Reiselogbuch - 2020 Zypern


12. Oktober 2020

Wahrscheinlich wird 2020 in meine Reiseannalen als das Jahr der B-Pläne eingehen. Plan A für die aktuellen Herbstferien war eine Jordanien-Reise gewesen, aber da wurde natürlich angesichts der aktuellen Situation nichts draus. Jetzt bin ich stattdessen in Zypern. Auch ein Ziel, das schon länger auf meiner Liste stand, nur bisher noch nicht besonders weit oben.
Der Tag begann mit einem piependen Wecker heute morgen um halb sechs… Ich wollte ja nicht im Berufsverkehrsstau nach Köln stehen. Die Fahrt ging dank der frühen Stunde fix und die eingeplante Reserve hab ich gar nicht gebraucht. Die eingesparte Zeit habe ich mit einem Frühstück am Flughafen verbracht - nicht ahnend, dass die Lufthansa mir auf der kurzen Strecke nach München noch ein weiteres komplettes Frühstück auftischen würde. Ich habe nämlich mal ein echtes Ticketschnäppchen gemacht und fliege Business Class, für einen Preis, der nur unwesentlich höher als ein Economy-Ticket war. Ich war wirklich mal zur richtigen Zeit auf der Lufthansa-Webseite.
In München musste es flott gehen mit dem Umsteigen, und ich musste auch noch durch die Passkontrolle. Was ich nämlich heute auch gelernt habe ist, dass Zypern kein Schengen-Land ist. Aber immerhin - man bezahlt mit Euro, auch wenn man auf der falschen Seite Auto fährt.
Dreieinhalb Stunden dauert der Flug von München nach Larnaka, einem der beiden größeren Flughäfen in der Republik Zypern. Nur noch ein bisschen weiter und wir wären in Beirut gewesen. Immerhin wird Zypern geographisch schon zum Nahen Osten gerechnet.
In Corona-Zeiten muss man für die Einreise in die Republik Zypern vorab ein Online-Formular ausfüllen und Angaben über den aktuellen Gesundheitszustand machen. EIGENTLICH sollte man als Deutscher danach einfach einreisen können. Die zypriotischen Behörden haben aber wohl doch die Entwicklungen in Deutschland sehr aufmerksam verfolgt und deshalb direkt den ganzen Flieger zum Corona-Test gebeten. Damit habe ich ja mittlerweile reichlich Erfahrung und so war die Prozedur schnell über die Bühne. Außerdem hatte man die Business Class zuerst aus dem Flieger gebeten und wir mussten kaum warten. Anschließend ging‘s weiter mit dem Vorfeldbus zu einem weiteren Eingang des Terminals. Hier bin ich ziemlich zackig durch die Einreisekontrolle und dann direkt zum Gepäckband, denn ich wollte als erster an der Autovermietung sein. Das Prozedere dort kann sich nämlich in die Länge ziehen, erst recht, wenn noch andere Leute vor einem dran sind. Heute ging aber alles flott. Ich bin hier mit einem silbernen KIA unterwegs, der noch fast neu ist.
Im Landeanflug hatte ich gesehen, dass auf einem der Vorfelder hier am Flughafen eine Antonov An-124 parkte. Dieses Frachtflugzeug ist eines der größten fliegenden Geräte der Welt (und wird in Sachen Nutzlast nur von seiner großen Schwester, der An-225, übertroffen). Ich hatte bisher erst einmal eine An-124 gesehen, vor ziemlich genau 10 Jahren in Lissabon, und so bin ich ein bisschen durch die Außenbezirke des Flughafens gekurvt, bis ich einen halbwegs akzeptablen Punkt zum fotografieren des Giganten hatte.
Danach ging es in die Stadt und zum Hotel. Ich wohne hier mitten im Zentrum von Larnaka, der drittgrößten Stadt Zyperns. Das Zimmer ist sehr schön, aber ob die Lage für meine Inselerkundung günstig ist, das wird sich erst noch zeigen. Zum Glück ist Larnaka nicht groß. Grade mal gut 50.000 Leute leben hier. Unternommen habe ich heute nichts mehr, außer dass ich noch kurz vor‘s Hotel bin und mir ein bisschen Bier für die Abendgestaltung organisiert habe. Richtig essen wollte ich nicht mehr. Die Lufthansa hat mich satt gemacht.
Als Bild des Tages gibt es einen Blick aus dem Flieger auf Larnaka, kurz vor der Landung. Morgen beginnt die Inselerkundung..

