Reiselogbuch - 2019 Kreta


22. April 2019

Hallo zusammen… hier ist das erste Logbuch der Reise-Saison 2019. Ich bin in Kreta. Im Gegensatz zum letzten Jahr gibt es dieses Jahr nur eine Woche Osterurlaub. Manchmal will ich auch Ostern zu Hause sein (und angesichts des kirchenmusikalischen Highlights gestern war das genau die richtige Entscheidung).
Kreta stand zwar schon länger auf meiner Liste der Gegenden, wo ich mal hin wollte, aber nicht so besonders weit oben. Dass ich dieses Jahr dann doch hier gelandet bin, liegt daran, dass ich mir – entgegen meiner sonstigen Gewohnheit – ziemlich viel Zeit mit der Planung und Buchung meines Osterurlaubs gelassen habe, und als ich mich dann entschlossen hatte, feststellen musste, dass mein für dieses Jahr favorisiertes Ziel, Madeira, rattenteuer war. Zumindest was die Anreise betraf. Und so habe ich ein bisschen überlegt, was im Mittelmeerraum denn noch so als Reiseziel für ne Woche in Frage kommt, und da hat letztendlich Kreta das Rennen gegen Zypern gemacht. Zypern bleibt also weiter auf der Liste… *lach…
Heute gab es außer dem Flug bzw. den Flügen noch kein Programm. Es ging recht gemütlich um kurz nach eins in Düsseldorf los… mit Aegean Airlines, der größten Fluggesellschaft Griechenlands. Ich war schon gespannt gewesen, so wie immer, wenn ich zum ersten Mal bei einer neuen Fluggesellschaft einsteige. Es war okay, aber auch nix besonderes. Die Sitze stehen für meinen Geschmack (und meine Beinlänge) nen Tick zu eng, aber das Problem kenne ich ja von vielen Fluggesellschaften.
Bei der Anreise heute musste ich in Thessaloniki umsteigen. Thessaloniki mag zwar die zweitgrößte Stadt Griechenlands sein, aber es ist letztlich doch nur ungefähr so groß wie Bonn. Der Flughafen von Thessaloniki ist eher provinziell. Es gibt für‘s Umsteigen noch nicht mal einen Transitbereich, sondern man muss bei der Ankunft den Sicherheitsbereich verlassen und dann erneut durch die Kontrolle. Gut, dass ich das jetzt schon für die Rückreise am Sonntag weiß.
Das Wetter war bei beiden Flügen nicht gnädig und es hat ziemlich gerappelt. Allerdings war die zweite Etappe deutlich kürzer. Nur ne Stunde braucht der Flieger von Thessaloniki nach Heraklion, der Hauptstadt von Kreta. Unter der hohen Wolkendecke war‘s schon ein bisschen dämmerig, als wir in Heraklion ankamen. Das sieht man auch im heutigen Bild des Tages. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, das waren schneebedeckte Berge. Ich wusste zwar, dass Kreta gebirgig ist, aber dass es hier bis auf fast zweieinhalbtausend Meter hoch geht und dass dort oben im Winter Schnee liegt, das war mir nicht bewusst.
Gepäck in Empfang nehmen, Mietwagen abholen und in die Stadt fahren ging ziemlich flott. Heraklion ist auch jetzt nicht so richtig groß, mit ca. 174.000 Einwohnern, aber  nach Patras doch immer noch die viertgrößte Stadt in Griechenland.
Das Hotel, wo ich hier wohne, ist echt schön. Direkt am Hafen und am Rande der Altstadt gelegen. Mit Restaurant auf der Dachterrasse, wo ich heute Abend noch ein bisschen was gegessen und kretisches Bier ausprobiert habe. Auch der Service ist super: Ich musste mein Auto nicht selber parken, das übernahm jemand vom Hotel.
Einziger Wermutstropfen bisher ist das Wetter. Da habe ich mich im Vergleich zu Zuhause vorläufig verschlechtert. Aber es soll ab morgen wärmer werden, meinte die Mitarbeiterin an der Rezeption.
