Reiselogbuch - 2019 West-Kanada


14. Juli 2019

West-Kanada… Wenn man mal vom Krüger-Nationalpark in Südafrika absieht, dann bin ich in keiner anderen Region außerhalb Europas so oft gewesen wie hier. Nach meinem ersten Besuch im Sommer 1987, damals im Rahmen einer Gruppenreise zusammen mit Oma Käte, war ich auch 1991 mit meiner Mutter und meiner Schwester Kathrin hier. Und dann 2003 nochmal nur für mich. Das ist schon irgendwie ne besondere Gegend für mich und da werde ich in den nächsten Tagen mit Sicherheit noch öfters drauf zu sprechen kommen.
Heute musste ich aber erst einmal die Anreise hinter mich bringen. Eigentlich hatte mein Sommerurlaub 2019 sogar schon gestern angefangen. Mein Flieger von Düsseldorf nach Paris sollte heute morgen um 6:40 Uhr starten. Deshalb habe ich die vergangene Nacht in Düsseldorf im Flughafenhotel verbracht. Kurz war die Nacht trotzdem und so bin ich heute morgen schon ein bisschen angezählt in den Flieger gestiegen.
Genau zehn Stunden hat dann der Langstreckenflug von Paris nach Vancouver gedauert. Unterwegs gab es spektakuläre Blicke auf das grönländische Eis und die Eisschollen im Nordpolarmeer, denn die Route an die kanadische Westküste läuft ziemlich weit nördlich.
Die Einreise nach Kanada ging erstaunlich schnell, obwohl hier in Vancouver am Flughafen die Hölle los war. Außer uns waren gerade mehrere Maschinen aus Asien angekommen und so war die Halle mit den Einreisekontrollen rappelvoll. Aber es ging dann doch zügig – und mittlerweile fast komplett computerisiert. Man kriegt nicht mal mehr nen Stempel. Schade. Die Zeiten wo man im Reisepass Einreisebeweise sammeln konnte, gehen wohl langsam zu Ende. Auch in Südkorea letzten Herbst habe ich schon keinen Stempel mehr gekriegt.
Bei AVIS hat es ein bisschen gedauert, bis ich meinen Mitwagen hatte. Ich fahre für die nächsten 16 Tage einen weißen Ford Fusion. Ist ein ziemliches Schiff, aber mit allem Zipp und Zapp ausgestattet. Nicht nur, dass er nen Hybrid-Antrieb hat, er ist auch ansonsten voll elektronisch. Das Aux-Kabel hätte ich zum Beispiel getrost zu Hause lassen können. Musik abspielen geht per Bluetooth. Ein eingebautes GPS hat die Kiste auch, und so werde ich wohl auf die Anschaffung von Straßenkarten (die heutzutage ja auch nicht mehr so ohne weiteres an jeder Tankstelle zu kriegen sind) verzichten. Ich bin zwar kein Freund von GPS, aber es hat durchaus Vorteile. Die habe ich auch heute hier in der Stadt direkt genutzt. Nachdem ich den Mietwagen hatte, habe ich ein bisschen rund um den Flughafen gespottet, aber so richtig gut war das heute noch nicht. Dafür bin ich auch zu sehr durch den Wind mit der Zeitverschiebung.
Aber da ich auch noch ein anständiges Bild des Tages haben wollte, bin ich noch zum Queen Elizabeth Park gefahren, wo es schöne Aussichten auf die Stadt gibt. Ein Beispiel seht Ihr unten.
Im Restaurant direkt neben dem Hotel gab es ein frühes Abendessen. Ich wohne hier sehr stilvoll im Holiday Inn und kann von meinem Bett aus die von Osten anfliegenden Flugzeuge kurz vor der Landung auf dem Vancouver International Airport sehen. In der Ferne, hinter der Grenze zu den USA, winkt außerdem der Mt. Baker. Mit satt über 3000m ist der Mt. Baker einer der größeren Vulkane im Kaskaden-Gebirge. Zum Glück aber zur Zeit ruhig. Dennoch sind diese Berge tickende Zeitbomben, wie man am Mt. St. Helens 1980 sehr deutlich sehen konnte.
