Reiselogbuch - 2014 USA-Südwesten


7. Juli 2014

Und da ist es... das Reiselogbuch USA – Südwesten 2014. Nach drei Jahren Pause hat es mich wieder in die Vereinigten Staaten verschlagen, und dieses Mal geht es auf große Rundreise durch New Mexico und Arizona (und ein bisschen Colorado und ein bisschen Texas...)
Start war heute morgen um halb acht. Mit dem Taxi ging's zum Bahnhof in Euskirchen. Mein Vater wollte mich zwar zum Flughafen fahren, aber bei der angespannten Baustellensituation rund um Kölle wollte ich ihm und mir den Stress ersparen und so bin ich mit dem Zug zum Flughafen gefahren. Was, wie ich finde, in Köln echt sehr bequem ist.
Ein kurzer Flug nach Amsterdam und dann war die Langstrecke dran. Vor dem Start hatte ich kein gutes Gefühl, denn hinter mir saßen zwei laute Ukrainer und rechts neben mir (links war das Fenster) eine schwergewichtige Amerikanerin. Das war schon alles was beengt. Aber im Endeffekt dann doch beides nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Unterwegs waren die Ukrainer friedlich, und meine Nachbarin hat sich bemüht, nicht zu mir rüber zu quellen. Der Flug mit Delta Air Lines war okay. Leider hatte ich einen Sitzplatz genau über dem Flügel, was die Sicht ziemlich einschränkte. Dafür war die Verpflegung jedoch ziemlich gut. Ich hab's allerdings bei einer Dose Heineken belassen, weil ich ja noch ne lange Reise hatte und an deren Ende Auto fahren musste.
Die Einreise in die USA ging ziemlich flott. Im Gegensatz zu großen internationalen Flughäfen wie Atlanta oder Houston ist der Bereich der Einwanderungskontrolle in Minneapolis geradezu familiär klein, und unser Flieger war heute Nachmittag der einzige, der aus Übersee ankam. Ansonsten ist in Minneapolis aber schon schön viel Verkehr. Ich glaube, bei meiner nächsten USA-Tour müsste ich mal zwei, drei Tage dort einplanen zum Spotten.
Dann kam die dritte Flug-Strecke des heutigen Tages, von Minneapolis nach Albuquerque, wieder mit Delta, und zwar mit einer MD-90. Auf diesen Flug hatte ich mich schon richtig gefreut und wurde nicht enttäuscht. Der Start im strömenden Regen verhinderte zwar das Fotografieren, aber vom Fliegerischen her war's echt spannend. Gut zweidreiviertel Stunden dauerte der Flug, und zwischendurch gab es immer mal wieder ein paar kleine Umwege und Kurven, um den Gewittern auszuweichen, die unsere Strecke säumten. Zur MD-90 von Delta werde ich demnächst was im Bereich Passagierflieger hier veröffentlichen.
Der Anflug auf Albuquerque erfolgte von Westen und war der krönende Abschluss des Fluges. Die letzten paar Kilometer fliegt man über die Vororte und den Rio Grande. Der Flughafen selber liegt dann wieder in der Wüste, auf einem Hochplateau über dem Flusstal.
Der Flughafen ist übrigens echt interessant und sogar schön, sowohl was die Infrastruktur als auch die Architektur angeht. Das Terminal ist nämlich im Stil der Pueblo-Architektur gehalten und soll ganz bewusst an die hier typische Bauweise erinnern.
Als nächstes wurde der Mietwagen abgeholt. Nicht ganz pannenfrei (obwohl es dieses Mal AVIS war), denn als ich zu meiner Parkbucht kam, saß schon jemand anderes in dem Auto. Man hatte am Schalter zwei mal das gleiche Auto ausgeliehen. Hmmmm... kann passieren. War ihnen auch sichtlich peinlich, und als Trost bekam ich statt des gebuchten Compact Cars einen Jeep Cherokee. Flammneu, so dass man's noch deutlich riecht... und ein richtiges Schlachtschiff. Aber sehr bequem, und da ich nicht vor hatte, öfters in Parkhäuser reinzufahren ist die Größe auch kein wirkliches Problem.
So, und jetzt bin ich ratschkapput und werde versuchen ein bisschen zu schlafen. Bin mal gespannt, wann ich wieder wachwerde.
Als Bild des Tages gibt es einen Blick aus dem Flugzeug auf den Rio Grande. Für diesen Fluss habe ich ja eine Schwäche, und er wird uns auf der diesjährigen Tour noch ein paar Mal begegnen.