Morgen früh gibt es erst mal hier im Hotel Frühstück und dann kucke ich wie ich den Tag gestalte. Ich mach das auch ein bisschen vom Wetter abhängig. Grundsätzlich ist ne Woche für Kreta schon ein bisschen knapp bemessen. Die Insel ist immerhin 254km lang. (Ich habe Euch auch ne Landkarte angehängt, damit Ihr Euch ne Vorstellung machen könnt.) Jedenfalls ist mir schon klar, dass ich Kreta nicht umfassend und erschöpfend erkunden kann, in der Zeit, die ich hier habe, aber dementsprechend werde ich mir auch keinen Stress machen.

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23. April 2019

Der erste Tag auf Kreta… Ich habe heute morgen erst mal gemütlich ausgeschlafen und mir dann das sehr umfangreiche Hotelfrühstücksbuffet gegönnt… damit war ich echt bis heute abend satt… Nach dem Frühstück habe ich mich in den Toyota Aygo gesetzt und bin losgefahren. Ich hatte mir zuerst überlegt, heute direkt mit der Hauptsehenswürdigkeit von Kreta, dem Palast von Knossos, zu beginnen, aber dann habe ich mich doch zu einer kleinen Inseltour in den Süden entschlossen, mit Besuch in Phaistos und in Gortyna. Ich bin zwar eigentlich mit einem Stadtplan von Heraklion und zwei verschiedenen Landkarten von Kreta (eine aus dem Baedecker und eine, die ich von der Autovermietung bekommen habe) versehen, aber beim griechischen Verkehr ist das Hantieren mit Karten eher unangebracht. Ich habe es also mit meinem Orientierungssinn und mit der Beschilderung in der Stadt versucht und was soll ich sagen? Nach ein paar verfransten Startschwierigkeiten hat es ganz gut geklappt. Allerdings übe ich grade wieder das griechische Alphabet, denn es gibt zwar auch Schilder in lateinischer Beschriftung aber die Rechtschreibung ist da oft etwas – wie sag ich das jetzt nett? - phantasievoll, so dass man schon besser gestellt ist, wenn man weiß, wie der Ortsname auf griechisch aussehen soll.
Wie gesagt, ich hatte die Stadt dann doch relativ schnell hinter mir, und habe mich auch schnell wieder an den griechischen Verkehr und die Art des Autofahrens hier gewöhnt. Wobei ich sagen muss, dass ich es von meiner Peloponnes-Rundfahrt deutlich schlimmer in Erinnerung hatte. Autofahren hier auf Kreta ist noch recht gemäßigt im Vergleich zum griechischen Festland und wird eigentlich nur durch zu ängstliche Touristen in Mietwagen erschwert. Da zähle ich mich jetzt aber ausdrücklich nicht zu. Ich habe heute schön mit gehalten.
Erstes Ziel heute war der minoische Palast von Phaistos, fast an der Südküste von Kreta gelegen und gute 50km von Heraklion entfernt. Ich gestehe, dass ich über diesen Bereich der Geschichte noch nicht besonders viel weiß und gerade dabei bin, mich einzulesen. Da der Begriff ‚Minoer‘ mich auf dieser Tour wohl durchgehend begleiten wird, hier ein paar allgemeine Infos: Kreta war das Zentrum der Kultur der Minoer, die ungefähr in der Zeit zwischen 2000 v. Chr. und 1000 v. Chr. auf Kreta eine bronzezeitliche Hochkultur, komplett mit Schrift und Religionssystem, schufen. Damit sind die Minoer die erste Hochkultur Europas und deren sichtbarste Überreste sind die minoischen Palastanlagen hier auf Kreta. Der in Knossos ist der größte, gefolgt von dem in Phaistos. Die Anlage in Phaistos wurde ungefähr 1700 v. Chr. auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus errichtet, also ungefähr zu der Zeit, als in Ägypten die Tempel von Luxor und Karnak entstanden.
Von dem Palast, der angeblich auf König Minos selbst zurückgehen soll, sind etliche Grund- und Stützmauern erhalten. Im Bild des Tages erkennt man ganz rechts die Treppe, die zum Haupteingang führt und links vor der großen Mauer die Sitz-Stufen des „Theaters“. Im Hintergrund sieht man die schneebedeckten Berge von Zentralkreta.