Morgen werde ich mir ein bisschen Vancouver ankucken und noch weiter spotten. Übermorgen beginnt dann die Rundreise.
Noch ein paar kleine technische Hinweise: für das gemailte Logbuch werde ich die Fotos etwas stärker komprimieren. Auf der Webseite steht dann die hochaufgelöste Version. Außerdem wird es wahrscheinlich an der Mehrzahl der Tage zwei Bilder geben, damit ich mich nicht immer zwischen Landschaft bzw. Sehenswürdigkeit und Tierfotos entscheiden muss. Ach ja, und Karten gibt es natürlich auch ;-)

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15. Juli 2019

Um kurz nach zwei diese Nacht war ich das erste Mal wach… Entsprechend habe ich den Tag heute auch sehr ruhig angehen lassen. Ich habe heute morgen ein bisschen rum gegammelt und bin dann am späten Vormittag in die Stadt gefahren. Als erstes bin ich aber noch zur Apotheke gefahren, denn ich habe dummerweise meine Reisekaugummis zu Hause vergessen. Aber kein Problem. Hier in Kanada gibt‘s Tabletten mit dem gleichen Wirkstoff. Wäre ja doof, wenn ich mich in den kommenden Tagen nicht auf‘s Whale Watching konzentrieren könnte weil ich seekrank bin.
Viel Sightseeing wollte ich nicht machen und so habe ich heute nur einen einzigen Programmpunkt gehabt, den Stanley Park. Der Stanley Park ist der Stadtpark von Vancouver und liegt westlich von Vancouver Downtown auf einer Halbinsel. Nördlich vom Stanley Park befindet sich die Einfahrt zum Hafen von Vancouver durch das sogenannte Lions Gate, über das sich die grüngestrichene Lions Gate-Brücke spannt. Der Stanley Park ist riesig, über 400 Hektar, und damit ist er der größte Stadtpark Kanadas und der drittgrößte Nordamerikas nach dem Lincoln Park in Chicago und dem Golden Gate Park in San Francisco. Im Gegensatz zu den meisten anderen Stadtparks ist der Stanley Park aber nicht landschaftsgärtnerisch angelegt sondern zum großen Teil natürlich gewachsener Wald. Hier gibt es Spazier- und Radwege, einen Auto-Rundweg, das Vancouver Aquarium, Strände sowie Aussichtspunkte auf die Stadt, auf die Lions Gate-Brücke und auf North Vancouver. Ich bin ein bisschen über den Rundweg gefahren, habe zwischendurch immer wieder mal angehalten und die Aussicht genossen, ein bisschen Vogel-Safari gemacht, und fotografiert. Dabei entstand auch das erste Bild des Tages. Muss ich ja jetzt nicht mehr erklären… *lach…
Insgesamt war ich heute erstmal ziemlich grumpy drauf. Am Prospect Point, der nördlichen Spitze des Stanley Parks, gibt es einen Aussichtspunkt, von wo man die Lions Gate-Brücke schön sehen kann, und wo es auch ein Café und einen Andenkenladen gibt. Hier habe ich mit nem Modekaffee und nem Muffin versucht gegen meine schlechte Laune anzukämpfen und es hat auch ganz gut geklappt. Nach rund zwei Stunden im Stanley Park hatte ich aber genug. Es war nämlich ziemlich voll hier. Kanada hat auch Sommerferien und die Einwohner von Vancouver waren in Scharen unterwegs, zu Fuß, per Fahrrad und am Strand. Denn heute war hier Kurze-Hosen-Wetter, was in Vancouver nicht so oft vorkommt.
