17. August 2019

Viel Landschaft stand heute auf dem Programm. Von Tartu aus sind wir zuerst in fast nördlicher Richtung nach Palmse gefahren. Die Landschaft hier im östlichen Estland hat in bisschen einen Hochebenencharakter und erinnert schon ziemlich an Skandinavien. Große Getreidefelder, Wälder aus hauptsächlich Kiefern, Birken und Zitterpappeln, kleine Dörfchen… Und alles wirkt sehr ordentlich und gut regiert, wohingegen Lettland und Litauen ein bisschen unordentlich und chaotischer sind. Auch die Straßen sind in Estland auf jeden Fall die besten in den drei baltischen Ländern. Das Autofahren ist hier ebenfalls entspannter als in den anderen beiden Ländern, denn wildes Überholen und große Geschwindigkeitsunterschiede gibt es kaum. Sehr sittsam wird hier in Estland gefahren. Gemeinsam hat Estland mit seinen beiden südlichen Nachbarn dagegen die Sauberkeit. Ist alles proper hier.
Auch auf der Fahrt durch Estland haben Störche unseren Weg begleitet. Ich war neugierig gewesen, bis wie weit in den Norden wir Störchen begegnen würden. Es scheint sie wohl auch in ganz Estland zu geben.
In Palmse befindet sich das Informationszentrum für den Lahemaa Nationalpark. Der Lahemaa Nationalpark ist mit 725km² der größte Nationalpark in Estland und war 1971 der erste Nationalpark, der auf dem Gebiet der damaligen Sowjetunion gegründet wurde. Viele seltene Tierarten gibt es hier, von Bären über Luchse zu Schwarzstörchen und Seeadlern. Leider – Ihr habt es dem Bild des Tages wahrscheinlich schon entnommen – war uns das Safariglück nicht hold, denn außer ein paar Reihern, Kormoranen, zwei Gänsesägern, zwei Kranichen und nem Habicht ist uns nichts begegnet. Die Landschaft ist allerdings hier sehr schön, und wir haben endlich direkt am Ufer der Ostsee gestanden. Das sieht man im Bild des Tages.
Die Ostsee ist irgendwie ein komisches Meer. Wir haben sie immer nur komplett ruhig, ohne Wellen erlebt, und Gezeiten gibt es hier auch nicht. Vielleicht müsste es nicht DIE Ostsee sondern DER Ostsee heißen… *lach…
Auf der Karte könnt Ihr sehen, dass wir den einen oder anderen Schlenker durch den Nationalpark gemacht haben. Zwischendurch haben wir natürlich auch mal angehalten und sind ausgestiegen, aber insgesamt ging es vor allem um den Eindruck der Landschaft. Dass es mit wilden Tieren schwierig würde, das hatte mir die Mitarbeiterin im Info-Zentrum in Palmse schon gesagt, denn das Wild ist scheu und vor allem nachtaktiv. Was auch nicht wirklich wundert, denn der Lahemaa Nationalpark liegt nur ne Stunde von Tallin entfernt und heute am Samstag war, zumindest an einigen Stellen im Park, ziemlich viel los.
Vom westlichen Ende des Lahemaa Nationalparks nach Tallinn ist es nicht mehr so weit. Wir waren gegen halb fünf im Hotel und haben nach dem Einchecken erst mal ein Päuschen gemacht. Um sechs waren wir dann in der katholischen Kathedrale von Tallinn – klingt grandioser als es ist – in der Vorabendmesse. Die ist dankenswerterweise jeden Samstagabend auf Englisch, was der Verständlichkeit sehr half, und für eine buntgemischte Gemeinde sorgte. Estland ist im Gegensatz zu den weitgehend evangelischen Letten und den flammend katholischen Litauern ein sehr säkulares Land und mit Religion hat man hier nicht viel am Hut. Auch darin merkt man die Nähe zu Skandinavien.
Nach der Messe haben wir noch ein bisschen in die Altstadt von Tallinn reingeschnuppert und waren in einem italienischen Restaurant essen… War echt lecker. Auf dem Weg zurück zum Hotel, das quasi direkt außerhalb der Altstadt liegt, sind wir noch ein bisschen gemütlich durch die Fußgängerzone hier spaziert.
Morgen wird in aller Ruhe die Altstadt von Tallinn erobert. Ich habe das Frühstück für neun Uhr angesetzt. Stress brauchen wir uns in den nächsten drei Tagen nicht mehr machen.

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