28. März 2013

Es regnet in Guadalupe. Schon wieder. Die Kolibris sitzen nass und noch übellauniger als sonst in den Büschen des Lodge-Gartens und ich habe grade ein deutliches Déjà-vu-Gefühl. Im Herbst 2003, bei meiner Costa Rica-Tour, saß ich nämlich schon mal fast zwei Tage im Regen auf den Hängen eines Vulkans. Sind von hier nur ein paar hundert Kilometer Luftlinie. Damals war der Ausblick zwar etwas spektakulärer, weil der Arenal aktiv war, aber die Witterung war ähnlich wie hier.
Der Tag begann allerdings trocken. Nach dem Frühstück war ich um kurz vor halb neun an der Rezeption für die von der Lodge angebotene Dschungel-Exkursion in den Nationalpark Volcan Baru. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Veranstaltung surrealistisch. Das Transportmittel der Wahl war nämlich ein roter Trecker mit einem überdachten Anhänger und außer mir war noch eine indisch-amerikanische Großfamilie samt ihrem panamaischen Privatreiseleiter an Bord. Genau – ihr habt richtig gelesen. Die Familie kam aus Cleveland, bestand aus Vater, Mutter, Oma, Opa und drei Kindern, von denen zwei meiner Schätzung nach noch in den Kindergarten gingen. 'Na, das kann ja was werden', dachte ich mir. Kurz nachdem wir dann Richtung Berg los getuckert waren stieg noch unser Guide zu, der kein Wort Englisch sprach. Zum Glück hatten wir ja Javier dabei, den panamaischen Reiseleiter. Nach einer halben Stunde Fahrt auf abenteuerlichen Wegen kamen wir zu den Cabanas Los Quetzales. Die Lodge unterhält nämlich im Nationalpark noch einige Hütten für Gäste. Hier kamen noch zwei weitere Passagiere an Bord, die ich allerdings schon kannte. Paul und Valerie kommen aus Florida und wir waren uns schon auf der Finca Lerida begegnet und hatten mehrfach erzählt. Weitere fünfzehn Minuten später hielt der Trecker mitten im Dschungel, wir wurden an einer weiteren Cabana alle mit Gummistiefeln ausgestattet – was sich im Laufe der nächsten anderthalb Stunden als sehr vorausschauend erwies - und dann ging's los auf einem der Trails um nach Quetzals zu kucken.
Wie Ihr Euch wahrscheinlich beim Anblick des Bildes des Tages denken könnt, haben wir keinen gesehen, obwohl es laut Mitteilung von Paul, der auch ganz passabel Spanisch kann, hier nur so von Quetzals wimmeln soll. Zumindest hätte Julio, unser Guide, das gesagt. Aber die indische Familie war natürlich komplett amateurhaft unterwegs. Vater und Mutter trugen die beiden jüngeren Kinder im Geschirr auf dem Rücken, die ältere Tochter sprang im pinken Hütchen durch den Dschungel und der Großvater war trotz Hörgeräten so schwerhörig, dass er von seiner Frau und seiner Tochter/Schwiegertochter (das habe ich nicht wirklich rausgekriegt und wollte auch nicht fragen) ständig mit erhobener Stimme angesprochen werden musste. Ich glaube die Quetzals hatten sich entweder rechtzeitig aus dem Staub gemacht oder saßen irgendwo versteckt und lachten sich in die Flügel. Julio gab sich aber echt alle Mühe – wir sind sogar an einem Baum mit Quetzal-Nisthöhle vorbei gekommen – und als sich im Laufe der Wanderung das Feld, bedingt durch das schwere Geläuf hier im Nebelwald, auseinanderzog habe ich mich beim Guide an der Spitze gehalten und unter anderem erfahren, dass es hier im Park schon einiges zu sehen gibt, wenn man denn Glück hat. O-Ton Julio: „Chaguar, Puma, Tapir – mucho aqui.“ Er nahm echt Rücksicht auf meine Spanisch-Kenntnisse.
Der Spaziergang endete an einem schönen Wasserfall, wo Paul, Julio und ich dann ca. 10 Minuten warteten bis der Rest der Truppe da war. Valerie ging's nicht gut und sie war schon vorher wieder zurück zum Trecker gegangen. Nach den obligatorischen Fotos – Javier fotografierte seine Kunden mit dem I-Pad... Stichwort „surrealistisch“ - ging's wieder auf gleichem Weg zurück, wieder mit Julio, Paul und mir vorne weg. Ein paar Vögel haben wir schon noch zu Gesicht bekommen, aber Quetzals waren wie erwähnt Fehlanzeige. Und dass was am Quetzal-Reichtum der Gegend dran ist, das glaube ich spätestens seit unser Trecker-Fahrer auf mein „No quetzales“ mit einem ehrlich und deutlich überraschten „No quetzales?!?!?“ reagierte. Immerhin habe ich mein spanisch-ornithologisches Fachvokabular ausbauen können. „Specht“ heißt auf Spanisch „carpintero“. Das ist doch süß, oder?
Tja, und dann sind wir mit dem Trecker zurück zur Lodge geschüggelt, haben unterwegs Paul und Valerie an ihrer Hütte abgesetzt und waren gegen halb eins wieder in Guadalupe, rechtzeitig zur Mittagspause und zum einsetzenden Regen.
Den Nachmittag habe ich dann weitgehend auf dem Balkon verbracht und zugekuckt, wie sich die nassen Kolibris gezankt haben. Das sind echt sehr streitlustige Gesellen. Gegen viertel vor vier habe ich mich zwar noch ins Auto gesetzt und bin ein bisschen hier durch die Gegend gefahren, aber viele Straßen gibt’s hier nicht und außer Natur auch keine echten Sehenswürdigkeiten. Nach ner knappen Stunde war ich also wieder in der Lodge und habe meinen Stammplatz auf dem Balkon wieder eingenommen. (Übrigens auch genau wie damals in Costa Rica, wo ich es ebenfalls mit Spazierenfahren im Regen versucht habe.)
Damit geht die Zeit meines Aufenthaltes hier im westlichen Hochland auch langsam zu Ende. Morgen mittag werde ich von David wieder zurück nach Panama City fliegen. Auch dort gibt es noch reichlich Sachen zu sehen und zu tun. Auf den Quetzal auf meiner Vogelbeobachtungslebensliste werde ich aber wohl  noch was warten müssen. Quetzals gibt es in Panama nämlich nur in den Bergwäldern hier im Westen.
Oh – noch kurz zum Bild des Tages: der Dschungel ist hier schon echt schön – auch ohne Quetzal.


