6. August 2017

Es regnet in Sainte-Anne-des-Monts... vom Himmel hoch... und ich kann mich erinnern, dass es das vor 17 Jahren auch schon getan hat. Wobei ich es in der letzten Woche, seit meine Rundfahrt durch Québec begonnen hat, erschreckend finde, an wie wenig ich mich von damals erinnern kann. Dabei weiß ich noch, dass es mir hier gut gefallen hat... sonst wäre ich ja auch nicht noch mal hier hin gefahren. Gut, dass es jetzt ein Reiselogbuch gibt. Das hilft beim Erinnern.
Regen hatte es auch in der letzten Nacht in Baie-Comeau schon reichlich gegeben. Das feuerrote Spielmobil ist jetzt (fast) ganz sauber...
Als ich heute morgen am Fenster raus kuckte, waberte Nebel über Baie-Comeau. Ich bin ohne große Umstände und ohne Frühstück vom Hotel aufgebrochen, denn ich hatte hier in Baie-Comeau noch einiges zu erledigen, und musste auch noch rund 50km fahren bis Godbout, wo die Fähre ablegte.
Das erste, was ich gemacht habe, war zum Supermarkt zu fahren und Bier zu kaufen. Nicht irgendeines, sondern zwei Sorten aus der Kleinbrauerei – oder wie es auf Französisch viel schöner heißt „microbrasserie“ - St.Pancrace, der ortsansässigen Brauerei in Baie-Comeau. *seufz... vorbei die Zeiten, als es in Kanada genau zwei Brauereikonzerne mit genau zwei Marken (Molson aus Montreal und Labatt aus Toronto) mit wiederum zwei bis drei verschiedenen Bier-Sorten gab, und man nach dem Trinken von sechs 0,341l-Flaschen sagen konnte: „Kanadisches Bier? Hab ich alles probiert.“Ähnlich wie in den USA sind auch hier in Kanada die kleinen, unabhängigen Brauereien wie Pilze aus dem Boden geschossen, und die Zahl der Hersteller und Sorten ist Legion. Also, für's erste habe ich jetzt zwei Sorten St.Pancrace... mal kucken, was noch dazu kommt.
Was ich außerdem getan hab, war tanken und mir bei Tim Horton's, einer kanadischen Institution und einer Mischung aus Starbucks und Dunkin Donuts, nen Kaffee zu kaufen. Und dann ging es wieder auf den Highway 138 in Richtung Nirgendwo.
Die Landschaft auf dieser letzten Strecke, die ich am Nordufer des St.Lorenz-Stroms zurückgelegt habe, war immer noch skandinavisch. Genauer genommen norwegisch. Felsige Hügel und Berge, Nadelwälder, durchschnitten von Schluchten und Tälern mit sprudelnden lachshaltigen Bächen, und entlang der Straße Elch-Warnschilder... allerdings hatte ich ein bisschen wenig Ruhe, denn ich musste ja rechtzeitig an der Fähre sein.
Warum eigentlich Godbout? Es gibt nämlich auch eine Fährverbindung direkt von Baie-Comeau nach Matane am Südufer des St.Lorenz-Stroms, und auf der Strecke bin ich vor 17 Jahren auch gefahren. Leider war es aber dieses Jahr so, dass die Fähre von Baie Comeau erst um sechs heute Abend abgelegt hätte, und ich nach zweieinhalb Stunden Überfahrt und im Anschluss an die  Ankunft in Matane auch noch ne Stunde Auto-Fahrt hatte. Das wollte ich mir nicht antun, und so habe ich die Fähre von Godbout genommen, die schon um zwölf Uhr mittags ablegen sollte.
Gestartet sind wir letztendlich um halb eins, weil es ein paar Probleme beim Verladen gab. Der St.Lorenz-Strom war wieder fast unbewegt, und es gab natürlich auch Tiere zu sehen. Ein, zwei Zwergwale, ne Kegelrobbe, Schweinswale und jede Menge Vögel, wie Möwen, Basstölpel, Meerenten und Kormorane.
Bei er Ankunft in Matane sah ich schon, dass in der Richtung, in die ich musste, dunkelste Wolken dräuten. Naja, half alles nix.
Fast 90km sind es von Matane bis nach Sainte-Anne-des-Monts, wo für die nächsten zwei Tage mein Quartier in einem kleinen B&B ist. Die letzten 20km habe ich in Regen und Gewitter zurück gelegt. Ich hoffe, das beruhigt sich bis morgen, denn es steht der Parc national de la Gaspésie auf dem Programm, und im Regen werde ich dort wohl kaum spazieren bzw. hiken gehen, auf der Suche nach Elch, Karibu und Geflügel. Das ist nämlich vor 17 Jahren auch ins Wasser gefallen.
Hier ins Sainte-Anne-des-Monts bin ich von meiner Unterkunft noch zu Fuß ein paar Schritte runter Richtung Meer spaziert - der Regen hatte gerade Pause - und hab in einem Pub zu abend gegessen. Das ist schon ne gute Adresse für morgen.
Das Bild des Tages zeigt heute den Highway 138 inklusive Schild und Beetle, allerdings mit Blick in die Richtung, aus der ich gekommen war. Das Foto in Fahrtrichtung war nicht so schön, weil da keine Berge mit drauf waren. Aber so ähnlich würde die Straße, von da, wo ich für das Foto gestanden habe, noch 600km weiter nach Osten laufen.

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