Inhaltsverzeichnis nächster Tag

Inhaltsverzeichnis nächster Tag


 


13. Oktober 2020

Zu Beginn meines Urlaubs habe ich mir heute einen gemütlichen Tag genehmigt. Zum Glück gab es Frühstück im Hotel bis 10:30h, so dass ich erst mal ausgeschlafen habe und dann ausführlich gefrühstückt habe. Danach war ich so satt, dass ich mich noch mal ein kleines Ründchen hingelegt habe… *lach… Immerhin bin ich ja hier im Urlaub.
Gegen 12 habe ich mich zum Stadtspaziergang aufgemacht. Der ist hier in Larnaka relativ unaufwendig, da das Stadtzentrum ziemlich klein ist. Zuerst bin ich zum Meer und zur Uferpromenade und habe den Blick auf das türkisblaue Mittelmeer genossen. Dann wollte ich zum Kastell, aber die kleine Burg, die im Mittelalter das Städtchen beschützte, war wegen Bauarbeiten geschlossen. Ich bin etwas weiter spaziert und dann hatte ich den eindeutigen Beweis, dass ich wirklich im Nahen Osten angekommen bin. An der Al Kebir-Moschee rief der Muezzin… Besichtigen kann man die Moschee, die angeblich die schönste Larnakas sein soll, auch, aber Körperverhüllung ist angesagt und auf irgendeine wann auch immer zuletzt gewaschene Robe hatte ich angesichts meiner kurzen Ärmel keine Lust.
Apropos Naher Osten. Schon heute beim Frühstück, als ich aus der 6ten Etage des Hotels auf die Stadt kuckte habe ich mich an den Nahen Osten erinnert gefühlt. Larnaka hat da ein sehr deutliches Flair… mit ein paar Ausnahmen. Die Stadt ist ziemlich sauber für diesen Winkel der Welt. Also, jetzt nicht singapur-sauber, aber deutlich sauberer als Köln. Das hatte ich so nicht erwartet.
Das mit dem Muezzin war übrigens ne Ausnahme. Es gibt zwar ein paar Moscheen hier in Larnaka, aber gehört habe ich den Vorbeter nur einmal heute beim Stadtspaziergang. Seit der türkischen Besetzung Nordzyperns im Jahr 1974, bei der fast alle Zyperngriechen aus diesem Gebiet vertrieben wurden, sind rund 95% der Einwohner der Republik Zypern Christen. Es gibt also nur eine Handvoll Moscheen hier im südlichen Teil der Insel, die wirklich in Betrieb sind.
Nächster Stopp auf meinem Stadtrundgang war die orthodoxe Sankt-Lazarus-Kirche, eine der wichtigsten orthodoxen Kirchen in Larnaka. Angeblich findet sich hier das Grab des Heiligen Lazarus (genau… der mit „Herr, er riecht schon“), der in Kition in der Nähe von Larnaka der erste Bischof auf Zypern war. Die Kirche ist sehr prunkvoll ausgestattet, mit viel Gold und Ikonen, wobei ich immer wieder überrascht bin, wie fremdartig orthodoxe Kirchen auf mich wirken. Trotzdem schön…
Nach dem Besuch der Lazarus-Kirche bin ich noch ein bisschen durch das Zentrum von Larnaka geschlendert und habe mir dann bei Starbucks nen Snack und nen Modekaffee zum späten Mittag gegönnt. Danach gab es ne kleine Siesta und um kurz nach drei bin ich mit dem KIA und mit Unterstützung von Googlechen aus meinem Handy zum Supermarkt gefahren und habe ein paar wesentliche Sachen eingekauft: Wasser, zypriotischen Rotwein, zwei Flaschen zypriotisches Bier für den Export (für den aktuellen Verzehr hatte ich mir gestern Abend schon etwas Bier am Büdchen die Straße runter organisiert). Außerdem habe ich ein bisschen Proviant eingekauft für morgen. Nach dem ich während der Starbucks-Mittagspause ein bisschen auf Flightradar24 rumgesurft bin, habe ich den morgigen Tag zum Spottertag erklärt.
Das Autofahren auf der linken Seite, noch dazu im Stadtverkehr ging übrigens ziemlich gut. Ist ja inzwischen drei Jahre her, dass ich zuletzt im Linksverkehr unterwegs war.
Zum Abendessen bin ich in einem von meinem Reise-Know-How empfohlenen Restaurant eingekehrt. Es war lecker, aber es war halt griechisch, und das ist jetzt nicht meine bevorzugte Küche. Mal sehen, was sich da in den kommenden Tagen noch ergibt an kulinarischen Erlebnissen.
Morgen, wie gesagt, ist Flughafen angesagt. Das ist ja immer ein wichtiger Teil meiner Urlaubsaktivitäten und hier in Larnaka ist neben dem typischen europäischen Sonnentourismusverkehr auch das ein oder andere zu sehen, was man sonst nicht vor die Linse kriegt. Ich bin gespannt, und werde berichten.
Als Bild des Tages gibt es eine Ansicht der Lazarus-Kirche… Außerdem habe ich Euch noch zwei Karten angehängt, eine von Zypern und eine vom Mittelmeerraum, die schön zeigt, wie nah Zypern am Nahen Osten liegt.

