Reiselogbuch - 2018 Karibik


7. April 2018

Samstag mittag... ich sitze in Amsterdam am Flughafen, nen Modekaffee von meiner bevorzugten Kaffeebud neben mir... der Flug von St. Maarten mit Zwischenstopp in Curaçao (war NICHT meine Idee) nach Amsterdam war ziemlich gut. Ich habe schon so zwischen vier und fünf Stunden Schlaf gekriegt, immer wieder mal durchgerüttelt von Turbulenzen, aber besser als manch anderer langer Flug den ich schon gemacht habe. Fehlt jetzt nur noch das letzte Stückchen bis D'dorf, und dann ist es an der Deutschen Bahn, den weiteren Heimweg glatt laufen zu lassen...
Jaaaaaaaaa... Fazit der Tour... so hundertprozentig zufrieden bin ich nicht (wie Ihr beim Lesen der bisherigen Logbucheinträge wahrscheinlich schon gemerkt habt). Das hat viele Gründe... mal abgesehen von dem Flugumbuchungschaos auf dem Hinflug und dem von mir gefürchteten, aber dann doch erstaunlich gut überstandenen Flug von Curaçao nach St. Maarten in der Fokker 50 von Insel Air... also, das flugtechnische war ganz okay...
Was eher ein Problem war, dass war meine Zeitplanung... fünf Tage für Curaçao und fünf Tage für St. Maarten, wenn man, wie ich, nicht an den Strand geht, das war zuviel. Ich hätte locker noch ne weitere Insel dazu nehmen oder zumindest eine zusätzliche Nacht auf Saba verbringen können. Womit wir bei den Highlights wären.
Saba war echt klasse... nicht nur die Anreise, von der ich schon länger geträumt hatte, mit der Landung auf der kürzesten kommerziell genutzten Piste der Welt. Auch die Besteigung des Mt. Scenery und überhaupt, wie die Landschaft und die Leute auf diesem Vulkanfelsen mitten in der karibischen See so sind, das war schon echt super. Einziger Wermutstropfen war der Brasel mit dem Mietwagen, aber das war eher ein kleiner Schönheitsfehler. Wenn ich nochmal in der Karibik bin, dann werde ich zwei oder drei Nächte auf Saba einplanen.
Zweites Highlight war St. Barthélemy... was ich ziemlich überraschend fand. Statt der überlaufenen, quirligen Schickimicki-Insel habe ich eine entspannte Karibik-Idylle vorgefunden, mit dem spektakulären Flugplatz, für den ich ja in erster Linie da hin geflogen bin. Insgesamt mag der positive Eindruck von St. Barthélemy aber auch dem Feiertag geschuldet sein.
Drittes Highlight waren natürlich die Flüge mit den DHC-6 Twin Otters der Winair. Die Twin Otter ist auf jeden Fall eines meiner liebsten Flugzeuge, seit meiner ersten Begegnung im Sommer 2010 zwischen Newquay und den Scilly Islands... Ich hoffe, dass da in der Zukunft noch mehr Flüge dazukommen werden...
Aber nochmal zurück zu den „Okay, aber...“-Aspekten der Tour. Mehr versprochen hatte ich mir von St. Maarten. Daran waren übrigens nicht der Hurrikan und seine Folgen Schuld. Ich glaube auch ohne den mit dem Hurrikan verbundenen Rückgang des Flugverkehrs hätte ich mir vom Plane Spotting in St. Maarten mehr versprochen. Zwei, bis drei Tage hätten locker gereicht... für's Spotten UND für die Insel. Dass es in Philipsburg zwischen toter Hose und totalem Trubel nix gab war zusätzlich doof...
Also, ich bin jetzt auch nicht komplett unzufrieden mit dem Urlaub. Es gab viele spannende Erlebnisse und ich bedauere nicht, die Reise gemacht zu haben. Ich habe mir einige Plane Spotter-Träume erfüllt, und auch wenn ich dabei festgestellt habe, dass der Traum von St. Maarten und die Wirklichkeit auseinander klaffen, so bin ich doch froh, es mal gemacht zu haben. Aber alles in allem bleibt doch ein Gefühl von 'Da wäre mehr drin gewesen'... Eines ist sicher – wenn ich wieder in die Karibik fahre, dann kann ich und werde ich anders und besser planen.