Gegen drei Uhr heute nachmittag habe ich mich auf den Weg zurück und zum Flughafen gemacht. Heute sollte hier ernsthaft gespottet werden. Inzwischen kannte ich ja hier die Gegend, wusste wo man gut parken und von wo man gut fotografieren kann. Unterstützung für‘s Spotten gibt es zum Beispiel auf einschlägigen Webseiten wie spotterguide.net, wo man für viele Flughäfen Tipps findet, wo gute Foto-Punkte sind. Dazu gehört dann auch eine Satellitenkarte samt Anfahrtsbeschreibung. Außerdem gibt es Apps, mit denen man den Flugverkehr beobachten kann. Dank Flightradar24 und anderen muss man sich nicht mehr überraschen lassen (oder Flugpläne konsultieren), welcher Flieger als nächstes kommt. Okay – ein Teil vom Spaß geht dadurch verloren. Andererseits kann man seinen Spotter-Tag so viel besser planen, denn man weiß in Echtzeit, wann welcher Flieger kommt. Man weiß ob was Besonderes dabei ist, und man weiß wann man Feierabend machen kann. Das Fernglas verliert allerdings auf diese Weise an Bedeutung.
Im Gegensatz zu gestern lief‘s heute mit dem Fliegerkucken ziemlich gut. Und zwischendurch hatte ich auch noch Gelegenheit für ein bisschen Vogelbeobachtung. Der Rotschulterstärling, den Ihr im zweiten Bild des Tages seht, ist der Beweis. Schon oft sind mir diese Vögel in Nordamerika begegnet. Nur vor die Linse hatte ich bisher noch keinen von ihnen.
Nach dem die Sonne dann soweit im Westen war, dass ich an meinem ersten Punkt Gegenlicht hatte, bin ich zu einem weiteren Spotterpunkt gefahren, wo ich den Rest des Tages fotografiert habe. Hier habe ich außerdem Bekanntschaft mit Chris und Derek gemacht. Chris ist Pilot bei Air Canada und Derek arbeitet zeitweise hier in Vancouver am Flughafen. Da gab es einiges zu fachsimpeln und nebenher wurden natürlich Flieger geknipst. Leider entschied sich die Flugsicherung dann, die Anflugrichtung zu ändern, so dass das Spotten ein jähes Ende hatte. Dabei war das Licht noch echt schön… Mist. Aber kann man nix dran machen.
Morgen beginnt meine Rundreise. Es geht mit der Fähre nach Vancouver Island.

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17. Juli 2019

Der heutige Vormittag gab nicht so wirklich Anlass zur Freude. Nicht nur, dass es heute in Victoria geregnet hat (was eigentlich das Standard-Wetter für die hier Gegend ist). Außerdem habe ich mich heute von meinem Ford Fusion getrennt. So schön die Kiste auch zu fahren war, im Kofferraum stank es. Keine Ahnung woher, aber es war irgendwas zwischen sehr reifem Käse und Verwesung und der Geruch war gestern schon bis in meinen Koffer gezogen als ich hier im Hotel das Gepäck aufgemacht habe. Ich bin also kurz entschlossen zu AVIS hier in der Innenstadt gefahren. Dem Mitarbeiter war die Problematik auch sofort einleuchtend und ich habe ein neues Auto bekommen. Leider allerdings zwei Kategorien kleiner, denn der Fusion war ein kostenloses Upgrade von AVIS gewesen. So bin ich also jetzt in einem nicht mehr ganz flammneuen, ebenfalls weißen Toyota Yaris unterwegs. Ist aber eigentlich auch okay. Es ist jetzt jedenfalls wesentlich einfacher, nen passenden Parkplatz zu finden. Und Bluetooth hat er auch.
Was der Yaris allerdings nicht hat, das ist GPS. Ich habe dementsprechend heute nachmittag erst einmal eine Straßenkarte von British Columbia erstanden. Die Navigation ist also jetzt ganz Old School. Und zur Not habe ich ja auch noch ein GPS-fähiges Handy.
Nach dem Autotausch habe ich mir in der Kaffeebud um die Ecke (nein, nicht meine Hausmarke aus Seattle… hier in Kanada gibt es sehr viele unabhängige Mode-Cafés) einen Kaffee und etwas Gebäck besorgt und in meinem Zimmer gebruncht. Heute stand nämlich eine weitere Whale Watching-Tour an und mit nüchternem Magen auf‘s Boot ist ziemlicher Mist. Aber natürlich habe ich auch ein bisschen Dimenhydrinat eingeworfen.