Inhaltsverzeichnis nächster Tag

 

 

Inhaltsverzeichnis nächster Tag


 


15. Oktober 2020

Der heutige Tag begann zwar gemütlich, aber wurde dann doch recht anstrengend, was aber den Erlebnissen keinen Abbruch getan hat. Nach dem Frühstück ging es los nach Paphos. Das liegt fast am anderen Ende der Insel, rund 140km von Larnaka entfernt. Ich habe Euch ne Karte angehängt, damit Ihr Euch das besser vorstellen könnt.
Man fährt echt ne ganz Weile aber immerhin auf der gut ausgebauten Küstenautobahn. Die Zyprioten sind im Gegensatz zu den griechischen Griechen keine wilden Autofahrer, so dass alles recht gemütlich zugeht. Noch dazu ist die Höchstgeschwindigkeit
100km/h auf der Autobahn. Viel Verkehr ist auch nicht, mit Ausnahme des Streckenabschnitts um Lemesos, der größten Stadt Zyperns, auch bekannt als Limassol (Heimathafen der meisten zypriotisch geflaggten Schiffe).
Die Landschaft in Südzypern ist typisch östliches Mittelmeer. Helle Felsen, Pinien, Oliven- und Obstbäume… und um diese Jahreszeit dominieren die Farbtöne gelb, braun, ocker und grau in allen Schattierungen, mit ein bisschen dazwischen gemixtem Grün und Weiß. Die Berge sind zwar nicht so spektakulär wie auf Kreta oder im Libanon, aber wenn man die Landschaft hier in Zypern sieht, dann weiß man, in welcher Ecke des Planeten man ist.
Mein erster Stopp heute war der archäologische Park in Kato Paphos, dem unten am Meer gelegenen Teil der Stadt Paphos. Die Ausgrabungen hier sind die größten und bedeutendsten auf ganz Zypern, und vor allem für die vielen freigelegten Mosaiken in den römischen Herrschaftshäusern bekannt. Die sind auch wirklich schön und ich hatte schon den einen oder anderen Kandidaten für das Bild des Tages dabei. Gut anderthalb Stunden bin ich durch die Ausgrabungen gestromert und habe auch ein bisschen Zeit damit verbracht, im rekonstruierten Odeon auf dem obersten Rang zu sitzen und runter auf die Reste der griechischen Agorá zu kucken. Das Wetter war fantastisch… weiß-blauer Himmel, knapp unter dreißig Grad und da die Ausgrabungen direkt am Mittelmeer liegen, wehte auch noch ein schöner frischer Wind. Besser kann man es nicht haben. Einziger Wermutstropfen: meine Panasonic macht mir Sorgen. Sie ist zwar nicht mehr die jüngste, aber bisher hatte sie mich noch nie im Stich gelassen. Jetzt aber stellt sie im höheren Brennweitenbereich nicht mehr richtig scharf. Ziemlicher Mist. So muss also auch die Canon für so profane Dinge wie Landschaft und Ausgrabungen herhalten und zusätzliche Bilder machen.