Insgesamt ist die Anlage etwas größer als ein Fußballfeld. Okay – im ersten Moment stand ich da und dachte mir „Aha… das ist es also“, weil es natürlich weder mit ägyptischen noch mit klassisch-griechischen oder römischen Überresten mithalten kann, aber nachdem ich dann einiges an Zeit mit dem Erkunden des Palastes von Phaistos verbracht und auch heute schon einiges zum Thema Minoer gelesen habe, finde ich es nicht fair, den Vergleich zu Ägypten oder Rom oder griechischen Ruinen im Mittelmeerraum überhaupt anzustellen. Das, was man in Kreta sieht ist ein Teil des Fundamentes, auf dem das klassische Griechenland und später das römische Reich entstanden. Und was ich an der minoischen Epoche auf Kreta besonders interessant finde: es gibt keine Befestigungsanlagen und die Paläste waren keine Burgen. In der minoischen Zeit lebten die Leute hier im Frieden.
Eine ganze Weile bin ich durch die Ruinen gestreift und habe fotografiert und mir alles angesehen. Ein großer Vorteil, den Phaistos laut Reiseführer gegenüber Knossos hat, ist, dass es nicht so voll ist. Okay, alleine war ich auch hier nicht und ich musste schon ein bisschen abwarten und lauern, bis ich das Bild des Tages menschenfrei hatte, aber alles in allem ging es in Phaistos doch gemütlich zu.
Auf der Rückfahrt von Phaistos gab es noch einen kurzen Stopp in Gortyna, wo ich mir die römischen Ausgrabungen angekuckt habe. Gortyna war mal ne große römische Stadt, sogar die Hauptstadt der römischen Provinz Creta und später von Creta et Cyrene. Ist aber eher unspektakulär, was es hier zu sehen gibt, bis auf die sogenannte „Große Inschrift“. Das ist die Stadtverfassung von Gortyna aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., der älteste Gesetzestext Europas. Der war ursprünglich in ein Gebäude auf dem griechischen Marktplatz eingemeißelt, und die Römer haben die Steine beim Bau des Theaters wieder verwendet.
Zurück in Heraklion, bin ich noch zum alten Hafen runter spaziert und habe mir das venezianische Kastell, das die Hafeneinfahrt schützt, angesehen. Zum Schluss das Tages gab es ein schönes Abendessen in einem vom Lonely Planet empfohlenen Fischrestaurant. Auf dem Heimweg habe ich noch einen Supermarkt gesucht und bin dabei ein bisschen durch das recht große, autofreie Stadtzentrum von Heraklion unterwegs gewesen. Ich muss sagen: so richtig hübsch mag die Stadt vielleicht nicht sein, aber sie ist sehr lebendig, sauber, schön angelegt und voll mit Leuten unter denen nur vereinzelt Touristen sind. Es gefällt mir jedenfalls gut hier.
Was morgen ansteht weiß ich noch nicht. Das Programm werde ich wahrscheinlich wieder ähnlich spontan wie heute handhaben.

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25. April 2019

Heute ging es in den Osten der Insel. Um‘s gleich vorwegzunehmen: bis an die Spitze bin ich nicht gekommen… *lach… wollte ich aber auch nicht. Was man echt sagen kann, und was mir nicht so wirklich bewusst war bis ich hier herkam ist, dass Kreta ziemlich groß ist. So ein richtiges Insel-Gefühl hat man hier gar nicht. Man sieht das Meer eben immer nur nach einer Seite. Könnte hier genauso gut auch Festland sein.
Erste Station heute morgen war der minoische Palast in Malia. Das ist der drittgrößte der Insel und im Gegensatz zu Knossos hat man hier nicht mit Rekonstruktionen rumgedoktort. Dadurch wirkt die ganze Anlage viel ursprünglicher. Sie liegt allerdings nicht so schön wie Phaistos und ist auch nicht so groß. Mittlerweile habe ich rausgefunden, dass man eigentlich ziemlich wenig Konkretes über die Kultur der bronzezeitliche Besiedlung in Kreta weiß. Ob die „Paläste“ wirklich Herrschaftssitze waren, ist zum Beispiel noch immer nicht geklärt.