Die heutige Tour hatte ich bei einem anderen Anbieter als gestern gebucht, nicht zuletzt, weil Eagle Wing Tours keine Zodiacs besitzt. Ich wollte nämlich heute ein bisschen näher an der Wasseroberfläche sitzen, nachdem ich gestern mit einem großen, bequemen Tour-Boot unterwegs gewesen war.
Ein weiterer Vorteil von Springtide Whale Watching war, dass deren Büro quasi direkt um die Ecke von meinem Hotel liegt und ich nicht erst noch durch die halbe Stadt laufen musste. Um viertel nach 12 sollte ich da sein, hatte man mir gesagt, und das war ich dann auch. Im Regen…
Der Nachteil von einer Whale Watching Tour im Zodiac ist, dass man nass werden kann. Und zwar heute nicht nur von Spritz- sondern auch von Regenwasser. Ich habe also meine Ausrüstung auf ein Minimum beschränkt, die Ersatzakkus und -speicherkarten in Plastikbeutel gewickelt… und mich selber in mehrere Lagen von Klamotten. Was für ein Kontrast zu letztem Jahr, als ich in meinem Sommerurlaub fast vier Wochen in kurzer Hose unterwegs war. Heute habe ich zum ersten Mal überhaupt in meinem Leben, glaube ich, während meiner Sommerferien ne lange Unterhose angezogen, und ich sage Euch, ich habe es nicht bereut. Auf dem Meer ist es hier kalt, und der Fahrtwind tut sein übriges. Ein Merino-Unterhemd ist da sowieso Pflicht. Man ist ja nicht mehr 35.
Insgesamt waren mit mir nur fünf Passagiere auf dem Boot, das eigentlich Platz für zwölf hat. Dadurch war‘s ein bisschen entspannter und ich hatte eine ganze Bank für mich, was die Beobachtung und das Fotografieren sowohl nach back- als auch nach steuerbord leichter machte. Unser Skipper Alex wusste gut Bescheid und hatte auch das Zodiac gut im Griff. Nachdem er uns in die Rettungsanzüge gesteckt hatte, ging‘s los. Weil in der Juan de Fuca Strait heute mittag Nebel herrschte sind wir zu den San Juan Islands gefahren, die zum US-Bundesstaat Washington gehören. Die Grenze zwischen den USA und Kanada könnt Ihr in der Karte übrigens als durchgezogene graue Linie erkennen. Walen sind internationale Grenzen natürlich ziemlich egal. Die reisen ja immer visumfrei… *lach…
Nachdem wir gemütlich aus dem Hafen rausgezuckelt waren – hier gibt‘s natürlich ne Geschwindigkeitsbeschränkung – hat Alex den Riemen auf die Kiste geworfen und es ging zügig in Richtung USA. Die Tourboot-Skipper halten natürlich per Funk Kontakt und so brauchten wir nicht schwer zu suchen, sondern hatten schon bald ein Rudel Schwertwale gefunden, die an der Küste der San Juan Islands entlang schwammen. Und das ziemlich dicht. Den besten Blick auf die Orcas hatten heute die Leute an Land. Die Tourboote müssen natürlich nen gewissen Abstand halten und wenn die Tiere nicht von selber näherkommen, dann sind Nahaufnahmen schwierig. Noch dazu, wenn das Meer ziemlich unruhig ist, wie in dem Seegebiet rund um die San Juan Islands, wo nicht nur der Wind sondern auch die Strömungen und Gezeiten für einigen Seegang sorgen. Richtige Nahaufnahmen von Schwertwalen, wie ich sie 2003 als Dias machen konnte, habe ich daher heute leider nicht bekommen. Dafür konnten wir den Walen aber heute richtig bei  der Arbeit zusehen. Die sind nicht einfach nur vorbei geschwommen, sondern wir konnten das Verhalten beobachten. Das Rudel zog an der Küste vorbei und hat richtig zwischen den Felsspalten nach Nahrung gesucht. Ein paar recht brauchbare Fotos sind zum Glück aber trotzdem dabei rumgekommen. Ebenfalls zum Glück hatte es inzwischen aufgehört zu regnen und die Sonne kam immer wieder mal kurz raus.