Nach der Besichtigung des archäologischen Parks bin ich zur nächsten UNESCO-Weltkulturerbestätte in Paphos gefahren. Von denen wimmelt es hier nämlich. Die „Königsgräber“ von Paphos sind Felsengräber, die im 3. Jahrhundert vor Christus nach ptolemäischem Vorbild hier in den Stein gehauen wurden. Könige wurden hier zwar entgegen der lange vorherrschenden Meinung nicht bestattet, denn zu diesem Zeitpunkt war Zypern kein unabhängiges Gebiet mehr. Die Gräber sind aber ein Zeugnis vom Reichtum und Prestigesinn der Oberschicht von Paphos. Ich habe mir das Gelände ausführlich angekuckt, und nebenbei auch noch ein bisschen Fotopirsch in dem weiten Areal betreiben können. Auch hier war nicht viel los. Kaum Touris. Alles sehr entspannt.
Der dritte Kulturprogrammpunkt war das Heiligtum der Aphrodite in Kouklia, das in der Antike zu den bekanntesten der griechisch-römischen Welt gehörte. Von der ursprünglichen Anlage ist nicht mehr viel übriggeblieben. Ein paar Säulenreste, Grundrisse, eine Zyklopenmauer… Aber das Gelände liegt sehr malerisch auf einem mit Steineichen und Feigen bewachsenen Plateau und der Blick geht weit hinaus auf‘s Mittelmeer und die Küstenebene von Paphos. Außer mir und zwei anderen Touris war die Anlage nur von Haubenlerchen und Lachtauben und Spatzen bevölkert. Eine wirklich schöne Atmosphäre.
Das Heiligtum wird schon bei Homer erwähnt und wahrscheinlich wurde hier seit dem 3. Jahrtausend vor Christus eine Fruchtbarkeitsgöttin verehrt. Daraus wurde später unter assyrischem Einfluss die Verehrung von Astarte und später unter den Griechen Aphrodite. Auch hier bin ich lange und in Ruhe spazieren gegangen und habe Atmosphäre und die Aussicht genossen.
Gegen halb fünf habe ich mich dann aber doch auf die Socken gemacht, denn zum einen hatte ich noch rund 120km Heimfahrt vor mir, zum anderen wollte ich noch an den Kensington Cliffs in der Nähe von Episkopi Station machen. Die werden nämlich in „Birds of Cyprus“ als Vogelbeobachtungsplatz empfohlen, und hier gibt es sogar Gänsegeier.
Hmmmm… nach den drei erfolgreichen archäologischen Programmpunkten war der ornithologische nur ein kleiner Erfolg. Außer Dohlen und Krähen habe ich nur einen Eleonorenfalken gesehen, der mir bisher noch auf meiner Lebensliste fehlte. So ist das halt mit Safari. Entweder hat man Glück oder eben nicht.
Die Rückfahrt nach Larnaka ging problemlos und ich bin dort direkt in einem Restaurant um die Ecke vom Hotel eingekehrt und nicht mehr erst hoch ins Zimmer. Ich hatte Hunger und wollte Zeit sparen… *lach…
Morgen steht wieder die Ornithologie im Vordergrund. Ich will von Larnaka aus nach Osten fahren. Hier gibt es ein paar Locations die mein Vogelbestimmungsbuch empfiehlt und am Kap Greco soll es grundsätzlich sowieso schön sein. Ich werde berichten.
Als Foto des Tages habe ich eine Ansicht aus dem archäologischen Park von Paphos. Das rekonstruierte Odeon, überragt vom Leuchtturm von Paphos.

