21. Juli 2008

Heute Abend sitze ich im Pantanal und schreibe Logbuch. Hier wollte ich schon immer mal hin. Ich glaube ich war 15, als ich mich beim WWF eingeschrieben habe und ich weiß noch, dass in der ersten WWF-Zeitschrift, die ich bekam, der Pantanal das Titelthema war. Und dass ich damals gedacht habe, „Da will ich auch mal hin.“ Und jetzt bin ich hier und schon nach ein paar Stunden haben sich die Erwartungen mehr als erfüllt. Von Cuiabá sind wir über Poconé zu unserer Lodge gefahren. Die Straße heißt Transpantaneira, was viel wichtiger klingt, als die Schotterpiste wirklich ist. Aber was den Tierreichtum angeht, da ist die Gegend hier kaum zu toppen - und ich habe ja schon einiges an Tierreichtum gesehen. Es wimmelt von Wasservögeln – Kormorane, Seeschwalben, Reiher aller Arten, Jabirus (große Störche), Ibisse, Schneckenmilane, Kingfischer, Rosalöffler, Rallenkraniche... was das Ornithologenherz begehrt ist hier und in reichlicher Anzahl. Und Kaimane gibt es! Zu Hunderten wenn nicht Tausenden liegen die Panzerechsen an den schrumpfenden Sümpfen und Wasserlöchern, jetzt, am Ende der Trockenzeit. Ich bin ja wie gesagt, nicht ganz unerfahren, aber hier komme ich doch wirklich noch ins Staunen.
Vier Tage haben wir hier in diesem Tierparadies - ich bin sehr gespannt, was sie bringen werden. Morgen ist um 5 Uhr Wecken, denn um halb sechs geht’s schon raus auf die erste Fußpirsch. Reginaldo hat festes Schuhwerk und lange Hose befohlen - wir müssen also wohl mit Sägegras und Krabbeltieren rechnen. Egal.
Nach all dem Jubel werdet Ihr Euch jetzt wahrscheinlich wundern, warum kein Foto vom Pantanal das Bild des Tages heute ist. Tja – Pantanal war nicht das einzige, was es heute gab. Vor unserem Flug nach Cuiabá haben wir noch eine Stadtrundfahrt durch Brasilia gemacht. Die Stadt wurde Anfang der 1960er Jahre eingeweiht und war vorher ausdrücklich als Hauptstadt Brasiliens geplant und auf einem Hochplateau in Zentralbrasilien angelegt worden – und das nach allen damals geltenden Regeln der Stadtplanung und Städtebaukunst. Das Ergebnis ist hochinteressant finde ich. Nicht nur, dass man in Brasilia an allen Ecken sehen kann, dass Beton KEIN Werkstoff für die Ewigkeit ist. Auch die Architektur und Anlagenplanung der 50er und 60er Jahre, die damals bestimmt hochmodern waren, haben heute einen eher antiquierten Charme und eher etwas Historisches an sich. Jedenfalls bin ich sicher, dass man das heute alles ganz anders machen würde.
Dabei ist die der Stadtplanung und Architektur innewohnende Symbolik teilweise immer noch von Bedeutung und brandaktuell. Man muss sich schon fragen, was während der Zeit der brasilianischen Militärdiktatur (ich glaube von 1965 bis 1982) in den Köpfen der machthabenden Generäle vorgegangen ist, wenn sie am Platz der drei Gewalten vorbeifuhren. Das Bild des Tages ist folglich auch eine der bekanntesten Postkartenansichten von Brasilia. Es zeigt die beiden Parlamentsgebäude von Brasilien (die wie ne Kugel und ne Schüssel aussehen) und die dazugehörigen Verwaltungshochhäuser. Und interessanter Weise liegt das Parlament an der zentralsten Stelle der Stadt. Auch in Brasilien hat man also schon mal von „Alle Macht geht vom Volke aus“ gehört :-)
Nach der Stadtbesichtigung ging es dann zum Flughafen und weiter nach Cuiabá. Morgen hoffe ich, dass ich wieder aus dem Pantanal berichten kann - und ich denke mal, dann gibt es auch wieder Tiere für Euch zu sehen.

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