Ich habe mir die Ausgrabungen in Malia in aller Ruhe angesehen. Es war schönes Wetter, blauer Himmel mit nem leichten Lüftchen, also nicht zu warm und auch nicht zu viele Touris da. Sehr entspannt also.
Von Malia bin ich nach Άγιος Νικόλαος (Agios Nikolaos), zu Deutsch St. Nikolaus, gefahren. Agios Nikolaos ist ein kleines Hafenstädtchen am Mittelmeer und ziemlich typisch für Kreta. Die Gegend, zumindest in Strandnähe, ist hier deutlich touristischer als in und um Heraklion. Trotzdem hat Agios Nikolaos einigen Charme. Ich habe also den Aygo geparkt und bin zum Mittagessen in einem Restaurant eingekehrt, das sowohl in meinem Lonely Planet als auch in meinem Baedecker empfohlen war. War sehr lecker, aber eines habe ich inzwischen auch raus. Auf Kreta kann man nicht „mal schnell was essen“… außer beim Mäckes vielleicht. Grundsätzlich geht hier alles etwas gemächlicher. So war es denn auch schon kurz nach drei als ich endlich von Agios Nikolaos wieder aufgebrochen bin, nicht ohne vorher noch das Bild des Tages vom Ortskern zu schießen.
Von Agios Nikolaos bin ich ins Inselinnere nach Kritsa gefahren. Dort gibt es eine orthodoxe Kirche mit Wandfresken, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Laut meiner Reiseführer ist sie eine der Hauptsehenswürdigkeiten in Ost-Kreta. Aber, naja, so richtig dolle fand ich es nicht. Die Kirche ist ziemlich klein und nicht mehr in Verwendung sondern nur noch ein Museum. Ich hatte irgendwie nach fünf Minuten alles gesehen. Ich war auch der einzige Touri vor Ort.
Hmmm… also weiter zum nächsten Besichtigungspunkt. Ich wollte zu den Ausgrabungen von Lato, das ca. 4km von Kritsa entfernt in den Bergen liegt und während der Zeit der dorischen Herrschaft über Kreta, also so ab dem 8. Jahrhundert v. Chr., eine wichtige und recht große Stadt war. Aber was soll ich sagen? Als ich gegen viertel vor vier dort am Tor stand war schon zu. Die Anlage ist nämlich immer nur bis 15:00 Uhr geöffnet. Mist. Half aber nix, und die 70km von Heraklion werde ich dafür nicht noch einmal auf mich nehmen. Das ist echt ne langwierige Fahrt. So richtig gut kommt man nämlich hier nicht aus den Füßen, auch wenn die Strecke von Heraklion bis Malia autobahnähnlich ausgebaut ist.
Einen kleinen Höhepunkt hatte ich aber am verschlossenen Tor der Ausgrabungen von Lato dann doch noch. Über den Bergen kreisten nicht nur Kolkraben sondern auch ein Gänsegeier. Leider war er zu weit weg um ihn sinnvoll zu fotografieren, aber die Bestimmung mit dem Fernglas wars eindeutig.
Zum Abschluss des Tages habe ich versucht, noch ein bisschen in Heraklion zu spotten, allerdings mit sehr bescheidenem Erfolg. Das hatte viele Gründe, unter anderem das Wetter (die Sonne war plötzlich weg), die Geographie, und vor allem die Tatsache, dass Heraklion (wie viele andere griechische Flughäfen) auch militärisch genutzt wird und man deswegen direkt am Zaun nicht stehen darf. Da sind die Griechen etwas eigen…
Morgen geht es in die entgegengesetzte Richtung, nämlich in den Westen Kretas. Ich vermute, dass ich auch da nicht bis an die Spitze kommen werde. Heute ist übrigens Halbzeit… morgen früh kann ich schon für Sonntag einchecken.

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24. April 2019

Heute morgen ging das Kulturprogramm ungebremst weiter. Es war ziemlich windig als ich zum Archäologischen Museum hier in Heraklion marschiert bin. Sind nicht mal zehn Minuten zu Fuß vom Hotel. Das ist alles recht klein und überschaubar hier, auch wenn es die viertgrößte Stadt Griechenlands ist.