Inhaltsverzeichnis nächster Tag

 

 

 


Inhaltsverzeichnis nächster Tag


 


14. Oktober 2020

Heute morgen bin ich früh aufgestanden… das heißt, für meine Ferienverhältnisse früh… Um halb acht klingelte der Wecker, denn ich wollte heute morgen zur Vogelpirsch, oder besser zum Vogelansitz. Zypern ist nämlich gut zum Birdwatching. Das wusste ich auch nicht, bis letzte Woche – gerade noch rechtzeitig – mein frisch gedrucktes Exemplar von „Birds of Cyprus“, Erscheinungsjahr 2020, bei mir landete. Das Buch enthält unter anderem auch ein Kapitel mit den besten Zielen zum Vögel beobachten in ganz Zypern, komplett mit GPS-Koordinaten. Die Koordinaten für eines dieser Ziele habe ich heute morgen ins Handy eingegeben, und rund zwanzig Minuten nach dem Frühstück war ich dort. Bei dem Ort handelt es sich um die Sickerwasserteiche der Kläranlage von Larnaka. Klingt viel schlimmer als es ist… *lach… Also es stinkt überhaupt nicht. Wirklich. Und es gibt sogar einen Beobachtungsstand, wo man erhöht mit gutem Blick auf die Teiche aber verborgen vor den Augen der Vögel, Kamera und Fernglas auf sie richten kann. Als zusätzlicher Bonus verläuft die Piste des Flughafens von Larnaka nur wenige hundert Meter hinter den Teichen, so dass ich auch noch ein bisschen Flugverkehr zu sehen bekam.
Ich hatte gerade gut ne Viertelstunde dort gesessen, als ein weiteres Auto auf den Schotterparkplatz fuhr. Eine ältere Dame, dem Akzent nach zu urteilen britischstämmig, die aber schnell wieder weg war. Ihr war zu wenig los. Das mag vielleicht sogar gestimmt haben, aber da mir der Vergleich fehlte, war ich mit der Vogelbeobachtung eigentlich ganz zufrieden. Am Ende des heutigen Tages hatte ich 20 Vogelarten auf meiner Tagesliste, 17 davon am Beobachtungspunkt der „Sewage Treatment Plant“.
Eine weitere halbe Stunde verging bis das nächste Auto kam. Ein junger Mann, ganz offensichtlich ein Zypriot, gesellte sich zu mir und begann das Gespräch mit „Did you come for the birds or the planes?“ Mein Antwort war wahrheitsgemäß „Both.“ und schon hatte ich Paris Nikolaou kennengelernt, Birdwatcher, aber vor allem Plane-Spotter, Admin der Facebook-Seite ‚Larnaca Plane Spotting Club‘, und, wenn es nach seinen Plänen geht, angehender Pilot bei der zypriotischen Luftwaffe. Wir haben zusammen noch ein bisschen weiter die Vögel beobachtet und sind dann auf die Alu-Vögel umgeschwenkt und zu einem der einschlägigen Spotter-Plätze gefahren. Es hat richtig viel Spaß gemacht. Auch wenn ich ja ganz gerne alleine am Zaun stehe, ist es doch immer schön, wenn man jemand gleichgesinntes trifft und beim Spotten fachsimpeln kann. Mittlerweile habe ich ja Plane Spotting-Bekanntschaften zwischen Vancouver und Jakarta gemacht, und mit etlichen auch immer wieder per Instagram oder Facebook Kontakt. Jetzt also auch in Zypern.
Gegen Mittag musste Paris los, weil er noch lernen musste, und ich habe dann alleine weiter dem Verkehr hier in Larnaca International zugekuckt und Fotos gemacht. Das Wetter war traumhaft, mit 28 Grad, Sonnenschein und einer leichten Brise aus Südwest, die das Mittelmeer aber nur leicht kräuselte. Nach der Landung einer DHL Boeing 757, die aus Riga kam, gab es eine dreiviertel Stunde Pause im Verkehr und die habe ich genutzt, um meinen Aufenthaltsort auf die gegenüberliegende Seite des Anflugkurses zu verlegen, denn inzwischen war die Sonne schon recht weit rum gewandert. Schon erstaunlich, was die Technik einem heutzutage ermöglicht. Dank Apps wie Flightradar24 kann man schon im Voraus sehen, was im Anflug ist, und so auch den richtigen Zeitpunkt zum Standortwechsel planen.
Der erste Flieger, der mir dann am Mackenzie Beach, einem der Hauptstrände von Larnaca (heute aber nur mit sehr wenig Betrieb) begegnet ist, war der Lufthansa Airbus A321 D-AIDF, der mich am Montag aus München hierher gebracht hatte. Solche Bilder habe ich ja sehr gerne für meine Webseite. Auch hier hatte ich irgendwann Gesellschaft in Gestalt eines Spotters aus London, aber da ist es bei Smalltalk und fachsimpeln geblieben. Er wirkte auch eher nicht wie der Social Media-Typ… *lach…
Der heutige Tag stand also ganz im Zeichen all dessen, was fliegt. Daher gibt‘s auch ein Vogelbild als Foto des Tages. Der junge Rosapelikan war eigentlich für mich die größte Überraschung beim heutigen Vogelansitz.
Morgen gibt es Kultur… und ne lange Autofahrt. Ich will nach Paphos, wo sich die wichtigsten antiken Ausgrabungen auf Zypern befinden.

