30. September 2008

Ich bin motorisiert – Autofahren in Neapel ist spannend und macht Spaß, aber es ist nicht schlimmer als in Palermo oder Athen (oder dem Rest von Griechenland). Nachdem ich heute morgen den Mietwagen bei der Verleihstation am Bahnhof abgeholt habe, habe ich mich einfach mal in den Verkehr gestürzt um zu sehen auf welcher Autobahn ich rauskomme und danach dann auch das Tagesprogramm gestaltet. Mein Auto ist übrigens stilvoller Weise ein Fiat Punto. Mit welchem Auto, wenn nicht nem Fiat will man schon durch Italien fahren?
Also – ich bin dann irgendwie auf der Tangenziale (der neapolitanischen Stadtautobahn) in Richtung Osten rausgekommen und habe mich deshalb, entgegen den Ankündigungen von gestern entschieden, nach Pompeji zu fahren. Das Wetter war übrigens super und sollte es von heute an schlechter werden, dann habe ich wenigstens Pompeji in der Sonne gesehen. Sicher ist sicher.
Wer vom Vesuv gehört hat, der hat auch von Pompeji gehört. Als alter Vulkanfreak (siehe dazu auch das Reiselogbuch USA-Pazifik 2007) hatte ich schon vom Vesuv in Pompeji gehört bevor ich lesen konnte. Und jetzt war ich da. Tja - was soll ich sagen? Die Gefahr bei besonders hohen Erwartungen ist, dass sie enttäuscht werden. Nicht dass Ihr mich jetzt falsch versteht – Pompeji ist schon klasse und hat viel zu bieten – aber von den Socken war ich jetzt nicht, anders als es mir zum Beispiel letztes Jahr in Mykene oder Epidauros ging.
Pompeji wimmelt von Touris. Es gibt echt jede nur denkbare Kategorie, vom alleinreisenden Individualtouristen (wie mich) über deutsche Oberstufenschüler bzw. Zehntklässler auf Abschlussfahrt und junge Paare mit den beiden kleinen quengelnden Töchtern bis hin zu den unvermeidlichen Busladungen Japanern. Da braucht man schon viel Geduld und innere Ruhe. Und wenn man mal ein bisschen abseits der ausgetretenen und vielbesuchten Wege Pompejis unterwegs ist, dann findet man auch schöne stille und beschauliche Winkel in diesem Häuser- oder vielmehr Ruinenmeer.
Bei dem großen Ausbruch 79 n.Chr. hat der Vesuv echt keine halben Sachen gemacht. Die Menge des dabei ausgestoßenen vulkanischen Materials war mehr als doppelt so groß wie beim bekannten Ausbruch des Mt. St.Helens 1980, so dass man sich vorstellen kann, was damals in Pompeji und den anderen Orten am Fuß des Vulkans los war. Wenn man heutzutage durch die ausgegrabenen Ruinen Pompejis streift, dann hat man fast überall auch den Vesuv im Blick, und wie bereits erwähnt – er kuckt nicht freundlich. Früher oder später wird man Pompeji wohl ein zweites Mal ausgraben müssen. Auch die Gipsabdrücke der Opfer des damaligen Ausbruchs, die an verschiedenen Stellen der Stadt zu sehen sind, geben der ganzen Szenerie etwas sehr bedrückendes. Das ist nicht irgendeine ehemalige Siedlung. Hier sind mehrere tausend Leute um’s Leben gekommen, als der Vulkan ausbrach. Eigentlich ist das das Besondere an Pompeji und unterscheidet diese Siedlung von anderen ausgegrabenen Städten, die ich schon besucht habe. Hier hörte das Leben auf einen Schlag auf – am 24. August 79 n.Chr. Wenn das nicht wäre, dann würde man hier nur das zu sehen kriegen, was man wo anders auch sieht, ein Amphitheater, Tempelruinen, Wohnhäuser, Thermen, ein Forum.
Fünf Stunden habe ich in Pompeji verbracht und mir alles in aller Ruhe angekuckt, mit genügend Zeit, auch mal den Touri-Strom vorbeizulassen und ein von Menschen verlassenes Foto zu machen. Natürlich ist das Foto des Tages auch aus Pompeji – der Blick über das Forum und die Ruinen des Jupitertempels auf den Berg. Dann ging’s zurück nach Neapel, mit nem kleinen Abstecher zum Flughafen um die Spotting-Möglichkeiten abzuklären (...die leider hier ziemlich bescheiden sind. Ich werde aber wohl trotzdem einen Morgen mal zum Fliegerkucken hinfahren, denn der Verkehr, den es hier zu sehen gibt, ist schon recht interessant und für jemanden, der deutsche Flughäfen gewöhnt ist, nicht alltäglich.) Danach ging’s zurück zum Hotel. Nen Parkplatz kriegen war nicht mal schwierig, aber die Gebühren haben es echt in sich. Schon in Pompeji konnte man da mit den Ohren schlackern. Die Knöllchen sollen allerdings auch heftig sein, und so habe ich brav mal ein Ticket gezogen.
Was morgen auf dem Programm steht habe ich noch nicht beschlossen. Das werde ich wohl von Wetter und Laune abhängig machen. So eine Standortreise ist mal was anderes als sonst, wo die Route die Sehenswürdigkeiten vorgibt. Lasst Euch also überraschen, was der nächste Logbucheintrag bringen wird.

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