Das Museum beinhaltet die Kunstschätze aus den ganzen Ausgrabungen hier in Kreta, vor allem minoische Sachen, aber auch klassisch-griechische und römische Fundstücke. Die Ausstellung ist eher konventionell gehalten, aber nicht schlecht gemacht (ich bin ja ein bisschen pingelig, was historische Museen angeht). Die überwältigende Mehrheit der Ausstellungsstücke stammt aus dem bronzezeitlichen Kreta. Ich muss gestehen, dass die minoische Kunst, Kunstfertigkeit und Kultur mich - von einigen Ausnahmen abgesehen – nicht so wirklich in ihren Bann zieht. Ich weiß auch nicht genau warum, aber irgendwie spricht das alles nicht zu mir – im Gegensatz zu ägyptischer, klassisch-griechischer oder römischer Kunst und Kultur. Okay, ich bin immer noch dabei, mich einzulesen und mit der minoischen Epoche zu beschäftigen, aber bisher ist das eher auf der Wissensebene geblieben. Ein Wow-Erlebnis habe ich bisher bei der Beschäftigung mit diesem Teil der Geschichte hier noch nicht gehabt.
Nach dem Museum bin ich noch ein bisschen durch die Fußgängerzone hier im Zentrum von Heraklion spaziert, habe mir die Stadt angesehen, die Titus-Basilika besichtigt, bei meiner bevorzugten Kaffee-Kette (ja, gibt‘s auch hier in Kreta) nen Modekaffee zu mir genommen und dann bei denen draußen vor der Tür gesessen und Leute gekuckt. Wie gestern schon erwähnt, ist Heraklion ne ziemlich lebendige Stadt, und auch nicht besonders touristisch… was jedoch nicht heißt, dass es hier keine Touris gäbe.
Als Bild des Tages bekommt Ihr heute eine Straßenszene aus dem Zentrum von Heraklion. Der Morosini-Brunnen ist so etwas wie das Zentrum im Zentrum der Hauptstadt Kretas. Die Löwen erinnern daran, dass Heraklion im 16. Jahrhundert unter der Herrschaft  Venedigs stand. Aus dem gleichen Grund sieht man auch am Kastell im Hafen den Markus-Löwen in Form von großen Skulpturen.
Am frühen Nachmittag habe ich mich dann ins Auto gesetzt und bin nach Knossos gefahren. Der minoische Palast von Knossos ist die größte solche Anlage auf Kreta und die größte Touristenattraktion der Insel. Leider hat Sir Arthur Evans, ein sehr enthusiastischer britischer Amateurarchäologe und Entdecker des Palastes von Knossos, es beim Ausgraben am Anfang des 20. Jahrhunderts ein bisschen übertrieben und etliche Stellen des Palastes nach seinen eigenen Ideen und Theorien rekonstruiert. Viele dieser Rekonstruktionen halten heute einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht mehr Stand und so ist die Ausgrabung in Knossos für die etwas ambitionierteren Besucher – und da zähle ich mich jetzt mal drunter – eher verwirrend und unbefriedigend. Das Schlagwort vom „Disneyland der Archäologie“ taucht in den Reiseführern auf, und da ist ein bisschen was dran. Man sieht bedauerlicherweise auch nicht, was noch wirklich original ist. Okay, viele Rekonstruktionselemente springen einem schon durch die knalligen Farben ins Gesicht, aber man weiß halt nicht so richtig woran man ist. Ich hatte es wohl schon kommen sehen und war mit leicht gemischten Gefühlen nach Knossos gefahren. Zum Glück war es nicht so voll, so dass ich wenigstens in weitgehender Ruhe die ausgedehnte Anlage besichtigen konnte. Trotzdem hat es mir gestern in Phaistos viel besser gefallen. Auslassen wollte ich Knossos aber natürlich auf keinen Fall, denn ohne diesen Palast, mit dessen Freilegung eigentlich erst so richtig die Erforschung der minoischen Kultur begann, ist das Bild von der kretischen Archäologie auch nicht rund.