Inhaltsverzeichnis nächster Tag

 

Inhaltsverzeichnis nächster Tag


 


16. Oktober 2020

Nachdem ich gestern Abend verpennt habe, die Adressen der Mailingliste richtig in das Absenderfeld von Thunderbird einzutragen (deshalb kam das Logbuch heute erst an), habe ich heute morgen wortwörtlich verpennt. Es reicht halt nicht, wenn man den Wecker ausschaltet. Man muss dann auch aufstehen… *lach… Naja, ist kein Schaden entstanden, außer dass ich das Hotelfrühstück verpasst habe. Also gab es ein spätes Frühstück auf‘m Zimmer… Löslicher Kaffee mit Hilfe des vorhandenen Wasserkochers… die beiden letzten Müsliriegel, die ich noch hatte, und ein Päckchen Saft hatte ich auch noch. Danach ging‘s zum Parkhaus und rein in den Kia…
Der erste Stopp heute war am Oroklini Lake, einer der Birdwatching-Punkte, die in meinem Vogelbestimmungsbuch beschrieben waren. Dort war auch einiges los, und ich habe ein paar neue Arten zu meiner Zypern-Liste hinzufügen können. Auch am Oroklini Lake gab es erhöhte, überdachte Beobachtungsstände, was das Vogelkucken sehr bequem machte. Einzig: ich glaube vier Wochen später wäre hier noch viel mehr Betrieb, wenn die Überwinterer aus Nordeuropa da sind und wenn es hier in Zypern geregnet hat und die See und Teiche sich füllen.
Der nächste Programmpunkt war eine Empfehlung unseres ehemaligen Referendars und neuen Kollegen Benedikt Kurth. Der hatte mir vom Aussichtspunkt auf die Geisterstadt bei Famagusta erzählt, und da bin ich heute hin gefahren.
Jetzt muss ich ein bisschen weiter ausholen. Ich hatte ja schon kurz den Zypernkonflikt erwähnt. Seit dem Ende der heißen Phase des Konflikts ist Zypern geteilt, in die Republik Zypern – Mitglied der EU und Euro-Land – im Süden, und den türkisch besetzten Teil im Norden, der „Türkischen Republik Nordzypern“, die nur von der Türkei als Staat anerkannt wird. Nachdem vor 31 Jahren die Berliner Mauer gefallen ist, verbleibt damit Nikosia als einzige geteilte Hauptstadt der Welt. Die beiden Teile Zyperns sind durch einen unterschiedlich breiten Streifen Niemandsland von einander getrennt, der sowohl von der zyprischen Nationalgarde als auch der türkischen Armee bewacht wird und damit nicht wieder die Fäuste oder gar die Granaten fliegen, gibt es auch noch die UNO-Blauhelm-Mission UNFICYP, die drittälteste noch andauernde UNO-Friedensmission.