So – jetzt bleibt nur noch der letzte Rest der Heimreise. Die nächste Tour mit Logbuch steht übrigens schon in fünf Wochen an. Da wir dieses Jahr ja ne Woche Pfingstferien haben, bot sich eine richtige Reise und nicht nur ein Wochenendtrip an. Ich will in den Pfingstferien mit meinen Eltern nach Kastilien und Extremadura.
ALs Bild des Tages gibt es heute kein Bild von gstern oder heute, sondern den karibischen Sonnenuntergang aus dem Flugzeugfenster am letzten Montag, auf dem Rückflug von St. Barthélemy nach St. Maarten.

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5. April 2018

Mein letzter Abend in der Karibik... ich sitze nach einem sehr schönen letzten karibischen Abendessen auf der Terrasse von Mary's Boon Beach Resort hier in Simpson Bay... der Wind weht lau über die Bucht, die Lichter von Pelican Key funkeln über das Wasser der Simpson Bay herüber und in der Ferne sieht man am Berghang die Lichterkette der Autos, die über die Hauptstraße nach und von Philipsburg unterwegs sind... hmmmmm... das abschließende Feedback kommt erst im letzten Logbucheintrag, aber ich denke, viele von Euch wissen schon in welche Richtung es geht...
Heute morgen hatte ich nochmal Plane Spotting-Pläne, allerdings nicht hier am Princess Juliana-Flughafen von St. Maarten... der ist jetzt ausgereizt. Ich habe gestern abend, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit aber aus purer Notwendigkeit ein bisschen Flugpläne studiert, denn ich wollte ein paar Fotos am Aéroport Grand-Case Esperance im französischen Teil von St. Martin machen. Da ist jetzt nicht soooo viel Verkehr, und damit man nicht stundenlang am Zaun steht und es kommt nichts, lohnt es sich, vorher mal ein bisschen im Internet zu recherchieren. Die Recherchen gestern haben ergaben, dass ich heute noch mal relativ früh aufstehen musste, denn um 8:50 Uhr sollten in Grand-Case zwei Flüge aus Guadeloupe, einmal von Air Caraïbes und außerdem auch von Air Antilles ankommen. Also war um viertel vor acht Wecken befohlen... Ich hatte dann auch einen guten Platz an der Saline von Grand-Case und konnte nicht nur innerhalb von fünf Minuten die gewünschten Flieger auf die Speicherkarte bannen, sondern auch noch während der Wartezeit vier weitere Vogelarten der Liste für diese Tour hinzufügen. Grand-Case ist ein kleiner Flughafen. Ich musste also nicht lange warten, bis die beiden Flieger wieder in Richtung Guadeloupe starteten und die Abflüge habe ich natürlich auch noch mitgenommen.
Auf dem Rückweg nach St. Maarten wollte ich eigentlich noch in Marigot, dem Hauptort des französischen Teils von St. Martin Halt machen. Aber so richtig motiviert war ich nicht, mir in dem innerörtlichen Verkehrschaos nen Parkplatz zu suchen und zum  Fort St. Louis hoch zu laufen. Ich bin also zurück zum Quartier, nicht ohne mir auf dem Weg an meiner Stammbäckerei noch nen Mocha Latte zu besorgen.
Dann habe ich was getan, was für mich keine Selbstverständlichkeit ist... ich war am Strand. Also, jetzt nicht so mit Badehose und Handtuch... aber ich bin immerhin hier am Strand des Hotels, der auch am Flughafenzaun entlang führt, spazieren gegangen und habe mir die Karibik ein bisschen über die Füße spülen lassen... wäre ja doof, wenn ich nach meiner ersten Karibik-Reise zu Hause nichts über die Wassertemperaturen erzählen könnte. Lange habe ich das aber am Strand nicht ausgehalten, obwohl der Sand schön weich und das Wasser kühl war. Gegen 11 Uhr habe ich mich wieder in den Hyundai geschwungen, mit der Absicht, mir heute, an einem normalen Tag, noch mal Philipsburg, die Hauptstadt von St. Maarten, anzukucken. Die tragische Betonung liegt allerdings auf dem Wort „Absicht“, denn als ich über die letzten Hügel kam, sah ich, dass 4 (in Worten: vier) Kreuzfahrtschiffe am Pier von Philipsburg lagen. Ich glaube, schon an einem Tag ohne so einen Kreuzfahrt-Overkill ist es schwierig genug, in Philipsburg einen Parkplatz zu kriegen. Kein Vergleich zum Karfreitag, wo fast alle Läden zu hatten, und auf den großen Parkplätzen am Straßenrand nur die Wracks der Polizeiautos standen, die Irma zum Opfer gefallen waren. Ich habe mich also ein bisschen im Stau durch Philipsburg geschoben, vorbei an den Polizisten, die den Verkehr zu regeln versuchten, und dann habe ich das Weite gesucht. Im Vergleich zu Philipsburg war hier in den Orten an der Simpson Bay richtige Normalität. Okay, auch hier ist das mit dem Verkehr so ne Sache, aber immerhin wird das Chaos nicht durch die Kreuzfahrer verursacht.