 

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27. März 2010

Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.
Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.


8. Juli 2014

Tag eins nach einem Flug über mehr als drei Zeitzonen ist bei mir in der Regel zum in die Tonne kloppen. Statt Programm sollte ich den besser am Flughafen-Zaun einplanen. Naja – so wie die aktuelle Tour gestaltet ist war dafür keine Zeit, und auch wenn der Flughafen hier, wie gestern berichtet, schön ist, hält sich der Verkehr doch etwas in Grenzen.
Heute morgen bin ich erst mal bis halb neun im Bett geblieben. Schlafen ging zwar schon ab halb sechs nicht mehr wirklich, aber ich wollte den Tages-Rhythmus so weit wie möglich an die neue Zeitzone anpassen.
Nach einem kurzen Frühstück im Hotel ging's dann nach Albuquerque rein. Ziel war die Altstadt, die hier „Old Town“ heißt. Auf dem Weg dahin führte die Fahrt auch durch Albuquerque downtown und ich muss sagen, es hat trotz der gut 500.00 Einwohner ein eher mittel- bis kleinstädtisches Flair. Von Wolkenkratzern kann nicht die Rede sein und es gibt nur ein paar Hochhäuser im Stadtzentrum.
„Old Town“ ist der älteste Teil der Stadt. Hier ließen sich 1706 die ersten spanischen Siedler nieder und manche der Adobe-Häuser hier stammen noch aus dieser Zeit. (Adobe nennt man luftgetrocknete Lehmziegel, die hier für die Architektur typisch sind.) Wichtigstes Gebäude in Old Town ist die San Felipe de Neri-Kirche, die 1793 gebaut wurde, und die Ihr auch im Bild des Tages seht. „Old Town“ ist schon nett, aber auch sehr auf den Tourismus zielend, mit Restaurants, Souvenir-Shops und Galerien. Um diese Jahreszeit ist hier aber, temperaturbedingt, Nebensaison... wobei ich es jetzt gar nicht mal so heiß finde. Rund 30 Grad würde ich schätzen. Nach nem dreiviertel Stündchen Spaziergang hat man dann aber auch alles gesehen und so habe ich mich ein bisschen an die Plaza in den Schatten der Bäume gesetzt und gewartet bis es elf Uhr war, denn dann öffnete eine der Hauptattraktionen der „Old Town“, das American International Rattlesnake Museum. Und genau das gab's da auch zu sehen. Klapperschlangen. Ich finde Schlangen ja interessant und spannend, und grade Klapperschlangen mit ihrem Wärmesuchsinn sind was Besonderes. Der Direktor/Besitzer/Betreiber hat so nebenher ein bisschen was erzählt und am Ende meines Rundgangs habe ich noch ein bisschen mit ihm über Krokodile diskutiert. Auf den ersten Blick wirken die drei Museumsräume eher wie ein Rumpelkammer und in gewisser Weise sind sie das auch. Die Terrarien sahen alle topp-gepflegt aus und waren super beschriftet, mit einem eigenen Text für Kinder und auch sonst wissenschaftlich echt fundiert. Aber gleichzeitig lagerte auf den Terrarien Prötel in Plastik-Kisten und es war noch so allerhand anderes an Reptilien-Kram und -Devotionalien zusammen getragen. Auf jeden Fall war das Museum aber einen Besuch und sein Geld wert. Es gab alle möglichen Exemplare der unterschiedlichen Arten aus der Gattung Crotalus – wie die echten Klapperschlangen auf Latein heißen – von fingerdick und -lang bis zu faustdick und anderthalb Meter lang. Schöne Tiere.
Der nächste Programmpunkt war das Indian Pueblo Cultural Center, für eine erste Einführung zum Thema Pueblo-Indianer. Ein gut gemachtes Museum, das von den Pueblos selber betrieben wird, aber in meinem Kopf war heute nur wenig Platz für Kultur und Wissen.
Pünktlich um halb zwei Ortszeit war ich wieder im Hotel, wo es ab 14 Uhr auf ESPN das erste Halbfinale der diesjährigen Fußball-WM zu sehen gab. Ich glaube, den Tag und dieses Spiel werden wir alle nicht so schnell vergessen.
Nach dem Fußball-Spiel wollte ich eigentlich das Sightseeing mit einer Tour zum Sandia Peak, dem Hausberg von Albuquerque, fortsetzen. Angesichts der über den Bergen östlich der Stadt lagernden finsteren Wolken habe ich darauf jedoch verzichtet. Zum Glück habe ich aber am Ende der Rundreise noch mal nen halben Tag Zeit in Albuquerque.
Stattdessen bin ich zum Flughafen gefahren und haben meinen Jeep Grand Cherokee zurückgebracht. Obwohl er sich zwar gut fahren ließ war er einfach ein total unübersichtliches Schlachtschiff. Ich bin heute zweimal angehupt worden, weil ich jemanden im toten Winkel hatte, und nach vorne raus ist die Sicht auch total schlecht. Was sich innerhalb von drei Metern vor dem Auto auf dem Boden befindet sieht man einfach nicht, und vom Spritverbrauch will ich gar nicht reden. Ich habe jetzt ein kleineres SUV – normale Autos hatten sie keine – und mein neuer fahrbarer Untersatz kommt aus Korea. Ein Hyundai Santa Fe. Was könnte für eine Rundreise mit einem Schwerpunkt in New Mexiko besser sein? Morgen geht’s übrigens genau in diese Stadt. Ich denke es wird ein erlebnisreicher Tag werden.

