8. Oktober 2022

Heute ist dann irgendwie doch nicht so richtig mein Tag... *seufz... Ich sitze hier gerade in einem der drei Restaurants meines Hotels in Swakopmund und habe es nicht mal hingekriegt anständig zu antworten als die freundliche Kellnerin mich fragte, ob ich ne Flasche Wasser haben wollte... muss an dem Sekt liegen, den ich heute vor dem Mittagessen bekommen habe. Wobei... Doofe Pannen gab es schon vorher... Aber der Reihe nach...
Heute hatte ich einen vollen Tag hier an der Atlantikküste zur Verfügung und ich hatte im Vorfeld ein bisschen recherchiert, was man so machen kann. Dabei bin ich auf Mola Mola Safaris gestoßen, eine Firma, die hier in der Gegend Touren anbietet, unter anderem auch Bootsausflüge in die Lagune von Walvis Bay und zu der Robbenkolonie am Pelican Point. So heißt die Halbinsel, die die Lagune zum offenen Atlantik abgrenzt. Da die diesjährige Tour auch unter dem Motto „gönnen“ steht, habe ich die Halbtagesexkursion mit anschließendem Barbecue am Strand von Pelican Point gebucht.
Um viertel vor neun war ich vor Ort und am Ausflugshafen von Walvis Bay war die Hölle los. Schließlich ist Mola Mola Safaris nicht der einzige Anbieter für Bootstouren hier. Um kurz nach neun war endlich auch unser Boot parat zum Einsteigen. Glücklicherweise war das Boot bei weitem nicht voll. Dreizehn Passagiere, mich eingeschlossen, zwei Crewmitglieder und unser Skipper Konrad, mit einem schönen südafrikanischen Akzent beim Englischsprechen.
Wir hatten kaum den Pier verlassen, als hinter uns die ersten Robben auftauchten. Einige von denen leben nämlich im Hafen und werden von den Besatzungen der Ausflugsboote mit Fisch an Bord gelockt, damit die Touristen dann Selfies machen können. Nicht so wirklich mein Fall. Ich finde wilde Tiere sollten auch wild bleiben.
Dass man in Namibia noch nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist, was die Vereinigung von Tierschutz und Tourismus betrifft, das konnte man dann wenig später erleben. Die fischreichen Gewässer hier ernähren nicht nur zigtausende von Robben sondern locken auch Delphine und Wale an. Der Name Walvis Bay ist ja nicht vom Himmel gefallen... *lach... Wir haben denn auch einen Buckelwal und einen Trupp Große Tümmler gesehen. Die Art und Weise, wie aber hier in  nächster Nähe zu den Tieren die Boote rumkurvten um den Touristen die beste Sicht zu bieten, dafür hätte man in Kanada oder Norwegen seine Lizenz verloren. Unser Captain war dabei sogar noch echt zurückhaltend. Fotografiert habe ich natürlich trotzdem. Hätte ja auch nix geändert, wenn ich es nicht getan hätte. Gerade die Delphine sind mir recht gut vor die Kamera gekommen und ich wähnte schon das erste Bild des Tages auf der Speicherkarte.
Als nächstes ging es zur Robbenkolonie. Wenn ich hier Robben sage, dann sind damit genau genommen Südafrikanische Seebären gemeint. Mehrere Millionen dieser zur Gruppe der Ohrenrobben gehörenden Tiere bevölkern die Küsten des südlichen Afrika. Interessanterweise gibt es Südafrikanische Seebären auch in Australien. (Zu den Ohrenrobben gehört zum Beispiel auch der Kalifornische Seelöwe. Ohrenrobben findet man in allen kalten und gemäßigten Meeren, mit Ausnahme des Nordatlantiks.) Unser Boot war relativ klein und konnte ziemlich nahe an den Strand ran, so dass wir die Tiere super beobachten konnten. Hier hat es dann auch für ein Bild des Tages gereicht. Bei den Seebären ist richtig was los. Die zanken sich und vertragen sich, toben durchs Wasser oder dösen am Strand, und die Männchen kucken sich auch schon mal giftig an, denn Mitte Oktober beginnt die Paarungszeit. Diese Masse von Seebären vor sich zu haben und die Tiere zu beobachten, war echt sehr eindrucksvoll.