Nach der Mittagspause in einer französischen Bäckerei in Cay Bay an der Simpson Bay-Lagune bin ich zurück zum Quartier gefahren und habe dann von der erhöhten Terrasse im Hotel – nicht die, wo ich grade nen Absacker nach dem Abendessen zu mir nehme – noch ein bisschen Flieger gekuckt... und idyllische Karibik-Fotos gemacht, wie man im Bild des Tages sehen kann. Und Zeit für eine späte Siesta gab es auch.
Morgen geht’s nach Hause. Eingecheckt bin ich schon. Leider hat sich schon vor mehreren Wochen (unabhängig von dem Brasel, der mir die Nacht am Flughafen in Paris eingebracht hat) ergeben, dass Air France den Flugplan umgestellt hat und ich daher nicht direkt von St. Maarten nach Europa fliegen kann. Schade, sehr schade, denn das wäre wahrscheinlich meine letzte Chance auf einen Flug in einem A340 der Air France gewesen. Stattdessen geht es morgen im Laufe des Nachmittags mit der KLM nach Hause, und zuerst mal eine gute Stunde in die falsche Richtung, denn der Flug geht zuerst von St. Maarten nach Curaçao. Morgen abend gibt es also kein Logbuch, denn dann sitze ich im Flieger, aber am Samstag bekommt Ihr natürlich den letzten Logbucheintrag mit Fazit...

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3. April 2018

Ich bin auf Saba... wird übrigens „Sehba“ ausgesprochen, wie ich inzwischen gelernt habe. Saba ist ein echt abgefahrenes Reiseziel... die Insel liegt ungefähr 35km südlich von St. Maarten und ist eine unabhängige Gemeinde im Königreich der Niederlande... und hier befindet sich der höchste Berg der Niederlande, der Mt. Scenery. Der Grund für meinen Besuch hat allerdings in erster Linie wieder mit der Fliegerei zu tun. Auf Saba gibt es die kürzeste von Linienflügen genutzte Piste der Welt. 400m Beton oben auf einem Felsplateau sind die Verbindung der Insel zur Welt. Okay, da ist noch die Fähre, aber das dauert fast zwei Stunden bis man per Schiff auf St. Martin oder St. Eustatius, den beiden nächstgelegenen bewohnten Inseln, ist. Deshalb kommt mehrmals am Tag eine Twin Otter der Winair in knapp 15 Minuten Flugzeit von St. Maarten oder von St. Eustatius herüber.
Ich hatte die innerkaribischen Flüge schon im letzten Herbst gebucht, aber Winair ist ein bisschen unberechenbar, was Flugpläne angeht. Eigentlich wollte ich gemütlich im Laufe des Vormittags in St. Maarten starten, aber dank einer Flugplanänderung war die Abflugzeit heute 7:05 morgens... Das hieß meine Nacht war heute um fünf Uhr zu Ende, denn ich musste noch alles zusammen packen, die Sachen, die ich nicht mit nach Saba nehmen wollte in den Hyundai laden (der jetzt schon den zweiten Tag in Folge frei hatte), und dann zu Fuß zum Flughafen von St. Maarten aufbrechen, den treuen Sammy im Schlepp. Meine Herren, was hat dieser Koffer bei mir schon alles mitgemacht. Heute durfte er mit in Saba landen, hatte aber im Gegensatz zu mir keinen Fensterplatz, sondern war im Gepäckraum in der Nase der Twin Otter untergebracht.