 

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27. März 2010

Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.
Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.


10. Juli 2014

Nach einundzwanzig Jahren immer wiederkehrender Besuche in den USA ist mir heute mal was Neues passiert und es hat mit meinem eher zwiespältigen Verhältnis zu Geschwindigkeitsbegrenzungen zu tun. Ich bin in meinem Hyundai unterwegs auf dem Highway 550 nach Norden, die Sonne scheint aus einem weiß-blauen Himmel, die Musik ist laut, die Stimmung ist gut und ich hab's ein bisschen eilig, denn ich will noch rechtzeitig in Aztec sein, um mir die dortigen Ruinen anzukucken und ich weiß nicht genau, wann die da zu machen. Auf der Gegenfahrbahn kommt mir ein silberner Wagen entgegen und als er so auf meiner Höhe ist blitzen ein paar weiße, rote und blaue Lampen hinter der Windschutzscheibe und im Kühlergrill auf. Ich seh noch im Rückspiegel, wie er wendet. Mist. Geblitzt. Nachdem er mich eingeholt hat fahre ich brav rechts ran, der Officer kommt an die Beifahrerseite und fragt mich, ob ich wüsste was los sei. Schuldbewusst gebe ich zu „I was going to fast, right?“ Joh... so sah er das auch. 83 hat sein Radar angezeigt, dabei waren nur 70 erlaubt. Er hat dann meinen Führerschein mitgenommen und in seinem Wagen das Knöllchen ausgefüllt. Das bekam ich dann in Kopie zusammen mit meinem 'Lappen' zurück und dazu den Hinweis, dass ich entweder das Knöllchen unterschreibe und innerhalb von dreißig Tagen bezahle, oder aber vor dem Stammesgericht erscheinen muss. Dieser Teil des Highway 550 führte nämlich grade durch die Reservation der Jemez Pueblo. Ich hab mich für's Zahlen entschieden und werde in den nächsten Tagen mal beim Pueblo of Jemez Tribal Court anrufen, um meine Strafe zu bezahlen. Das geht ganz unbürokratisch mit Kreditkarte über's Telefon, meinte der Officer. Tja, es gibt für alles ein erstes Mal. Einziger Trost bei der ganzen Sache: das Geld geht in die Stammeskasse des Pueblo of Jemez. Die können das bestimmt besser brauchen als die Bundesstaatsregierung in Santa Fe.
Trotz des kleinen Intermezzos mit der Stammes-Polizei war ich noch so grade rechtzeitig in Aztec, an den sogenannten Aztec Ruins. Der Name ist leider total irreführend, denn die Azteken hatten mit der Anlage rein gar nichts zu tun. Es handelt sich um eine Siedlung der Anasazi, Vorfahren der modernen Pueblo-Indianern. Das Pueblo in Aztec war – anders als im Coronado State Monument – nicht aus Adobe-Ziegeln sondern komplett aus Steinen gebaut. In den 1920er und -30er Jahren fanden in Aztec umfangreiche Grabungen statt und man hat damals auch die große Kiva rekonstruiert, so dass man heute einen ganz guten Eindruck davon bekommt, wie das damals aussah. Aber auch der unrekonstruierte Rest der Anlage ist echt sehenswert. In manchen Räumen des Pueblos findet man noch die originalen Decken, die mehrere hundert Jahre alt sind.
Was ich darüber hinaus an den Aztec Ruins echt spannend fand, das war der Wiedererkennungseffekt. Während ich in Albuquerque überhaupt nicht das Gefühl hatte, schon mal da gewesen zu sein, und in Santa Fe nur am Kapitol, so war der heutige Tag mit Sich-wieder-dran-erinnern voll. Zum Beispiel an Los Alamos (wo ich aber dieses Mal nur durchgefahren bin und auf die Museen verzichtet habe) oder die Jemez Mountains westlich von Los Alamos. Entsprechend haben sich die Aztec Ruins das Bild des Tages heute auch redlich verdient. Leider sieht man aber nur einen Ausschnitt der Anlage, und die rekonstruierte große Kiva ist nicht mit im Bild.
Auch heute war die Konkurrenz um das Bild des Tages wieder hart. Den Vormittag habe ich nämlich im Bandelier National Monument in der Nähe von Los Alamos verbracht, wo man sich die Ruinen der dort ansässigen Vorfahren der Pueblo ansehen kann, und das ganz in der spektakulären Kulisse des Frijoles Canyon, zu deutsch „Bohnen-Schlucht“. Außer alten Steinen gab es hier noch gute Gelegenheiten zum Vögel beobachten und ich hätte eigentlich den ganzen Tag dort verbringen können. Schlechte Planung möchte man sagen. Aber irgendwie musste die Tour ja in drei Wochen untergebracht werden. Dass es dann auf der Weiterfahrt noch anfing zu regnen, und das nicht nur ein bisschen sondern richtig kräftig, hat mein Vorankommen nach der Abfahrt vom Bandelier National Monument nicht grade erleichtert, und führte so letztendlich zu meinem Sponsoring der Stammeskasse des Pueblo of Jemez.
Morgen wird’s aber wieder einfacher. Bis zum Quartier in Cortez sind es nur ca. 80 Meilen und es gibt morgen nur einen Programmpunkt, den Mesa Verde Nationalpark. Den hatte ich eigentlich schon bei meiner USA-Tour 2002 auf dem Programm gehabt, aber damals war der Park wegen Waldbränden geschlossen. Morgen habe ich aber den ganzen Tag Zeit dafür und werde Euch natürlich morgen abend berichten, wie's war.