Die Zeit, die wir bei den Seebären verbracht haben, fand ich allerdings recht kurz. Dafür waren wir halt lange auf Delphin- und Waljagd gewesen, was ich persönlich jetzt bei weitem nicht so spannend fand wie die Seebären. Aber ich bin halt auch verwöhnt, was Wale und Delphine angeht.
Wir sind die Küste entlang nach Süden geschippert und nachdem wir die Robbenkolonie und auch den Leuchtturm von Pelican Point hinter uns gelassen haben, wurden diejenigen von uns, die Mittagessen gebucht hatten, an Land gebracht. Den Leuchtturm seht Ihr im zweiten Bild des Tages. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Wetter schon wieder etwas beruhigt. Wir waren morgens nämlich bei kräftigem Wind und unter grauen Wolken gestartet.
Das Mittagessen begann mit Sekt und namibischen Austern. Ich habe mich aufs Trinken konzentriert. Nachdem ich diesen September in Whitstable die erste Auster meines Lebens gegessen habe, brauchte ich heute keine weitere Begegnung mit rohen Schalentieren. Während das Essen gegrillt wurde, haben wir uns unterhalten. Ein Schweizer Päärchen aus der Nähe von Genf, eine namibische Familie aus Walvis Bay und meiner einer. Dann war das Buffet eröffnet und es gab Rinderfilet und Langusten vom Grill sowie verschiedene Salate. Sehr lecker. Nachtisch gab's auch und Kaffee.
Danach hatten wir noch Zeit, bis Konrad uns wieder mit dem Boot abholen sollte. Ich habe mich ein bisschen auf Vogelpirsch begeben... und dabei dann endlich bemerkt, dass die Canon statt auf mein eigenes Programm auf Verschlusszeitenwahl stand, und die eingestellte Verschlusszeit war 1/125... Schöner Scheiß. Bei der Sichtung der Fotoausbeute heute Nachmittag im Hotel stellte sich heraus, dass mich die falsche Einstellung schon den ganzen Tag begleitet hatte. Die Mehrzahl der Delphin-, Wal- und Vogelfotos, und auch etliche der Robbenbilder sind unscharf.
Ich habe also erstmal die Kameraeinstellungen korrigiert und dann weiter die Vögel fotografiert und bestimmt. So bin ich dann auch mit Pieter Pretorius ins Gespräch gekommen, dem Chef von Mola Mola Safaris, der auch vor Ort war und beim Barbecue half. Pieter hat früher im Krüger- und im Pilanesberg-Nationalpark gearbeitet und kannte sich auch mit Vogelbeobachtung aus. So hatten wir dann einiges zu erzählen und zu fachsimpeln. Gegen halb zwei kam das Boot um uns zurück zu bringen und auf der Fahrt - das Wasser der Lagune war inzwischen weitgehend ruhig - habe ich noch gute Bilder von Kaptölpeln und Dominikanermöwen machen können.
Auf dem Rückweg nach Swakopmund habe ich noch an einem ruhigen Strandabschnitt angehalten, denn ich wollte auch noch Fotos von Hartlaubmöwen haben (und habe sie dort auch bekommen). Die Hartlaubmöwe ist die zweite wichtige Möwenart hier in Namibia. Immerhin hatte ich bei allen meinen Afrika-Reisen bisher kaum Berührung mit der Küste und der dazugehörigen Tierwelt. Da finde ich das hier gerade sehr spannend. Deshalb gibt es morgen auf dem Weg zurück ins Landesinnere (und wieder ins Warme!) einen Abstecher zur Robbenkolonie am Kreuzkap. Ich bin schon gespannt.
In Swakopmund habe ich bei Spar noch ein bisschen Vorräte aufgefüllt, und mir dann im Hotel erstmal nen Tee gekocht.
Im Moment sitze ich mit nem Glenfiddich 15 in der Hotelbar aufm Sofa. Das Logbuch entsteht auch heute wieder auf dem Handy und wird dann am Laptop poliert und verschickt. Nach dem Auf und Ab des Tages und weil heute Halbzeit ist, fand ich nen guten Whisky einen angemessenen Abschluss des Tages.


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