Anders als die beiden Flüge nach und von St. Barthélemy gestern, war der Flug heute ziemlich voll. Das hatte allerdings keinen Einfluss auf die Flugzeit. Nach 21 Minuten sind wir mit einem Rumms und einer scharfen Bremsung auf Saba gelandet. Das ging alles so schnell, dass man kaum Zeit hatte es auszukosten... *lach... Wobei die Felswände zur rechten schon spektakulär waren.
Mit dem Taxi bin ich nach Windwardside gefahren, dem Ort wo mein Hotel liegt, und wo ich zum Glück schon einchecken konnte... und wo ich mal wieder festgestellt habe, dass diese Welt ein sehr sehr kleines Dorf ist... Barbara, die Betreiberin meines Quartiers stammt nicht nur aus Deutschland, sondern hat Verwandtschaft in Euskirchen, die sie einmal im Jahr besucht...
Als nächstes habe ich erst mal gefrühstückt, im Restaurant, dass zu meinem Hotel hier gehört. Ein richtiges karibisches Frühstück, „salt fish“ mit gekochtem Ei und Johnny Cakes und Salat... Der Fisch war interessanterweise als Curry zubereitet und nach dem Frühstück war ich gut satt... ich hab sogar noch einen der Johnny Cakes, das sind gut handtellergroße, flache, in Öl gebackene Brötchen, für's Mittagessen eingepackt.
Nach dem Frühstück bin ich ins Ortszentrum spaziert um meinen Mietwagen abzuholen. Das gestaltete sich leider recht unangenehm. Dass der Toyota Yaris, den man mir andrehen wollte, schon alt und verbeult war, das war weniger ein Problem als die abgefahrenen Reifen. Ich hab dann protestiert und einen ebenfalls alten, zerdepperten  und verranzten Toyota Corolla bekommen, aber immerhin mit halbwegs anständigem Gummi. Mietwagen nicht über eine große Firma buchen taugt halt nix... aber hier auf Saba gab es keine andere Möglichkeit. Nach der Übernahme des Mietwagens bin ich erst mal zum Flugplatz gefahren. Das geht ganz schön die Serpentinen runter. Windwardside liegt auf 400m und der Flughafen auf 18m. Überhaupt ist Saba mit seinen 13km² eigentlich nur ein aus dem Meer aufragender schlafender Vulkan. Im Gegensatz zu den anderen Inseln, die ich auf dieser Reise besucht habe, ist es hier aber grün...
Der Vorteil meines Abstechers zum Flugplatz war auch, dass der Berg so Zeit hatte, sich von Wolken zu befreien. Als wir heute morgen gelandet sind, lag der Mt. Scenery nämlich unter einer dichten Wolkendecke. Gegen Mittag – ich hatte inzwischen auch den Anflug einer Twin Otter von der Landseite des Flughafens aus gesehen und fotografiert -  habe ich den Berg in Angriff genommen. Der Beginn des Aufstiegs befindet sich etwas außer- und unterhalb des westlichen Ortsausgangs von Windwardside. Es lagen also rund 480 Meter Höhenunterschied vor mir... Hmmmmm... das war ne ganz schöne Plackerei. Zum Glück war es nicht heiß, sondern sehr angenehm temperiert. Trotzdem habe ich einige Zeit gebraucht, bis ich auf dem Gipfel stand. Das Panorama entschädigte aber für die Mühen des Auf- und Abstiegs, und ich kann jetzt sagen, dass ich auf dem höchsten Berg der Niederlande gestanden habe. Leider war der Trailshop am Beginn des Aufstiegs heute nachmittag schon zu. Dort bekommt man gegen 2,00 USD nämlich eine Urkunde, dass man oben war. Ich hoffe, die stellen das auch nachträglich aus. Auf jeden Fall ist der Blick vom Mt. Scenery heute das Bild des Tages. Die Ortschaft, die man sieht, ist Windwardside. In der Ferne sieht man St. Eustatius, und dahinter am Horizont liegt St. Kitts.
Ich war echt platt, als ich wieder unten war, das muss ich wirklich gestehen. Ich habe mir dann einen Nachmittagssnack im Supermarkt gekauft, mich im Quartier etwas frisch gemacht und bin noch mal runter zum Flugplatz gefahren, um auch die Nachmittagsmaschine der Winair zu fotografieren.