Von Knossos musste ich dann zum Flughafen, mein Auto umtauschen. Der Motor des Heckscheibenwischers hatte sich von der Heckklappe gelöst und wurde heiß, wenn die Zündung eingeschaltet war. Das wollte ich nicht riskieren, so weiter zu fahren. Auch wenn ich ja eine Standortreise habe und das Gepäck nicht mit unterwegs ist, wäre es trotzdem doof, wenn mir der fahrbare Untersatz plötzlich abfackelt. In weiser Voraussicht habe ich den Aygo vorher noch getankt und so war das Umtauschen kein Problem. Was soll ich sagen? Ich habe wieder nen knallroten Toyota Aygo… *lach… dem Hotelmitarbeiter, der das Parken übernimmt, war‘s gar nicht aufgefallen, dass es nicht das gleiche Auto ist.
Das Abendessen gab es heute noch mal im Hotel auf der Dachterrasse. Ich hatte keine Lust mehr rauszugehen.
Für morgen habe ich eine Tagestour in den Osten Kretas geplant. Es wird bestimmt einiges zu berichten geben.

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26. April 2019

Heute war ein wechselvoller Tag… Der Wecker ging um 8 Uhr, weil ich mich einchecken wollte bzw. musste. Aegean Airlines öffnet den Online-Checkin 48 Stunden vor dem Abflug, und erst dann kann man einen normalen Sitzplatz (der nicht mehr Geld für extra Beinfreiheit kostet) aussuchen. Damit wirft das Ende des Urlaubs schon seinen Schatten voraus.
Nach dem Frühstück habe ich mich in den Aygo geschwungen und bin in Richtung Westen gefahren. Im Vergleich zu gestern, wo ich in Ost-Kreta war und sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt gegen die Sonne kucken musste, war das heute schon angenehmer. Auf der Hinfahrt hatte ich die Sonne im Rücken und auf der Rückfahrt auch… *lach… Auch auf dem Weg nach Westen endet die Autobahn von Heraklion aus nach ein paar Kilometern und danach geht es auf der gut ausgebauten Landstraße weiter. Ich muss sagen, ich komme mit dem Verkehr hier gut klar. Man muss sich halt an ein paar Sachen gewöhnen. Standspuren sind normale Fahrspuren, wenn von hinten jemand schnelleres kommt, Fahrbahnmarkierungen haben Empfehlungscharakter, das gleiche gilt für Geschwindigkeitsbeschränkungen, Überholverbotsschilder und doppelt durchgezogene Mittellinien. Blitzkisten werden vorher mit zwei Schildern angekündigt und entsprechend wird kurz vorher aus Anarchie und Willkür gesetzeskonformes Fahren und danach geht‘s weiter wie vorher… bis zur nächsten Blitze. Einzig mildernder Umstand ist die Geschwindigkeit. Schneller als 110km/h fahren hier nur die allerwenigsten.
Erster Ziel meiner heutigen Tagestour war Rethymno. Die Stadt ist ein bisschen größer als Euskirchen und damit aber trotzdem die drittgrößte Stadt von Kreta. Von Heraklion nach Rethymno sind es gute 80km. War auf der Schnellstraße ganz gut zu fahren, bis ich mich ein paar Kilometer vor dem Ziel entschloss, eben diese letzten Kilometer auf der alten Nationalstraße, sozusagen über die Dörfer zurückzulegen. Von da an war Schluss mit lustig. Viel Verkehr und dann quasi ab Ortseingang Rethymno Stau. Ich war schon echt angep***t als ich es bis ins Zentrum geschafft hatte. Was man wohl nicht vergessen darf ist, dass Rethymno einerseits im Herzen der ostkretischen Touristengegend liegt und hier sowieso schon entsprechend viel los ist, und andererseits heute Feiertag war, und so auch die Kreter selber sich nen schönen Tag machen wollten. Feiertag? Ja, genau. Heute ist der orthodoxe Karfreitag. Durch die unterschiedlichen liturgischen Kalender fallen das orthodoxe und das römisch-katholische Osterfest fast nie zusammen. Dass dieses Jahr nur ne Woche dazwischen liegt ist schon ungewöhnlich.