Ne gute Stunde haben wir die Orcas beobachtet, dann ging es zurück, mit einem kleinen Abstecher nach Discovery Island, wo wir noch ein paar Seehunde und Weißkopfseeadler gesehen haben… und Truthahngeier, nen Kanadareiher, Nashornalken und einen Gürtel-Kingfisher…
Um viertel nach vier, nach gut drei Stunden Zodiac-Safari waren wir wieder im Hafen von Victoria, den man im zweiten Bild des Tages sieht. Ich bin noch ein bisschen durch die Stadt spaziert und in einem Buchladen ein hängen geblieben. Neben der Straßenkarte sind so zwei runtergesetzte Bücher, eines über den Hadrianswall und eines über die Raben im Tower of London, in meinen Besitz gelangt.
Morgen geht es weiter nach Tofino an der Pazifik-Küste. Da kann der Yaris mal zeigen, was er kann. Das sind immerhin über 300km.

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16. Juli 2019

Da ich heute morgen sowieso schon früh wach war, habe ich mir gedacht, dass ich recht zeitig aufbrechen würde und dann etwas mehr Zeit in Victoria hätte. Die Strecke von meinem Hotel in Richmond zum Fährhafen Tsawwassen sind nur knapp 25km. Das hätte bequem in ner halben Stunde zu schaffen sein sollen, und dann hätte ich reichlich Zeit gehabt um die 10-Uhr-Fähre nach Swartz Bay zu kriegen. Swartz Bay ist der Fährhafen auf Vancouver Island, der am nächsten an Victoria liegt. Leider gab‘s unterwegs Stau und so musste ich die Fähre eine Stunde später nehmen. War aber auch okay, denn so hatte ich Zeit, um ein Starbucks-Frühstück im Fährterminal einzunehmen. Außerdem konnte ich ein bisschen über die Gestaltung des heutigen und morgigen Tages nachdenken. Ich hatte nämlich im Fährterminal nen Infostand mit Flyern gefunden. Unter anderem waren da drei Firmen, die Whale Watching-Touren ab Victoria anboten. Mehr oder weniger nach dem Zufallsprinzip habe ich eine ausgesucht und angerufen um zu fragen, ob es dort für heute nachmittag noch Touren gäbe. Es gab, und so habe ich mir für heute abend, um 18:30h die erste Whale Watching-Tour meiner Reise gebucht.
Die Fährüberfahrt war echt eindrucksvoll. Es ging zwischen den vielen Inselchen hindurch, die quasi wie die skandinavischen Schären den Seeweg nach Swartz Bay säumen. Das Schiff war zwar nicht ganz so groß wie die Fähren, die über den Ärmelkanal fahren, aber es konnte sich trotzdem sehen lassen. Wenn ich mich recht entsinne, dann hatten wir bei meinem ersten Besuch auf Vancouver Island (1991) kein Glück mit dem Wetter. Bei meinem zweiten Besuch im Jahr 2003 bin ich auf der Strecke von Tsawwassen gar nicht gefahren, denn damals bin ich von Norden durch Vancouver Island gefahren und im Süden von Victoria nach Port Angeles im US-Bundesstaat Washington weiter gereist.
Hier in Victoria wohne ich in einem Hotel mit angeschlossenem Pub. Sehr schön… und praktisch, wenn man abends noch ein Bier trinken will. Leider war mein Zimmer noch nicht fertig, als ich kurz nach eins heute mittag hier auf der Matte stand. Ich habe mir also meinen Parkausweis für den Parkplatz hier um die Ecke geben lassen, ahbe den Ford abgestellt und bin dann durch das nahegelegene kleine Chinatown von Victoria gegangen und habe dort zu Mittag gegessen, in einem Restaurant, dass mir an der Rezeption meines Quartiers empfohlen worden war. Es gab Dim Sum, was ein bisschen gewöhnungsbedürftig war. Man bestellt nämlich nicht nach Karte, sondern die Bedienungen schieben Wägelchen mit den Speisen durch das Restaurant und man wählt sich was aus. Das Essen war zwar okay, aber durch das ungewohnte Verfahren etwas stressig. Noch dazu konnte ich meine Portionen als Alleinreisender nicht mit anderen teilen, so dass die Auswahl für mich deutlich geringer wurde. Nach dem Essen gab es noch einen Modekaffee in einer Kaffeebud in Chinatown (übrigens die älteste und wohl auch kleinste Chinatown in Kanada). Den Kaffee habe ich allerdings nicht im Spazierengehen konsumiert, sondern gemütlich auf den Stühlen, die vor der Tür der Kaffeebud  auf dem Trottoir standen.