Das Abendessen gab es hier im Hotel... Ziegencurry... Saba ist bevölkert von vielen verwilderten Ziegen, und da die Leute von Saba wollen, dass die Insel so schön grün bleibt, haben sie einem ihrer Bürger eine Konzession erteilt, die Ziegen zu schießen. Das wird am Flugplatz sogar per Aushang bekannt gegeben, dass Herr soundso offiziell die Ziegen bejagt. Und „goat stew“ ist eine lokal Spezialität.
Morgen werde ich mal nach The Bottom, der Hauptstadt von Saba, fahren und auch zum Hafen, um ein paar Liter Sprit in den verranzten Corolla zu kippen. Die einzige Tankstelle der Insel liegt nämlich am Hafen in Fort Bay. Um 13:00 startet mein Rückflug nach St. Maarten, so dass ich vorher noch etwas Zeit für Sightseeing hab.

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4. April 2018

Mein Flieger zurück von Saba ging heute erst um kurz nach eins mittags, so dass ich noch ein bisschen Zeit hatte, die Insel zu erkunden. Ich bin mit dem Gammel-Toyota zuerst nach The Bottom, dem Hauptort von Saba, wo auch der Regierungssitz ist, gefahren und von da aus dann runter zum einzigen Hafen, wo sich die einzige Tankstelle der Insel befindet. Schließlich musste ich ja noch ein bisschen Sprit nachkippen für das, was ich verfahren hatte.
Ist von Euch schon mal jemand auf ner Straße mit 24% Steigung gefahren? Ich bisher noch nicht, jedenfalls nicht, dass ich mich erinnern könnte. Mit solchen Steigungen lebt man hier auf Saba allerdings. Die Straße, die zum Hafen runter bzw. von dort wieder rauf führt, hat streckenweise so eine Steigung und man hat hinter dem Steuer so ein bisschen das nagende Gefühl im Nacken, dass sich das Auto plötzlich aufbäumen und rücklings überschlagen könnte.
Saba ist eigentlich nur ein aus dem Wasser ragender Felsen. Es gibt kaum flache Stellen. Fast alle Häuser stehen am Hang, und nur für die beiden größten Orte, The Bottom und Windwardside, hat man einen Flecken gefunden, wo es ein bisschen halbwegs ebenes Terrain für eine Ortsmitte gab. Für den Flughafen musste ein Hügel planiert werden, um die 400m Piste bauen zu können.
Der Ort The Bottom liegt geschmeidig in einem Talkessel auf „nur“ 220m über dem Meer, daher auch der Name. Von The Bottom stürzt sich die Straße runter zum Hafen in der Fort Bay. Bevor in den 1930er und 1940er Jahren die Straße gebaut wurde, mussten alle Waren und Güter, die in Saba angelandet wurden, vom alten Anlegepunkt in Ladder Bay über Treppen nach The Bottom hoch getragen werden... 800 Stufen.... mit Treppen kennt man sich auf Saba aus, wie ich gestern festgestellt habe. Ich hab heute richtig schwere Beine.
Nach dem Tanken bin ich ein bisschen durch The Bottom spaziert und habe mir nen Modekaffee zum mitnehmen in einem der örtlichen Cafés gegönnt. Der Ort ist klein und gemütlich und fast durchgehend in der typischen Bauweise von Saba errichtet. Weiße Holzhäuser mit grünen Rahmen um die Fenster und Fensterrahmen. Man erkennt das ganz gut auf dem ersten Bild des Tages, das ich im Zentrum von The Bottom aufgenommen habe.
Noch ein bisschen zur Geschichte: Die Insel war schon vor 1492 besiedelt, jedoch verlassen, als Kolumbus auf seiner zweiten Reise ein Jahr später hier vorbeikam, aber nicht landete, weil ihn die steilen Küsten abschreckten. Saba wechselte immer wieder den Besitz zwischen Frankreich, England, Spanien und den Niederlanden und wurde erst 1816 endgültig niederländisch. Die schwierige Geographie hatte allerdings dazu geführt, dass es hauptsächlich ein Piraten-Stützpunkt war... Captain Jack Sparrow und „Fluch der Karibik“ lassen grüßen...
So richtig freundlich ist der Berg, an den sich auf Saba die Häuser, die Straßen und alles Leben klammert, leider nicht. Der Mt. Scenery ist ein Vulkan und die letzte Eruption war in der ersten Hälfte der 17. Jahrhunderts. Es könnte also jederzeit wieder losgehen.