 

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27. März 2010

Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.
Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.


9. Juli 2014

Heute begann die Rundreise, auch wenn die zurückgelegte Entfernung noch nicht sehr groß war. Von Albuquerque nach Santa Fe sind es nämlich nur rund 60 Meilen. Allerdings hatte ich einen Zwischenstopp auf der Strecke eingeplant, und zwar am Coronado State Monument. Hier kann man nämlich die Überreste eines Pueblos besichtigen.
An dieser Stelle muss ich ein bisschen ausholen und ein paar Hintergrund-Infos geben, denn in den nächsten Tagen wird es zu diesem Thema noch das ein oder andere zu lesen und vielleicht auch zu sehen geben. Als Pueblo-Indianer bezeichnet man die indianischen Gruppen des amerikanischen Südwestens bis nach Nordmexiko hin, die nicht als Nomaden lebten, sondern schon seit Jahrhunderten, lange vor der Ankunft der Europäer, in festen Siedlungen wohnten und deren Wirtschaft auf Ackerbau basierte. Als die Spanier am Beginn der 17. Jahrhunderts in die Gegend des heutigen New Mexico und Arizona kamen und dort auf diese Indianer-Siedlungen trafen, nannten sie sie, in Anlehnung an die Siedlungsformen ihrer Heimat, 'pueblo', zu Deutsch „Dorf“, oder auch „Kleinstadt“. Diese Bezeichnung bürgerte sich dann auch für die Bewohner dieser Siedlungen ein. Allerdings waren die einzelnen Siedlungen der Pueblos politisch unabhängig, quasi wie griechische Poleis, die Stadtstaaten der klassischen Zeit, und hatten darüber hinaus auch unterschiedliche Sprachen. Im Gebiet von New Mexico und dem westlichen Arizona fanden und finden sich vier verschiedene Sprachen bei den Pueblo-Indianern: Hopi, Zuni, Keres und Tano (mit den drei Untersprachen Tiwa, Tewa und Towa). Was aber allen Pueblo-Indianern gemeinsam war, das war der Ackerbau, die Art wie ihre Siedlungen angelegt waren (die Pueblos halt), sowie die Religion. Religiöse Zeremonien wurden und werden unter anderem in sogenannten Kivas abgehalten, speziellen Räumlichkeiten für den Gottesdienst, die oft unterirdisch angelegt sind und entweder einen rechteckigen oder runden Grundriss haben. Okay... soweit der Bildungsteil des heutigen Logbuchs.
Im Coronado State Monument habe ich mir heute die Reste des dortigen Pueblos, samt einer rekonstruierten Kiwa, angesehen. Es gab eine kostenlose Führung - für mich und einen weiteren Touristen – und das alles vor der großen Kulisse der Sandia Mountains und dem Rio Grande, der direkt an dem Ruinengelände vorbeifließt. Da hatte ich beinahe schon das Bild des Tages gehabt.