Um drei konnte ich endlich auf‘s Zimmer, habe ein bisschen Siesta gemacht und ein paar wichtige Emails geschrieben. Um fünf musste ich mich aber schon auf den Weg zu Eagle Wing Tours machen. Der Touroperator und seine Anlegestelle befinden sich nämlich am Fisherman‘s Wharf, von meinem Quartier aus genau am gegenüberliegenden Ende des Hafens von Victoria. Ne knappe halbe Stunde habe ich zu Fuß gebraucht und zwischen durch mir ein bisschen die Uferpromenade von Victoria, sowie das Parlament von British Columbia (von außen) angesehen. Immerhin ist Victoria die Hauptstadt der Provinz.
Die Whale Watching Tour war  ein voller Erfolg. Drei Stunden sind wir durch die Juan de Fuca-Straße gekreuzt und dabei mehreren Buckelwalen begegnet. Mit diesen Tieren hat 1987 meine Whale Watching-Karriere begonnen, und zwar ein bisschen nördlich von hier in der Inside Passage Südostalaskas.
Wir hatten echt Glück. Die Wale sind sogar ein paar mal gesprungen, zum Teil direkt neben dem Boot. Dennoch gibt es als Bild des Tages nur ein „normales“ Walfoto, denn die Sache mit dem springen geht so schnell, dass ich keinen Sprung auf der Kamera habe.
Das zweite Bild zeigt die Abendstimmung in der Juan de Fuca-Straße. Die Berge in Hintergrund sind schon die Olympic-Halbinsel, im US-Bundesstaat Washington.
Um zehn war ich heute abend wieder im Hotel und habe im dazugehörigen Pub noch einen kleinen Imbiss genommen und eines der Craft Biere aus Victoria verkostet.
Morgen früh kann ich ausschlafen. Erst um ein Uhr mittags startet mein nächstes Whale Watching. Morgen geht‘s mit dem Schlauchboot raus und nicht mit so einem verhältnismäßig großen Kahn wie heute.

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18. Juli 2019

Ich bin in Tofino… einem kleinen Ort am Ende der Straße auf Vancouver Island… kurz vor dem Ende der Welt… Meine Verbindung zu diesem Ort reicht 28 Jahre zurück… irgendwie eine erschreckende Zahl. Mein erster Besuch hier war im Jahr 1991 als ich mit meiner Mutter und meiner Schwester auf Vancouver Island unterwegs war. Damals war Tofino ein verschlafenes Fischernest. Es gab ein, zwei Hotels, ein Fischrestaurant am Hafen wo man für relativ kleines Geld eine Riesenplatte mit frischem Fisch und Meeresfrüchten bekam, es gab eine Firma, die Whale Watching Touren und Rundflüge im Wasserflugzeug anbot, und man war so richtig weit weg von allem.
Zwölf Jahre später war ich zum zweiten Mal hier. Es gab ein paar Hotels mehr, einschließlich ein paar Resorts am Highway 4, der Zufahrtstraße in den Ort. Es gab nen Golfplatz, zwei, drei Restaurants und zwei oder drei Firmen, die Whale Watching-Touren in Zodiacs anboten.
