15. Oktober 2021

Petra – das ist DIE touristische Attraktion in Jordanien. Entsprechend hoch waren die Erwartungen heute morgen, als wir zur letzten Besichtigung der Tour aufgebrochen sind. Der Besuch gestern Abend war ja nicht der Rede wert.
Um sechs ging heute morgen der Wecker, denn Adnan wollte schon um halb acht am Eingang sein. Heute ist Freitag und damit der erste Tag des jordanischen Wochenendes, und das bedeutet, dass die Jordanier Ausflüge machen und sich natürlich auch die Hauptsehenswürdigkeit ihres Landes ansehen. Außerdem war für heute die Ankunft des ersten Kreuzfahrtschiffes in diesem Jahr in Aqaba angekündigt. Die Kreuzfahrttouris würden erwartungsgemäß auch nach Petra strömen. Also: frühes da sein ist eine gute Menschenmassenvermeidungsstrategie.
Petra war die Hauptstadt des Nabatäerreiches. Die Nabatäer waren ein lockerer Zusammenschluss von Beduinenstämmen, der ab dem 4. Jahrhundert vor Christus durch Handel an Einfluss auf der nordwestlichen arabischen Halbinsel gewann und schließlich ein eigenes Königreich bildete. Die Nabatäer hatten zwar eine eigene Sprache, Kultur und Religion, aber vor allem in der Architektur zeigt sich ein deutlicher hellenistischer Einfluss. Die Nabatäer kontrollierten Teile der Weihrauchstraße und handelten neben Weihrauch und Gewürzen auch mit Teer, der am Toten Meer gewonnen wurde und der in Ägypten eine wichtige Rolle bei der Mumifizierung der Toten spielte. Im Jahr 106 n.Chr. verloren die Nabatäer ihre politische Unabhängigkeit an die Römer unter dem Kaiser Trajan. Mit dem Aufstieg anderer Städte in der Region, wie zum Beispiel Gerasa, verlor Petra an Einfluss und nach dem Ende der Kreuzzüge geriet die Stadt in Vergessenheit. Nur die Beduinen der Gegend nutzten die Vielzahl der in die Felsen gehauenen Grabhöhlen noch als Wohnungen. Der erste Europäer seit mehreren hundert Jahren, der nach Petra kam, war der Schweizer Forscher Johann Ludwig Burckhardt. Seine Berichte machten Petra in Europa wieder bekannt und damit begann auch der Tourismus hier.
Um nach Petra zu kommen muss man durch den Siq, eine 1,5km lange und rund 70m tiefe Felsschlucht. Früher konnte man dort durch reiten. Heute geht man zu Fuß oder lässt sich mit elektrischen Golfwagen für 25 Jordanische Dinar (ca. 30 Euro) chauffieren.
Adnan ist mit Steffen, Barbara und mir gewandert, während Wolfgang und Renate – nicht zuletzt auf Grund der gestrigen Erfahrung – den Shuttle genommen haben.
Der Weg durch den Siq allein ist schon spektakulär. Die Schlucht ist nur wenige Meter breit und die Felsen leuchten in allen möglichen Farben. Am Ende des Siq tritt man aus der Felsspalte heraus und steht vor dem „Schatzhaus“. Genau diesen Blick zeigt das heutige Bild des Tages.
Das „Schatzhaus“ ist ein komplett in den Stein gehauenes Felsengrab, und war wahrscheinlich das Grab des Nabatäerkönigs Aretas IV. Die Fassade ist fast 40m hoch und 25m breit. Die Namen der Felsengräber sind alle frei erfunden und wurden den Bauwerken von den Beduinen gegeben. Die glaubten zum Beispiel, dass im „Schatzhaus“ ein Schatz des ägyptischen Pharaos versteckt sei.
Wie man auf dem Bild sieht, waren wir zwar nicht alleine, aber die Zahl der Menschen hielt sich noch stark in Grenzen. Die meisten Leute waren Beduinen, die ihre Kamele, Pferde, Maultiere und Esel zum Reiten anbieten oder Souvenirs verkaufen wollen.
Adnan hat uns einiges über das Grab, sowie über Geschichte und Architektur der Nabatäer erzählt und dann begann unser Rundgang durch die antike Stadt. Petra war nämlich eine richtige Stadt und nicht nur ein in Stein gemeißelter Friedhof. Es gibt ein sehr schönes Theater, das nabatäische, griechische und römische Architektur verbindet. Es gibt Tempel, eine Kolonnadenstraße mit den Ruinen von Geschäften und natürlich noch viele große und kleine Felsengräber.
Zusammen sind wir bis zum Ende de antiken Stadt spaziert und haben dann auf den Rückweg eine Pause zum Granatapfelsafttrinken gemacht. Danach gab es Freizeit. Wir haben eine Zeit ausgemacht und Barbara und ich sind aufgebrochen um uns noch die Gräber der sogenannten Königswand anzusehen.
Was soll ich sagen? Petra ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Gräber sind riesig und die eigentliche Stadt sehr ansehnlich (wenn auch nicht so gut erhalten und weitläufig wie Jerash). Leider haben wir es zeitlich nicht geschafft, in der Gegend noch weitere Erkundungen zu machen. Etliche Wanderwege führen in die Umgebung und auf die Berge rund um Petra. Aber da hätten wir noch ein, zwei Tage mehr haben müssen.
Nach unseren eigenen Besichtigungen sind Barbara und ich gemütlich zurück zum Visitor Center spaziert. Dabei kamen uns ziemlich viele Leute entgegen, ein weiterer Beweis dafür, dass der frühe Start genau richtig war. Interessanterweise gehen die meisten nur bis zum „Schatzhaus“, also quasi dem allerersten Bauwerk, das man in Petra erreicht. Hier sammelten sich die Massen, während der Rest der Stadt erstaunlich leer war.
Gegen 13:00Uhr haben wir uns von Wadi Musa aus auf den Rückweg nach Amman gemacht. Unterwegs gab es eine späte Mittagspause an einer jordanischen Autobahnraststätte. Fand ich sehr spannend, denn man saß hier nicht in einem auf Touristen spezialisierten Restaurant. Es gab ein sehr schönes Buffet mit arabischen Vorspeisen, Hauptgerichten und Nachtisch.
Die weitere Fahrt auf der Wüstenautobahn war sehr kurzweilig. Adnan hat noch mehr über Jordanien und dann auch noch arabische Geschichten erzählt. In Amman haben wir einen kurzen Stopp an einem Liquor Store gemacht, wo ich Bier für den Export erstanden habe und dann ging’s zu Hotel, wo wir auch schon die ersten vier Nächte der Tour verbracht hatten. Wolfgang hat ne kurze Abschiedsansprache gehalten und das Trinkgeld an Adnan und Abed überreicht. Adnan war echt ein super Reiseleiter, mit großem Wissen, lustig und mit viel Humor, der die Gruppe gut im Blick hatte.
Für uns als Gruppe war nach dem Einchecken die Zeit für den Abschied gekommen. Renate, Steffen und Wolfgang sollten um halb zwölf für die Fahrt zum Flughafen abgeholt werden. Barbara und ich haben es da besser. Unser Transfershuttle kommt erst morgen früh um 7:40 Uhr. Wir können also morgen ein letztes arabisches Frühstück hier genießen.


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