Um halb zwölf hat mich das Taxi zum Flugplatz gebracht und um eins kam die Twin Otter der Winair, um mich abzuholen. Im Gegensatz zu den Flügen nach und von St. Barthélemy war der Flieger nach und von Saba gut besetzt. Der Start in Saba war ein ähnlich intensives Erlebnis wie die Landung gestern. Ich saß in der zweiten Reihe und konnte so ziemlich gut ins Cockpit und vorne raus kucken. Irgendwann nach guten 15 Sekunden ist die Twin Otter in der Luft und der Beton unter dem Flugzeug verschwunden. So ähnlich muss der Start auf einem Flugzeugträger sein. Der Rückflug ging nicht direkt nach St. Maarten sondern über St. Eustatius, die dritte niederländische Insel in diesem Teil der Kleinen Antillen. Ein kurzer Stopp, die meisten Passagiere stiegen aus, neue stiegen ein und dann waren wir unterwegs nach St. Maarten. Ich hatte mich inzwischen in die erste Reihe umplatziert und so einen tollen Blick beim Anflug über den Maho Beach. Deshalb gibt es heute auch ein zweites Bild des Tages.
Nach der Einreise habe ich den Hyundai vom Parkplatz der Rusty Rocket abgeholt und noch ein bisschen Zeit am Zaun verbracht. Dann ging es ins Hotel, direkt am Strand der Simpson Bay, wo ich die letzten beiden Nächte meiner Karibik-Tour verbringen werde. Morgen werde ich noch mal ein bisschen über die Insel fahren und versuchen ein paar Flieger in Grand-Case vor die Linse zu kriegen.

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2. April 2018

Heute ist mir richtig bewusst geworden, warum ich hier bin. Das hier ist eine Plane Spotter-Tour. Wie Ihr ja beim Lesen vielleicht gemerkt habt, war ich bisher nicht so wirklich zufrieden, aber der heutige Tag war super... auch wenn er früh begonnen hat.
Ich war um kurz nach sechs wach und hatte dann auch nicht mehr so richtig Ruhe. Heute sollte es nach St. Barthélemy gehen, ein weiteres französisches Überseegebiet und unter Plane Spottern bekannt für seinen kniffligen Flughafen. Den wollte ich natürlich auch als Passagier erleben, und so habe ich mir einen Tagesausflug nach St. Barthélemy von St. Maarten aus gegönnt. Die Strecke wird von mehreren der regionalen Fluggesellschaften hier bedient, und ich habe mich für den Flug mit Winair entschieden. Nicht zuletzt, weil ich auf diese Weise mal wieder in einem meiner Lieblingsflieger sitzen kann, der DeHavilland Canada DHC-6 Twin Otter. Meine ersten Erfahrungen mit diesem Flugzeugtyp habe ich im Sommer 2010 gemacht, als ich von Newquay in Cornwall auf die Scilly Islands geflogen bin. Auch mein Rundflug über dem Grand Canyon 2014 war in ner Twin Otter. Das Besondere an der Twin Otter ist, dass sie sich durch ausgesprochene Kurzstart- und Landeeigenschaften auszeichnet. Das werde ich morgen noch zu schätzen wissen, wenn meine zweite Exkursion von St. Maarten aus startet.
Die Piste des Flughafens von St. Barthélemy ist 650m lang, was aber für die Twin Otter und für die ebenfalls hier im Linienverkehr eingesetzten Cessna 208 Grand Caravan noch absolut im Rahmen ist. Das diffizile ist die Hügelkette an einem Ende der Landebahn, über die die Flugzeuge bei Anflügen aus Westen drüber müssen. Praktischerweise befindet sich an der kritischen Stelle eine Lücke in den Hügeln, der Col de la Tourmente.  Trotzdem müssen die Flieger bei Anflügen aus dieserRichtung immer noch so knapp wie möglich über den Pass, auf dem sich oben ein Kreisverkehr befindet, um dahinter noch einmal steil in den Sinkflug hinunter zur Landebahn zu gehen. Wie das dann in Wirklichkeit aussieht, das seht Ihr auf dem Bild des Tages. Das habe ich am Kreisverkehr oben auf dem Col de la Tourmente gemacht.