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23. März 2013

 

Heute hat sie begonnen, die Reisesaison 2013. Ich bin in Panama... *freu...

Tja, was soll ich sagen? Der Tag heute bestand nur aus Fliegen. Sind ja immerhin über 11 Stunden von Amsterdam nach Panama City. Um kurz vor sechs hat mich mein Vater nach Düsseldorf zum Flughafen gebracht und um kurz vor halb 9 war ich auf dem Weg nach Amsterdam. Der Langstreckenflug war eher unspektakulär. Das Essen an Bord war allerdings echt gut.

Panama City liegt auf der pazifischen Seite des Isthmus von Panama und entsprechend fliegt man erst über das ganze Land drüber bevor man dort landet. Panama ist übrigens nicht besonders groß. Das hat es mit den meisten Ländern Mittelamerikas gemeinsam. Meine letzte Begegnung mit Mittelamerika ist ja inzwischen fast zehn Jahre her. Im Herbst 2003 habe ich Costa Rica erobert und seit dem war ich nicht mehr hier in diesem Teil der Welt.

Einreise und Gepäck abholen ging problemlos und dann bekam der Tourplan den ersten Schluckauf. Eigentlich sollte mich hier am Flughafen jemand von Ancon Expeditions erwarten, der mir die Unterlagen für die ganzen über Ancon gebuchten Programmteile geben sollte. Ich war zwar auf lateinamerikanische Verhältnisse eingestellt, aber als nach anderthalb Stunden warten immer noch keiner von Ancon aufgekreuzt war und es draußen dunkel wurde, habe ich mich in ein Taxi gesetzt und zum Hotel bringen lassen. Das war über booking.com reserviert und folglich alles kein Problem.

Ziemlich grummelig kam ich also im Hotel an, denn das Programm ist eng gestrickt und der erste Tour-Baustein schon morgen. Ganz zu schweigen von dem Inlandsflug am Montag.

Um die Geschichte abzukürzen: nach ein bisschen rumtelefonieren und mit Unterstützung der Rezeption vom Hotel ist jetzt alles geregelt. Morgen früh geht’s los zur ersten Expedition in Panama :-) Ich bin mal gespannt und werde natürlich morgen Abend berichten.

Und nun zum Bild des Tages: das entstand nur ein, zwei Minuten vor der Landung in Tocumen, dem internationalen Flughafen von Panama City. Wie man sieht gibt es etliche Hochhäuser in der Stadt und schon allein durch die Lage am Meer ist der Unterschied zu San Jose, Costa Rica, sehr deutlich.

Zum Schluss bleibt mir nur noch die Standard-Bitte um eine kurze Rückmeldung, ob das Logbuch samt Bild in lesbarer Form bei Euch angekommen ist. Morgen erzähle ich dann ausführlicher.