Eine der Auswirkungen der Teilung Zyperns war die Entstehung der Geisterstadt Varosha. Varosha war in den 1950er Jahren als südlicher Vorort von Famagusta errichtet worden, und gedieh in den 60ern und frühen 70ern prächtig als Tourismuszentrum mit etlichen Bettenburgen. Das ging soweit, dass im Jahr 1973 in Varosha über 50% der zypriotischen Gesamteinnahmen durch Tourismus erwirtschaftet wurden. Und dann kam der 14. August 1974. Varosha wurde von der türkischen Armee besetzt, die Stadt zum Sperrgebiet erklärt und die Bewohner mussten ausziehen… Und so steht Varosha jetzt da… leer… im Sperrgebiet… als Geisterstadt… Wäre ein interessantes Thema für Wüstungsforschung… und ist das heutige Bild des Tages. Es gibt im Ort Deryneia einen Aussichtspunkt, wo man auf das Gelände von Varosha kucken kann. Alles natürlich militärischer Sicherheitsbereich, Fotografieren und Filmen verboten, mit Ausnahme eben dieses einen Punktes, wo ein findiger Zypriot auf dem Dach seines Hause eine überdachte Plattform errichtet hat und nebenher kräftig Geld mit Getränken und Snacks verdient.
Als drittes Highlight stand heute ein Besuch am Kap Greco auf dem Programm. Die Südostspitze Zyperns liegt in einem kleinen Landschaftsschutzgebiet. Die Felsen ragen zig Meter aus dem Mittelmeer und die Gegend ist mit niedrigem Gebüsch und Pinienhainen bedeckt. Sehr malerisch - und ein Vogelbeobachtungshotspot. Die endemischen Arten haben sich zwar auch heute rar gemacht, aber die Landschaft ist schon sehr schön und ich habe einiges an Zeit mit Vogelpirsch und mit einfach-nur-da-sein verbracht.
Gegen fünf bin ich vom Kap Greco aufgebrochen und habe auf der Heimfahrt noch einen Schlenker vorbei am Achnas-Stausee gemacht, wo es aber keine wirkliche Vogelpirsch mehr gab. Es war schon ziemlich spät, ein kräftiger Wind pfiff (immer schlecht wenn man Vögel beobachten will), und am Seeufer saßen überall Angler. Ich bin also nach einem kurzen Stopp wieder zurück nach Larnaka gefahren und habe den Sightseeing-Tag für beendet erklärt.
Da ich den ganzen Tag noch nichts richtiges gegessen hatte, war ich zu diesem Zeitpunkt schon mittelschwer grummelig gelaunt und das machte die Suche nach einer passenden Lokalität für‘s Abendessen nicht einfacher. Ich war zur Strandpromenade von Larnaka gegangen (drei Minuten vom Parkhaus) aber nichts sprach mich an, bis ich, schon fast wieder auf dem Weg zum Hotel, bei „T.G.I.Friday‘s“ vorbeikam. Das ist eine amerikanische Steak- und Burgerkette, die es mittlerweile auf der ganzen Welt gibt. Nicht wirklich zypriotisches Essen, aber zum einen ist griechische Küche jetzt nicht unbedingt mein persönliches Highlight, und zum anderen brauchte ich ein bisschen Soul Food, und das gibt‘s natürlich in nem Laden wie TGIF‘s.
Morgen ist wieder Kulturprogramm angesagt. Ich will nach Nikosia fahren. Das wird bestimmt spannend.

Inhaltsverzeichnis nächster Tag

 

 

 


Inhaltsverzeichnis nächster Tag