Anschließend ging die Tour weiter nach Santa Fe. Santa Fe ist die Hauptstadt des Bundesstaates New Mexico und eine der ältesten Städte in Nordamerika. Vom Stil her ähnlich wie die „Old Town“ von Albuquerque, aber deutlich größer, wenn auch insgesamt nur ungefähr ein Zehntel so groß wie Albququerque heutzutage. Santa Fe ist nämlich mit 69.000 Einwohnern nicht viel größer als Euskirchen.
Was mir in Santa Fe noch viel stärker als in Albuquerque aufgefallen ist, das ist der Baustil der allermeisten Gebäude. Man fühlt sich wirklich wie im Wilden Westen, denn sogar die normalen Wohnhäuser sind architektonisch an den Adobe-Baustil der Pueblo-Indianer angelehnt.
Die Altstadt von Santa Fe gruppiert sich um die baumbestandene Plaza, wo es heute Live-Musik gab, zur Freude der Touris und der Einheimischen. Die meisten der Häuser in der Altstadt sind heutzutage Geschäfte, Galerien oder Restaurants. Darüber hinaus gibt es eine katholische Basilika (komplett mit gelb-rotem Schirm im Altarraum), etliche andere Kirchen und natürlich das Kapitol von New Mexico, das auf meinem Besichtigungsplan nicht fehlen durfte.
Ich war pünktlich zur Mittagspause hier im Parkhaus und habe mich dann – zum ersten Mal überhaupt bei einer meiner zahlreichen Nordamerika-Reisen – auf eine Empfehlung des Lonely Planet verlassen und war new-mexicanisch Mittag essen. Sehr lecker. Mit allem was dazugehörte, Reis, Bohnen, Chilis, scharfe Soßen. Ich bin ja bisher nicht so der Freund der nordmexikanischen bzw. Tex-Mex-Küche gewesen, aber das Mittagessen konnte sich heute doch echt sehen lassen.
Statt Mittagspause gab es dann aber einen ausgedehnten Stadtspaziergang und in dessen Verlauf entstand auch das Bild des Tages. Jeden Morgen werden unter den Künstlern aus den Pueblos im Norden New Mexicos die Verkaufsplätze unter den Arkaden des Palace of the Governors verlost. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1610 und war früher mal der Regierungssitz der spanischen Kolonie Nuevo Mexico. Die glücklichen Gewinner der Verlosung können dann einen Tag lang dort die Ergebnisse ihres Kunsthandwerks verkaufen. Auf Decken auf dem Boden werden hauptsächlich Türkis- und Silberschmuck sowie Töpferartikel angeboten.
Nach fast drei Stunden Stadterkundung habe ich dann noch die ersten Shopping-Versuche in den Außenbezirken von Santa Fe unternommen, allerdings erfolglos. Morgen geht’s schon wieder weiter, nach Norden an die Grenze zu Colorado. Ich habe den Wecker mal auf 8 gestellt, aber ich werde wahrscheinlich schon vorher wach sein. Bis ich den Jetlag weggedrückt habe werden wohl noch zwei, drei Tage vergehen.