Wir schreiben das Jahr 2019. Seit meinem letzten Besuch in Tofino sind 16 Jahre vergangen und von dem verschlafenen Nest von 1991 oder dem Insider-Tipp von 2003 ist nicht viel übrig geblieben. Tofino heute: Surfschulen und Tattoo-Studios; schicke Hotels und Resorts; Touristen in SUVs mit Kennzeichen aus Alberta, die mit den kanadischen Verkehrsregeln nicht klar kommen; ein Shuttle-Bus-Service quer durch den Ort; ; Radwege entlang der Highways und durch den Nationalpark; Tour Operator und Whale Watching Firmen, deren Geschäfte die Hauptstraßen säumen; Restaurants, die Fusion Cuisine (kleines Beispiel: Rotes Thai Curry mit lokal gefangenem Lachs und Kabeljau) anbieten und das ab nem Startpreis von 30 Can$ (ca. 21 €), und Hipster-Surfer, die in diesen Restaurants an der Bar sitzen, das Bier der lokalen Micro Brewery trinken und zum Bezahlen lässig ihre Kreditkarten über den Tresen schieben… Tofino ist kaum wiederzuerkennen. Wahrscheinlich wäre ich nicht so kritisch, wenn ich nicht wüsste, wie‘s hier vorher war, aber ich habe selten einen Ort gesehen, der sich so krass verändert hat.
Allerdings ist nicht alles schlechter. Das heute ein Weißkopfseeadler einfach so über Tofino kreiste ist mit Sicherheit eine Verbesserung. Und das Panorama der Berge von Vancouver Island, deren Gipfel die vom Pazifik anfliegenden Wolken einfangen, ist immer noch schön. Die Stimmung aus der Vergangenheit fehlt mir allerdings…
Der heutige Tag ist ansonsten schnell erzählt. Um halb zehn habe ich in meinem Quartier in Victoria ausgecheckt, habe meine sieben Sachen in den Yaris geladen, mir in der Kaffeebud um die Ecke noch ein Frühstück besorgt, und dann ging‘s raus auf die Straße. Die Strecke seht Ihr ja in der Karte. Der Yaris läuft gut, die Musik war laut, das Wetter typisch vancouverisland-wechselhaft und die Stimmung war gut. Bis kurz hinter Nanaimo ging die Strecke über gut ausgebaute Highways oder sogar autobahnähnliche Straßen. Danach aber war Landstraße angesagt. In Port Alberni habe ich ne kurze Pause gemacht, noch ein paar Flaschen Wasser gekauft und eine etwas verspätete Mittagspause bei Starbucks eingelegt.
Dort wo der Highway 4 auf den Pazifik trifft befindet sich das Besucherzentrum zum Pacific Rim National Park Reserve. Da ich auf dieser Reise noch ein paar andere Nationalparks im Programm habe, hab ich mir direkt eine Jahreskarte für alle Parks in Kanada gekauft. Das kommt letztendlich günstiger.
Ich weiß nicht mehr, wie‘s 2003 war. Jedenfalls war ich zu ähnlicher Jahreszeit unterwegs und im Sommer hat ganz Kanada Ferien. Insofern gehe ich davon aus, dass es vor 16 Jahren hier auch nicht menschenleer war. Mit Sicherheit nicht so menschenleer, wie im Mai 1991, wo wir am Strand von Long Beach im westlichen Teil des  Pacific Rim National Park Reserve gestanden haben und so ziemlich alleine auf das Meer geblickt haben. Wenn man hier los schwimmt, dann kommt man übrigens direkt nach Japan. Ich habe einen der Rundwanderwege durch den Regenwald gemacht und bin dann zum Pazifik-Strand gefahren. Den seht Ihr auch im Bild des Tages. So einsam und menschenleer, wie es auf dem Bild scheint, war es zwar nicht, aber es war jetzt auch nicht rappelvoll. Zum Schwimmen ist es hier auch zu kalt. Die Außentemperatur ist so knapp unter 20 Grad Celsius. Entsprechend waren nur die Surfer im Wasser… mit Neopren-Anzug.
Safari-Erlebnisse gab es heute leider keine, und somit habe ich heute auch nur ein einziges Bild für Euch. Für morgen habe ich mir allerdings nochmal eine Whale Watching Tour gebucht. Da sollte (hoffentlich) was dabei sein, was ich außer Landschaft zeigen kann.

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