen runter zur Memel spaziert, es gab schönen Klaaf und wir haben gemeinsam zu Mittag gegessen.
Die Fahrt von Klaipeda bis Kaunas geht über die einzige richtige Autobahn des Baltikums. Der Rest der Fernstraßen hier sind Schnellstraßen oder bundesstraßenähnlich ausgebaute Straßen. Nachdem es um Klaipeda herum zuerst noch flach war, wurde die Landschaft später wieder zu dem welligen, leicht hügeligen Terrain, dass wir schon von vorgestern kannten. Sehr schön eigentlich, angenehm zu fahren auf nicht zu vollen Straßen... und immer sieht man Störche.
Der zweite Programmpunkt des heutigen Tages, dieses Mal ein richtig touristischer, war die Burg Trakai, zusammen mit dem Berg der Kreuze die wichtigste Sehenswürdigkeit Litauens. Leider fing es auf dem Weg dahin an zu regnen… schöner Mist, aber eben nicht zu ändern. Im kräftigen Dauerregen -  man erkennt es ein bisschen auf dem Bild des Tages – machte eine Besichtigung der Burg wenig Sinn. Wir haben also nur einen Fotostopp eingelegt und uns dann auf den Weg in die litauische Hauptstadt gemacht, von kräftiger werdendem Regen begleitet.
Mein erster Eindruck von Vilnius: es ist richtig hügelig. Man fährt Berg rauf und Berg runter in die Stadt. Hätte ich echt nicht gedacht. Riga war platt wie ein Teller.
Wir wohnen hier in Vilnius direkt am Dom-Platz, aber bei der heutigen Wetterlage haben wir nichts mehr unternommen. Ich hoffe, das Wetter ist morgen besser, denn wir wollen morgen früh hier in Vilnius in die Stadt. Morgen nachmittag gibt es einen Programmpunkt an der Strecke und morgen abend sind wir dann schon wieder in Lettland.
Tja, das Reiselogbuch ist heute kurz, obwohl es ein sehr schöner, erlebnisreicher Tag war. (Über meine Beinah-Eskalation im Hotel hier in Vilnius decke ich mal den barmherzigen Mantel des Schweigens.)

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