 

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27. März 2010

Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.
Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.


11. Juli 2014

Heute war ein perfekter Tag, auch wenn ich mich heute morgen nach der Abfahrt in Aztec und Farmington ein bisschen verfranzt und dadurch ne halbe Stunde verloren habe. Der einzige Programmpunkt heute war der Mesa Verde Nationalpark, aber der hatte es richtig in sich.
Mesa Verde ist der einzige Nationalpark in den USA, der einen kulturell-geschichtlichen Schwerpunkt hat (bei allen anderen geht’s um Natur und Landschaft). In Mesa Verde finden sich nämlich ca. 600 Siedlungsstellen der Anasazi. Die meisten davon sind nur klein und beherbergten nur wenige Personen. Aber es gibt auch spektakuläre Beispiele der Pueblo-Architektur.
Mesa Verde ist eine typische Tafelberg-Landschaft aus der Gegend der Four Corners, wo New Mexico, Colorado, Utah und Arizona aneinander stoßen. (Hatte ich erwähnt, dass der Mesa Verde National Park in Colorado liegt, und dass ich im Moment in Cortez, Colorado, im Hotel sitze?) Den Namen „Mesa Verde“, zu deutsch 'grüner Tisch' hat die Gegend übrigens echt verdient. Im Gegensatz zu den vergleichbaren Landschaften im Norden New Mexicos, die mir in den letzten Tagen begegnet sind, ist es hier nämlich grün, und die Hänge und Hochebenen sind mit Kiefern- und Wacholder-Bäumen bestanden. Oder waren es mal, denn Waldbrände sind hier keine Seltenheit. Das musste ich ja, wie gestern erwähnt, bei meinem ersten Besuchsversuch in Mesa Verde im Sommer 2002 feststellen. Entsprechend sehen weite Strecken des Parks auch etwas gerupft aus, mit toten Baumruinen unter denen das Gras und Gebüsch aber fröhlich sprießt. In ein paar hundert Jahren wird es da wieder schönen Wald geben.
Die halbe Stunde Zeitverlust heute morgen hatte mich insofern geärgert, weil man in Mesa Verde sich nicht einfach so die Pueblos ankucken kann. Die wirklich schönen und spannenden kriegt man nur in Begleitung eines Rangers zu sehen und für diese geführten Touren, die in der Regel so ein bis anderthalb Stunden dauern, braucht man ein Ticket. Und diese Tickets neigen dazu, in der Hochsaison schon recht früh ausverkauft zu sein.
Meine Sorge war allerdings unberechtigt. Als ich um viertel vor zehn heute morgen im Visitor Center von Mesa Verde aufschlug gab es für alle von mir ins Auge gefassten Touren noch Karten.
