3. Oktober 2008

Ein komischer Tag war heute. Ich hatte mir den Wecker auf halb acht gestellt, weil ich heute gegebenenfalls nach Ischia fahren wollte. Aber als ich am Fenster raussah war der Himmel strahlend blau. Ich hab mich dann trotzdem beeilt mit Frühstück und allem, denn es sah nach nem super Tag für den Vesuv aus. Aber als ich dann auf die Tangenziale einbog und den ersten Blick auf Kegel werfen konnte, hatte der Berg ne Mütze aus Wolken. Hmmmmmm – konnte sich ja noch ändern, schließlich war sonst kein Wölkchen am Himmel und deshalb bin ich erst nach Ercolano gefahren, um die Ruinen von Herculaneum anzukucken.
Leider steht Herculaneum immer im Schatten von Pompeji. In dem kleinen Fischerort lebten halt nur 4.000 Menschen und nicht 20.000 wie in Pompeji. Aber auch hier blieb das Leben am 24. August 79 n.Chr. stehen. Bei der Eruption des Vesuv wurde Herculaneum unter einer mehrere Meter dicken Schicht aus Asche, Lava und vulkanischem Schlamm begraben. Ursprünglich lag der Ort direkt am Meer, und man sieht in den Ausgrabungen auch noch den alten Küstenverlauf und die Anlegestellen der Boote. Heutzutage ist das Meer etliche hundert Meter weit weg - auch der neue Küstenverlauf ist ein Werk des Vesuvs. Irgendwie hat mir Herculaneum besser gefallen als Pompeji. Es ist kleiner und gemütlicher und da ich schon um neun Uhr heute morgen dort aufgeschlagen bin hatte ich die Ausgrabungen fast für mich alleine. Die Häuser sind auch besser erhalten, als die in Pompeji. Alles in allem strahlt das Ganze einfach viel mehr Gemütlichkeit aus, als Pompeji. Hier war das Leben beschaulicher. Aber obwohl der Vesuv deutlich näher liegt als in Pompeji sieht man ihn in den Ausgrabungen kaum. Das liegt daran, dass der Ort heutzutage eben mehrere Meter unter dem Bodenniveau des modernen Ercolano liegt. Die Häuser der modernen Stadt thronen darüber, wie man auch im Bild des Tages sehen kann. Tja – auch für deren Bewohner sollten die Ruinen ein Mahner und Warnsignal sein.
Jaaaaa... und dann zog es sich zu und der Vesuv sah gar nicht ein, dass er für mich jetzt aufklaren sollte. Ich habe dann beschlossen nach Norden zu fahren und mir die Gegend um Caserta und Capua anzusehen. Eine weise Entscheidung, wie sich herausstellte, denn dort war das Wetter deutlich besser und ich hatte sogar noch einiges an Sonnenschein. Zuerst ging’s nach Casertavecchia, einer auf einem Berg gelegenen mittelalterlichen Stadt, noch von den Langobarden gegründet. Sehr schön – mittelalterliche Gässchen (autofrei, übrigens), alte Häuschen, ein Dom, der... ja, der leider zu war. Denn während an jedem anderen Tag der Woche die Siesta dort erst um 1 beginnt, tut sie das am Freitag schon um 12. Da war nix zu machen, als ich um viertel vor eins vor der verschlossenen Tür stand. Ich bin dann noch ein bisschen durch den Ort spaziert, der sowohl von Einwohnern als auch Touris verlassen schien. Kaum einer Menschenseele bin ich begegnet. Die Preise der Restaurants zeigten allerdings, dass man hier sonst viel mit Touristen zu tun hat. 25 E-Uro für ein Menu turistico, davon werde ich hier in Neapel zwei Tage lang satt. So ergab sich also auch kein Anlass, bis halb fünf die Zeit in Casertavecchia totzuschlagen (dann hätte der Dom nämlich wieder aufgemacht) und so bin ich weitergefahren. Nach Capua. Okay – das ist jetzt ein bisschen kompliziert. Der antike Ort Capua heißt heute Santa Maria de Capua Vetere und ein paar Kilometer weiter gibt es einen neuen (immerhin auch aus dem Mittelalter stammenden) Ort Capua. In der Antike war Capua die mächtigste Stadt Süditaliens und ein gefährlicher Gegenspieler des aufstrebenden Roms, wurde aber letztendlich doch von Rom besiegt. Auch unter der römischen Herrschaft entwickelte sich die Stadt gut und war eines der Zentren der Gladiatorenindustrie. Hier gab es mehrere Gladiatorenschulen, das nach dem Colosseum zweitgrößte Amphitheater des Reiches mit 50.000 Sitzplätzen, und hier begann auch der Spartakusaufstand. Übriggeblieben sind davon nur die Ruinen der Arena, ziemlich verfallen, aber immer noch eindrucksvoll. Auch ein kleines Gladiatorenmuseum gibt’s. Leider nur auf Italienisch beschriftet. Aber einer der dort ausgestellten thrakischen Gladiatorenhelme hatte es fast zum Bild des Tages geschafft.
Dann wollte ich im heutigen Capua noch den Dom ansehen – auch geschlossen. Außerdem zog es sich zu und so bin ich dann zurück nach Neapel gefahren, wo es im Moment in kleineren Abständen heftige Schauer gibt. Im strömenden Regen mit dem Auto durch Neapel, das hat zwar auch was, aber ich hoffe trotzdem, dass morgen wieder gutes Wetter ist.

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