Nicht alle Flugzeuge landen aber so. Meine Landung war wesentlich weniger spektakulär, nämlich vom Meer aus. Direkt nach der Ankunft habe ich meinen Tagesmietwagen abgeholt, bin zum Kreisverkehr gefahren und habe ein bisschen Flieger gekuckt. Gegen Mittag habe ich mich dann auf den Weg zu einem auf der Webseite des Lonely Planet empfohlen Restaurant gemacht, nur um vor Ort festzustellen, dass dort geschlossen war. „Geschlossen“ war heute auf St Barthélemy das Stichwort. Der Ostermontag hatte dafür gesorgt, dass alles zu war, inklusive der einzigen Tankstelle der Insel, so dass die Firma Sixt mir dankenswerter Weise den Sprit geschenkt hat. Okay - war jetzt kein so großes Opfer für die, denn ich bin insgesamt nur knapp 18km auf der Insel gefahren.
Nach meinem ersten Versuch der Mittagessenaufnahme habe ich mein Glück in der Hauptstadt versucht, Gustavia. Auch hier war fast alles zu, was dem Städtchen einen sehr ruhigen und entspannten Charakter gab.
Wenn sich grade jemand fragt, warum die Hauptstadt von St. Barthélemy „Gustavia“ heißt, dann liegt das daran, dass sie nach dem schwedischen König Gustav III. benannt ist. Unter seiner Herrschaft kauften die Schweden die Insel im Jahr 1784 von den Franzosen... nur um sie den Franzosen 94 Jahre später wieder zurück zu verkaufen. Heutzutage ist St. Barthélemy ein Teil der EU. Man zahlt mit Euronen und zur Einreise reichte für mich ein deutscher Perso (während auf St. Maarten bei meiner Rückkehr heute abend brav ein weiterer Stempel in meinen Reisepass gedrückt wurde).
Nach dem Mittagessen habe ich mich noch ein bisschen an den Col de la Tourmente gesetzt und den Fliegern zugekuckt. Es war allerdings deutlich ruhiger über Mittag als es noch am Morgen gewesen war. Darüber hinaus hat mich auch das Licht im Stich gelassen. Trotzdem war es ein gemütlicher Nachmittag, denn die Szenerie – auf der einen Seite der Flughafen, auf der anderen Seite die Ausläufer von Gustavia, außerdem die knackig-blaue karibische See und die vom Hurrikan gerupften Hügel von St. Barthélemy gaben schon ein tolles 360°-Erlebnis. Außerdem habe ich festgestellt, womit sich die Mensche, vor allem die Jugend, von St. Barthélemy den Feiertag vertreiben. Die fahren rum – vornehmlich auf der Vespa oder anderen Ribbeln, aber etliche auch auf Quads und natürlich im Auto. In der Zeit, woch ich dort am Kreisverkehr auf Flieger gewartet habe, sind manche Leute bstimmt vier, fünf Mal vorbei gedüst gekommen. Dabei merkte man auch deutlich den französischen Einfluss hier auf der Insel: die Ribbelfahrer sind echt schneidig unterwegs und ne Kippe im Mundwinkel ist absolut üblich.
Um vier habe ich den Polo, mit dem ich hier unterwegs war, zurück gebracht, und für den Rückflug nach St. Maarten eingecheckt. Der war leider ne halbe Stunde verspätet, weil die Maschine in St. Maarten noch auf verspätete Passagiere aus den USA warten musste... Der Rückflug war ein ähnlich tolles Erlebnis wie der Hinflug. Ich saß in der ersten Reihe – und die Twin Otter hat keine Cockpit-Tür... den Anflug auf St. Maarten habe ich also live miterlebt und auch fotografisch festgehalten... allerdings auf Grund der Abenddämmerung nur in grober Auflösung. Mal kucken, was von den Bildern am Ende taugt.
Morgen früh geht um fünf der Wecker, denn mein Winair-Flug nach Saba, meinem nächsten Flugabenteuer auf dieser Reise, startet schon um kurz nach sieben. Morgen früh muss ich mich auch von meinem Cottage hier verabschieden, denn ich bin über Nacht auf Saba, und wenn ich am Mittwoch zurück nach St. Maarten komme, dann habe ich für die letzten beiden Nächte ein anderes Quartier. Oh oh... plötzlich geht das hier alles schnell...



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