Meine erste Station war das Long House-Pueblo. Die Fahrt dahin hatte vom Visitor Center schon rund ne Stunde gedauert. Der Park ist halt weitläufig und man darf nicht so besonders schnell fahren. An der Long House Ranger-Station wurde der Hyundai geparkt, Sonnencreme aufgetragen... auf mich natürlich, nicht auf den Hyundai... und dann ging's mit Kameras und Wasserflasche bewaffnet erst mal mit dem Shuttlebus weiter. Zum Pueblo selber muss man dann auch noch ein Stück laufen, über Treppen und abschüssige Pfade. Und das ganze auf einer Höhe von durchschnittlich 2.000m über dem Meer. Da kommt man schon ein bisschen ins Schnaufen. Vor allem auf dem Weg zurück nach oben. Wobei es die Touristen heutzutage noch sehr bequem haben, im Vergleich zu den ursprünglichen Bewohnern, denn die sind einfach mit Hilfe von Fingern und Zehen die Felsen rauf- und runtergeklettert.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum die Pueblos überhaupt unter diesen Felsüberhängen stehen. So genau kriegt man diese Frage aber in Mesa Verde auch nicht beantwortet, denn die Experten wissen es selbst nicht genau. Fest steht, dass die Vorfahren der heutigen Pueblo-Indianer ursprünglich oben auf den Mesas lebten und dort Ackerbau betrieben. Um 1100 begann man dann, die Pueblos unter den Felsüberhängen in den Canyons anzulegen und grade mal 200 Jahre später verließen die Anasazi mehr oder weniger geschlossen die Gegend von Mesa Verde, um sich in New Mexico entlang des Rio Grande nieder zu lassen, wo ihre Nachfahren, die heutigen Pueblos, immer noch leben.
Nach dem Besuch des Long House habe ich mir im Zentrum des Parks das Spruce Tree House angesehen, das direkt am Museum liegt, und für das man keine Führung braucht. Abschluss und Höhepunkt meiner Mesa Verde-Erkundung war dann der Besuch des Cliff Palace, des größten Pueblos im Park. Der Cliff Palace ist außer dem das Pueblo, das man am häufigsten auf Fotos sieht. Kein Frage also, was das Bild des Tages ist. Man sieht sowohl die Häuser und Türme, als auch die runden Kivas, denen nach 700 Jahren in der Regel die Decke fehlt. Was man leider nicht sieht sind die Treppen und Pfade, auf denen man da runter kraxeln muss. Übrigens... entgegen anderslautenden Vermutungen war der Grund für das Bauen in den Felsalkoven nicht die Verteidigung. Defensiv-Einrichtungen hat man in keinem der Pueblos vorgefunden. Nach dem Cliff Palace war's dann aber auch schon sechs Uhr heute abend und Zeit, die 30 Meieln bis Cortez zu fahren. Alles in allem also ein absolut gelungener Tag.
Morgen gibt es ein sehr vielseitiges Programm, allerdings auch ein ganze Menge Fahrerei. Es geht nämlich weiter nach Arizona.

 

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27. März 2010

Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.
Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.