Nachdem ich mich ziemlich entnervt bis ins Stadtzentrum gestanden hatte – von fahren konnte man kaum sprechen – habe ich zum Glück direkt am Hafen und damit sehr zentral einen Bezahlparkplatz ergattert. Das muss man schon sagen, Parken ist hier auf Kreta nicht teuer, wenn man überhaupt dafür bezahlen muss. Ich habe für drei Stunden im Zentrum von Rethymno 2,30 Euronen hingelegt. Was einem guten Deutschen aber die Tränen in die Augen treiben kann, das sind die Spritpreise. Super 95 kostet im Schnitt 1,70 Euro pro Liter und für nen Liter Diesel ist man mit 1,45 Euro dabei. Ich weiß wohl nicht wie das hier mit Kfz-Steuer aussieht.
Nach dem ich den Aygo abgestellt hatte, bin ich ein bisschen durch Rethymno spaziert.Ist ein hübsches Städtchen, mit einer Altstadt aus verwinkelten, autofreien Gässchen, Souvenir-Läden und Restaurants. Ausführlich habe ich mir die venezianische Festung angesehen, die hoch über der Stadt thront und tolle Blicke über Rethymno, die kretische Nordküste und das Mittelmeer eröffnet. Dann ging‘s zum Mittagessen.
Nach der Mittagspause wollte ich zum Moni Arkadiou (Μόνη Αρκαδίου) fahren, dem Kloster Arkadi, das als Kretas „Nationalheiligtum“ gilt. Hier hatten sich 1866 während des kretischen Freiheitskampfes gegen das osmanische Reich mehrere hundert Widerstandskämpfer samt Frauen und Kindern verschanzt. Als die türkischen Truppen das Kloster stürmten, sprengte der Abt von Moni Arkadiou das Pulvermagazin, wobei fast alle Kreter aber auch viele osmanische Soldaten starben.
Es war schon halb vier als ich endlich von Rethymon unterwegs war und dank der schlechten Beschilderung habe ich erstmal die richtige Ausfahrt von der Schnellstraße verpasst. Ich war echt sauer, denn mir war klar, dass ich zu weit gefahren war, aber bei so ner wichtigen Sehenswürdigkeit hatte ich eigentlich ne gute Beschilderung erwartet. Ich war drauf und dran nach Heraklion weiterzufahren, aber dann hat es mich doch so gefuchst, dass ich die nächste Abfahrt genommen habe und mich dann über die alte Nationalstraße bis nach Moni Arkadiou durchgeboxt habe. Auf diese Weise habe auch ein bisschen Landschaft hier zu sehen bekommen, Berge, Olivenhaine, Bäche, Dörfchen, kleine Wäldchen, Feigenbäume rechts und links der Straße, eine Pracht von Frühlingsblumen in den Gräben und an den Böschungen, und über allem in der Ferne thronend die schneebedeckten Gipfel des Psiloritis. Das ist mit 2456m der höchste Berg Kretas.
Das Kloster lag im herrlichen Abendlicht als ich um halb fünf dort ankam. Ich war zwar nicht ganz alleine, aber der Ort strahlt trotz seiner grausigen Geschichte eine schöne Ruhe aus, und mein Ärger war schnell verflogen. Das Zentrum der Anlage ist die venezianische Kirche aus dem 16. Jahrhundert. Das ist auch das heutige Bild des Tages. Wenn Ihr genau hinseht, dann erkennt Ihr am rechten Bild Rand in der Ferne den Schnee am Hang des Psiloritis. Ich habe mir die Kirche und die Anlage angesehen und in der Kirche auch zwei Kerzen angemacht. Das habe ich nämlich auch schon gelernt: in orthodoxen Kirchen macht man zwei Kerzen an, eine für die Lebenden und eine für die Toten.
Knapp anderthalb Stunden hat dann die Rückfahrt nach Heraklion gedauert. In der Stadt angekommen habe ich in einem Supermarkt noch etwas kretischen Rotwein für die Abendgestaltung gekauft und es mir dann im Hotel gemütlich gemacht, Bilder gesichtet und Logbuch geschrieben.
Morgen ist der letzte Tag. Mal kucken was ich damit mache :-)

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